Kriegsgesc
hichte,
die Geschichte der
Kriege eines
Volkes, eines Zeitraums, eines bestimmten
Kriegs
oder auch eines einzelnen
Feldzugs, daher wohl zu unterscheiden von der Geschichte des Kriegswesens, welche die
Entwickelung
der
Kriegskunst (s. d.) im
Krieg wie im
Frieden, also der militärischen Einrichtungen der
Völker etc., behandelt. Die Kriegsgesc
hichte hat
sich nicht allein mit einer
Erzählung der kriegerischen Ereignisse zu befassen, sondern auch mit einer
Würdigung der politischen Verhältnisse, welche den
Krieg herbeigeführt und seinen Verlauf beeinflußt haben.
Gang (Geologie)

* 2
Gang.Als Teil der Kriegswissenschaft (s. d.) muß sie ein genaues Bild vom Kriegsschauplatz und dem Zustand der feindlichen Heere geben, namentlich soweit diese auf den Gang des [* 2] Kriegs von Einfluß waren; sie muß die Gedanken zu ergründen suchen, welche bei der Leitung des Kriegs maßgebend waren, die Umstände erforschen, welche als Ursachen des Gelingens oder Mißlingens der Operationen zu betrachten sind; sie hat endlich den Krieg kritisch zu beleuchten und durch diese Kritik die Grundlage der Erfahrung für die Kriegswissenschaft zu schaffen.
Die Aufgabe der Kriegsgesc
hichtschreibung ist eine außerordentlich schwierige; die Erforschung der
Thatsachen in ihrem wechselseitigen
Zusammenhang und Einfluß aufeinander, die Ergründung der verschiedenartigsten Umstände, welche die
Feldherren beeinflußt
haben, ist der
Natur der
Sache nach unendlich schwer; denn es liegt im
Interesse der Kriegführenden, vor und während der
Operationen
ihre
Pläne, die Verhältnisse der
Armeen etc. geheimzuhalten, und mannigfache
Ursachen bestimmen die beteiligten
Führer sowie die
Regierungen der kriegführenden
Staaten, den
Schleier über vielem nicht zu lüften, während sie doch die
einzigen sind, welche dazu im stande wären. Ein umfassendes allgemeines Werk über die Kriegsgesc
hichte verspricht,
abgesehen von frühern
Versuchen F. v.
Kauslers (s. d.),
Fürst
Galizyns (s. d. 11) »Allgemeine
Kriegsgesc
hichte aller
Völker und
Zeiten« (deutsch von Streccius,
Kassel
[* 3] 1871 ff.) zu werden; kürzer gefaßt sind J.
^[Julius] v.
Hardeggs
»Grundzüge einer Anleitung zum
Studium der Kriegsgesc
hichte« (Stuttg. 1851) und dessen »Vorlesungen
über Kriegsgesc
hichte« (2. Bearbeitung, das. 1868-78, 3 Bde.).
An kriegsgesc
hichtlichen Werken für einzelne
Perioden oder
Völker etc., einzelne
Kriege und Kriegsepisoden
ist die Litteratur sehr reich.
Besondere Erwähnung verdienen hier die Arbeiten von Köchly und Rüstow (Altertum), General v. Peucker (Germanen), Boutaric (fränkische Zeit), Stenzel, Mone (deutsches Mittelalter), Heilmann (Dreißigjähriger Krieg) etc. Erzherzog Karl (»Feldzüge von 1796 und 1799 in Deutschland«), [* 4]
Clausewitz (»1796 und 1799 in Italien [* 5] und der Schweiz«), [* 6]
Kriegsgesetze - Kriegs

* 7
Seite 10.213. Höpfner
(»Feldzug von 1806 und 1807«) sowie besonders
Rüstow (»Feldherrnkunst des 19.
Jahrhunderts«,
»Krieg von 1805«, fast sämtliche
Kriege der letzten Jahre) gehören zu den bedeutendsten
neuern Bearbeitern der Kriegsgesc
hichte
Memoiren,
Korrespondenzen und
Biographien sowie die neuerdings vielfach
¶
mehr
bearbeiteten Regimentsgeschichten liefern ebenfalls reiches Material zum Studium der Kriegsgeschichte.
Eine ganz neue Phase der Bearbeitung
derselben bezeichnen aber seit dem letzten Jahrzehnt die bald nach Beendigung der letzten großen Kriege hauptsächlich vom
preußischen Generalstab herausgegebenen aktenmäßigen Darstellungen der Kriege von 1864, 1866 und 1870/71. Sie bringen, was
das ganze Volk in seinen Tiefen bewegt hat, mit höchster Unparteilichkeit und in mustergültiger Form
zur allgemeinen Kenntnis in einem großen Sammelwerk, dem sich Spezialbeschreibungen, namentlich für den Festungskrieg und
für einzelne größere Truppenverbände oder für einzelne Kriegstheater, von den berufensten Bearbeitern anreihen. Aber
auch ältere Partien der Kriegsgeschichte
hat der preußische Generalstab zu bearbeiten begonnen, wie denn der österreichische
Generalstab die Zeit des Prinzen Eugen in einem großen Werk behandelt.