die Gefangenschaft der
Preußen.
[* 1] Inzwischen verlieh auch
PapstGregor IX. 1234
Preußen dem
DeutschenOrden
[* 2] als Besitztum, und
obgleich der
Bischof 1238 befreit worden, teilte 1243 der päpstliche
LegatWilhelm vonModena das Land zwischen
Weichsel und
Memel
[* 3] in vier
Diözesen, in denen der Besitzstand so geregelt werden sollte, daß der
Orden zwei Teile,
der
Bischof einen Teil des
Landes erhielt. Christian, welcher diese neuen Verhältnisse nicht anerkennen wollte, geriet zunächst
mit dem
Orden in Zwiespalt und fiel, da er der päpstlichen Weisung, sich eins der vier
Bistümer zu wählen, nicht nachkommen
wollte, schließlich sogar in
Ungnade bei dem apostolischen
Stuhl. Er starb 1245.
Die gleichnamige Hauptstadt des
Stifts (hierzu der Stadtplan) und zugleich des
Königreichs, ganz umgeben von dem
AmtAkershus,
mit einem Gebiet von 10 qkm, liegt im
Hintergrund des malerischen, 110 km langen
Christianiafjords (s. d.)
in einer schönen Gegend am
Fuß des Ekebergs, von welchem man eine schöne und weite Aussicht hat. Die Stadt wird von dem
Flüßchen Akerselv durchflossen und umfaßt außer der eigentlichen Stadt, Opslo oder Gamle-Byen
(»Altstadt«),
mehrere Vorstädte,
wie Piperviken, Ruselökken, Hammersborg, Grünerlökken, Sagene, Rodelökken,
Grönland und Leret, welche
sich fortwährend vergrößern; 1857 zählten sie nur 808 und 1876 bereits 29,915 Einw. Die
Straßen der eigentlichen Stadt sind meist breit u. gerade, gut gepflastert und haben
Trottoirs. Nur in den entlegenern Vorstädten
trifft man noch unregelmäßige
Straßen und
Hütten,
[* 22] die aber mehr und mehr
Palästen weichen müssen.
Überall sind die
Straßen mit
Kloaken versehen und werden mit
Gas erleuchtet; gutes und reichliches Trinkwasser erhält die
Stadt durch eine
Wasserleitung,
[* 23] welche von einem hoch gelegenen
See (Maridalsvandet genannt) ausgeht.
Das
Klima
[* 24] von Christiania ist wegen der reinen, klaren
Luft sehr gesund; die mittlere Jahrestemperatur beträgt
5,3° C., doch ist die
Differenz zwischen der
Temperatur des
Winters
(Januar -5°) und
Sommers (Juli 16½° C.) groß. Von dem
Mittelpunkt der alten Stadt am
Wasser gehen viele
Straßen ab, wo man oft plötzlich von stattlichen, massiven Gebäuden auf
rauhe
Felsen und Wiesenland kommt. Die breiteKarl-Johanns-Gade, die unmittelbar nach der imposanten weißen
Fronte des königlichen
Schlosses (Slottet) auf einer Anhöhe hinter der Stadt führt, ist jeder europäischen Hauptstadt würdig.
Außer der
Kathedrale, »Vor Frelsers
Kirke« genannt, besitzt die Stadt noch elf
Kirchen. Unter den öffentlichen Gebäuden sind
die
Börse, das Sitzungshaus des
Storthings, das Rechtslokal und das
Theater
[* 25] zu nennen. Auf dem alten Marktplatz
steht eine sehr hübsche
Markthalle, ein Ziegelbau in halbbyzantinischem
Stil. Das alte
Schloß, der Sitz der norwegisch-dänischen
Könige bis 1719, existiert nur zum Teil noch; das neue, von
KarlJohann erbaute ist ein großes, aber einfaches Gebäude.
Unfern dieses
Schlosses ist eine zweite
Markthalle neuerdings (1882-83) errichtet. Die
Bevölkerung Christianias
ist in raschem Wachstum begriffen; sie betrug 1801 nur 8931, 1835: 24,045, 1855: 39,958, 1865: 65,514, 1876: 76,866 (ohne
die Vorstädte) und 1885 mit diesen 128,301 Einw. Die industrielle Thätigkeit in der Stadt
und Umgegend ist nicht unbedeutend;
in blühendem Betrieb stehen Baumwollspinnereien,
Webereien, mechanische
Werkstätten,
Papier- und
Ölmühlen, Seifensiedereien,
Branntweinbrennereien, Bierbrauereien, zahlreiche
Sägemühlen, Ziegelbrennereien
etc. In Rücksicht des
Handels ist Christiania die wichtigste Stadt des
Landes und hat
Bergen schon überflügelt.
In den sichern und
geräumigen
Hafen, der freilich 3-4
Monate lang durch
Eis
[* 26] unzugänglich ist,
da man bei
Ringene, 2 km von der
Stadt (oder, wenn auch dort
Eis hindert, bei
Dröbak) aus- und einladet, liefen 1881: 1148 Segelschiffe mit einer Tragfähigkeit