Frage
,
logisch unvollständiger oder unbestimmter
Satz, der durch die Antwort vervollständigt oder näher bestimmt
werden soll. Ist die ein unvollständiger
Satz, so fehlt irgend ein Satzglied
(Subjekt,
Prädikat,
Attribut,
Objekt), welches durch die Antwort hinzugefügt wird. Ist aber die ein unbestimmter
Satz, so kann die nähere Bestimmung desselben
entweder darin bestehen, daß durch die Antwort der
Inhalt der Frage
bejaht (Affirmativfrage
) oder verneint (Negativfrage
), oder
darin, daß zwischen mehreren gegebenen oder möglichen
Fällen gewählt (Disjunktivfrage
) werden muß.
Alle Fragen
, die in
Verbindung mit der Antwort ein kategorisches
Urteil geben, heißen kategorische; diejenigen, welche das
Urteil von einer
Bedingung abhängig machen, hypothetische. Nach der Herbartschen
»Psychologie« geht jedem
Urteil eine Frage
im
Bewußtsein voraus, was mindestens für die aus Nachdenken und Überlegen hervorgehenden
Urteile richtig sein wird. -
Der grammatischen Form nach ist die Frage
entweder eine direkte, im Hauptsatz ausgedrückte (Was ist
Wahrheit?), oder eine indirekte,
abhängige, im Nebensatz stehende
(Pilatus fragt, was
Wahrheit sei).
Ausrufe in Form von Fragen
heißen uneigentliche oder rhetorische Fragen (s. unten). Die eigentlichen
Fragen
haben besondere Bedeutung für
Erziehung und
Unterricht und zwar gleicherweise die naiven Fragen
der
Kinder, die dem
Lehrer den
Punkt zeigen, an den er bei seinem Zögling anknüpfen kann, wie die Lehrfragen
des
Erziehers,
durch die er entweder den
Schüler zum Nachdenken anleitet (Entwickelungsfragen
, Leitfragen), oder denselben zur Wiedergabe
des Gelernten veranlaßt (Prüfungsfragen
).
Die Kunst der Fragestellung, besonders im Unterricht, heißt Erotematik (s. Erotema).
Vgl. Reinstein, Die
Frage
im
Unterricht (Leipz. 1874).
Als rhetorische Frage
bezeichnet man eine
Redefigur, welche, ohne eine ausgesprochene Antwort zu erheischen, nur die Verwunderung
oder den Unwillen des
Redenden ausdrücken oder die entsprechenden
Bewegungen im Hörenden erregen soll. Sie dient ferner dazu,
den Gegner in Verlegenheit zu bringen und eine vorausgehende Behauptung zu begründen. Außer dem Redner bedienen sich der
Frage
namentlich die Dichter, z. B.
Schiller im
»Wallenstein«:
Sind es nicht meine Truppen? Bin ich nicht
Ihr Feldherr und gefürchteter Gebieter?
In der
Politik und in der
Wissenschaft hat das
Wort auch noch die Bedeutung von
Problem. In diesem
Sinn redet
man von der orientalischen Frage
, der
Schul-,
Kirchen-,
Arbeiterfrage etc.