her zwischen gepulvertem
Blutstein ausgeglüht (um sie weich zu machen) und in einer rotierenden
Tonne mit
Sand gescheuert.
Kupferne Nägel
[* 2] werden geschmiedet und zum Befestigen der Kupferbeschläge an Seeschiffen gebraucht (eiserne Nägel werden
durch elektrische
Wirkung schnell zerstört). Für Schiffsbeschläge aus
Muntzmetall und für Schieferdächer benutzt man auch
gegossene Bronzenägel. Zinknägel werden aus Stäbchen, die aus gewalzten
Platten geschnitten sind, oder
aus starkem
Draht
[* 3] warm geschmiedet, in Nägeleisen mit
Köpfen versehen und besonders bei
Dachdeckungen mit Zinkblech gebraucht.
Tapeziernägel, zum
Beschlagen gepolsterter
Möbel,
[* 4] besitzen halbkugelige, oft verzierte, unterwärts hohle
Köpfe und werden
teils im ganzen aus
Messing gegossen und an den
Köpfen abgedreht, mit Goldfirnis gefirnißt, mit
Zinn weiß
gesotten oder naß versilbert, teils auch durch Zusammenlöten von
Kopf und
Nagel erzeugt. Gegenwärtig wird
Nagel und
Kopf meist
durch Prägung verbunden. Man hat auch
Maschinen konstruiert, welche alle
Operationen, wie das Ausstoßen der kleinen Metallköpfe
aus
Blech, das vorbereitendePrägen zu einer Art runder Näpfchen und die Anfertigung der kleinen eisernen
Nägel mit glattem
Schaft,
Kopf und
Spitze, gleichzeitig und selbstthätig verrichten und das
Fabrikat in rohem Zustand fertig liefern.
Der Eisendraht wird in
Ringen und das
Blech in
Streifen der
Maschine
[* 5] vorgelegt. Nägel mit gegossenen
Köpfen bestehen aus einem
geschmiedeten
Schaft, über welchen ein großer messingener
Kopf gegossen wird (Bildernägel). Hölzerne Nägel kommen als
Döbel,
Dippel, Dübbel (rund und etwas verjüngt zugeschnittene
Holzstücke, die in vorgebohrte
Löcher eingetrieben werden) und namentlich
als hölzerne Schuhstifte vor. Über letztere s.
Holzstifte.
Geschichtliches. Nägel aus
Eisen,
[* 6]
Bronze
[* 7] und
Kupfer
[* 8] als verbindende Teile bei Bauwerken wurden bei allen alten
Kulturvölkern, insbesondere den Ägyptern, Griechen und
Römern, dann auch, wie die
Funde bei
Hallstatt, in den Totenkammern
der
Hünengräber und den spätern
Pfahlbauten
[* 9] beweisen, schon in prähistorischer Zeit, von den
Kelten vor 2000
Jahren in verschiedenen
Größen und Gestalten, namentlich der
Köpfe, durchGießen
[* 10] und
Schmieden hergestellt. Daß dabei Nageleisen
Verwendung fanden, zeigt der
Fund eines solchen aus prähistorischer Zeit im
Jura bei Eisenschmelzhütten. Im
Mittelalter bildete
sich die
Zunft der Nagelschmiede, welche bis auf den heutigen
Tag in althergebrachter
Weise eiserne Nägel schmieden.
Daneben bildete sich seit Beginn unsers
Jahrhunderts die fabrikmäßige Erzeugung von Nägeln mit
Hilfe
von
Maschinen aus. Zuerst ahmte man dabei die
Handarbeit nach, indem man das
Eisen glühend zwischen
Walzen verarbeitete
(Clifford
1790), die mit zwei entsprechenden Vertiefungen versehen waren, zwischen denen das
Metall zu Nägeln geformt wurde, oder indem
man Schmiedemaschinen mit
Gesenken verwendete
(Ryder 1841). Viel wichtiger wurde die Fabrikation auf kaltem
Weg, durch Zerschneiden von Eisenschienen, welche in einem
Walzwerk
[* 11] mit einem entsprechenden
Querschnitt vorgewalzt wurden
(geschnittene Nägel, Guppy 1796 u. 1804), mehr noch aber von
Eisenblech seit 1830 (Blechnägel). Die größte Verbreitung fand
endlich die Anfertigung aus
Draht
(Drahtstifte), welche lange Zeit ihren Hauptsitz in
Paris
[* 12] hatte
(PariserStifte) und seit etwa 1840 in
Deutschland
[* 13] eingeführt ist. Die erste hierzu vorgeschlagene
Maschine wurde 1811
White patentiert;
wirklich brauchbar aber wurde sie erst später, besonders durch
Philippe in
Paris (1832) und durch
Werder in
Nürnberg
[* 14] (1846).
1)
HansGeorg,
Komponist und Musikschriftsteller, geb. zu Wetzikon im Kanton Zürich,
[* 25] errichtete 1792 zu Zürich
[* 26] eine
Musikalienhandlung, bethätigte sich jedoch gleichzeitig nach künstlerischer Seite als
Gründer und
Dirigent
verschiedener
Gesangvereine sowie durch Herausgabe der Pfeifferschen »Gesangbildungslehre
nach Pestalozzischen
Grundsätzen« (1812),
der er später eine eigne »Chorgesangschule« (1820) folgen ließ. Von 1819 bis 1825 hielt
er in verschiedenen süddeutschen
Städten Vorlesungen über
Musik (veröffentlicht u. d. T.: »Vorlesungen über
Musik mit
Berücksichtigung des
Dilettanten«,
Tübing. 1826),
welche ihn in einen polemischen Briefwechsel mit dem
HeidelbergerProfessorThibaut (s. d.) verwickelten. Seine bei dieser Veranlassung ausgesprochenen,
später von ihm unter dem
Titel: »Der Streit zwischen der alten und neuen
Musik« veröffentlichten
Ansichten lassen ihn als
warmen
Freund des musikalischen Fortschritts erkennen, und in dieser
Richtung konnte er um so nachhaltiger
wirken, als er während seiner letzten Lebensjahre Mitglied des
Züricher Erziehungsrats, später auch des
GroßenRats und
zugleich
Präsident der Schweizerischen Musikgesellschaft in Zürich
war. Als Förderer des Volksgesanges bewährte er sich auch in
seinen
Kompositionen, von denen namentlich die volkstümlichen
Lieder (darunter das allbekannte »Freut
euch des
Lebens«) weite Verbreitung fanden. Er starb in Zürich.
2) KarlWilhelm, Botaniker, geb. 1817 zu Kilchsberg ^[richtig: Kilchberg] bei Zürich,
war Professor der Botanik in Zürich
und lehrt als solcher
seit 1857 in München.
[* 29] Nägeli hat in allen Teilen der Botanik grundlegend gearbeitet. Er gab der Morphologie eine streng entwickelungsgeschichtliche
Grundlage, indem er seine morphologischen Untersuchungen vorwiegend an die niedern Kryptogamen anknüpfte,
welche auf diese Weise in den Bereich methodischer Forschung hineingezogen wurden.
Dabei machte er die neue Zellenlehre zum Ausgangspunkt der Morphologie und untersuchte namentlich auch die Zellbildung und
die Molekularstruktur der einzelnen Organe der Zelle.
[* 30] Er behandelte auch die Algen
[* 31] im systematisch-deskriptiven Sinn und lieferte
sehr wertvolle Untersuchungen über Phanerogamengattungen, bei denen die Artbegrenzung wegen des Vorkommens
von Hybriden oder von konstantern Zwischenformen der Systematik Schwierigkeiten bietet. Besonders bei den Hieracien gelangte
er zur Aufstellung von Zwischenarten, deren Entstehung durch Transmutation der Arten er als einen in dieser Gattung noch gegenwärtig
fortdauernden und zugleich von Standortsverhältnissen abhängigen Prozeß nachwies. In neuerer Zeit beschäftigte
er sich hauptsächlich mit den Bakterien.
Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Die neuern Algensysteme« (Zürich
1847);
(Tutenmergel), spitz kegelförmige, hohle Gestalten, die zu mehreren ineinander gesteckt,
senkrecht zur Schichtungsfläche gestellt, gewöhnlich eine zentimeterdicke, mitunter aber auch dickere Schicht bilden.
Sie
kommen in verschiedenen Formationen, namentlich im Lias und Muschelkalk, vor und sind ihrer Bildungsweise nach noch nicht recht
erklärt, aber wohl ähnlich wie die Stylolithen (s. d.) entstanden.
Verletzungen der Hufsohle der Haustiere durch Eintreten von Nägeln und andern spitzen Körpern, bedingen
je nach Ort und Tiefe des Eindringens leichte oder schwere, selbst tödliche Erkrankung.
Pferde
[* 42] treten sich die Nägel leicht
auf gepflasterten Wegen in die Hufe und lahmen sofort oder nach mehreren Tagen mit dem Beginn einer schmerzhaften
Entzündung.
An den Zehennägeln entsteht
die Nagelverkrümmung sehr häufig bei Leuten, welche die Nägel jahrelang nicht verschneiden und unpassendes, namentlich enges Schuhwerk
tragen.
eine durch ihr Gebiß und die damit zusammenhängenden Besonderheiten in der Bildung des Schädels scharf
umschriebene Ordnung der Säugetiere. Sie haben keine Eckzähne und meist nur wenige Backenzähne; auch die Schneidezähne
sind an Zahl verringert (mit Ausnahme der Hasen, welche im Oberkiefer 4, im Unterkiefer 2 haben, sind in jedem Kiefer
nur 2 vorhanden), dafür aber sehr stark und scharf, bogenförmig gekrümmt und von unbegrenztem Wachstum. Sie büßen daher
trotz der raschen Abnutzung durch das Beißen auf die vielfach harte Nahrung nichts von ihrer Länge ein, wachsen aber, wenn
die ihnen entgegenstehenden Zähne
[* 46] im andern Kiefer durch einen Zufall entfernt werden, im Bogen
[* 47] fort, so
daß sie sogar die Nahrungsaufnahme unmöglich machen.
Das Nagen mittels der Schneidezähne geschieht durch Vor- und Rückwärtsbewegung des Unterkiefers, während seitliche Bewegungen,
wie sie die Wiederkäuer
[* 48] ausführen, durch die Bildung des Kiefergelenks fast ganz ausgeschlossen sind. Die Gliedmaßen sind
bei den raschen und vielfachen Bewegungen, welche die Nagetiere machen (sie laufen, schwimmen, graben, springen
und klettern meist vortrefflich), sehr stark gebaut; namentlich gilt dies von den Hinterbeinen, während die Vorderbeine
meist zum Halten der Nahrung benutzt werden. Der Gang
[* 49] erfolgt auf der Sohle; die Zehen sind frei und meist mit Krallen bewaffnet.
Ein Schlüsselbein ist vorhanden, obwohl mitunter nur schwach. Die Nahrung besteht meist aus pflanzlichen
Stoffen, besonders aus Früchten, Körnern und Wurzeln; von einigen Gattungen werden Vorräte in besondern Backentaschen, die sich
innerhalb oder außerhalb des Mundes öffnen können,
¶
untergebracht und so in die Nester geschleppt. Der Magen
[* 53] ist häufig in zwei Teile geschieden und mit Blindsäcken versehen;
am Darm
[* 54] fehlt der Blinddarm fast nie, ebenso ist fast immer eine Gallenblase vorhanden. Die Hoden liegen meist in der Bauchhöhle,
rücken aber zur Brunstzeit in den Hodensack. Die Gebärmutter
[* 55] ist mehr oder weniger doppelt; bei einzelnen
Gattungen sind sogar zwei Scheiden vorhanden. Die Zitzen, 2-14 an der Zahl, liegen meist in der Weichengegend, selten auch an der
Brust.
Die geistigen Fähigkeiten der Nagetiere sind im allgemeinen, entsprechend dem kleinen und windungslosen Gehirn,
[* 56] nur gering; indessen
äußern einige ArtenKunsttriebe, indem sie Nester bauen, komplizierte Höhlungen und Wohnungen graben und
Wintervorräte aufhäufen. Die Sinnesorgane sind stets entwickelt, nur bei einigen grabenden Formen fehlen die äußern Ohren
und sind die Augen sehr klein. Einige Nagetiere verfallen zur kalten Jahreszeit in Winterschlaf, andre stellen in großen ScharenWanderungen
an. Sie sind sehr fruchtbar, und manche werfen im Jahr 4-6mal.
Die Nagetiere sind über die ganze Erde verbreitet, vorzugsweise aber in Nordamerika
[* 57] zu Haus; einige Arten folgen als Kosmopoliten dem
Menschen in alle Weltteile. Südamerika
[* 58] unterscheidet sich durch seine Nagetiere sehr bestimmt von Nordamerika, und auch Afrika
[* 59] weicht
durch besondere Gattungen von den übrigen Teilen des alten Kontinents ab. In Australien
[* 60] sind nur einige
Gattungen von Mäusen heimisch. Fossil treten Nagetiere schon sehr früh auf; sie erlangten zum Teil eine weit bedeutendere Größe
als die noch lebenden, welche noch kein Meter an Länge und kaum ein halbes an Höhe erreichen, dagegen in ihren kleinsten
Vertretern mit zu den kleinsten Säugetieren gehören. Die ältesten echten Nagetiere sind den Versteinerungen zufolge die Eichhörnchen
gewesen. Die lebenden (über 700) Arten reiht man in etwa 100 Gattungen und in 6-16 Familien, resp. Unterfamilien ein. Am gebräuchlichsten
ist jetzt die folgende Einteilung:
4. Familie. Stachelschweine (Hystricidae). Auf dem Rücken lange Stacheln, Zehen mit scharfen, starken Krallen, Beine und Schnauze
kurz, nur 16 Backenzähne. Es sind nächtliche Tiere, die teils auf Bäumen, teils in selbstgegrabenen Löchern leben. Von
den lebenden 6 Gattungen mit etwa 25 Arten sind die kletternden und mit langem Greifschwanz versehenen
Baumstachelschweine (Cercolabina) nur in Amerika
[* 64] heimisch, während die Hystricina oder echten Stachelschweine (Tafel II) nur
in Afrika, Südasien und Südeuropa vorkommen, jedoch fossil auch in Nordamerika gefunden sind.
5. Familie. Schrotmäuse (Echimyidae) oder Trugratten, ähneln den echten Ratten in der Form des Körpers sowie durch
den langen, geringelten Schwanz, Haarkleid teils weich, teils straff und selbst mit Borsten und Stacheln versehen, Füße meist
mit 5 Zehen, 16 oder auch nur 12 Backenzähne. Die 18 lebenden Gattungen mit etwa 50 Arten sind
vorzugsweise in Südamerika heimisch,
jedoch auch in Südeuropa und Afrika anzutreffen; fossil finden sie sich selbst in Mitteleuropa. Hierher
unter andern Myopotamus (Sumpfbiber, Taf. II).
10. Familie. Maulwurfmäuse (Spalacidae oder Georychidae). Gestalt ähnlich derjenigen der Maulwürfe, Ohren
und Augen versteckt, Beine kurz und fünfzehig, zu Grabfüßen umgestaltet, Schwanz stummelförmig, 12-16 Backenzähne. Leben
in selbstgegrabenen Gängen. 7 Gattungen mit fast 20 Arten, in Südosteuropa, West- und Südasien sowie in fast ganz Afrika.
Seit 1821 Präsident des Generalpostamts und seit 1823 preußischer Generalpostmeister, begründete er
das moderne Postwesen in Deutschland, wenn er auch von Vorurteilen, z. B. gegen die Eisenbahnen, nicht frei war. (Nach ihm wurde
eine Sorte sehr dünnen Briefpapiers »Naglers Verdruß« genannt.) 1823 verlieh
ihm der König das Adelsdiplom, und 1824 wurde er mit Belassung des Postdepartements als Gesandter bei
dem Bundestag in Frankfurt
[* 73] a. M. akkreditiert; 1835 von da abberufen, trat er in seine Stellung als Generalpostmeister zurück
und wurde 1836 zugleich zum Staatsminister ernannt. Er starb Sein übrigens ziemlich wertloser Briefwechsel mit
dem Staatsrat Kelchner ist von Mendelssohn-Bartholdy (Leipz. 1869, 2 Bde.)
veröffentlicht worden.
2) GeorgKaspar, Kunstschriftsteller, geb. zu Obersiesbach bei Freising,
[* 74] besuchte die Universität
zu München und ward Antiquar und Buchhändler. Die Hauptwerke Naglers, dessen Bedeutung weniger in der Kritik als im fleißigen
Sammeln lag, sind: »Neues allgemeines Künstlerlexikon« (Münch. 1835-52, 22 Bde.; neue Bearbeitung von J. ^[Julius] Meyer u. a.,
Leipz. 1870 ff.) und »Die
Monogrammisten« (Bd. 1-3, Münch. 1858-63; Bd. 4, hrsg.
von Andresen, 1864 ff.; Bd.
5, von Clauß, 1876-80). Nagler starb in München.
Division (Regierungsbezirk) der Zentralprovinzen im britisch-ind. Kaiserreich, 62,261 qkm (1131 QM.)
groß mit (1881) 2,758,056 Einw. (meist Hindu, nächstdem Naturanbeter), zerfällt in die Distrikte Nagpur (9805 qkm oder 178 QM.
mit 697,356 Einw.), Bhandara, Tschanda, Wardha und Balaghat. Das ebene, aber mit zahlreichen isolierten Hügeln
besäete Land wird von der Wainganga in nordsüdlicher Richtung mitten durchflossen, bis dieselbe in die Godaweri fällt, welche
mit der Pranhita u. a. die
Süd- und Südwestgrenze gegen Haidarabad und Berar bildet.
Fieber treten häufig verderblich auf, ebenso Cholera und Pocken. Nagpur ist im ganzen wohlbewässert und zum größten Teil für
den Ackerbau geeignet; Hauptkulturen sind: Reis, Weizen, Ölsaaten, Baumwolle.
[* 79] Von Mineralien
[* 80] findet man Gold,
[* 81] etwas Malachit, sehr
viel vorzügliches Eisenerz, das die Gond schmelzen, Kohle (bei Warora ausgebeutet), Antimon, Ocker. Früher waren die hier gefertigten
Baumwollgewebe ihrer Feinheit halber hochberühmt, jetzt ist die Baumwollweberei sehr gesunken; noch fertigt man Gewebe
[* 82] aus wilder Seide,
[* 83] Messingwaren und Steingut. Um 1700 wurde der Bezirk noch von Radschas des Deogarh-Gondreichs regiert; 1716 kam
er unter die Gewalt derBhonsla-Könige von Berar. Sie leisteten später den Pindhari Beistand und kamen dadurch 1816 in feindliche
Berührung mit den Engländern, die das Reich zuerst beschnitten, dann 1853 es als heimgefallen erklärten
und zum Mittelpunkt der neuen Zentralprovinz machten. - Die gleichnamige Hauptstadt des Bezirks hat ein großes Gefängnis,
Hospital, Irrenhaus, Asyl für Aussätzige, Armenhaus, viele Hindutempel, Gärten und Teiche zur Wasserversorgung. In der Vorstadt
Sitabaldi mit altem Fort und englischer Besatzung wohnen die Europäer. Die Stadt hat (1881) 98,299 Einw.,
welche feine Baumwollgewebe fertigen und bedeutenden Handel mit Getreide,
[* 84] Salz,
[* 85] Stoffen, Seide, Gewürzen u. a. treiben. Die Stadt
liegt an einer Zweigbahn der Bombay-Allahabad-Eisenbahn, die von hier nach O. weitergeführt wird. Nordöstlich, 14 km entfernt,
die große Militärstation Kamthi mit 50,987 Einw.
(spr. nádj-bānja, ehemals Frauenstadt), königliche Frei- und Bergstadt im ungar. Komitat Szathmár, Endstation
der Ungarischen Nordostbahnlinie Szathmár-Nagy-Bánya, hat (1881) 8632 Einw.,
Fabrikation von Spiritus,
[* 87] Töpferwaren, Schmelztiegeln, Leinwand und Baumwollzeugen, bedeutenden Obstbau, lebhaften Handel, ein
Minoritenkloster, ein Obergymnasium und ist Sitz einer Berghauptmannschaft und Montandirektion. Das erzreiche
Trachytgebirge, welches sich von Nagy-Szölös über Nagy-Bánya bis Kapnik-Bánya hinzieht, enthält zahlreiche und bedeutendeBerg-
und Hüttenwerke, welche in Nagy-Bánya ihren Mittelpunkt haben. In denBergwerken Nagy-Bánya (Rothwasser und Kreuzberg) und Felsö-Bánya, die
meist schon seit dem 14. Jahrh. in Betrieb stehen, und von denen jenes im
Kreuzberg 1490 Eigentum der FamilieFugger war, sowie in den HüttenwerkenKapnik-Bánya und Fernezely, wo insgesamt 1931 Arbeiter
beschäftigt sind, wurden zuletzt jährlich ca. 540 kg Gold, 11,000 kg Silber, 29,000 kg Blei
[* 88] und 800 Meterzentner Kupfer gewonnen.
großen Strafanstalt und neuem großartigen Kollegiumgebäude, hat (1881) 5362 meist ungar.
Einwohner, starken Getreide- und Weinbau, ein berühmtes und reiches, vom FürstenGabrielBethlen 1658 gegründetes reform.
Kollegium, eine reformierte theologische Anstalt samt Lehrerpräparandie, eine Handels- und Winzerschule und ein Bezirksgericht.
(spr. nádj-kārolj), Stadt und Sitz des ungar.
Komitats Szathmár, an der Ungarischen Nordostbahn, mit Piaristenkloster und gräflich Károlyischem Schloß, hat (1881) 12,536
Einw. (meist Ungarn),
[* 90] Lein- und Wollzeugweberei, Wein-, Roggen-, Mais- und Tabaksbau, ein Gymnasium, ein Steuerinspektorat, Bezirksgericht
und Tabakseinlösungsamt.
(spr. nádj-márosch),Markt im ungar. KomitatHont, an der Bahnlinie Wien-Budapest und Donaudampfschiffstation,
gegenüber der alten Königsburg Visegrád, mit (1881) 3539 deutschen und ungar.
Einwohnern, Wein- und Tabaksbau.
(spr. nádj-röhze,Groß-Rauschenbach), Bergstadt im ungar. KomitatGömör, mit (1881) 1898 meist slaw.
Einwohnern, Gymnasium, Lehrerpräparandie, vielen Eisenhämmern und Bezirksgericht. Nagy-Röcze ist der Sitz der Rimamuránythaler Eisenwerkgesellschaft.
(spr. nádj-ssent-míklōsch),Markt im ungar. KomitatTorontál, an der Aranka
und der Österreichischen Staatsbahn (Linie Valkány-Perjámos), mit (1881) 8988 rumänischen, ungarischen, serbischen und
deutschen Einwohnern, Bierbrauerei,
[* 92] Spiritus-, Essig-, Likör- und Rosogliofabrikation, vorzüglichem Getreide- und Weinbau,
Ackerbauschule und Bezirksgericht.
(spr. nádj-tápoltschānj),Markt im ungar. KomitatNeutra, an der Neutra, Station der Neutrathalbahn,
mit (1881) 3689 slowak.
Einwohnern, Safranbau, Pferdemärkten und
Bezirksgericht.
In der Nähe von Nagy-Tapolcsány, das einst eine königliche Stadt war, Tavarnok, mit schönem Schloß,
Park und großer Zuckerfabrik.
Bartolomé de Torres, einer der ältesten span. Dramatiker, wahrscheinlich im letzten Viertel des 15. Jahrh.
zu Latorre bei Badajoz geboren, trat in den geistlichen Stand. Nach einem an Abenteuern reichen Aufenthalt in Algier,
wohin er als Gefangener kam, trat er in Rom
[* 93] mit der FamilieColonna in Verbindung und fand an dem PapstLeo X. einen Mäcen. Später
lebte er zu Neapel,
[* 94] seine fernern Schicksale aber sowie sein Todesjahr sind unbekannt. Seine acht Lustspiele, die nebst seinen
lyrischen und satirischen Gedichten unter dem Titel: »Propaladia« (Rom 1517, Sevilla
[* 95] 1520 u. öfter, Toledo
[* 96] 1535) erschienen, können als die ersten Anfänge des spanischen Dramas gelten.
Sie sind sämtlich in Redondillen abgefaßt, in fünf Akte (hier zuerst »Jornadas« genannt) geteilt und zum Teil recht gut
erfunden, auch in reiner und fließender Sprache
[* 97] geschrieben. Wegen der darin enthaltenen satirischen
Ausfälle gegen den päpstlichen Hof
[* 98] wurden die »Propaladia« von der Inquisition verboten; die meisten Exemplare wurden unterdrückt,
dagegen eine gereinigte Ausgabe veranstaltet (Madr. 1573). Böhl v. Fabers »Teatro español« (Hamb. 1832) enthält
vier Stücke Naharros und Ochoas »Tesoro del teatro español« (Par.
1838) die »Himenea«.
linker Nebenfluß des Rheins, entspringt 414 m ü. M. bei Selbach im oldenburg. FürstentumBirkenfeld, geht nach Rheinpreußen über, trennt dann den dortigen Regierungsbezirk Koblenz
[* 99] von der bayrischen Pfalz und zuletzt
von Rheinhessen, ist wegen geringer Tiefe und felsigen Bettes nicht schiffbar und mündet nach 130 km langem Lauf, 75 m ü. M.,
bei Bingen.
[* 100] Durch das Nahethal, eins der schönsten Nebenthäler des Rheinthals, führt die Rhein-Nahebahn
(Bingerbrück-Neunkirchen) mit zahlreichen Tunnels. Nebenflüsse der Nahe sind: links der Hahnebach ^[richtig: Hahnenbach] und
Kellenbach (Simmerbach), rechts die Glan und Alsenz.
mit Hilfe von Nadel und Faden
[* 101] Gewebe befestigen, verbinden oder verzieren und zwar durch Hand- oder Maschinenarbeit.
Die bei der Handarbeit benutzte Nähnadel hat am dickern Ende ein Öhr, durch welches der Faden hindurchgezogen wird, und beim
Nähen sticht man die Nadel stets vollständig durch das Gewebe hindurch (Unterschied von der Maschinenarbeit).
Man unterscheidet Verbindungs- und Ziernaht und den Saum. Erstere dienen dazu, zwei Zeugstücke miteinander zu verbinden, oder
zum Schmuck der Stoffe, letzterer die doppelt umgelegte Schnittkante eines Stückes zu befestigen. Zu Naht und Saum verwendet
man im wesentlichen dieselben Stiche.
Der Vorderstich, ein einfaches Aufnehmen und Liegenlassen weniger Fäden des Gewebes, gibt eine lose Naht,
die beim flüchtigen Nähen, bei leichten Stoffen und hauptsächlich zum Kräuseln oder Faltenaufziehen gebraucht wird. Beim Nähen mit
Seiten- oder Saumstichen legt man die eingebogene Schnittkante des einen Stoffteils auf den andern Stoffteil und nimmt nun
abwechselnd einige Fäden des untern Stoffes und dann der daraufliegenden Kante auf. Dieser Stich kommt besonders
beim Flicken zur Verwendung. Der Hinter- oder Steppstich entsteht, wenn man mit der Nadel auf der Oberseite des
¶
mehr
Stoffes nach rückwärts bis zum letzten Stiche geht, dicht an demselben durchsticht und auf der Unterseite des Stoffes wieder
einige Fäden vorwärts geht. Er gibt die festeste Naht und wird daher hauptsächlich beim Wäschenähen angewendet. Mit überwendlichen
Stichen kann man nur entweder zwei Webekanten oder zwei gesäumte Schnittkanten verbinden. Man legt
beide Kanten aufeinander und sticht, ein bis zwei Fäden tief, durch beide hindurch. Bei der Hohlstichnaht werden einige Längsfäden
aus dem Stoff gezogen und die stehen bleibenden Querfäden in Gruppen von je zwei, drei oder mehr geteilt und durch Seitenstiche
befestigt.
Mit Stiel-, Fischgräten-, Hexen- und Kettenstich werden besonders Verschönerungs- oder Ziernähte ausgeführt.
Aus Naht und Saum zusammengesetzt sind die französische und die Kappnaht. Bei beiden werden erst zwei Schnittkanten durch
Steppstiche miteinander verbunden, dann beide Schnittkanten nach derselben Seite umgebogen, bei der französischen Naht eingebogen
und mit Steppstichen, bei der Kappnaht fest eingerollt und mit Saumstichen auf den einen Stoffteil genäht.
Vgl. Hillardt, Das Nähen (3. Aufl., Wien
[* 103] 1887).
(Retrakt, Einstand, Geltung, Losung, Nähergeltung, Zugrecht), das einer Person (dem Retrahenten oder Nähergelter)
zustehende Recht, in den Vertrag, welchen ein Grundeigentümer mit einem Dritten über den Verkauf eines Grundstücks an den
letztern abgeschlossen, dergestalt einzutreten, daß der Käufer dieses Grundstück an jene Person gegen
Erstattung des Kaufpreises abzutreten verbunden ist. Der älteste Fall, in welchem das heutzutage fast gänzlich unpraktische
Näherrecht zur Anwendung kam, ist die sogen. Erblosung (Retractus gentilitius), nämlich dasjenige Näherrecht, welches den gesetzlichen Erben
des Verkäufers in Ansehung eines sogen. Erbguts zustand, d. h.
eines von den beiderseitigen Vorfahren ererbten Gutes.
Diesem sind dann verschiedene Arten des Näherrechts nachgebildet worden, so die Mark- oder Landlosung (Territorialretrakt, Bürgerretrakt,
Retractus ex jure incolatus), das Näherrecht der Gemeindeangehörigen für den Fall, daß ein in der Gemeindeflur gelegenes Grundstück
an ein Nichtgemeindemitglied verkauft worden;
ferner das dem Anlieger eines Grundstücks bei dessen Verkauf
an einen andern gegebene Nachbarnrecht (Nachbarlosung, Retractus ex jure vicinitatis);
das Ganerbenrecht (Kondominalretrakt, Retractus ex jure condominii), welches den Miteigentümern eines
Grundstücks in Ansehung ihrer Anteile daran wechselseitig zustand;
endlich der dem Lehnsherrn und dessen Agnaten bei Veräußerungen
des Lehnsguts durch den Vasallen eingeräumte Lehnsretrakt (Retractus feudalis).
In allen diesen Fällen konnte aber das Näherrecht nur
vermöge eignen Rechts geltend gemacht werden, eine Zession desselben war nicht zulässig; auch konnte das
Näherrecht nur gegen Erstattung des Kaufpreises, der Kaufkosten und des etwanigen Aufwandes, welchen der Käufer bereits auf das Grundstück
gemacht, ausgeübt werden. Die Verzichtleistung des Nähergelters auf das Retraktsrecht, als welche auch das Ausschlagen des
zum Verkauf angebotenen Gutes oder die Einwilligung in dessen Veräußerung
anzusehen war, hob dasselbe auf,
und ebenso erlosch es nach gemeinem Recht, wenn der Retraktberechtigte, nachdem er die geschehene Veräußerung des Grundstücks
erfahren, binnen Jahr und Tag, d. h. binnen einer Frist von 1 Jahr, 6 Wochen und 3 Tagen, sein Näherrecht nicht geltend machte. Die moderne
Gesetzgebung hat das Näherrecht, welches nur zu oft zu prozessualischen Verwickelungen Veranlassung
gab, bis auf wenige Überreste beseitigt.
Vgl. außer den Lehrbüchern des deutschen PrivatrechtsWalch, Das Näherrecht (3. Aufl.,
Jena
[* 104] 1795).
eine Maschine zur Herstellung von Nähten auf mechanischem Weg zum Zusammennähen
von Stoffen wie auch zur Hervorbringung von Verzierungen auf der Stoffoberfläche. Bei allen in Gebrauch
befindlichen Nähmaschinen erfolgt die Stichbildung durch eine kräftige Nadel mit nahe an der Spitze befindlichem Öhr, indem
diese den zu nähenden Stoff von oben nach unten durchsticht, nach Erreichung einer gewissen tiefsten Stellung sich wieder hebt
und dadurch, daß der Faden in dem Stichloch eine Reibung
[* 109] erleidet und zurückgehalten wird, die Bildung
einer Schleife oder Schlinge veranlaßt (Textfig. 1), welche, durch eine Spitze oder einen Haken erfaßt, zu weitern, je nach
der zu erzeugenden Stichart und dem Maschinensystem verschiedenen Operationen zurückgehalten wird.
Die Auf- u. Abwärtsbewegung der Nadel vermittelt ein vertikaler Schieber, der über der Nähstelle in einem Arm,
gewöhnlich durch eine Schlitzkurbel, die gesetzmäßige Bewegung erhält. Drei Sticharten haben sich für Maschinennähte
allein praktisch erwiesen: der Doppelsteppstich, der Ketten- oder Tamburierstich und der Knotenstich. Die Anwendung andrer,
meist weniger einfacher Stiche ist entweder auf den Versuch beschränkt geblieben, oder hat nur für gewisse Spezialzwecke Benutzung
erfahren. Letzteres gilt in gewissem Sinn selbst von dem Knotenstich, welcher jetzt fast ausschließlich
zu Ziernähten gebraucht wird.
Der Doppelsteppstich (Textfig. 2) ist nach dem gleichartigen Aussehen der Naht benannt, welche auf beiden Seiten des Stoffes
als eine schöne Steppnaht