Titel
Nägeli
,
1) Hans Georg, Komponist und Musikschriftsteller, geb. zu Wetzikon im Kanton Zürich, [* 2] errichtete 1792 zu Zürich [* 3] eine Musikalienhandlung, bethätigte sich jedoch gleichzeitig nach künstlerischer Seite als Gründer und Dirigent verschiedener Gesangvereine sowie durch Herausgabe der Pfeifferschen »Gesangbildungslehre nach Pestalozzischen Grundsätzen« (1812),
der er später eine eigne »Chorgesangschule« (1820) folgen ließ. Von 1819 bis 1825 hielt er in verschiedenen süddeutschen Städten Vorlesungen über Musik (veröffentlicht u. d. T.: »Vorlesungen über Musik mit Berücksichtigung des Dilettanten«, Tübing. 1826),
welche ihn in einen polemischen Briefwechsel mit dem Heidelberger Professor Thibaut (s. d.) verwickelten. Seine bei dieser Veranlassung ausgesprochenen, später von ihm unter dem Titel: »Der Streit zwischen der alten und neuen Musik« veröffentlichten Ansichten lassen ihn als warmen Freund des musikalischen Fortschritts erkennen, und in dieser Richtung konnte er um so nachhaltiger wirken, als er während seiner letzten Lebensjahre Mitglied des Züricher Erziehungsrats, später auch des Großen Rats und zugleich Präsident der Schweizerischen Musikgesellschaft in Zürich war. Als Förderer des Volksgesanges bewährte er sich auch in seinen Kompositionen, von denen namentlich die volkstümlichen Lieder (darunter das allbekannte »Freut euch des Lebens«) weite Verbreitung fanden. Er starb in Zürich.
Nagelkalk - Nagetiere

* 5
Seite 11.979.
Vgl. A.
Keller, H. G. Nägeli
(Aarau
[* 4] 1849), Festrede zur
Einweihung
von Nägelis
Denkmal in Zürich
1848.
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2) Karl Wilhelm, Botaniker, geb. 1817 zu Kilchsberg ^[richtig: Kilchberg] bei Zürich,
war Professor der Botanik in Zürich
und lehrt als solcher
seit 1857 in München.
[* 6] Nägeli
hat in allen Teilen der Botanik grundlegend gearbeitet. Er gab der Morphologie eine streng entwickelungsgeschichtliche
Grundlage, indem er seine morphologischen Untersuchungen vorwiegend an die niedern Kryptogamen anknüpfte,
welche auf diese Weise in den Bereich methodischer Forschung hineingezogen wurden.
Dabei machte er die neue Zellenlehre zum Ausgangspunkt der Morphologie und untersuchte namentlich auch die Zellbildung und die Molekularstruktur der einzelnen Organe der Zelle. [* 7] Er behandelte auch die Algen [* 8] im systematisch-deskriptiven Sinn und lieferte sehr wertvolle Untersuchungen über Phanerogamengattungen, bei denen die Artbegrenzung wegen des Vorkommens von Hybriden oder von konstantern Zwischenformen der Systematik Schwierigkeiten bietet. Besonders bei den Hieracien gelangte er zur Aufstellung von Zwischenarten, deren Entstehung durch Transmutation der Arten er als einen in dieser Gattung noch gegenwärtig fortdauernden und zugleich von Standortsverhältnissen abhängigen Prozeß nachwies. In neuerer Zeit beschäftigte er sich hauptsächlich mit den Bakterien.
Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Die neuern Algensysteme« (Zürich 1847);
»Gattungen einzelliger Algen« (das. 1849);
»Zur Entwickelungsgeschichte [* 9] des Pollens« (das. 1842);
Schweiz

* 10
Schweiz.»Die Cirsien der Schweiz« [* 10] (Neuchât. 1841);
»Pflanzenphysiologische Untersuchungen« (mit Cramer, Zür. 1855-58, 4 Hefte);
»Beiträge zur wissenschaftlichen Botanik« (Leipz. 1858-68, 4 Hefte);
»Botanische Mitteilungen« (Münch. 1861-63);
»Entstehung und Begriff der naturhistorischen Art« (1. u. 2. Aufl., das. 1865);
»Das Mikroskop« [* 11] (mit Schwendener, Leipz. 1865-67, 2 Bde.; 2. Aufl. 1877);
»Die niedern Pilze [* 12] in ihren Beziehungen zu den Infektionskrankheiten und der Gesundheitspflege« (Münch. 1877);
»Theorie der Gärung« (das. 1879);
»Untersuchungen über niedere Pilze« (das. 1882);
»Mechanisch-physiologische Theorie der Abstammungslehre« (das. 1883);
»Die Hieracien Mitteleuropas« (mit Peter, das. 1885-86);
»Botanische Mitteilungen« (aus den Sitzungsberichten der Akademie, das. 1886, 3 Bde.).
Mit Schleiden gab er die »Zeitschrift für wissenschaftliche Botanik« (1844-46) heraus.