Titel
Birkenfeld
,
Jundt - Jupiter

* 4
Klima.ein zum Großherzogtum Oldenburg [* 2] gehörendes, vom Hauptkörper aber abgesondert liegendes Fürstentum auf der linken Seite des Rheins, südlich am Hunsrücken, wird ganz von der preußischen Rheinprovinz [* 3] (s. Karte »Oldenburg«) begrenzt und umfaßt ein Areal von 503 qkm (9,13 QM.). Das Klima [* 4] des vorherrschend bergigen, vom Hochwald und Idarwald durchzogenen Ländchens ist auf den Höhen rauh, in den geschützten Thälern mild, im ganzen aber gesund.
Der einzige Fluß des Landes ist die Nahe. Der Ackerbau ist trotz der gebirgigen Beschaffenheit des stark bewaldeten Landes im allgemeinen befriedigend; Obstzucht gedeiht besonders an den Ufern der Nahe; blühend ist die Rindviehzucht. Die Waldungen bestehen größtenteils aus Laubholz. Gegenstände des Bergbaues sind Eisenstein und Dachschiefer. Die Industrie ist lebhaft, besonders im Amtsbezirk Oberstein die Achatschleiferei (über 120 Etablissements) nebst Fabrikation unechter Bijouterien, welche ca. 8000 Personen nähren.
Die
Bevölkerung
[* 5] betrug 1880: 38,685
Seelen, davon 30,326
Evangelische, 7579 Katholiken und 677
Juden. Die
Rhein-Nahebahn durchschneidet
der
Länge nach das Ländchen. Die
Regierung ist in dem großherzoglich oldenburgischen
Haus nach dem
Rechte der
Erstgeburt erblich;
aber die
Verbindung des
Fürstentums mit den übrigen oldenburgischen
Ländern ist eine bloß persönliche,
durch den gemeinsamen
Regenten vermittelte. Die Regierungsgeschäfte besorgt unter der unmittelbaren Leitung des oldenburgischen
Kabinetts das Regierungskollegium zu Birkenfeld
, das aus einem
Präsidenten und 4-5 Mitgliedern besteht. Die Gemeindeverwaltung
ist selbständig und wird durch
Bürgermeister, welche Staatsbeamte sind, kontrolliert. Es bestehen drei
Amtsgerichte unter dem
Landgericht in
Saarbrücken
[* 6]
(Oberlandesgericht in
Köln).
[* 7] Das Finanzbudget des
Fürstentums belief sich 1884 auf
541,887 Mk.
Einnahmen und 576,437 Mk.
Ausgaben.
Bierbrauerei

* 8
Bierbrauerei. Die
gleichnamige Hauptstadt des
Fürstentums, 381 m ü. M., an einem
Bach und durch eine Zweigbahn mit der
Rhein-Nahebahn (5
km) verbunden, ist Sitz der
Landesbehörden und eines Amtsgerichts, hat eine evangelische und eine kath.
Pfarrkirche, ein
Gymnasium,
Holzschuh-,
Zichorien-, Tabaksfabrikation,
Gerberei, Bierbrauerei,
[* 8]
Viehzucht und
[* 9] (1880) 2539 meist
ev. Einwohner (618 Katholiken). Etwa 1 km von Birkenfeld
liegt auf einem
Berg die alte
Burg Birkenfeld
, einst
Residenz der
Herzöge von
Pfalz-Birkenfeld.
- Das jetzige
Fürstentum Birkenfeld
ist ein
Aggregat mehrerer Länderteile, die früher nie einen selbständigen
Staatskörper bildeten, sondern zu den verschiedensten
Staaten gehörten.
Die geschichtlichen Hauptbestandteile sind:
1) die Herrschaft Oberstein, welche vom 12. Jahrh. bis 1682 eigne Herren hatte (die Herren von Daun und Oberstein, später Grafen von Falkenstein genannt), dann an Leiningen-Heidesheim fiel, seit 1766 größtenteils zu Trier [* 10] gehörte;
2) die
Grafschaft
Sponheim, welche als solche 1044-1437 bestand, dann an die verwandten
Häuser
Pfalz und
Baden
[* 11] fiel. Seit 1569 führt
ein
Zweig des
Hauses
Zweibrücken
[* 12] den
Namen Birkenfeld;
1776 kam an
Baden, 1801 an
Frankreich, 1817 an
Oldenburg. Der
Ort Birkenfeld
wird schon im 10. Jahrh.
erwähnt.
Vgl. Barnstedt;
Beschreibung des
Fürstentums Birkenfeld
(Birkenf. 1845);