mehr
bleiben, von der rollenden oder wälzenden Reibung
, bei welcher immer neue Teile des rollenden
Körpers mit seiner
Bahn in
Kontakt
kommen. Da die Reibung
von so verschiedenen
Ursachen, namentlich aber von der
Beschaffenheit der sich reibenden
Körper, abhängig
ist, so lassen sich ihre
Gesetze nur durch direkte
Versuche ermitteln. Zu
Versuchen über die gleitende
Reibung
bediente sich
Coulomb des
Tribometers (s. Figur). Ein Kästchen a, welches beliebig mit
Gewichten belastet werden kann, ruht
auf zwei horizontalen
Schienen b; eine an demselben befestigte
Schnur geht über eine
Rolle c und trägt an ihrem Ende die Wagschale
d. Auf diese werden nun so lange
Gewichte aufgelegt, bis sich das Kästchen in
Bewegung setzt; das hierzu
erforderliche
Gewicht gibt alsdann den Reibung
swiderstand an, welcher zu überwinden war.
Aus solchen
Versuchen ergibt sich zunächst, daß die Reibung
unabhängig ist von der
Ausdehnung
[* 2] der reibenden
Flächen, falls die
Adhäsion vernachlässigt werden kann und die gleitende
Fläche nicht so schmal ist, daß sie in die
Bahn
einschneidet.
Ferner ergibt sich, daß die Reibung
dem
Druck proportional ist, mit welchem die reibenden
Flächen aneinander gedrückt
werden. Wird daher die Reibung
(d. h. das
Gewicht der Wagschale d samt dem ausgelegten
Gewicht) dividiert durch den
Druck (d. h.
das
Gewicht des Kästchens a samt seiner Belastung), so erhält man für ein und dasselbe
Material einen
konstanten Wert, den
Reibungskoeffizienten, welcher ausdrückt, der wievielte Teil der
Last zur Überwindung der Reibung
erforderlich
ist.
Die Reibung
der
Ruhe, wenn ein ruhender
Körper in
Bewegung gesetzt werden soll, ist größer als die Reibung
der
Bewegung, wenn die
Bewegung bereits eingeleitet ist (bei
Metallen ist der Unterschied nur gering); erstere wächst mit der Berührungsdauer
bis zu einem
Maximum, bei letzterer ist die
Geschwindigkeit der
Bewegung ohne Einfluß. Die ist in der
Regel stärker zwischen
gleichartigen als zwischen ungleichartigen
Körpern; bei
Metallen wächst sie mit der
Temperatur, bei
Hölzern
mit der
Feuchtigkeit. Für
Hölzer ist sie geringer bei gekreuzten als bei parallelen
Fasern. Folgende
Tabelle enthält die mittlern
Werte der
Reibungskoeffizienten der am häufigsten angewandten Materialien:
Namen der sich reibenden Körper | Reibungskoeffizient | |
---|---|---|
der Ruhe | der Bewegung | |
Holz auf Holz trocken | 0.50 | 0.36 |
Holz auf Holz mit trockner Seife | 0.36 | 0.15 |
Holz auf Holz mit Talg | 0.19 | 0.07 |
Holz auf Holz mit Wasser | 0.68 | 0.25 |
Holz auf Metall trocken | 0.60 | 0.42 |
Holz auf Metall mit Olivenöl | 0.10 | 0.06 |
Holz auf Metall mit Talg | 0.12 | 0.08 |
Holz auf Metall mit Wasser | 0.65 | 0.24 |
Metall auf Metall trocken | 0.18 | 0.18 |
Metall auf Metall mit Schweinefett | 0.10 | 0.09 |
Metall auf Metall mit Olivenöl | 0.12 | 0.07 |
Seile auf Holz trocken | 0.63 | 0.45 |
Seile auf Holz mit Wasser | 0.87 | 0.33 |
Lederriemen auf Holz trocken | 0.47 | 0.30 |
Lederriemen auf Gußeisen fettig | 0.28 | 0.23 |
Kraft [unkorrigiert]
![Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert] Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert]](/meyers/thumb/60/60_0671.jpeg)
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Kraft.Liegt ein Körper auf einer schiefen Ebene, so zerlegt sich sein vertikal abwärts wirkendes Gewicht in zwei Komponenten, von denen die eine auf der schiefen Ebene senkrecht steht, die andre mit der schiefen Ebene parallel ist. Die erstere stellt den Druck dar, mit welchem der Körper gegen die schiefe Ebene gepreßt wird, die letztere dagegen die Kraft, [* 3] welche den Körper längs der schiefen Ebene herabtreibt. Wächst nun der Neigungswinkel der schiefen Ebene, so nimmt jener Druck und demnach auch die ab, und die herabtreibende Kraft wächst.
Bei einem gewissen Winkel, [* 4] welchen man den Reibungswinkel nennt, wird die herabtreibende Kraft der Reibung gleich, und der Körper beginnt herabzugleiten. Aus der Größe des Reibungswinkels kann man aber den Reibungskoeffizienten bestimmen; derselbe ist nämlich gleich dem Quotienten aus der herabtreibenden und der drückenden Kraft oder, was dasselbe ist, gleich der Tangente des Reibungswinkels. Der Böschungswinkel, welchen lockere Massen, z. B. Sand, beim Aufschütten bilden, ist dem Reibungswinkel gleich.
Wellenastrild - Wellen
![Bild 66.623: Wellenastrild - Wellenbrecher [unkorrigiert] Bild 66.623: Wellenastrild - Wellenbrecher [unkorrigiert]](/meyers/thumb/66/66_0623.jpeg)
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Wellen.Eine besondere Art der gleitenden ist diejenige zwischen einem Zapfen [* 5] und seinem Lager, [* 6] die sogen. Zapfenreibung; sie ist kleiner als die Reibung zwischen ebenen Flächen. Da die Arbeit, welche zur Überwindung der Zapfenreibung bei einer Umdrehung aufgewendet werden muß, dem Umfang und folglich auch dem Durchmesser des Zapfens proportional ist, so macht man diesen so klein, als es irgend angeht. Leichte und schnell tausende Wellen [* 7] läßt man auch zwischen Körnerspitzen laufen, d. h. man gibt der Welle gar keine Zapfen, sondern zwei konische Spitzen, welche in entsprechenden Vertiefungen laufen. Folgende Tabelle enthält die Koeffizienten der Zapfenreibung:
Namen der Körper | Trocken oder wenig fettig | Mit Öl oder Talg geschmiert | |
---|---|---|---|
gewöhnlich | gut | ||
Glockengut auf Glockengut | - | 0.097 | - |
Glockengut auf Gußeisen | - | - | 0.049 |
Schmiedeeisen auf Glockengut | 0.215 | 0.075 | 0.054 |
Schmiedeeisen auf Gußeisen | - | 0.075 | 0.054 |
Gußeisen auf Gußeisen | - | 0.075 | 0.054 |
Gußeisen auf Glockengut | 0.194 | 0.075 | 0.054 |
Schmiedeeisen auf Pockholz | 0.188 | 0.125 | - |
Gußeisen auf Pockholz | 0.185 | 0.100 | 0.092 |
Pockholz auf Gußeisen | - | 0.116 | - |
Pockholz auf Pockholz | - | - | 0.070 |
Die wälzende Reibung, welche bei dem Fortrollen von Walzen, Rädern etc. eintritt, ist bedeutend kleiner als die gleitende. Sie ist dem Druck direkt und dem Halbmesser der Walze umgekehrt proportional. Letzteres findet schon durch die Thatsache Bestätigung, daß hohe Räder einem Fuhrwerk eine leichtere Beweglichkeit verleihen als niedrige. Nach Morin beträgt auf Eisenbahnen die Reibung etwa 1/200 der Belastung, bei gewöhnlichen Frachtwagen auf sehr guter Straße 1/50, auf einer gewöhnlichen Straße 1/35, auf sehr gutem Pflaster 1/65, auf schlechtem Pflaster 1/46 der Belastung.
Um die Reibung möglichst zu vermindern, bedient man sich außer sorgfältige Politur und geeigneter Auswahl der Körper, welche sich auseinander bewegen sollen, mit großem Erfolg flüssiger und trockner Schmiermittel, z. B. Öl, Fett, Talg, Seife, Graphit
Reibungskoeffizient -

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Seite 13.673.[* 1] ^[Abb.: Coulombs Tribometer.] ¶
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(die sogen. Antifriktionsschmiere besteht aus Fett und Graphit), welche die Flächen glätten, indem sie deren Unebenheiten ausfüllen. Namentlich aber sucht man, wo es angeht, die gleitende in die wälzende zu verwandeln, indem man z. B. fortzubewegende Lasten auf Walzen legt, Rollen [* 9] an den Füßen der Tische und Stühle anbringt (Rollschuhe beim Skating-Rink). Soll ein Rad (wie z. B. dasjenige der Fallmaschine) [* 10] sehr leicht beweglich sein, so legt man seine dünne Achse nicht in Lager, sondern in die Winkel, welche die Umfänge je zweier nebeneinander stehender leichter Rädchen, sogen. Friktionsräder [* 11] (s. d.), miteinander bilden.
Bremse

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Bremsen.Gleitende Reibung findet alsdann nur noch an den Zapfen der vier Rädchen statt, wo sie fast unmerklich wird. Es gibt aber auch sehr viele Fälle, in welchen die Reibung Vorteil bringt. Alles Befestigen und Verbinden der Körper durch Klemmen, Nägel, [* 12] Schrauben, [* 13] Schnüre etc. beruht auf Reibung; die Fortpflanzung der Bewegung durch Treibriemen und Seile sowie die Verzögerung der Bewegung durch Bremsen [* 14] ist lediglich auf Reibung begründet. Ohne Reibung könnte unser Fuß nicht am Boden haften, und die Lokomotiven würden mit rotierenden Rädern auf den Schienen stehen bleiben.