Messing
,
Legierung von
Kupfer
[* 2] und
Zink, welche ihrer physikalischen
Eigenschaften wegen, die sich
durch Änderung der Mischungsverhältnisse modifizieren lassen, eine so ausgebreitete Anwendung gefunden hat wie außer dem
Eisen
[* 3] kein andres
Metall. ist in kaltem Zustand hämmerbar und streckbar, härter und steifer, oxydiert sich weniger an der
Luft, schmilzt leichter und ist dünnflüssiger als
Kupfer, ohne beim Erstarren, wie das
Kupfer, blasig
zu werden.
Größerer Kupfergehalt macht die
Farbe goldähnlicher und vermehrt die
Hämmerbarkeit, Weichheit und Feinheit des
Korns; mit dem Zinkgehalt wachsen
Härte,
Sprödigkeit und Schmelzbarkeit des Messings
, während die
Farbe heller wird.
Das
spezifische Gewicht des Messings
ist größer als die berechnete mittlere
Dichtigkeit des
Kupfers und
Zinks, es schwankt zwischen 7,8 und 9,5, und ist am größten
für gegossenes Messing.
Dehnbar sind die meisten Kupferzinklegierungen nur in gewöhnlicher
Temperatur; Gußmessing
zerbricht selbst
dann leicht, geht aber durch mäßiges
Hämmern und
Walzen aus dem kristallinischen in den feinkörnigen und faserigen
Zustand über und wird viel dehnbarer und zäher.
Legierungen mit 1-7 Proz.
Zink sind rot oder dunkel rotgelb, mit 7,4-13,8
Proz.
Zink rötlich goldgelb, mit 16,6-25 Proz.
Zink rein gelb.
Bleigewinnung

* 4
Blei.
Von 34 Proz.
Zink an wird das Messing
wieder rötlichgelb und zeigt diese
Farbe bei 50 Proz.
Zink am stärksten.
Von 51 Proz.
Zink aufwärts wird das Messing
plötzlich weiß oder weißgrau. Messing mit 65-75 Proz.
Zink ist ein gutes, stark anlaufendes
Spiegelmetall, mit mehr als 76 Proz.
Zink ist das Messing
grau. Die gelben
Legierungen werden
durch
Salzsäure rot, durch
Ammoniak weiß.
Blei
[* 4] macht das Messing
, wie
Zinn und
Eisen, spröde und
hart und vermindert
seine
Dehnbarkeit, nimmt ihm aber auch die
Eigenschaft, die
Werkzeuge
[* 5] zu verschmieren, weshalb man 1-2 Proz.
Blei zusetzt.
Eisen findet sich oft als zufällige Verunreinigung, und Zinngehalt rührt meist von der Zugabe alten gelöteten Messings
beim Einschmelzen her. Die wichtigsten Messing
sorten sind folgende: A.
Rotguß (Rotmessing
,
Tombak) mit 80 und
mehr
Prozent
Kupfer, von rötlicher, goldähnlicher
Farbe, sehr dehnbar und widerstandsfähig, wurde angeblich zuerst von den
Siamesen dargestellt;
hierher gehören z. B.
Pinchbeak,
Oréide,
Similor,
Mannheimer Gold etc. B.
Gelbguß
(Gelbkupfer, gelbes Messing
) mit
20-50 Proz.
Zink, von mehr oder weniger rein gelber
Farbe.
Hierher gehören zahlreiche
Sorten gewöhnlichen
Messings
, dann Eichmetall,
Sterrometall,
Chrysorin,
Muntzmetall etc. C.
Weißmessing mit 50-80 Proz.
Zink ist blaßgelb bis silberweiß,
sehr spröde und nur zu gegossenen
Waren tauglich
(Bathmetall, Platina).
Messing
war schon den Alten bekannt, welche ein Zinkerz
(Galmei,
Cadmia) als Zuschlag beim Kupferschmelzen benutzten und so gelbe
Metallgemische erhielten, die sie
Aurichalcum nannten. Diese
Methode der Messing
bereitung blieb bis ins zweite Dezennium unsers
Jahrhunderts die herrschende, obwohl
Jakob
Emerson 1781 die direkte Gewinnung aus
Kupfer und
Zink gelehrt hatte. Man benutzt gerösteten
Galmei oder
Ofenbruch, also zinkoxydhaltige Rohmaterialien, welche mit Holzkohlenstaub und
Schwarzkupfer zusammengeschmolzen
werden.
Man stellte durch eine erste Schmelzung
(Arkoschmelzen) eine
Legierung mit nur 20 Proz.
Zink (Rohmessing
,
Stückmessing, Arko) her und verwandelte dies durch Umschmelzen mit
Zink in eigentliches Messing (Tafelmessingschmelzen).
Später
vollendete man die
Arbeit in einer einzigen
Operation, gegenwärtig aber wird Messing viel häufiger direkt aus
Kupfer und
Zink dargestellt.
Man schichtet die
Metalle in zolldicken
Stücken miteinander, bedeckt sie mit einer starken
Schicht Kohlenstaub,
gießt die geschmolzene
Legierung zwischen zwei großen, mit
Lehm und Kuhmist überzogenen Granitplatten zu 7-20
mm dicken Tafeln
und zerschneidet diese zur Drahtfabrikation in
Streifen, zur
Blech- und Kesselfabrikation in quadratische
Stücke (Beckenmessing).
Gieseler - Gießen

* 6
Gießen.Zum Gießen [* 6] des Messings benutzt man auch Sandformen und als Formen zu Gußwaren thonhaltigen Formsand und hat zu berücksichtigen, daß das Messing beim Gießen um 1/65-1/60 schwindet. Man muß auf ein durchaus gleichmäßiges Eingießen des gehörig heißen Metalls achten und sofort nach dem Guß die Masse ablöschen. Bei hohlen Gegenständen (Kernguß) benutzt man einen Kern von sehr fettem Sand oder besser Lehm, der gut getrocknet und gebrannt wird.
Zur Verarbeitung des Messings auf Blech wird es in Glühöfen bei Holzfeuerung ausgeglüht und bei gewöhnlicher Temperatur gewalzt; nach jedem Durchgang muß das stärkere Blech von neuem geglüht und abgelöscht werden, und wenn es weich sein soll, glüht man es nach vollendetem Walzen nochmals, während es nach dem letzten Ausglühen, wenn es federnd sein soll, noch einigemal kalt gewalzt wird. Beim Walzen bestreicht man das Blech mit Öl, um das Anhängen an die Walzen zu verhindern.
Bregthalbahn - Bremen
![Bild 67.215: Bregthalbahn - Bremen [unkorrigiert] Bild 67.215: Bregthalbahn - Bremen [unkorrigiert]](/meyers/thumb/67/67_0215.jpeg)
* 7
Breite.Häufig streckt man das Blech zuletzt noch mit einem Schnellhammer bedeutend in die Breite [* 7] aus. Das gewalzte Blech ist mit einer schwarzen Oxydschicht bedeckt, zu deren Entfernung es mit Schwefelsäure [* 8] oder mit saurer Alaunmutterlauge gebeizt wird. Hierauf spült man es, scheuert es mit nassem Sand, spült wieder und trocknet über Kohlenfeuer. Schließlich wird das Blech mit einem Messer [* 9] geschabt oder trocken abgeschmirgelt. Die dünnern Bleche erhalten nach dem Schaben durch Polierwalzen den höchsten Glanz. Die stärksten Bleche bilden das Tafelmessing; schwächere werden einigemal zusammengebogen (Bugmessing), die schwächsten dicht zusammengerollt (Rollmessing). Blech von 1/90-1/65 mm Stärke [* 10] bildet das Rauschgold (Knittergold).
Das Messingblech wird entweder auf der Drehbank [* 11] weiter verarbeitet, oder in Formen aus Messing (Stampfen) mit darin gegossenen Köpfen aus Hartblei gestampft. Durch Fallwerke, Hebelwerke, Schraubenpressen oder Prägwerke treibt der Kopf allmählich das Messingblech in die Stampfe hinein; doch muß man die Bleche öfters ausglühen und nach jedem Glühen ölen. Die fertigen, noch einmal geglühten Gegenstände werden noch heiß in den Pöckel geworfen, welcher aus verdünnter Schwefelsäure oder aus Abfällen späterer saurer Bäder besteht und das auf dem Messing befindliche Oxyd löst.
Messingblech - Meßinst

* 12
Seite 11.517.Das Metall wird dadurch rot, durch Eintauchen in verdünnte Salpetersäure aber wieder gelb. Aus dem Pöckel kommen die Gegenstände zum Vorbrennen in die kalte Blankbeize, welche aus Schwefelsäure und Salpetersäure besteht, auch etwas Ruß enthält, damit die Farbe etwas weniger intensiv und heller wird. Nun kommen die Gegenstände in die heiße Mattbeize, welche aus Salpetersäure mit wenig Schwefelsäure und etwas salpetersaurem Zinkoxyd besteht und das Messing bei ganz ¶
mehr
kurzem Eintauchen glanzlos graugelb macht. Um schließlich die graugelbe Decke, [* 13] aber nicht das Matt zu entfernen, bewegt man die Sachen ganz kurze Zeit in sehr starker Salpetersäure. Sollen die Sachen blank werden, so kommen sie gar nicht in die Mattbeize. Nach jedem Bad [* 14] werden die Gegenstände gut gespült und nach der letzten Beize in reinem Wasser, auch wohl in warmer Pottaschelösung, gewaschen, in Sägemehl getrocknet und mit Wasser und Ochsengalle oder Weinstein auf der Drehbank oder aus der Hand [* 15] poliert. Durch Polieren mit Schwefel und Kreide [* 16] wird das Messing dunkler und goldfarbiger. Man macht es schließlich auf einem Ofen stark handwarm und überstreicht es mit (gefärbtem) Spirituslack, damit es unter dem Einfluß der Luft nicht leidet. Will man das Messing nicht firnissen, so kann man es mit Stearinöl und Wiener Kalk abreiben.
Geschichtskarten von D

* 17
Deutschland.Die wichtigsten Fabriken für Messing sind in Deutschland [* 17] zu Stolberg [* 18] bei Aachen, [* 19] zu Iserlohn, [* 20] Altena [* 21] und Lüdenscheid [* 22] in Westfalen, [* 23] zu Hegermühl am Finowkanal, zu Berlin, [* 24] Augsburg, [* 25] Kassel, [* 26] Goslar, [* 27] Nürnberg, [* 28] Ebenau (Salzburg), [* 29] Frauenthal (Steiermark), [* 30] Achenrain (Tirol), [* 31] Auerbach [* 32] (Sachsen), [* 33] in der Umgegend von Hamburg [* 34] etc. In England ist Birmingham [* 35] der Hauptort für Messing, in Belgien [* 36] Namur, [* 37] Arlon, Lüttich, [* 38] in Frankreich Romilly (Eure).
Vgl. Bischoff, Das Kupfer und seine Legierungen (Berl. 1865).