Schmelztiegel
,
Gefäße aus verschiedenem
Material zur Ausführung von Schmelzungen, müssen hohe
Temperaturen ertragen,
ohne zu sintern und zu schmelzen, dürfen bei schroffem Temperaturwechsel nicht reißen und müssen hinreichende
Widerstandsfähigkeit gegen
Asche und gewisse
Flußmittel, wie
Bleiglätte etc., besitzen. Von thönernen Schmelztiegeln
sind
bei uns die hessischen am bekanntesten. Diese werden hauptsächlich von
Großalmerode und
Abterode in
Kurhessen in den
Handel
gebracht und aus einem sehr fetten, eisen- und kalkfreien
Pfeifenthon, der mit 1/3-½ grobem Quarzsand
vermischt wird, gefertigt.
Sie sind feuerfest, vertragen starke Temperaturwechsel, sind aber für manche Operationen zu porös und grobkörnig, werden auch von Alkalien, Bleioxyd etc. leicht durchlöchert. Viel feuerfester sind die Stourbridgethontiegel, welche man aus 2 Teilen Stourbridgethon, mit 1 Teil Koks gemengt, fertigt. Sie kommen ungebrannt in den Handel und werden unmittelbar vor dem Gebrauch mit Koks erhitzt, indem man sie mit der Mündung nach unten in einen Ofen stellt, ganz mit Koks umgibt und diese entzündet.
Birmingham (in England

* 2
Birmingham.Ist der Tiegel gebrannt, so wird er umgekehrt und ist nun zur Beschickung fertig. Man benutzt die Stourbridgetiegel namentlich in den Messingfabriken in Birmingham. [* 2] Zu metallurgischen Versuchen eignen sich besonders die Cornwalliser Tiegel, von denen die kleinern große Temperaturunterschiede ertragen, die größern indes selbst bei vorsichtigem Anwärmen reißen. In der Weißglut werden sie weich. Am besten von allen Thontiegeln widerstehen die Londoner S. dem Bleioxyd, doch reißen dieselben sehr leicht.
Die Pariser Tiegel aus Thon von Andenne, mit Pulver von alten Tiegeln gefertigt, ertragen große Temperaturunterschiede, sind sehr feuerfest und halten auch Bleiglätte. Die Schamottetiegel bestehen aus Thon, der mit Quarzsand, Schamotte und ähnlichen Körpern vermischt ist. Für außergewöhnlich hohe Temperaturen eignen sich S. aus Kalkstein, aus Magnesia und aus Thonerde. Die letztere bereitet man aus einem Gemisch von Thonerdehydrat mit sehr stark gebrannter Thonerde.
Gold (Gewinnung aus ge

* 4
Gold.
Auch empfiehlt man
Tiegel aus
Thonerde und
Magnesia
(Spinelltiegel),
Bauxit und Gaize, einer sehr kieselreichen
Felsart unter der
Kreide
[* 3] in den
Ardennen. Sehr brauchbar sind die S. aus
Speckstein, da letzterer dem
Feuer widersteht, bei
langsamem Erhitzen nicht berstet und nicht schmilzt, auch von
Säuren nicht angegriffen wird. Für manche
Zwecke benutzt man
Tiegel aus reiner
Kohle, die aber in vielen
Fällen durch
Graphit ersetzt werden kann. Die Graphitschmelztiegel
(Ipser,
Passauer Tiegel)
dienen besonders zum
Schmelzen von
Gußstahl,
Gold,
[* 4]
Silber,
Messing und
Neusilber.
Sie werden aus einem Gemisch von Graphit mit feuerfestem Thon gefertigt und kommen ungebrannt in den Handel. Auch die größten von ihnen ertragen die plötzlichsten Temperaturveränderungen und stehen sehr gut im Feuer, bis sie endlich durch langsames Verbrennen des Graphits dünnwandig werden. Man überzieht sie deshalb von außen mit einem Brei aus Thon und Boraxlösung. Sehr wertvoll ist ihre Glätte, infolge deren sie sehr reinen Guß liefern. Die besten Graphittiegel kommen aus Nürnberg, [* 5] Oberzell und Hafnerzell bei Passau, [* 6] Achenrain in Tirol [* 7] und aus High Holborn und Battersea in England.
Porzellantiegel dienen zu chemischen Operationen, werden glasiert und unglasiert angewandt, widerstehen den meisten chemischen Agenzien, springen aber leicht und werden vorteilhaft mit Magnesia in hessische S. eingebettet. Alkalische Massen, welche Thontiegel zu stark angreifen, schmelzt man in gußeisernen Tiegeln. Zur chemischen Analyse benutzt man Silber- und Platintiegel, die hohe Temperatur ertragen, aber vorsichtig behandelt werden müssen, weil sie von manchen Substanzen stark angegriffen werden.