die zweite
Abdankung des
Kaisers teil und war auch Mitglied der Regierungskommission. Nach dem zweiten Einzug
Ludwigs XVIII.
auf die Proskriptionsliste gesetzt, aber auf Verwenden des
KaisersAlexander wieder gestrichen, durfte er zwar in
Frankreich
bleiben, verlor aber 1815 seine Pairswürde. Verfolgungen von seiten der Ultraroyalisten bewogen ihn endlich, sich
aus sein
Landgut zurückzuziehen und bloß seiner
Familie und der
Landwirtschaft zu leben. Caulaincourt starb in
Paris.
[* 2] Seine
Memoiren erschienen 1837-40 unter dem
Titel:
»Souvenirs du duc de Vicence«. -
Sein ältester Sohn war unter dem zweiten Kaiserreich
Senator. Ein jüngerer
Bruder,
GrafAugustinJeanGabriel de Caulaincourt, geb. 1777, fiel als Divisionsgeneral in der
Schlacht bei
Borodino
Stadt in der ital.
ProvinzReggio di
Calabria,
Kreis
[* 4]
Gerace, auf bedeutender
Höhe über dem Alaro und der Kalabrischen
Küstenbahn gelegen, hat
Handel mit landwirtschaftlichen
Produkten, insbesondere
Südfrüchten, und (1881) 4395 Einw.
Caulonia hieß früher Castelvetere und ward erst in neuester Zeit nach dem antiken Kaulonia, das 7 km östlich davon
an der Meeresküste lag, Caulonia benannt.
Den eigentlichen
Mittelpunkt für diese
Wissenschaft gründete Caumont 1834 durch die Errichtung der
Société française d'archéologie
pour la conservation des monuments nationaux, welche jährlich
Kongresse abhielt und ihre Forschungen
in dem von Caumont bis 1872 redigierten
»Bulletin monumental« veröffentlichte. Außerdem schrieb er »Abécédaire,
ou rudiments d'archéologie« (Bd. 1: »Architecture
religieuse«, 5. Aufl. 1867; Bd.
2: »Architecture civile et militaire«, 3. Aufl.
1869; Bd. 3:
»Ére gallo-romaine«, 1862) und gab die »Statistique monumentale de
Calvados«
(Caen 1847-67, 5 Bde.) heraus.
(spr. ka-utenes),Stadt in der
ProvinzMáule
(Chile),
[* 8] am Abhang eines
Hügels und dem gleichnamigen Nebenfluß
des
Rio
[* 9]
Máule, 154 m ü. M., hat meist einstöckige
Häuser, ein
Krankenhaus,
[* 10] ein
Lyceum und (1875) 6013 Einw. Cauquénes wurde 1742 gegründet.
(Caulx,Caux, Cauls, spr. -los, Mondekaus),
Salomon de,
Ingenieur, geb. 1576 zu
Dieppe,
[* 11] verließ als
Protestant sein
Vaterland und lebte um 1612 in
England, vermutlich von 1614 bis 1620, als
Baumeister und
Ingenieur des
KurfürstenFriedrich V.
von der
Pfalz in
Heidelberg,
[* 12] wo er einen Teil des
Schlosses erbaute und die
Gartenanlagen schuf.
Später kehrte
er nach
Frankreich zurück und starb in
Paris. Daß er geisteskrank nach
Bicêtre gebracht und dort gestorben sei,
scheint unhistorisch zu sein. Er schrieb: »Les raisons des forces mouvantes avec
diverses machines, etc.« (Frankf. 1615; deutsch u. d. T.:
»Von gewaltsamen
Bewegungen,
Beschreibung etlicher sowohl nützlicher als listiger
Maschinen«, Frankf. 1615),
und auf
Grund dieses Werks, in welchem Caus einen
Apparat (keine
Maschine)
[* 13] zum
Heben von
Wasser mittels Dampfdrucks beschrieb, hat
Arago, wohl nicht mit vollem
Rechte, die
Erfindung der
Dampfmaschine
[* 14] für Caus in Anspruch genommen (1829 im »Annuaire«
des
Längenbüreaus, dann inAragos »Sämtlichen Werken«, deutsche
Ausgabe, Bd. 5). Caus hat bestimmt und
mit Sachkenntnis ausgesprochen, wie man sich der elastischen
Kraft
[* 15] des Wasserdampfes zur
Konstruktion einer hydraulischen,
zum
Heben des
Wassers bestimmten
Maschine zu bedienen habe. Er gründete seinen
Apparat, von dessen Ausführung aber nirgends
gesprochen wird, auf das
Prinzip desHeronsballes, und sicher ist, daß sein
Projekt die Hauptveranlassung
zu manchen der nächstfolgenden
Erfindungen war. Caus schrieb noch: »La perspective
avec la raison des ombres et miroirs« (Lond.
1612);
»La pratique et la demonstration des horloges
solaires« (Par. 1624). - Ein Verwandter von Caus, Isaac de Caus aus
Dieppe, ebenfalls
Baumeister und
Ingenieur,
schrieb:
»Nouvelle invention de lever l'eau plus haut que sa source« (Lond. 1644).
(lat.),
Grund,
Ursache, Veranlassung; in der
Rechtswissenschaft ein
Wort von sehr verschiedener Bedeutung. In Bezug
auf
Sachen versteht man im allgemeinen darunter die
Beschaffenheit und juristische Eigentümlichkeit einer
Sache. Dahin gehören auf der einen Seite alle
Lasten, welche mit der
Sache verbunden sind, auf der andern aber auch alle Vorteile,
welche dieselbe mit sich bringt (causa rei, causa omnis). In Bezug auf
Handlungen bezeichnet Causa namentlich den
Grund, aus dem man
einem andern etwas zuwendet, und zwar kann man eine
Sache mit Rücksicht auf den
Grund, aus welchem sie
gegeben wurde, zurückfordern, und man kann auf Zurückgabe klagen, wenn der betreffende
Grund ein falscher ist (condictio
causa data causa non secuta, in welchem
Fall Causa einmal die wirklich erfolgte Leistung und sodann die erwartete Gegenleistung bedeutet),
oder wenn er ein rechtswidriger und zwar entweder ein künftiger (condictio ob turpem causam) oder ein vergangener (condictio
ob injustam causam), oder endlich, wenn gar kein
Grund vorhanden ist (condictio sine causa). Bei
Kontrakten versteht man unter
Causa im materiellen
Sinn (causa debendi) den
Grund, aus dem die Verpflichtung zu einer Leistung erfolgt (Schuldforderungsgrund).
Es genügt nämlich nach gemeinem
Recht zur Entstehung einer Vertragsobligation nicht, wenn einfach der eine dem andern eine
Leistung verspricht und dieser solche annimmt, sondern es muß auch beigefügt werden, weshalb diese Verpflichtung zur Leistung
übernommen wird;
denn sonst ist der
Vertrag unwirksam, und eine derartige Schuldverschreibung, z. B.:
Ich bekenne hiermit, dem X. 100 Mk. schuldig zu sein, reicht (als cautio indiscreta) zum
Beweis der
Schuld nicht hin;
anders
aber, wenn es heißt:
Ich bekenne hiermit, dem X. 100 Mk.
Darlehen schuldig zu sein, denn hier ist der Darlehnsvertrag die
materielle Causa;
nur beim
Wechsel ist schon das bloße
Versprechen ohne Angabe der Causa debendi bindend.
Indessen
neigt sich die Gerichtspraxis einer weniger strengen Auffassung zu, indem sie namentlich die
Anrechnung als Schuldgrund anerkennt.
Causa bedeutet ferner s. v. w. Prozeßsache,
Rechtssache, daher causa appellabilis, eine
Rechtssache, in der man an ein höheres
GerichtBerufung einlegen kann;
pia causa, eine milde Stiftung, d. h. eine Stiftung für irgend einen frommen oder gemeinnützigen
Zweck, welche die Rechte der juristischen Persönlichkeit genießt;
causa possessionis, der rechtliche Grund,
aus dem der Besitzwille beruht (Titel des Besitzes), wonach man einen rechtmäßigen und unrechtmäßigen, einen Usukapions-
und bloßen Interdiktenbesitz unterscheidet;
(spr. kohß, v. lat.
calx), Hochflächen, zu welchen sich die Cevennen im SW. verbreitern, in den franz. DepartementsAveyron und Lozère. Sie bestehen
aus fast horizontalen Schichten Jurakalk, haben eine mittlere Höhe von 900 m, sind wasserlos, weil die Meteorwasser von
dem porösen Stein aufgesogen werden, darum arm an Vegetation, namentlich ohne Bäume, und dünn bevölkert, aber der Weideplatz
der Schafherden, welche den berühmten Roquefortkäse liefern. Durch 200-300 m tief eingeschnittene Schluchten, deren Grund
stets wasserreiche Flüsse
[* 18] bilden, wird die ganze Kalkplatte in mehrere Stücke zerschnitten, das südlichste Causse von Larzac,
dann zwischen den Schluchten des Tarn und der Dourbie Causse Noir, weiter nördlich, von Erosionsschluchten der Flüsse fast
abgeschlossen, Causse Méjean und zwischen Tarn und Lot Causse de Sauveterre.
Sein Hauptwerk ist der ausgezeichnete, mit Benutzung zahlreicher Manuskripte der kaiserlichen Bibliothek zu Paris abgefaßte
»Essai sur l'histoire des Arabes avant l'Islamisme«
(Par. 1847-49, 3 Bde.). Frühere Publikationen von ihm sind: »Précis historique de la guerre des Turcs contre les Russes 1769-74«
(nach dem türkischen Historiker Vassif Efendi, 1822);
»Précis historique de la destruction du corps des janissaires par le
sultan Mahmoud en 1826« (aus dem Türkischen 1833) und die »Grammaire arabe vulgaire« (1824; 4., mit
dem »Dictionnaire français-arabe« von E. Bochthor vermehrte Auflage 1858).
(spr. kot'rä), berühmtes Pyrenäenbad im franz.
DepartementOberpyrenäen, ArrondissementArgelès, 8 km von der Endstation Pierrefitte der von Lourdes kommenden Zweigbahn, im
tief eingeschnittenen Thal
[* 20] Laverdan, das vom Gave de Cauterets durchströmt wird. Der schöne, modern gebaute Ort liegt 992 m ü. M.
und beherbergt außer 1611 ständigen Einwohnern alljährlich nahezu 16,000 Kurgäste. Die Schwefelquellen
von Cauterets sind die ergiebigsten in den Pyrenäen und rivalisieren hinsichtlich ihrer Wirksamkeit mit denjenigen von Barèges,
St.-Sauveur und Eaux Bonnes, inmitten deren sie liegen. 22 weithin zerstreute Quellen in neun Etablissements geben zusammen
innerhalb 24 Stunden die ungeheure Quantität von 1½ Mill. Lit. Mineralwasser.
Eine Gesellschaft reicher Kapitalisten hat 1868 die Wässer auf 30 Jahre gepachtet und führt große Arbeiten
aus. Die Temperatur der Quellen variiert zwischen 16 und 55° C. Die Heilwirkung der Schwefelquellen von Cauterets äußert sich besonders
bei chronischen katarrhalischen Affektionen der Schleimhäute, Skrofeln, Rheumatismen, Hautleiden und zahlreichen andern Krankheiten.
Doch locken auch die großartige Gebirgsnatur und die Gelegenheit zu den lohnendsten Exkursionen viele
Fremde an. Das Klima
[* 21] von Cauterets mit seiner
¶
mehr
geschützten Lage und seiner reinen Gebirgsluft wird während der vier Saisonmonate (Juni bis September) als ein besonders
gesundes und die Heilwirkung der Quellen erhöhendes gerühmt. Das Maximum der Wärme
[* 23] während der Sommermonate ist 30°, das
Minimum 4° C.
Dabei am Fuß des Bergs Fenestra die berühmte, im 11. Jahrh. gegründete Benediktinerabtei der
heiligen Dreifaltigkeit, mit wichtigem Archiv und berühmter Bibliothek.
Während des Direktoriums war er Mitglied des Rats der Fünfhundert, Stadtzolleinnehmer, endlich Lotterieverweser. Unter dem
Konsulat wurde er als außerordentlicher Generalkommissar nach dem arabischen Seehafen Maskat geschickt, ohne jedoch daselbst
etwas auszurichten. 1806 von JosephNapoleon als Domänenverwalter nach Neapel berufen, wurde er unter Murat,
Josephs Nachfolger, Staatsrat. Als Napoleon I. die im Ausland angestellten Franzosen zurückrief, ging auch Cavaignac nach Frankreich
zurück und ward im März 1815 zum Präfekten des DepartementsSomme ernannt, hatte aber diese Stelle noch nicht angetreten,
als die zweite Restauration eintrat. Durch das sogen. Amnestiegesetz vom sah
sich Cavaignac als Königsmörder genötigt, nach Brüssel auszuwandern, wo er starb.
Durch Umsicht, Ausdauer, kalten Mut und seltenes Organisationstalent that sich Cavaignac schon damals hervor. Nach kurzem Rücktritt
aus Gesundheitsrücksichten übernahm er das Kommando des 2. Bataillons der leichten afrikanischen Infanterie, der sogen. Zephyrs,
stürmte mit diesen Scherschel und hielt den Platz zehn Wochen gegen eine Übermacht, trotz
schwerer Verwundung doch das Kommando nicht abgebend, bis zum 2. Mai. Als Oberstleutnant der Zuaven zeichnete er sich darauf bei
der Expedition auf Medea, bei dem Übergang über den Schaba el Ketta gegen die Beni Menad und vor Tagdempt aus. 1841 zum Obersten
der Zuaven ernannt, focht er mit großer Auszeichnung in der Mitidscha und 15. Sept. bei El Harburg
[* 34] gegen die Beni Raschel, focht 1844 bei Isly mit, wurde Brigadegeneral und 1847 Gouverneur von Oran.
(spr. kawaje-koll), Aristide, Orgelbauer, geb. zu
Montpellier,
[* 36] einer alten Orgelbauerfamilie entstammend, kam 1833 nach Paris, wo er bei der Konkurrenz für den Bau einer neuen
Orgel für St.-Denis erwählt wurde. Er ließ sich nun in Paris nieder und baute außer der Orgel für St.-Denis,
in der er zuerst Barkers pneumatischen Hebel
[* 37] anbrachte, auch die berühmten Werke zu St.-Sulpice, Ste.-Madeleine und sehr viele
andre in Paris und der Provinz sowie in Belgien
[* 38] etc. Der Orgelbau verdankt Cavaillé-Col bedeutende Verbesserungen, so z. B.
die Anwendung gesonderter Windkasten mit verschiedener Windstärke für die tiefere, mittlere und höhere
Partie der Klaviatur,
[* 39] die überschlagenden Flöten (flûtes octaviantes) etc. Er schrieb: »Études experimentaux sur les tuyaux
d'orgue« (in den Berichten der Académie des sciences 1849);
»De l'orgue et de son architecture« (in der »Revue générale de
l'architecture des travaux publics« 1856) und »Projet
d'orgue monumental pour la basilique de St-Pierre de Rome« (1875).
(spr. kawajóng), Stadt im franz. DepartementVaucluse, ArrondissementAvignon, zwischen der Durance und dem
Coulon, an der Südbahn, mit einer alten Kathedrale (in Basilikenform, von 1251, neuerlich restauriert) und (1876) 4473 Einw.,
welche berühmte Melonen und Krapp bauen und Kerzen-, Hut-, Tuch- und Seidenfabrikation betreiben. Die vorzüglich
angebaute Umgegend heißt wegen ihrer Fruchtbarkeit der Garten
[* 40] der Provence. - Cavaillon ist das alte Cabellio, eine Stadt der Kavaren
in Gallia Narbonensis und dann römische Kolonie. Von einem hier dem Pompejus errichteten Triumphbogen sind noch einige Trümmer
übrig. Auch war hier eine Schlauchfähre über die Durance. Später stand Cavaillon unter den Grafen von Venaissin,
dann unter denen von Toulouse, bis es unter päpstliche Herrschaft und endlich 1791 unter die Herrschaft Frankreichs kam.
1) Guido, einer der frühsten ital. Dichter, Sproß eines alten florentinischen Hauses, wurde in den 30er
Jahren des 13. Jahrh. geboren. Er vermählte sich 1266 mit einer Tochter des Farinata
degli Uberti, des Hauptes der florentinischen Ghibellinen, geriet aber dadurch in Händel mit dem Haupte der Guelfen, Corso Donati,
wurde deshalb für einige Zeit nach dem ungesunden OrtSarzana verbannt, kam dann krank nach Florenz
[* 41] zurück
und starb daselbst um 1300. Seine Gedichte, die aus Sonetten, Balladen und Kanzonen bestehen, stammen aus seiner frühern Lebensperiode
und sind an ein junges Mädchen, Namens Mandetta, die er auf einer Pilgerreise nach Santiago in Spanien
[* 42] zu Toulouse kennen lernte,
gerichtet.
Unter den Vorläufern Dantes, der mit ihm bekannt war, und Petrarcas gilt er mit Recht wegen seiner Gedankentiefe
und
seiner Behandlung der Sprache für den vorzüglichsten. Am berühmtesten hat ihn seine Kanzone über die Natur der Liebe:
»Donna mi priega« gemacht, die ihrer Dunkelheit wegen acht verschiedene Kommentatoren gefunden hat. Bei seinen
Zeitgenossen stand er, als Anhänger der Epikureischen Philosophie, im Ruf eines Atheisten. Seine Gedichte
sind besonders herausgegeben worden von Cicciapori (»Rime edite ed inedite di
G. Cavalcánti«, Flor. 1813).
2) Giovanni, ital. Geschichtschreiber, schrieb »Istorie
fiorentine«, den Zeitraum von 1420 bis 1452 umfassend (hrsg. von Polidori, Flor. 1838, 2 Bde.),
3) Bartolommeo, edler Florentiner,
[* 43] geboren im Oktober 1503, ergriff schon als Jüngling das Schwert gegen die Mediceer, in denen
er die Unterdrücker der Freiheit seines Vaterlandes sah. Mit seiner Freiheitsliebe und Tapferkeit hielt
seine Rednergabe gleichen Schritt. Eine seiner Reden, 1530 an seine Soldaten gehalten, findet sich in Sansovinos Sammlung. Als
nach Alexanders Ermordung Cosimo de' Medici den Thron
[* 44] bestieg, verließ Cavalcánti die Heimat und lebte wahrscheinlich einige Zeit in
Ferrara,
[* 45] besuchte darauf Frankreich und begab sich später nach Rom,
[* 46] wo er von PapstPaul III. mit mehreren
wichtigen Missionen betraut wurde. Er starb in Padua.
[* 47] Seine »Rettorica« (Vened. 1559) ist
ein Lehrbuch der Rhetorik nach streng AristotelischenGrundsätzen. Die »Trattati sopra gli ottimi reggimenti delle reppubliche
antiche e moderne« (Vened. 1555, 1574) sind auch in die »Classici italiani« (Mail. 1805) aufgenommen worden.
Giovanni Battista, ital. Kunstschriftsteller, geb. zu
Legnago, besuchte die Akademie zu Venedig,
[* 48] um die Malerei zu erlernen, empfand aber mehr Neigung zu kunsthistorischen Studien und
besuchte das Museum öfter als die Zeichenschule. Er gab nun die Malerei auf und ging nach Padua, um Ingenieur
zu werden, wandte sich aber trotzdem wieder der erstern zu, lernte in Mailand
[* 49] bei Serri, besuchte dann Toscana und Rom und lernte
nach und nach die Meisterwerke der italienischen Kunst kennen. 1846 brachte er längere Zeit in München
[* 50] zu und lernte 1847 im Postwagen zwischen Hamm
[* 51] und Minden
[* 52] seinen spätern Freund und Mitarbeiter J. A. ^[JosephArcher] Crowe (s. d.)
kennen, mit dem er dann wieder in Berlin zusammentraf.
Die Freunde trennten sich, und Cavalcaselle kehrte, nachdem er noch einige Zeit in Deutschland
[* 53] verweilt, nach Italien
[* 54] zurück, wo er sich 1848 an der Revolution beteiligte. In Cremona von den Österreichern gefangen genommen und zum Tod verurteilt,
entging er der Erschießung nur durch einen glücklichen Zufall. In Rom teilte er die Gefahren der Belagerung Oudinots. Sodann
aus Italien verbannt, ging er durch Frankreich nach England. In Paris traf er zufällig wieder mit Crowe zusammen,
mit dessen Familie er in London
[* 55] eng befreundet wurde. Beide wohnten hier lange Zeit zusammen und schrieben gemeinsam die »Early
Flemish painters«. Während Crowe in der Türkei
[* 56] (1853-56) verweilte, besuchte Cavalcaselle Spanien. Im J. 1856 wohnten beide wieder
zusammen in London. 1858 kehrte Cavalcaselle nach Italien zurück und traf Crowe erst 1861 in Leipzig
[* 57] wieder, wo endlich
das gemeinsame Werk, die »History of painting in Italy«, in Angriff¶
mehr
genommen wurde. Über seine gemeinschaftliche litterarische Thätigkeit mit letzterm s. Crowe. Cavalcaselle schrieb allein: »Sul più
autentico ritratto di Dante« (Flor. 1865) und »Sulla conservazione dei monumenti ed oggetti di belle arti e sulle riforme dell'
insegnamento academico« (Rom 1875). Er lebt in Rom als Inspektor der Kunstangelegenheiten im Ministerium
der öffentlichen Erziehung.
Marktflecken in Südtirol, wichtigster Ort des FleimserThals, aus einer gegen den Avisio abfallenden Ebene reizend
gelegen, 985 m ü. M., hat einen breiten Marktplatz mit dem Sebastiansturm, eine
alte gotische Pfarrkirche, daneben einen alten Steintisch (einst Forum
[* 59] der Thalbewohner), ein Franziskanerkloster, Gips- und
Marmorbrüche und Holzhandel, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts und zählt
(1880) 2163 Einw.
(spr. kawaljeh),Jean, Anführer der Kamisarden (s. d.). ^[= (franz. Camisards), Name der Hugenotten in den Cevennen, welche Abkömmlinge der Waldenser waren ...]
Emilio del, ital. Komponist, geboren um 1550 zu Rom, war bis um 1596 Leiter der herzoglichen Hofmusik zu Florenz,
später wieder in Rom, starb im Anfang des 17. Jahrh. Er gehört zu dem Kreis jener Künstler und Kunstfreunde in Florenz, welche
die Wirkung des antiken Dramas durch die Mittel der neuern Musik wiederherzustellen und zu diesem Zweck namentlich
den Einzelgesang in einer Weise auszubilden suchten, welche zwischen bewegter Recitation und wirklicher Melodie die Mitte hielt.
Seine in diesem Stil komponierten Dramen: »Il Satiro« und »La
disperazione di Fileno« (aufgeführt zu Florenz 1590) sowie »Il giuoco della cieca« (1595)
vermochten zwar die Ansprüche des genannten Kreises nicht im gleichen Maße zu befriedigen wie die Arbeiten seiner Zeitgenossen
Peri und Caccini, denen er deshalb auch die Ehre überlassen mußte, als Schöpfer der modernen Oper bezeichnet zu werden; dagegen
hat er mit seinem 1600 (wahrscheinlich nach seinem Tod) zu Rom im Betsaal (oratorio) des KlostersSanta Maria
in Vallicella ausgeführten geistlichen Musikdrama »La rappresentazione di anima
e di corpo« das Oratorium ins Leben gerufen und darf mit Recht als der älteste Vertreter dieser Kunstgattung gelten.
Francesco Saverio, ital. Architekt und Archäolog, geb. 1809 zu Palermo,
[* 61] bildete sich durch Selbststudium
zum Zeichner aus und wurde später von dem Herzog von Serradifalco zur Mitarbeiterschaft an dessen Publikation
über die antiken MonumenteSiziliens herangezogen. Nachdem er bis zum Jahr 1843 an verschiedenen Sammelwerken ähnlicher Art
und an kartographischen Arbeiten mitgewirkt, begab er sich nach Göttingen,
[* 62] um dort die Vorlesungen von Gauß und Hermann zu
hören.
Hier veröffentlichte er eine Schrift über die Topographie des alten Syrakus
[* 63] und erwarb sich 1848 den Doktorgrad.
Dann kehrte er nach Italien zurück und war hier bis zum Jahr 1856 als Lehrer in Palermo und Mailand thätig. Darauf ging er
nach Mexiko
[* 64] und gründete dort eine Kunstakademie. Im J. 1863 nach Italien zurückberufen, wurde er zum Direktor der sizilischen
Altertümer ernannt und erwarb sich in dieser Stellung hervorragende Verdienste um die Aufdeckung der antiken
Ruinen. Die Resultate seiner Forschungen legte er in dem »Bulletino della commissione
di antichità e belle arti in Sicilia« nieder, welches bis zum Jahr 1876 erschien, wo die Organisation eine Änderung erfuhr
und er denTitel eines Ingenieurs erster Klasse der Ausgrabungen des Königreichs erhielt. Neuerdings hat er
sich mit der topographischen Feststellung des alten Sybaris beschäftigt.
Francesco (eigentlich Colleto), ital. Komponist, geboren um 1600 zu Venedig (nach andern zu Crema), trat 1617 in
die damals unter Monteverdes Leitung stehende Sängerkapelle der Markuskirche ein, wurde 1640 Organist an der zweiten, 1664 an der
ersten Orgel daselbst und 1668 Kapellmeister, welche Stellung er bis zu seinem Tod 1676 bekleidete. Auf dem von Monteverde gelegten
Grund weiterbauend, hat Cavalli zur Ausbildung des dramatischen Stils durch eine Reihe von Opern erheblich beigetragen, in welchen
hauptsächlich die treffende Charakteristik und der einfache und natürliche Ausdruck der Empfindung anzuerkennen
sind. Ihre Gesamtzahl beläuft sich nach Gerber auf 45 (nach Fétis auf 39), unter denen namentlich der zur Vermählungsfeier
Ludwigs XIV. in Paris 1660 aufgeführte »Serse« (Xerxes) berühmt geworden ist. Außerdem schrieb er auch Kompositionen für
die Kirche.
ursprünglich piemontesische, von dem Pferd
[* 67] im Gepräge benannte Silbermünze von Groschengröße, später
neapolitanische Kupfermünze mit einem Kreuz
[* 68] zwischen des PferdesBeinen, daher
¶
mehr
Cavallo da Croce, anfangs = 1 Saldo, dann 12 Stück = 1 Grano (daher Cavalluccio, d. h. Pferdchen) = ¼ Pfennig.
Felice, ital. Dichter, geb. zu Mailand, schrieb schon als zwölfjähriger Knabe auf den Schulbänken
Verse gegen die Deutschen, verfaßte Anfang 1860 sogar ein Büchlein: »Germania
[* 70] e Italia«, und nahm dann
ohne Vorwissen der Seinen unter den Garibaldischen Freischaren am Krieg teil. Nach dessen Beendigung arbeitete er an verschiedenen
Blättern der Opposition (besonders am »Gazettino«),
in beständigem und rücksichtslosem Kampf mit der italienischen Regierung
und ihren Organen, weshalb er wiederholt zu Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Auch die Sammlung seiner
»Poesie politiche« wurde sofort nach ihrem Erscheinen mit Beschlag belegt. Das Jahr 1871, in welchem er, vom Tod eines geliebten
Bruders ergriffen, besonnener wurde, führte ihn dem Drama zu. Seine »Pezzenti« machten bei der Aufführung in Mailand nicht
geringes Aufsehen; diesen folgten: »Guido«, »Agnese di Gonzaga« und »Alcibiade« (1874),
ein Stück, das trotz seiner Sonderbarkeiten den außerordentlichsten Beifall fand, und das er gegen seine Kritiker in der
Broschüre »Alcibiade, la critica e il secolo di Pericle« glänzend
verteidigte;
ferner »Manzoni«, »Emanuele«, »I Messenii« (1875) und
»La sposa di Menecle«, ein wieder dem altgriechischen Leben entnommenes Schauspiel, das großes Glück machte.
Im J. 1873 zum Parlamentsmitglied gewählt, gab er zu stürmischen Szenen immer neuen Anlaß, bis er 1879 sein Mandat niederlegte.
Neuere lyrische Publikationen von E. sind eine zweite Sammlung »Poesie« (1872) und »Anticaglie«
(1879). Außerdem schrieb er: »Storia dell' insurrezione
di Roma
[* 71] nel 1867« (Mail. 1870) und »Della proprietà litteraria ed artistica« (das. 1871). Gesammelt erschienen
seine »Opere« in 6 Bänden (Mail. 1881-85).
(spr. kawwän),Grafschaft in der irischen ProvinzUlster, umfaßt 1932 qkm (35,1 QM.). Der FlußErne, der im Lough
Gowna entspringt und in nördlicher Richtung durch den Lough Ougther in den obern LoughErne fließt, trennt
die Grafschaft in zwei Teile. Der westlich davon gelegene Teil der Grafschaft steigt im Cuilcagh bis 667 m an, und auch der
Osten ist hügelig und im ganzen nur wenig ergiebig. Nur 31 Proz. der Oberfläche bestehen
aus Ackerland, 52 Proz. aus Weideland, 1,2 Proz.
aus Wald. Die Bevölkerung
[* 72] betrug 1881: 129,476 Seelen. An Vieh zählte man 1881: 10,503 Pferde,
[* 73] 104,797
Rinder,
[* 74] 14,359 Schafe,
[* 75] 34,753 Schweine.
[* 76] Steinkohlen, silberhaltiges Blei,
[* 77] Eisen
[* 78] und Kupfer
[* 79] kommen vor, werden aber nicht ausgebeutet.
Die Industrie ist ohne jegliche Bedeutung. - Die gleichnamige Hauptstadt der Grafschaft, in deren fruchtbarstem Teil sie liegt,
hat 3050 Einw. Sie ist Sitz des katholischen und protestantischen Bischofs von Kilmore, hat einen Gerichtshof, eine Lateinschule
und ein katholisches College (St. Patrick's).
yCenti (spr. -nilljes),DonAntonio, span. Geschichtschreiber, geb. 1805 zu Coruña in Galicien, studierte
auf der Universität zu Alcala die Rechte, beschäftigte sich aber daneben viel mit Geschichte und Litteratur.
Nachdem er sich 1825 in Madrid als Advokat niedergelassen, ward er 1831 Syndikus im Stadtrat, 1832 mit der Theaterzensur betraut
und 1841 als ordentliches Mitglied in die königliche Akademie der Geschichte und bald darauf auch in
die der moralischen und politischen Wissenschaften aufgenommen. Er veröffentlichte: »El libro de meshijos«, eine Sammlung
von wissenschaftlichen und litterarischen Notizen aller Art, akademischen Reden, Gedächtnisschriften etc.;
eine Arbeit über
das »Fuero de Madrid« und »Dialogos politicos y literários« (Madr. 1858),
sein
Hauptwerk aber, welches ihm auch im Ausland einen bekannten Namen erworben hat, ist die »Historia de España«
(das. 1860-64, 5 Bde.), die jedoch
nicht vollendet ward und nur bis Philipp II. reicht, da er starb.
im alten Theater
[* 86] der Zuschauerraum, dessen Sitze sich amphitheatralisch in einem Halbkreis erhoben, von Treppen
[* 87] in keilförmige Abschnitte (cunei) und durch Rundgänge (praecinctiones) in 2-3 Stockwerke gegliedert waren.
Don Celestino, ital. Altertumsforscher und Numismatiker, geb. zu Levizzano Rangone (Modena), studierte
in Bologna, ward 1821 Kustos der numismatischen Sammlung zu Modena, 1847 Bibliothekar daselbst, bekleidete 1830 bis 1863 zugleich
die Professur der biblischen Hermeneutik an der Universität zu Modena und starb daselbst. Seine
auch im Ausland anerkannten Hauptwerke sind: »Saggio di observazioni sulle medaglie di famiglie romane« (Modena 1829, Anhang
1831);
die Ausgabe von Casallis »Nummorum Italiae veteris tabulae« (Leipz. 1830) und »Numismatica
biblica« (Modena 1850; deutsch von Werlhof, Hannov. 1855-56, 2 Bde.).
Aufsehen machte seine »Confutazione dei principali errori de Ernesto
Renan nella sua Vie deJésus« (Modena 1863).