Protestanten
(lat.), s. Protestantismus.
Protestanten
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Protestanten
(lat.), s. Protestantismus.
Protestantische Freund
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Seite 13.421.Protestantismus
(lat.), Gesamtbezeichnung desjenigen Hauptzweigs der christlichen Kirche, welcher sich im 16. Jahrh. infolge der Reformation (s. d.) von der römisch-katholischen Kirche getrennt hat. Der Name schreibt sich von der Protestation her, welche die evangelischen Stände, nämlich der Kurfürst Johann der Beständige von Sachsen, [* 3] der Markgraf Georg von Brandenburg, [* 4] die Herzöge Ernst und Franz von Lüneburg, [* 5] der Landgraf Philipp von Hessen, [* 6] der Fürst Wolfgang von Anhalt [* 7] und 14 Reichsstädte, gegen den Reichstagsabschied von Speier [* 8] 1529 erhoben.
Wormditt - Worms
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Worms.Derselbe bestimmte, daß diejenigen Stände, welche bisher das Edikt von Worms [* 9] gehalten hätten, es auch fernerhin halten, die übrigen sich aber in keine weitern Neuerungen einlassen und niemand verwehren sollten, Messe zu halten. Gegen diesen Reichstagsabschied legten die oben genannten Reichsstände feierlich Protestation ein und appellierten 25. April an den Kaiser, an ein allgemeines oder deutsches Konzil und an jeden unparteiischen christlichen Richter.
Doch ging der Name Protestanten bald auf alle Anhänger der Grundsätze der Reformation über. Grundforderung derselben war: objektiv die Zurückführung der kirchlichen Lehre [* 10] und Praxis auf ihre im Evangelium bezeugte ursprüngliche Reinheit, subjektiv die persönliche Gewißheit des Heils in der von priesterlicher Vermittelung unabhängigen, unmittelbaren, innern Erfahrung des religiösen Gemüts, in seinem »Glauben«. Daher behaupteten die Reformatoren einesteils das alleinige Ansehen der Heiligen Schrift in Glaubenssachen und andernteils die alleinige Herkunft des Heils aus Gott mit Ausschluß menschlicher Verdienste und selbstgewählter Vermittelungen.
Lehrbataillon - Lehren
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Lehren.
Jenes, das alleinige Ansehen der Heiligen Schrift, nennt man, wie es scheint im Anschluß an Bayers »Compendium
theologiae positivae« (1686), seit Anfang unsers Jahrhunderts (Wegscheider und Bretschneider) das formale, dieses, die der Werkgerechtigkeit
entgegengesetzte Rechtfertigung durch den Glauben, das materiale Prinzip der protestant
ischen Glaubenslehre. Durch die verschiedene
Auffassung einzelner Glaubenslehren, besonders derjenigen vom Abendmahl (s. d.)
und von der Prädestination
(s. d.), ward noch während der Reformation eine Trennung der protestant
ischen Kirche in die lutherische (s. d.) und reformierte
(s. d.) hervorgerufen, die durch die Konkordienformel (s. d.) 1580 und durch die Beschlüsse der Dordrechter Synode 1618 noch
erweitert ward. In beiden Kirchen haben sich wieder kleinere Sekten und Parteien gebildet und abgeschieden;
alle Verzweigungen der protestant
ischen Kirche aber stimmen darin überein, daß sie der Behauptung der römisch-katholischen
Kirche, die unfehlbare und alleinseligmachende zu sein, widersprechen und demgemäß die Oberherrschaft des »unfehlbaren«
Papstes und der Bischöfe sowie die Anrufung der Jungfrau Maria und der Heiligen, die Klostergelübde und den
Cölibat der Geistlichen, den Ablaß und andre unbiblische Andachtsmittel, das Meßopfer und die Siebenzahl der Sakramente, die
Lehre vom Fegfeuer und die Verdienstlichkeit der guten Werke (Fasten, Kirchenbesuch, Almosen etc.) vor Gott verwerfen. Da in
dem Namen »protestant
ische Kirche« nur eine negative Bedeutung (der Widerspruch gegen die Anmaßungen und Lehren
[* 11] der katholischen Kirche) zu liegen schien, so hat man denselben in der neuern Zeit, nachdem die lutherische und reformierte Kirche
in einem großen Teil Deutschlands
[* 12] vereinigt waren (s. Union), auch mit dem Namen evangelische Kirche vertauscht, welcher Name
dem sogen. Formalprinzip des Protestant
ismus entspricht.
Vgl. Schenkel, Das Wesen des Protestant
ismus (2. Aufl., Schaffh.
1862);
Hundeshagen, Der deutsche Protestant
ismus (3. Aufl., Heidelb.
1850);
Gaß, Geschichte der protestant
ischen Dogmatik (Berl. 1854-67, 4 Bde.);
Frank, Geschichte der protestant
ischen Theologie (Leipz. 1862 bis 1865, 2 Bde.);
Dorner, Geschichte der protestant
ischen Theologie (Münch. 1867);
Schweizer, Die protestant
ischen Zentraldogmen (Zürich
[* 13] 1854-56, 2 Bde.);
Kahnis, Der innere Gang des
[* 14] deutschen Protestant
ismus (3. Aufl., Leipz. 1874).