Montpellier
Mont-Pelvoux - Montpen
![Bild 61.1027: Mont-Pelvoux - Montpensier (Anne Marie Louise von Orléans, Herzogin von) [unkorrigiert] Bild 61.1027: Mont-Pelvoux - Montpensier (Anne Marie Louise von Orléans, Herzogin von) [unkorrigiert]](/meyers/thumb/61/61_1027.jpeg)
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Montpellier.[* 2] (spr. mongpelljeh), Hauptstadt des franz. Departements Hérault, liegt 10 km vom Mittelländischen Meer in reizender Gegend amphitheatralisch auf einer Anhöhe, über dem kanalisierten Lez, und ist durch Eisenbahnlinien mit Nîmes, Marseille, [* 3] Lodève, Narbonne, Cette, dem eigentlichen Hafen von und dem als Seebad vielbenutzten Palavas verbunden. Die Stadt hat mit Ausnahme der modernen Vorstädte enge Straßen und zerfällt in sechs Stadtteile (sixains).
Unter den 21 Kirchen (worunter eine reformierte Konsistorialkirche) zeichnen sich namentlich der große Dom St. Peter (aus dem 14. Jahrh.) mit 4 Türmen und einschiffigem Innern sowie die neue, 1875 vollendete Kathedrale aus. Sonstige hervorragende Gebäude sind: der Justizpalast mit den Statuen von Cambacérès und Kardinal Fleury;
das Gebäude der medizinischen Fakultät, ehemaliges Benediktinerkloster, mit großem amphitheatralischen Hörsaal und schönem anatomischen Museum;
das Stadthaus, die Präfektur, das Theater. [* 4]
Auf dem
weiten Platz Peyrou mit Anpflanzungen und einer Reiterstatue
Ludwigs XIV. (von Debay) erheben
sich östlich ein zu
Ehren
Ludwigs XIV. erbautes Triumphthor und westlich ein tempelartiges
Wasserschloß,
welchem ein 1766 errichteter
Aquädukt das
Wasser zuführt. Die übrigen
Plätze der Stadt sind mit hübschen
Fontänen geschmückt.
Ein schöner Spaziergang ist die
Esplanade, an welche der Exerzierplatz mit der
Citadelle und
Kasernen stößt. Montpellier
zählt (1886)
45,930 (als
Gemeinde 56,765) Einw. Die
Industrie ist durch
Fabriken für
Kerzen und
Seifen, Wolldecken, chemische
Produkte etc. vertreten.
Getreide (Zusammensetz

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Getreide.
Sehr rege ist der
Handel, insbesondere mit
Wein und
Branntwein,
Getreide,
[* 5] Vieh,
Salz,
[* 6]
Öl,
Hanf,
Seide,
[* 7]
Wolle, Strohwaren. An höhern
Unterrichtsanstalten besitzt Montpellier
vier
Fakultäten, eine von alters her berühmte medizinische
Fakultät (1180 gegründet) mit
einer
Bibliothek von 50,000
Bänden und einem botanischen
Garten
[* 8] (dem ältesten in
Frankreich), dann
Fakultäten
für
Jurisprudenz,
Wissenschaften und Litteratur; sie zählten zusammen 1882: 82
Lehrer und 586 Studierende.
Ferner befinden sich in eine
Schule für
Pharmazie, ein
Seminar,
Lyceum, Bildungsanstalten für
Lehrer und
Lehrerinnen, eine
Kunstschule,
Musik- und
Gewerbeschule, eine Stadtbibliothek von 100,000
Bänden, ein
Museum (nach seinem
Gründer
Fabre
benannt) mit mehr als 600 Gemälden verschiedener
Schulen, vielen
Zeichnungen,
Bronzen,
Skulpturen,
Münzen
[* 9] etc. Erwähnenswert
sind außerdem: das Naturalienkabinett, die
Sternwarte,
[* 10] das
Blinden-, Taubstummen- und Waiseninstitut, die
Irrenanstalt, mehrere
Spitäler und zahlreiche humanitäre und wissenschaftliche
Gesellschaften. ist der Sitz des
Generalkommandos des 16.
Armeekorps,
des
Präfekten, eines
Bischofs, eines reformierten
Konsistoriums, eines
Appell- und Assisenhofs, eines Handelsgerichts,
einer
Handelskammer, einer
Filiale der
Bank von
Frankreich und mehrerer
Konsulate fremder
Staaten. 3 km von Montpellier
entfernt liegt die
warme
Mineralquelle von Foncaude (12,5° C). - Montpellier
(Mons
[* 11] pessulanus oder
Mons puellarum der
Römer)
[* 12] war noch
im 10. Jahrh. ein Dorf, welches dem
Bischof von Maguelone gehörte.
Von 1162 bis 1258 wurden hier mehrere
Konzile (Monspellensia concilia) gehalten. 1204 fiel es an
Aragonien, und 1276 kam es
an die
Könige von
Mallorca, denen es 1349 König
Philipp VI. von
Frankreich abkaufte. 1538 wurde das
Bistum von
Maguelone nach Montpellier
verlegt. Unter
Heinrich III. bemächtigten sich die
Hugenotten der Stadt und errichteten daselbst eine Art
Republik. Erst nach langer Belagerung unterwarf sich und durch das
Edikt oder den
Frieden von Montpellier
vom wurde der neunte
Hugenottenkrieg beendigt (s.
Hugenotten, S. 770).
Vgl. Aigrefeuille,
Histoire de la ville de Montpellier
(1739;
neue Ausg., Montp. 1877).