Bergpartei
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s. Berg, ^[= # 1) Günther Heinrich, Freiherr von, Staatsmann und verdienstvoller publizistisch-juristischer ...] S. 719.
Bergpartei
136 Wörter, 974 Zeichen
Bergpartei,
s. Berg, ^[= # 1) Günther Heinrich, Freiherr von, Staatsmann und verdienstvoller publizistisch-juristischer ...] S. 719.
im allgemeinen jede über die Umgebung einigermaßen hervorragende Bodenerhebung, gleichviel ob sie isoliert in einer Ebene steht oder einen Teil eines Gebirges ausmacht; namentlich aber bezeichnet man damit die über die mittlere Kammlinie der Gebirge emporragenden Gipfel sowie die vorspringenden Enden der Gebirgsjoche. Eine Erhebung von unbedeutender relativer Höhe nennt man Hügel. An jedem Berg unterscheidet man den Fuß oder untern Teil, mit dem derselbe seine markierte Überhöhung der Grundfläche beginnt, den Scheitel (Rücken) oder höchsten Teil desselben und den Rumpf (Abhang), d. h. den zwischen beiden liegenden mittlern Tell. Die Neigung des Abhangs (Hang, Abdachung) wird ¶
durch den Winkel [* 5] gemessen, welchen derselbe mit dem Horizont [* 6] bildet; in dieser Beziehung spricht man von Abdachungs- oder Böschungswinkeln von 5 bis etwa 45 Grad. Steigt der Abdachungswinkel über 45 Grad, so wird der Berg zur Wand. Vgl. Gebirge.
(Montagne), Bezeichnung der radikalen Partei in dem französischen Nationalkonvent (1792-95) während der ersten Revolution, hergenommen von den höhern Bänken des amphitheatralisch gebauten Sitzungssaals, auf denen die Mitglieder jener Partei (Montagnards) saßen. Dieselbe setzte sich aus den Jakobinern und den Cordeliers zusammen, während die Girondisten, welche die Mitte des Saals innehatten, die Plaine (Ebene) oder Marais (Morast) genannt wurden. Den Namen Berg führte auch die radikale Partei nach der Februarrevolution von 1848 in der damaligen Nationalversammlung.
Vgl. Claretie, Les derniers Montagnards (Par. 1874).
ehemaliges Herzogtum (Ducatus Montensis) im westfäl. Kreis [* 7] des alten Deutschen Reichs, am rechten Rheinufer, zwischen dem Erzbistum Köln, [* 8] dem Fürstentum Nassau-Siegen, dem Herzogtum Westfalen, [* 9] der Grafschaft Mark, dem Herzogtum Kleve und dem Fürstentum Mörs gelegen (vgl. Karte »Rheinprovinz [* 10] etc.«),
zählte auf 2975 qkm (54 QM.) 262,000 Einw. und gehört jetzt teils zu den Regierungsbezirken Düsseldorf [* 11] und Köln. Berg war beim ersten Erscheinen der Römer [* 12] von Ubiern, später von Tenkterern und Sigambrern, nach der Völkerwanderung von ripuarischen Franken bewohnt und Grenzland gegen die Sachsen. [* 13] Das Christentum fand hier zuerst um 700 Eingang durch Suidbertus, Bedas Schüler, der auf einer Rheininsel bei Düsseldorf das Stift Kaiserswerth gründete. Die Vorfahren der Grafen von Berg besaßen das Vogteiamt über die Abteien Deutz und Werden; 1068 nennt sich ein Adolf, der zweite dieses Namens, zuerst mit dem Zusatz »vom Berge«, aber noch nicht Graf.
Dessen Sohn führt 1101 in einer Urkunde des Kaisers Heinrich IV. den Grafentitel; er wird daher neuerdings mit Recht Graf Adolf I. genannt, und man beginnt jetzt mit ihm die Zählung. Er erbaute die neue Burg an der Wupper, verwandelte die Stammburg Berg (Altenberg) 1133 in eine Cistercienserabtei und starb daselbst als Mönch 1152. Seine Enkel Eberhard und Engelbert I. teilten gegen 1160 das Erbe, so daß jener Altena, [* 14] dieser Berg erhielt. Engelbert vermehrte seine Besitzungen bedeutend, nahm am Kreuzzug Friedrich Barbarossas teil und starb auf dem Rückweg 1189. Mit seinen Söhnen Adolf III. (1189-1218) und Engelbert II., dem Heiligen (gest. 1225), erlosch der Mannesstamm, und Berg fiel an Heinrich von Limburg, [* 15] Schwiegersohn des Grafen Adolf III. Sein Enkel Adolf V. (1259-1296) nahm in der Schlacht bei Worringen den Erzbischof von Köln, Siegfried von Westerburg, gefangen und erklärte in demselben Jahr (1288) Düsseldorf zur Stadt; er hatte seinen Bruder Wilhelm I. zum Nachfolger.
Diesem folgte sein Neffe Adolf VI. (1308 bis 1348), unter dessen Regierung Berg durch Überschwemmungen, Mißwachs, Pest und den Krieg zwischen Friedrich von Österreich [* 16] und Ludwig dem Bayern [* 17] viel zu leiden hatte. Da Adolf ohne Kinder starb, so fiel die Grafschaft an seine Schwestertochter Margarete, Gräfin von Ravensberg und Gemahlin Gerhards, Sohns des Herzogs Wilhelm von Jülich. Gerhards Sohn Wilhelm II. erhielt 1380 vom König Wenzel für Berg die Herzogswürde und starb 1408. Sein Sohn Herzog Adolf I., zugleich Graf von Ravensberg (1408-1437), erwarb nach dem Tode des Herzogs Reinald III. von Jülich und Geldern 1423 ersteres Land. Berg blieb von da an bis zu Anfang des 19. Jahrh. mit Jülich vereinigt.
Nach dem Erlöschen des Jülich-Bergschen Hauses (1511) folgten Fürsten aus dem Haus Kleve, und nach deren Aussterben (1609) erhob sich ein Erbfolgestreit, der damit beendigt wurde, daß die Nachfolge in Jülich und Berg dem Haus Pfalz-Neuburg zufiel (s. Jülich). Nach dessen Erlöschen kam das Land 1742 an den Kurfürsten Karl Theodor aus der Sulzbacher Linie und nach dessen Tod 1799 an den Herzog Maximilian Joseph von Pfalz-Zweibrücken, welchem es 1801 im Lüneviller Frieden verblieb. 1806 wurde an Frankreich abgetreten, und Napoleon I. bildete nun daraus ein Großherzogtum unter Joachim Murat. 1807 wurden dazu noch die Grafschaften Mark, Tecklenburg und Lingen, das Herzogtum Münster, [* 18] die Abteien Elten, Essen [* 19] und Werden geschlagen, so daß das Ganze, seit 1808 in vier Departements (Rhein, Sieg, Ruhr und Ems) [* 20] geteilt, auf ungefähr 17,350 qkm (315 QM.) 878,157 Einw. zählte.
Nach Murats Erhebung auf den Thron [* 21] von Neapel [* 22] folgte im Großherzogtum, das Düsseldorf zur Hauptstadt hatte, 1809 unter kaiserlicher Vormundschaft Ludwig, der älteste Sohn des Königs von Holland, Bruders Napoleons III. Bald nach der Schlacht bei Leipzig [* 23] löste sich das Großherzogtum von selbst auf, indem die einzelnen zusammengezwungenen Landesteile freiwillig zu ihren frühern Herren zurückkehrten. Die meisten derselben mit dem eigentlichen Herzogtum Berg fielen durch den Wiener Kongreß an Preußen. [* 24]
Vgl. Göcke, Das Großherzogtum unter Joachim Murat, Napoleon I. und Louis Napoleon 1806-1813 (Köln 1877).
1) Vorstadt von Stuttgart, [* 25] am Neckar, südlich bei Kannstatt, [* 26] mit Pferdebahn nach Stuttgart, hat eine schöne neue Kirche im gotischen Stil (1853-1855 von v. Gaab erbaut), eine königliche Villa im italienischen Renaissancestil (1846-53 von Leins erbaut), ein Theater [* 27] und (1880) 3127 Einw.; daselbst eisenhaltige und kohlensaure Quellen von 19-21° C. (mit zwei Badeanstalten), die besonders gegen chronische Leiden [* 28] der Gebärmutter, [* 29] Fettleber, Blutüberfüllung der Leber etc. gebraucht werden, und ansehnliche Industrie, namentlich Maschinenfabriken (darunter die Kuhnsche Fabrik nebst Gießerei [* 30] mit ca. 1000 Arbeitern), Weberei [* 31] und Spinnerei, Färberei, Knopffabrikation, Kunstmühlen etc. Dabei die königliche Villa Rosenstein im antiken Stil (1824-30 erbaut), im Innern mit herrlichen Marmorgruppen und Statuen und reicher Gemäldesammlung. - 2) Dorf am östlichen Ufer des Starnberger Sees in Oberbayern, mit königlichem Lustschloß, Lieblingsaufenthalt des jetzigen Königs von Bayern, und 140 Einw.
1) Günther Heinrich, Freiherr von, Staatsmann und verdienstvoller publizistisch-juristischer Schriftsteller, geb. zu Schwaigern bei Heilbronn, [* 32] studierte 1783-86 in Tübingen [* 33] Jurisprudenz, bildete sich darauf in den Reichsgerichten zu Wetzlar [* 34] und Wien [* 35] für die juristische Praxis aus und erhielt 1793 eine außerordentliche Professur nebst Beisitz im Spruchkollegium zu Göttingen. [* 36] 1800 ging er als Hof- und Kanzleirat und Ministerialkonsulent nach Hannover, [* 37] 1811 als Regierungspräsident nach Schaumburg-Lippe. Nachdem er auf dem Kongreß zu Wien thätig gewesen, trat er 1815 als Oberappellationsgerichtspräsident in oldenburgische Dienste. [* 38] Bis 1821 fungierte er als Bundestagsgesandter zu Frankfurt, [* 39] führte 1821-29 den Vorsitz im Oberappellationsgericht und war seit 1823 als Geheimrat Mitglied des Staats- und Kabinettsministeriums, bis er 1842 zum Staats- und Kabinettsminister ernannt ward. Er starb in Oldenburg. [* 40] Seine ¶
bemerkenswertesten Schriften sind: »Handbuch des deutschen Polizeirechts« (Hannov. 1799-1809, 7 Tle.);
»Juristische Beobachtungen und Rechtsfälle« (das. 1802-1809, 4 Tle.);
»Abhandlungen zur Erläuterung der Rheinischen Bundesakte« (das. 1808, Teil 1).
2) Friedrich Wilhelm Rembert, Graf (gen. Feodor Feodorowitsch), russ. Feldmarschall, aus einer alten deutschen Adelsfamilie Livlands, geb. auf Schloß Sagnitz in Livland, [* 42] studierte zu Dorpat [* 43] und trat 1812 in russische Militärdienste. Sehr bald zum Offizier ernannt und dem Generalstab zugewiesen, wohnte er fast allen bedeutenden Gefechten der Russen in den Feldzügen von 1812, 1813 und 1814 bei. Nachdem er dann zwei Jahre lang das südliche Europa [* 44] durchreist hatte, kehrte er 1819 nach Rußland zurück, wurde zum Obersten ernannt, dann den Gesandtschaften in München [* 45] und Neapel beigegeben und 1822 nach Orenburg geschickt, um die Verhältnisse der Kirgisen und des Karawanenhandels über Bochara und Indien zu ordnen. 1828 und 1829 machte er als Generalstabschef unter Wittgenstein und Diebitsch den Türkenkrieg mit.
Beim Feldzug in Polen 1831 kommandierte er die Avantgarde Diebitsch' und zeichnete sich in mehreren Gefechten rühmlichst aus. Hierauf zum Generalleutnant und Generalstabschef der russischen Armee in Polen ernannt, bekleidete er diese Stelle zwölf Jahre hindurch. Unter seiner Leitung wurde die topographische Karte des Königreichs Polen bearbeitet. 1843 wurde er zum General der Infanterie und Generalquartiermeister im kaiserlichen Generalstab ernannt und mehrfach zu diplomatischen Missionen verwendet, deren schwierigste und bekannteste die Sendung an den Wiener Hof [* 46] war, als dieser 1849 gegen die ungarische Insurrektion die Hilfe Rußlands erbat.
Für seine taktvollen und erfolgreichen Bemühungen mit der österreichischen Grafenwürde belohnt, kehrte Berg nach Petersburg [* 47] zurück, um die unter seiner Leitung begonnenen großartigen topographischen Arbeiten fortzusetzen. 1854 beim Ausbruch des orientalischen Kriegs wurde er beauftragt, Esthland gegen die englische Flotte zu verteidigen. Es gelang ihm in kurzer Frist, Reval [* 48] in so guten Verteidigungszustand zu setzen, daß Admiral Rapier nicht wagte, einen Angriff zu unternehmen. Hierauf zum Generalgouverneur von Finnland ernannt, leitete Berg die Verteidigung dieser Provinz in ausgezeichneter Weise und bestand vom 8. bis 10. Aug. das dreitägige Bombardement von Sweaborg, wofür ihm Alexander II. an seinem Krönungstag den Titel eines finnländischen Grafen verlieh.
Doch machte sich Berg durch seine Abneigung gegen jede freiheitliche Entwickelung in Finnland so unbeliebt, daß der Kaiser sich veranlaßt fand, ihn im November 1861 von seinem Posten abzuberufen. Der polnische Aufstand führte ihn im März 1863 aufs neue zu einflußreicher Thätigkeit. Er wurde zum Adlatus des Großfürsten-Statthalters Konstantin ernannt und hatte thatsächlichlich ^[richtig: thatsächlich] alle Gewalt in Händen, um so mehr, da der Großfürst bereits im August Polen verließ; im Oktober trat Berg vollständig an seine Stelle.
Schon vorher hatte er die energischten Maßregeln ergriffen. Seiner furchtbaren Strenge und seiner Umsicht gelang es, allmählich die geheime Nationalregierung, die ihren Sitz in Warschau [* 49] hatte, zu unterdrücken und den Aufstand in allen Teilen des Landes niederzuwerfen. 1866 ward Berg zum Feldmarschall und zum Mitglied des Reichsrats ernannt, behielt aber die Statthalterschaft Polens und seinen Sitz in Warschau. Auf einer Reise nach Petersburg starb er daselbst
3) Karl Heinrich Edmund, Freiherr von, Sohn von Berg 1), Forstmann und Lehrer, geb. in Göttingen, besuchte 1815-17 die Forstakademie zu Dreißigacker und dann die Universität zu Göttingen. Nachdem er 1818 in Bückeburg [* 50] und 1819 am Harz seiner praktischen Ausbildung obgelegen und nochmals die Universität Göttingen besucht hatte, trat er 1820 bei den oberharzischen Berg- und Forstämtern zu Klausthal in hannöversche Staatsdienste, wurde 1821 an der Forstschule daselbst Hilfslehrer, 1824 Forstschreiber und 1830 Oberförster und Referent im Berg- und Forstamt. Im J. 1833 als Oberförster und Chef der Forstinspektion nach Lauterberg versetzt, führte er das Privatforstinstitut v. Uslars zur Ausbildung praktischer Forstleute fort. Im J. 1845 folgte er einem Ruf als Oberforstrat und Direktor der Akademie für Forst- und Landwirte nach Tharandt und wurde 1849 Mitglied des Landeskulturrats.
Seit 1866 pensioniert, starb er in Schandau. Er war ein berühmter Jäger und ein fleißiger Forstreisender, wurde vielfältig zu Kommissionen von großem Umfang herangezogen, wie z. B. von der russischen Regierung in Finnland (1858), in Polen (1865), bereiste wiederholt Schweden, [* 51] Norwegen, die Alpenländer, Ungarn, [* 52] Deutschland [* 53] etc. Er schrieb: »Anleitung zum Verkohlen des Holzes« (Darmst. 1830, 2. Aufl. 1860);
»Über das Verdrängen der Laubwälder im nördlichen Deutschland« (das. 1843);
»Staatsforstwirtschaftslehre« (Leipz. 1850);
»Aus dem Osten der österreichischen Monarchie« (Dresd. 1860);
»Pürschgang im Dickicht der Jagd und Forstgeschichte« (das. 1869);
»Geschichte der deutschen Wälder bis zum Schluß des Mittelalters« (das. 1871).
Auch bearbeitete er Cottas »Waldbau« (8. Aufl., Leipz. 1856) und Jesters »Kleine Jagd« (4. Aufl., das. 1859) und leitete seit 1846 die Redaktion des »Forstwissenschaftlichen Jahrbuchs der Akademie Tharandt«.
4) Franziska, bedeutende Schauspielerin, geb. zu Mannheim, [* 54] ward dort in die Singschule aufgenommen und 1828 für Chor und kleine Rollen [* 55] am Hoftheater engagiert. 1829 setzte sie ihre Laufbahn in Würzburg [* 56] fort und gehört seit 1831 dem Hoftheater zu Dresden [* 57] an. Ihr Organ besaß einen seelenvollen Klang und war namentlich hinreißend im Ausdruck des Schmerzes und der Begeisterung. Ihre künstlerischen Leistungen zeichneten sich durch natürliche Ausdrucksweise und harmonische Haltung des Spiels aus; immer, auch im höchsten Affekt, bewahrte sie eine schöne Mäßigung. Noch ziemlich jung, begann sie sogen. gesetzte Heldinnen und heroische Mütter in der Tragödie zu spielen; später hat sie auch im Lustspiel nicht ohne Glück durch feine Charakteristik und liebenswürdigen Humor sich Geltung verschafft. Gräfin Orsina in »Emilia Galotti«, Lady Macbeth, Phädra, Isabella in der »Braut von Messina« [* 58] bildeten Glanzleistungen ihres Talents.
5) Christen, dän. Politiker, geb. zu Tjaltring in Jütland, bildete sich im Seminar zum Elementarlehrer aus und erwarb sich als Lehrer in Kolding solches Vertrauen, daß er dort 1864 in den dänischen Reichstag gewählt wurde. Berg schloß sich im Folkething zunächst dem Bauernführer Hansen an und erlangte durch ungewöhnliche Arbeitskraft, Sachkenntnis und Schlagfertigkeit bald solchen Einfluß, daß er Führer der radikalen Linken wurde. Die Minister, welche der Partei der Rechten angehörten und, sich auf das Landsthing stützend, der Mehrheit des Folkethings nicht weichen wollten, bekämpfte er mit rücksichtsloser Schroffheit. 1883 wurde er zum Präsidenten des Folkethings erwählt. ¶