Titel
Belgien
Belgien und Luxemburg

* 2
Belgien.
[* 2] (hierzu
Karte »Belgien«
),
das kleinste, ab er am dichtesten bevölkerte der europäischen (außerdeutschen) Königreiche, liegt zwischen 49° 30' und 51° 30' nördl. Br. und zwischen 2° 36' und 6° 4' östl. L. v. Gr., im N. von den Niederlanden, im O. vom niederländischen Limburg, [* 3] von der preußischen Provinz Rheinland und von Luxemburg, im S. von Frankreich und im W. von der Nordsee begrenzt. Es umfaßt beinahe sämtliche ehemals österreichische Niederlande [* 4] (die Grafschaften Flandern und Hennegau, das Herzogtum Brabant, das Marquisat Antwerpen, [* 5] die Herrschaft Mecheln, [* 6] die Grafschaft Namur [* 7] sowie teilweise die Herzogtümer Luxemburg und Limburg), ferner das früher zu Deutschland [* 8] gehörige Bistum Lüttich [* 9] und die 1815 von Frankreich abgetrennten Kantone Mariembourg, Philippeville, Chimay, Quiévrain nebst dem Herzogtum Bouillon.
Bodenbeschaffenheit.
Der Bodenbeschaffenheit nach ist Belgien
nördlich und nordwestlich der
Maas und
Sambre ein ebenes Land; der östlich der
Maas belegene
^[richtig: gelegene] Teil besteht aus einer
Reihe von schluchtenreichen
Plateaus, die man unter dem
Namen
Ardennen (s. d.) zusammenfaßt. Die bedeutendsten
Erhebungen zeigen die
Provinzen
Lüttich,
Luxemburg,
Namur und
Hennegau, wo die
von größern
Flüssen bewässerten Teile oft von sehr tiefen
Thälern und Schluchten durchschnitten und von Felsenwänden
umsäumt sind, deren manche sich bis zu 400 m erheben. Die bedeutendsten
Höhen sind: Baraque
Michel an der
preußischen
Grenze
(Provinz
Lüttich) 680 m, Baraque Fraiture bei Houffalize
(Provinz
Luxemburg) 637 m, die
Tailles (ebenda) 589 m,
Odeigne 531 m, Malempré 594 m etc. Die mittlere
Höhe von Belgien
beträgt 163,36 m. Die unmittelbar von
¶
Maßstab [* 11] = 1:1,300,000
Die Provinzhauptstädte sind doppelt, Arrondissements-Hauptorte einfach unterstrichen.
Eisenbahnen Hauptlinien Andere Bahnen
Belgien (Bodenbeschaff

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Seite 2.645.mehr
den Gewässern berührten Gegenden liegen an manchen Stellen so tief, daß das Land nur durch Dämme vor Überschwemmungen geschützt werden kann. Diese an den Ufern der Nordsee wie der Binnenflüsse befindlichen dammgeschützten Strecken, Polders genannt, nehmen zusammen einen Flächenraum von 500 qkm ein, also fast 1/60 des Gesamtareals. In den höher gelegenen Gegenden herrschen Schiefer- und Quarzmassen vor, welche der Vegetation nur eine höchst ärmliche Entwickelung gestatten.
Der größte Teil des Bodens ist von sumpfigen, nie kultivierten Steppen oder von schlechten Weiden, die Hügelabhänge sind von Wäldern und Wiesen bedeckt, und Feldbau wird nur an jenen wenigen Orten betrieben, wo die Nähe von Kalkfabriken die Bodendüngung erleichtert. Mit der allmählichen Senkung des Bodens lichten sich die Wälder; Roggen-, Hafer- und Kartoffelpflanzungen beginnen die unfruchtbaren Steppen zu ersetzen und gehen schließlich in jene fruchtbaren, von zahlreichen Flüssen bewässerten Gefilde über, welche den Reichtum und Stolz Belgiens bilden. Doch zeigt auch dieser ebene Teil nicht durchgehends gleiche Fruchtbarkeit, vielmehr finden sich in den Provinzen Antwerpen u. Limburg noch bedeutende Heidestrecken, die erst allmählich in nutzbaren Boden umgewandelt werden.
Bemerkenswert sind die durch besondere Namen unterschiedenen natürlichen Landschaften hinsichtlich der Bodenerhebung;
so Flandern, begrenzt durch die untere Schelde und die Dender, gegen das Meer hin von Dünen und gegen Zeeland durch Polders umsäumt;
Gent (Beschreibung der

* 13
Gent.das Land Waes, zwischen der Schelde unterhalb Gent [* 13] und der holländischen Grenze;
die Campine (Kempenland), von der untern Schelde, der Rupel, Demer und der Maas begrenzt, den Norden [* 14] der Provinzen Antwerpen und Limburg umfassend;
Brabant zwischen der Rupel, Demer, Gette und Dender.
Der nordöstliche Teil von Brabant heißt das Hageland, der südliche Wallonisch-Brabant. Der Hennegau wird durch Flandern, Brabant, die Orneau und Sambre begrenzt; Marlagne heißt der nordöstlichste Teil des Landstrichs zwischen Sambre und Maas, der südliche Fagne. Zwischen der Maas von Dinant bis Lüttich und der Ourthe von Lüttich bis Hamoir liegt die Landschaft Condroz, deren südwestlicher Teil den besondern Namen Famene führt. Ardenne ist durch die Vesdre, durch Condroz und die Semoy begrenzt. Die feuchte Nordebene im N. der Ardennen heißt Hautes Fagnes (Hohes Venn). Südlich von den Ardennen liegt die Lorraine.
Flüsse

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Flüsse.Die reiche Bewässerung des Landes geschieht, mit Ausnahme der unterhalb Nieuport mündenden Yser mit Yperle, durch die Systeme der Schelde und Maas, welche beide Flüsse [* 15] das Land von Frankreich aus schiffbar betreten, aber beide im Königreich der Niederlande münden. Die Schelde durchfließt den westlichen Teil Belgiens von SW. nach NO., nimmt bei Gent die aus Frankreich kommende Lys, bei Dendermonde die Dender und bei Rupelmonde die (aus der Vereinigung der Dyle, Großen und Kleinen Nethe entstehende) Rupel auf und tritt unterhalb Antwerpen in das niederländische Gebiet ein.
Ihr durchgängig schiffbarer Lauf in Belgien
beträgt 240 km. Die Maas durchfließt auf 128 km, ebenfalls ganz schiffbar, der
Schelde parallel laufend, den östlichen Teil Belgiens, nimmt bei Namur die gleichfalls aus Frankreich kommende Sambre, bei Lüttich
die aus Luxemburg kommende Ourthe auf und bildet dann auf 53 km die Grenze gegen Holland. Diese Flüsse sind als stark benutzte
Triebkraft von Industriewerken und zur Beförderung des Verkehrs für das Land von größter Wichtigkeit,
um so mehr, als sie durch zahlreiche
Kanäle teils unter sich verbunden, teils in ihrem Lauf reguliert werden (s. unten).
Jundt - Jupiter

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Klima.
Seen hat Belgien
nicht, dagegen sind Weiher in großer Menge vorhanden. Sümpfe gibt es viel, z. B. bei Furnes, besonders aber in der
sogen. Campine, am Saum des Plateaus, welches das Gebiet der Maas von dem der Schelde trennt. Auch an Mineralquellen
ist Belgien
, namentlich im Gebiet der Maas, sehr reich. Die berühmtesten sind die säuerlich-eisenhaltigen Quellen von Spaa und
die warmen von Chaudfontaine; außerdem gibt es eisenhaltige Quellen bei Stavelot, Aubel, Jupille, Huy, Courrière, Brée, Tongern,
Namur, Rièzes, Kain, Renaix etc., Schwefelquellen bei Aywaille, Grivegnée, Florée, Lüttich, Ougrée etc. und versteinernde Quellen
bei Cornesse, Nessonvaux, Hollogne aux Pierres, Sprimont etc. Das Klima
[* 16] trägt in den der See benachbarten Ebenen einen fast britisch-ozeanischen
Charakter.
Hier ist es sehr feucht und nebelig, und die Temperatur wechselt sehr schnell. Der Sommer bringt häufig Stürme, welche an Wut denen auf dem Meer nichts nachgeben. Nach dem Süden und Osten zu ist das Klima ein andres. Die Luft wird reiner, weniger von Nebeln gedrückt; die Temperatur des Sommers und des Winters ist durch die Nähe der Gebirge auffallender verschieden, die Sommer sind heißer, die Winter kälter. Noch weiter östlich in den Ardennen herrscht vollkommenes Gebirgsklima.
Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Brüssel [* 17] 9,94,° im Frühling 9,13,° Sommer 17,36,° Herbst 10,27,° Winter 2,87° C. Die gewöhnlichste Windrichtung ist SW., die seltenere SO. Die Menge der Niederschläge ist beträchtlich; in der westlichen Ebene beträgt die Regenhöhe zwischen 70 und 80 cm jährlich, im O. der Maas wächst sie erheblich (in Stavelot auf 102,9 cm). In Brüssel gibt es durchschnittlich an 197 Tagen Regen, an 25 Schnee, [* 18] an 10 Hagel, an 60 Nebel, nur an 12 Tagen ganz unbewölkten Himmel. [* 19]
Areal und Bevölkerung.
Das Gesamtareal beträgt 29,455 qkm (534,94 QM.), und die Gesamtbevölkerung belief sich Ende 1883 auf 5,720,807 Seelen. Eingeteilt ist das Land in 9 Provinzen mit 41 Arrondissements, auf welche sich Flächeninhalt u. Bevölkerung [* 20] folgendermaßen verteilen:
QKilom. | QMeilen | Einwohner Ende 1883 | auf 1 QKilom. | |
---|---|---|---|---|
Antwerpen | 2831.73 | 51.4 | 614![]() |
217 |
Brabant | 3282.96 | 59.6 | 1![]() ![]() |
314 |
Westflandern | 3234.67 | 58.7 | 708![]() |
219 |
Ostflandern | 2999.95 | 54.5 | 906![]() |
302 |
Hennegau | 3721.62 | 67.6 | 1![]() ![]() |
271 |
Lüttich | 2893.88 | 52.6 | 693![]() |
239 |
Limburg | 2412.34 | 43.8 | 214![]() |
89 |
Luxemburg | 4417.76 | 80.2 | 211![]() |
48 |
Namur | 3660.25 | 66.5 | 328![]() |
89 |
Zusammen | 29![]() |
534.9 | 5![]() ![]() |
194 |
Belgien (Bevölkerung,

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Seite 2.646. Zunahme seit 1831: 1,934,993 Seelen, seit der Volkszählung von 1880: 200,798 Seelen (3,6 Proz.). Die Einwanderung
gibt schon seit Jahren Überschüsse über die Auswanderung, 1882 von 1852 Seelen (18,104 ein- und 16,252 ausgewandert). Vergleicht
man Belgien
mit den andern Staaten Europas, so steht es hinsichtlich der Dichtigkeit der Bevölkerung nur hinter Sachsen
[* 21] zurück. Im
ganzen kamen Ende 1883 durchschnittlich 194 Einw. aus 1 qkm.
Unter den einzelnen Provinzen sind Brabant, wo 314, und Ostflandern, wo 302 Menschen auf 1 qkm wohnen, die am stärksten,
¶
mehr
Luxemburg mit 48, Namur und Limburg mit 89 Menschen auf 1 qkm die am schwächsten bevölkerten. Von der Bevölkerung waren 1882: 2,825,722 männlichen, 2,829,475 weiblichen Geschlechts, so daß auf 1000 Männer fast 1002 Frauen kamen. Nach dem Zivilstand unterschied man 1880 in Prozenten:
Männer | Frauen | |
---|---|---|
ehelos | 64 | 61 |
verheiratet | 32 | 32 |
verwitwet | 4 | 7 |
Die ländliche Bevölkerung verhält sich zur städtischen ungefähr wie 3:1; jene ist in 88 Stadt-, diese in 2496 Dorfgemeinden eingeteilt. Der jährliche Überschuß der Geburten über die Todesfälle ist sehr erheblich; es entfällt eine Geburt auf 33 Personen, aber ein Todesfall in den Städten auf 36,4, auf dem Land auf 44,8. Die mittlere Lebensdauer beträgt 40-41 Jahre. Lebendig geboren wurden 1883: 174,484 Kinder, darunter entfielen auf 100 Mädchen 104,5 Knaben. 8 Proz. waren unehelich. Totgeboren waren 8336 Kinder. Eheschließungen fanden 38,666, Ehescheidungen 216 statt. Von den 119,196 Gestorbenen waren 52,6 Proz. männlichen, 47,4 Proz. weiblichen Geschlechts.
Spottiswoode - Sprache

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Sprache.Die Bevölkerung Belgiens ist ein Mischvolk deutscher und keltischer Abkunft, in welchem die Stämme der Flamänder (Vlämen) und Wallonen gegenwärtig noch durch ihr Festhalten an der vlämischen und wallonischen Sprache [* 23] neben Deutschen, Engländern, Franzosen etc., die ihre Muttersprache bewahren, hervortreten. Im J. 1880 zählte man neben 5,376,748 Belgiern 143,261 Fremde, nämlich 41,391 Niederländer, 51,089 Franzosen, 34,186 Deutsche, [* 24] 3789 Engländer und 5041 von andrer Nationalität.
Von der rechtlichen Bevölkerung sprachen 1880 vlämisch 44,9 Proz., französisch 40,5, beide Sprachen 7,6 Proz.; die übrigen sprachen entweder nur deutsch oder außerdem noch französisch oder vlämisch. Unter den einzelnen Provinzen sind überwiegend vlämisch Ostflandern und Antwerpen (über 92 Proz.), Limburg und Westflandern (über 88 Proz.); in Brabant überwiegt das Vlämische das Französische bedeutend, während in den übrigen Provinzen, namentlich in Namur, wiederum die französische Sprache herrscht.
Ahnfrau - Ahnung

* 25
Ähnlichkeit.Als amtliche wie als Umgangssprache der höhern Stände hat das Französische über die verschiedenen Dialekte den Sieg davongetragen, obschon ihm derselbe in der neuesten Zeit durch die Bestrebungen der Vlämen wieder streitig gemacht wird. Das Wallonische ist ein verdorbener Dialekt des Französischen, das Vlämische ein Dialekt des Deutschen, der weder holländisch noch plattdeutsch ist, aber mit dem Holländischen die meiste Ähnlichkeit [* 25] hat. Das vlämische Sprachgebiet umfaßt den fruchtbarern, reichern und gebildeten Teil des Königreichs; ihm gehören die altberühmten belgischen Städte an mit einem noch durchaus tüchtigen niederdeutschen Volksleben, welches allein in einem Teil von Brüssel von französischer Tünche überdeckt erscheint.
Die wallonischen Städte werden vielfach von deutscher Bevölkerung durchflochten; ja, es finden sich in allen wallonischen Provinzen noch ursprüngliche deutsch redende Gemeinden, z. B. in Lüttich: Landen, im Hennegau: Enghien. Das belgische Wallonenland bildet ungefähr ein gleichseitiges Dreieck, [* 26] dessen Grundlinie sich an Frankreich lehnt, von Longwy bis Mons, [* 27] und dessen beide Schenkel, die über Lüttich zusammentreffen, von deutschem Gebiet umschlossen sind; wegen dieser gleichsam in Deutschland eingetriebenen Gestalt heißt es der »wallonische Keil«.
Haare der Pflanzen

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Haare.Die Sprachgrenze ist fast überall sehr scharf gezeichnet. Die Verschiedenheit hinsichtlich der physischen und geistigen Bildung der beiden Volksstämme der Flamänder und Wallonen ist sehr bedeutend. Das Äußere des Flamänders, seine lichten Haare [* 28] und blauen Augen, wie der Grundton seines Innern zeugen für germanische Abkunft. Er ist groß, breitschulterig, von gewaltigem Körperbau, schweigsam, phlegmatisch, von muskulöser Fülle, Willensfestigkeit und starrer, fanatischer Anhänglichkeit an seine Überzeugung und seinen Glauben, mißtrauisch und von grobem, zurückhaltendem Wesen.
Die schwarzen Wallonen in ihren Bergen [* 29] und Felsen dagegen sind ein rühriger, heiterer Menschenschlag von aufgewecktem Sinn und französischer Heftigkeit, wie sie auch Sitte und Sprache der westlichen Nachbarn teilen. Sie sind kriegerisch, der härtesten Arbeit fähig, eine unruhige, ungezügelte Masse, trotzdem mäßiger als die Flamänder. Der Konfession nach ist die Bevölkerung Belgiens fast ausschließlich katholisch, da die Zahl der Protestanten nur auf etwa 15,000, die der Juden auf 3000 geschätzt wird.
Orden

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Orden.Das Land ist demgemäß in sechs Diözesen geteilt: das Erzbistum Mecheln (mit den beiden Provinzen Antwerpen und Brabant), die Bistümer Brügge (mit Westflandern), Gent (mit Ostflandern), Tournai (mit Hennegau), Lüttich (mit Lüttich und Limburg) und Namur (mit den Provinzen Luxemburg und Namur). Das Erzbistum hat 3 Generalvikare, ein Kapitel von 12 Kanonikern und 1 Seminar; jedes Bistum hat 2 Generalvikare, ein Kapitel von 8 Kanonikern und 1 Seminar. An geistlichen Orden [* 30] bestanden während der Vereinigung Belgiens mit Frankreich zur Zeit der Kaiserherrschaft 44; gegenwärtig zählt man deren 160, zu denen (Ende 1880) 4027 Mönche (darunter am zahlreichsten Jesuiten und Trappisten) in 213 Klöstern und 20,645 Nonnen (am zahlreichsten Beghinen und Schwestern von Saint-Vincent de Paul) in 1346 Klöstern oder geistlichen Gesellschaften gehörten, welche sich der Krankenpflege, dem Unterricht (ausschließlich mit diesem beschäftigt waren 1243 männliche und 9055 weibliche Ordensmitglieder) oder (⅕) dem beschaulichen Leben und dem heiligen Dienst widmen.
Außerdem hielten sich 93 Mönche und 597 Nonnen, die ausländischen Klöstern angehörten, in Belgien auf. Mönchsklöster waren am zahlreichsten in Ostflandern, Brabant und Hennegau, Nonnenklöster außerdem noch in Westflandern. Außer dem katholischen sind der protestantische, anglikanische und israelitische Kultus in Belgien anerkannt. Protestantische Gemeinden bestehen zu Antwerpen, Brüssel, Courtrai, Gent, Hoorebeke Ste.-Marie, Dour, Pâturages, Mons, Tournai, Rongy, Lüttich, Verviers, Seraing, Roulers. Die Juden haben eine Zentralsynagoge in Brüssel, andre zu Antwerpen, Gent, Lüttich und Arlon.
Bildungsanstalten etc.
Die Einrichtungen des öffentlichen Unterrichts in Belgien, besonders des elementaren, haben in diesem Jahrhundert mehrere Wandlungen erlebt. Während durch das Gesetz vom dem Klerus ein maßgebender Einfluß auf die Volksschule eingeräumt war, wurde dieselbe durch das Gesetz vom ausschließlich den weltlichen Behörden unterstellt. Der Sieg der Klerikalen bei den letzten Wahlen hat im September 1884 zur Annahme eines neuen Schulgesetzes geführt, welches die Einrichtung und Erhaltung öffentlicher Volksschulen von dem Belieben der Gemeinden abhängig macht. Der Gemeinderat kann Privatschulen an die Stelle der öffentlichen setzen und aus Gemeindemitteln unterstützen, d. h. den kirchlichen Genossenschaften den Volksunterricht ganz überlassen, falls nicht 20 Familienväter, die schulpflichtige Kinder haben, dagegen ¶