Titel
Agnes
,
Rom

* 2
Rom. 1)
Heilige, nach der
Legende eine schöne römische
Christin zur Zeit
Diokletians, wurde, weil sie die
Ehe mit dem
Sohn des römischen Stadtpräfekten ausschlug, in ein öffentliches
Haus gebracht, blieb aber auch da,
mit einem
Heiligenschein umgeben, unversehrt und wurde als Zauberin enthauptet. Ihr
Sinnbild ist ein
Lamm. In der
vor der
Porta
Pia zu
Rom
[* 2] gelegenen Agnes
kirche werden 21. Jan., am Gedächtnistag der
Heiligen, die
Lämmer geweiht, aus deren
Wolle
die Pallien zur
Investitur neuer
Bischöfe verfertigt werden.
2) von
Meran,
[* 3] Tochter des
Herzogs
Berthold von
Meran, vermählte sich 1196 mit König
Philipp
August von
Frankreich, obwohl die
Trennung von dessen
Ehe mit der dänischen
Prinzessin
Ingeborg vom
Papst für ungültig erklärt worden war. Als sich
Philipp
weigerte,
Ingeborg wieder als Gemahlin anzunehmen, sprach
Papst
Innocenz III. über
Frankreich das
Interdikt
aus. Die
Wirkung dieser
Kirchenstrafe auf das
Volk war eine solche, daß
Philipp trotz seiner
Liebe zu Agnes
sich fügen mußte.
Zwar bewahrte er Agnes
seine
Liebe, doch mußte er
Ingeborg als seine Gemahlin anerkennen. Agnes
starb 1201 in
Poissy.
Ihre zwei
Kinder wurden für rechtmäßig erklärt. Ihr
Schicksal ist dramatisch behandelt worden von
Ponsard, Gust. Pawikowski
und
Franz
Nissel.
Nuphar - Nürnberg

* 4
Nürnberg.3) Herzogin von Meran, Gemahlin des Grafen Otto von Orlamünde. Seit 1293 Witwe, lebte sie auf der Plassenburg bei Kulmbach angeblich in einem Liebesverhältnis mit Burggraf Albrecht dem Schönen von Nürnberg. [* 4] Dessen Äußerung, nur vier Augen (nämlich die vier Augen seiner Eltern, welche in die Ehe nicht willigten) hinderten ihre eheliche Verbindung, mißverstehend, soll sie ihre zwei Kinder erster Ehe ermordet haben, ward aber nun von Albrecht verlassen und starb zu Hof [* 5] im Gefängnis.
Ihre Geschichte ist sagenhaft. Die Gemahlin des
Grafen
Otto von
Orlamünde gehörte zwar dem
Geschlecht der
Grafen von
Meran an, hieß aber
Beatrix und konnte schon darum nicht die Geliebte
Albrechts des
Schönen sein, weil sie seine
Großtante, nämlich die
Schwester seiner Großmutter, war. Agnes
soll das
Kloster zu Himmelskron gestiftet haben und mit
ihren
Kindern dort begraben worden sein. Der Volkssage nach erscheint sie auf der
Plassenburg als
»Weiße Frau« (s. d.), wichtige
Ereignisse im preußischen Königshaus im voraus anzeigend.
Länder der Ungarischen

* 7
Ungarn.4) von Österreich, [* 6] Tochter Kaiser Albrechts I., geb. 1281, vermählt mit König Andreas III. von Ungarn, [* 7] grausame Rächerin des an ihrem Vater begangenen Mordes (s. Albrecht 1), ließ, unterstützt von ihren Brüdern, da die Mörder entflohen waren, die Angehörigen, Freunde und Vasallen derselben zum Tod verurteilen und hinrichten und aus den Gütern derselben an der Stätte des Mordes das Nonnenkloster Königsfelden erbauen, wo sie starb.
Vgl. v. Liebenau, Lebensgeschichte der Königin von Ungarn (Regensb. 1868; Urkunden dazu, 1869).
5) von Poitou, Tochter Wilhelms V., Herzogs von Guienne, seit 1043 Gemahlin des deutschen Kaisers Heinrich III., nach dessen Tod 1056 Vormünderin ihres Sohns, des sechsjährigen Königs Heinrich IV., sowie Regentin des Reichs, hatte anfangs den Papst Viktor II., dann die Bischöfe Günther von Bamberg [* 8] und Heinrich von Augsburg [* 9] zu Ratgebern, ward aber von den herrschsüchtigen Großen bedrängt und gezwungen, mehrere Herzogtümer an dieselben zu verleihen. Endlich wurde ihr im Mai 1062 auch von Anno von Köln [* 10] u. a. gewaltsam entführt. Sie zog sich nun gänzlich von den Geschäften zurück, nahm in Rom den Schleier und starb daselbst