Prinzīp
(lat. Principium), der Anfang, das Erste, von dem ein andres abgeleitet oder
bestimmt wird, und welches daher nicht nur selbst keines andern bedürfen, sondern dessen umgekehrt jedes andre bedürfen
muß. Man unterscheidet zunächst die Realprinzipien
oder Prinzipien
des
Seins und Geschehens (principia
essendi oder fiendi) und
Ideal- oder Erkenntnisprinzipien
(prinzip cognoscendi) und versteht unter den erstern die letzten
Ursachen
dessen, was ist und geschieht, unter diesen die für sich selbst gewissen Ausgangspunkte und Grundregeln des
Denkens und
Erkennens.
Die Realprinzipien
stehen zu den aus ihnen sich ergebenden
Dingen im
Verhältnis von
Ursache und
Wirkung,
während zwischen den Idealprinzipien
und den aus ihnen abgeleiteten
Sätzen das
Verhältnis von
Grund und
Folge stattfindet.
Unter den Erkenntnisprinzipien
trennt man wieder solche, welche sich bloß auf die Form der
Anordnung und innern
Verbindung
einer gewissen
Summe von Erkenntnissen beziehen (Formalprinzipien
), und solche, von denen der
Inhalt der
Erkenntnisse abhängt (Materialprinzipien
); zu erstern gehören z. B. die allgemeinen
Regeln der
Logik und
Dialektik, die Materialprinzipien
sind dagegen so mannigfaltig wie die Gegenstände der
Erkenntnis und Geistesthätigkeit selbst.
Ein andrer Unterschied ist der zwischen theoretischen und praktischen Prinzipien
, von denen die erstern lediglich
auf das
Erkennen dessen, was ist und geschieht, sich beziehen, letztere aber zugleich eine Wertgebung und demgemäß Bewegungsgründe
(Motive) zu
Handlungen einschließen. Bei
Konstruktionen eines wissenschaftlichen Lehrsystems kommt es hauptsächlich darauf
an, das oberste Materialprinzip
der
Wissenschaft aufzustellen, da der
Idee nach keine
Wissenschaft eines solchen entbehren kann.