(griech.), krankhaft tiefer
Schlaf, Dauerschlaf, s.
Schlafsucht. ^[= (Hypnosis, Sopor), gewisse krankhafte Zustände von mehr oder weniger vollständigem Schwinden ...]
C. ad decubitum, aus Eichenrindenabkochung durch
Bleiessig gefälltes und
bis zur Breikonsistenz entwässertes, dann mit wenig
Spiritus
[* 12] vermischtes gerbsaures
Bleioxyd, wird gegen
Wundliegen benutzt.
(griech., Schrecklähmung), der eigentümliche lähmungsartige Zustand, in
welchen
Tiere aller Art durch einen plötzlichen
Schreck versetzt werden, von dem sie sich nur allmählich
wieder erholen. Auch der
Mensch kann gelegentlich vor
Schrecken »kein
Glied
[* 13] rühren«, namentlich bei plötzlichen Verwundungen
(Wundschreck oder shok der Chirurgen); doch steigert sich bei ihm die
Lähmung nur selten zur vollkommenen Starrheit, und in der
Regel geht dieselbe schnell vorüber.
Tiere dagegen, die man plötzlich ergreift und auf den
Rücken oder die Seite legt
oder an den
Beinen aufhängt, werden nach
den ersten fruchtlosen Fluchtversuchen alsbald unbeweglich, so daß man die
Hand
[* 14] vorsichtig wegnehmen kann, ohne daß sie
davonlaufen. Am frühsten war dies vom
Huhn bekannt, welches man nach der Vorschrift des Jesuitenpaters
Kircher zu binden pflegte und mit dem
Schnabel an die
Diele drückte, worauf man von dort einen Kreidestrich zog, den es angeblich
für das Ende des
Bindfadens hielt, mit dem es gebunden sei.
Czermak, der von einem ähnlichen
Experiment mit dem Flußkrebs gehört hatte, den man »magnetifiert«,
d. h. nach einigen
Strichen auf den Nasenstachel stellt, untersuchte diese
Erscheinung zuerst näher, fand, daß sich die meisten
Vögel
[* 15] ähnlich verhalten, und glaubte, daß sie dabei in einen eigentümlichen Zustand von
Schlaftrunkenheit
(Hypnotismus)
verfallen, aus dem sie erst nach 5-15
Minuten erwachen.
Preyer zeigte jedoch, daß dieseTiere nicht schlafen,
vielmehr aus großer
Angst und Aufregung, die sie durch
Zittern und Keuchen verraten, in einen lähmungsartigen Zustand verfallen,
der wahrscheinlich auf eine Erregung von Hemmungszentren zurückzuführen ist, infolge deren die willkürlichen
Bewegungen
aufhören, während der Blutstrom aus den Hautgefäßen zurück- und, wie es scheint, auf die
Eingeweide
[* 16] gedrängt
wird.
Preyer zeigte ferner, daß diese Zustände sich fast bei
Tieren aller
Klassen hervorrufen lassen. Das
Zum-Stab-Werden der
Uräusschlange,
wenn man sie am
Hals faßt, welches die ägyptischen Zauberer noch heute, wie zu
Moses'
Zeiten, zeigen, gehört vermutlich ebenso
wie die
Lähmung der durch den Schlangenblick »bezauberten«
Vögel hierher. Je weiter man im
Tierreich hinabsteigt,
um so leichter und andauernder tritt diese
Lähmung ein.
Frösche
[* 17] oder
Tritonen, die man mit der
Pinzette oder einer
Schlinge
am
Bein oder
Schwanz faßt und aufhängt, werden sogleich starr und sterben nach Verlauf eines halben bis ganzen
Tags, ohne
ihre Gliederstellung geändert zu haben. Auch das »Sichtotstellen«
kleiner
Käfer,
[* 18] wenn sie ergriffen werden, gehört wahrscheinlich hierher.
(lat., griech. Katapeltes), armbrustähnliches
Torsionsgeschütz der Alten. Seine
Konstruktion war im wesentlichen folgende: zwei Bündel von starken
Sehnen waren in mäßiger
Entfernung voneinander in einen aufrecht stehenden
Rahmen aus festem
Holz
[* 20] so eingespannt, daß sie
durch Öffnungen in den beiden horizontalen
Leisten (also in der obern und untern) hindurch gingen und oberhalb und unterhalb
derselben durch mitten hindurch gesteckte Buchsen und eiserne Spannbolzen gehalten und durch Drehungen derselben in starke
Torsion gebracht werden konnten
[* 21]
(Fig. 1). Aus der Mitte jedes Bündels ragte seitwärts, wie
bei einer Armbrust,
[* 22] ein starker Balken, der durch den straffen Zug
jener Sehnen in wagerechter Stellung gehalten wurde; die freien
Enden dieser beiden Holzarme waren durch eine starke Sehne miteinander verbunden. BeimGebrauch der Wurfmaschinen wurden zunächst
durch die Spannbolzen die Sehnenbündel angezogen und dann mittels Winden
[* 23] oder eines Flaschenzugs die Schußsehne nach hinten
gezogen.
Beim Loslassen derselben schnellten die hierdurch aufs äußerste gespannten Sehnenbündel die Arme der Maschine
[* 24] zurück
und trieben mittels der Sehne das Geschoß
[* 25] hinaus
[* 21]
(Fig. 2). Hinsichtlich der Geschosse und der hiernach eingerichteten Bauart
der Geschütze
[* 26] unterschied man zwei Arten von Katapulten: entweder wurden ½-1½ m lange eisenbeschlagene Pfeile geschossen,
wobei diese in einer zwischen den beiden Sehnenbündeln liegenden Rinne liefen und von runden Sehnen getrieben
wurden, oder man schleuderte Steine, Bleikugeln oder Balken, wobei die Sehne ihrem Zweck entsprechend bandförmig war. In jenem
Fall war die Richtung der Spannung und demgemäß auch des Schusses die horizontale und die hierzu gebrauchten Geschütze hießen
Gradspanner (griech. Euthytona); im andern Fall geschah die Spannung in einem Winkel
[* 27] von 45°, so daß auch
die Flugbahn der Steine diesen Elevationswinkel hatte, und hierzu gebrauchte man die Winkelspanner (griech.
Palintona).
Beiden Griechen ist also Katapult der gemeinschaftliche Name für beide Arten der Geschütze; die Römer
[* 28] gebrauchten dieses Wortnur für
die erstere Art (neben der Bezeichnung Skorpion) und nannten die zweite Art der griechischen Katapulte
Ballisten (s. d.). Die Wirkung dieser Geschütze, wenn sie auch nicht ganz unbedeutend war, läßt sich gleichwohl mit der der
unsrigen nicht vergleichen. Die Euthytona größten Kalibers schossen einen Pfeil bis 600 m und trieben ihn dann noch einige
Zoll in eine Holzwand ein, die Palintona vermochten einen 75 kg schweren Stein bis 400 m weit zu werfen.
Von Archimedes wird freilich erzählt, daß er bei
der Belagerung von Syrakus
[* 29] auf die römische FlotteMassen von 1200 Pfund schleuderte,
und Philipp vonMakedonien stellte bei der Belagerung von Ägina drei Batterien von Palintonen auf, welche Steinmassen von
1-8 Ztr. schossen. - Die erste Anwendung der Katapulte finden wir um 400 v. Chr. in dem Krieg, welchen Dionysios von Syrakus
mit den Karthagern führte; hierher, in das Vaterland des Archimedes, wird wohl auch ihre Entstehung zu setzen sein.
Von hier verbreitete sich die Erfindung nach Griechenland,
[* 30] wo die makedonischen KönigePhilipp und Alexander
umfassenden Gebrauch von derselben machten. Wie überhaupt die Euthytona stets in überwiegend größerer Menge vorhanden waren
als die Palintona, so hatte Philipp in seinem Heer 25 Geschütze von dieser und 150 von jener Konstruktion, deren er sich namentlich
bei Flußübergängen, Uferverteidigungen u. Angriffen auf Defilees bediente. Alexander ließ bei der Belagerung
von Tyrus die Katapulte in großartige Wirksamkeit treten. Viele Verbesserungen wurden an den Katapulten in der Diadochenzeit
vorgenommen, wo sie durch DemetriosPoliorketes die ausgedehnteste Verwendung fanden. Die Römer lernten sie zu ihrem großen
Schaden bei der Belagerung von Syrakus kennen und bedienten sich derselben seit dem zweiten PunischenKrieg.
Im Prinzip mit dem Katapult verwandt, in seinen Wirkungen aber wohl noch stärker ist der in der spätern Kaiserzeit aufgekommene
einarmige Katapult (Tormentum, »Torsionsgeschütz«),
wegen seiner Bauart auch Skorpion genannt
[* 21]
(Fig. 3). Bei demselben ist nur ein
(ebenso wie beim zweiarmigen Katapult konstruiertes) Sehnenbündel vorhanden, welches in einem
Kasten oder zwischen zwei auf der Erde liegenden starken Bäumen horizontal ausgespannt ist, und aus dessen Mitte senkrecht
nach oben ein langer, starker Balken ragt. Derselbe trägt an seinem obern Ende eiserne Haken, an denen eine Schleuder
[* 31] befestigt
ist, die das Geschoß aufnimmt. Um zu schießen, wird der Baum mittels einer Winde
[* 32] hinterwärts in eine
horizontale Lage gebracht und durch einen eisernen Bolzen in derselben erhalten. Nach geschehener Ladung und Wegschlagung des
Bolzens schnellt der Baum nach
vorn; sobald er aber wieder in die senkrechte Lage gekommen ist, schlägt sein unteres Ende an ein Polster an, wodurch die
Bewegung plötzlich gehemmt und die Steine aus der Schleuder geworfen werden. Der verbreitetste Name für dieses Geschütz war
Onager (»Waldesel«).
(Katarrhakt, griech.), Wasserfall, besonders großer Flüsse,
[* 34] wie des Nils und Ganges, des Niagara in Nordamerika
[* 35] etc. In der Technik heißt Katarakt eine Vorrichtung bei gewissen Dampfmaschinen
[* 36] mit Klinkensteuerung, durch welche die Dampfwirkung
oder die Leistung der Maschine geregelt wird, so daß der Dampfverbrauch und damit auch der Brennmaterialverbrauch
genau nach der zu verrichtenden Arbeit zu- oder abnimmt, indem mit demselben die Zahl der Hübe bei gleicher Einheitsleistung
eingestellt werden kann.
Insbesondere sind die Wasserhaltungsmaschinen der Bergwerke mit Katarakten ausgestattet, um ihre Förderung mit den wechselnden
Wasserzuflüssen in Übereinstimmung zu bringen. Hier besteht der Katarakt aus einer kleinen Wasserpumpe,
deren Kolben von der Hauptmaschine beim Niedergang mitgenommen wird, wobei er Wasser in seinen Cylinder saugt. Der Kataraktkolben
ist aber beschwert und sucht das Wasser durch ein stellbares Ventil
[* 37] auszudrücken, wobei er sinkt und bei der tiefsten Lage
ein Gestänge mitnimmt, welches die neue Dampfeinströmung in die Hauptmaschine öffnet.
Indem nun der Wasseraustritt aus dem Katarakt, durch das stellbare Ventil geregelt, schneller oder langsamer erfolgt, dauert die
Pause zwischen einem zum andern Hub kürzer oder länger. Eine Dampfmaschinensteuerung, welche in dieser Weise von einem Katarakt abhängig
gemacht ist, heißt Kataraktsteuerung, die Maschine selbst Kataraktmaschine. Übrigens ist der für den
beschriebenen Apparat ganz unpassende Name von einer ältern, gleichem Zweck dienenden Vorrichtung hergenommen; diese bestand
in einem Gefäß,
[* 38] welches durch einen nach Bedarf langsamern oder schnellern Wasserzufluß gefüllt wurde und, vollgelaufen,
jedesmal umkippte, um dabei die Steuerung der Dampfmaschine
[* 39] auf Einlaß zu stellen.
im allgemeinen diejenigen Entzündungen der verschiedenen Schleimhäute des Körpers, welche mit Absonderung von Schleim und Eiter
auf der freien Schleimhautfläche einhergehen. Anatomisch gibt sich der Katarrh zu erkennen durch Rötung (Blutüberfüllung) und
Schwellung der Schleimhaut, welche mehr oder weniger durchfeuchtet erscheint, und deren Oberfläche mit
einer Lage grauen, trüben oder glasigen Schleims, unter Umständen mit Eiter überzogen ist. Es findet dabei eine beschleunigte
und massenhafte Abstoßung der Epithelzellen der Schleimhaut statt, welche sich mit dem Schleim, dem überreichlich gebildeten
Absonderungsprodukt der Schleimhaut und ihrer Drüsen, vermischen.
Unter Umständen erscheint der Schleim sehr verdünnt, wässerig durch reichliche Beimengung des aus den Blutgefäßen der
kranken Schleimhaut stammenden Serums. Die Ursachen sind Reize vielerlei Art, namentlich oft Erkältung bei scharfen Ostwinden,
Berührung mit reizenden Dämpfen, Jodgebrauch und sehr oft die Anwesenheit von krankheitserregenden Bakterien. Der Katarrh verläuft
bald akut, bald chronisch. Der chronische Katarrh geht zwar auch mit mehr oder minder reichlicher Produktion eines oft
sehr zähen
und glasigen Schleims einher, aber die Schleimhaut erscheint dabei gewöhnlich nicht gerötet, sondern eher schiefergrau gefärbt.
HöhereGrade von Katarrh, namentlich von Magendarm- und Bronchialkatarrh, treten unter Fieberbewegungen ein
(Katarrhfieber, Febris catarrhalis). Am Tag ist der Kranke müde, zerschlagen und mehr zu Frost geneigt; gegen Abend kommt trockne
Hitze, die von leichten Frostschauern unterbrochen ist. TrittSchweiß danach ein, so folgt oft große Erleichterung. Der Appetit
fehlt meist ganz, da auch Geschmack und Geruch gestört sind; der Stuhlgang ist oft verstopft. Der Kopf ist
eingenommen, die Augen sind oft angegriffen.
Ein lästiges Gefühl von Kitzel und Wundsein nebst Hitze und Trockenheit ist im Rachen, im Kehlkopf
[* 41] und in der Luftröhre vorhanden.
Der Husten ist trocken, schmerzhaft, nachts besonders heftig in verschieden lange dauernden Anfällen;
jeder etwas kältere Luftzug ruft ihn hervor. Der Auswurf ist anfangs dünnschleimig, schaumig, wird aber unter Nachlaß aller
Symptome nach mehreren Tagen allmählich etwas fester und reichlicher, bis er zuletzt ganz dick, eiterähnlich wird (sputa
cocta).
Was die Behandlung der gewöhnlichen leichtern Fälle von Katarrh anbetrifft, so ist warmer schleimiger Thee von
Altheewurzel, Leinsamen, Wollkrautblume etc. ein beliebtes und brauchbares Hausmittel. Zeigen sich die ersten Symptome eines
Katarrhs, so kann man durch ein warmes Bad von
[* 42] 30° R., ein Dampfbad, einige Gläser heißen Punsches oder Grogs dem Ausbruch desselben
zuvorkommen und die Erkrankung gleichsam abschneiden. Besonders zu beachten ist die Einatmung einer gleichmäßig
warmen und feuchten Luft. Hautreize als ableitende Mittel, wie Blasenpflaster u. dgl., sind von zweifelhafter
Wirkung. Morphium in kleinen Dosen lindert sehr häufig die Reizbarkeit der Bronchien und erleichtert den Husten. Ein epidemischer
ist die Influenza (s. Grippe).
(griech.), zurückdrängendes, hemmendes, besonders blutstillendes Mittel. ^[= # in der Arithmetik ein Wert, der zwischen andern Werten liegt. Man unterscheidet das arithmetische ...]
(griech., Katastase), in der epischen und dramatischen Poesie der Teil der Handlung, worin der in der Epitasis
(s. d.) geknüpfte Knoten sich noch fester schürzt, um dann in der Katastrophe gelöst zu werden.
(ital. catastro, v. mittellat.
capitastrum, »Kopfsteuerliste«; Steuerbuch, Steuerbeschreibung, Salbuch), das für direkte Steuern, insbesondere
für Realsteuern aufgestellte Verzeichnis der amtlich gesammelten Thatsachen zur Feststellung der Steuersubjekte und Steuerobjekte
und der ihnen gesetzlich aufzuerlegenden Steuerschuldigkeiten, insbesondere die für die Grund- und Gebäudesteuer angefertigte
genaue tabellarische Beschreibung der Steuerobjekte (Grundkataster, Grundsteuerbuch, Grundsteuerrolle, Flurbuch), gesondert
nach Gemarkungen, bez. Fluren und Hauptkulturarten mit Angabe der Größe, des Ertrags etc.; Katasteramt,
die mit der Führung (Evidenthaltung) der Kataster, namentlich mit der Ab- und Zuschrift der Grundstücke und
¶
mehr
der Grundsteuer in Besitzveränderungsfällen, beauftragte Behörde; Katasterbeamter (Fortschreibungsbeamter, Katasterkontrolleur),
ein bei dieser Behörde Angestellter. Da die ältern Flurbücher nur eine sehr dürftige Unterlage für die gleichmäßige
Verteilung der Grundsteuer (s. d.) bildeten, so wurden in den meisten Staaten in neuerer Zeit umfassende Landesvermessungen
veranstaltet. Die einzelnen Parzellen wurden vermessen und kartiert, und auf Grund dieser amtlichen Unterlagen
erfolgte dann die Eintragung (Katastrierung) der steuerpflichtigen Grundstücke (Planstücke, Plannummern) nach ihrem Flächengehalt
in die Kataster der einzelnen Flurdistrikte. (Parzellen- oder Parzellarkataster, bei welchem im Gegensatz zum ältern Gutskataster
Arrondierung und Besitzesverhältnisse zunächst unberücksichtigt bleiben.) An die Vermessung schloß sich sodann die Ertragsschätzung.
Dieselbe kann direkt für jedes einzelne Grundstück erfolgen, indem entweder der durchschnittlich mögliche
Reinertrag desselben (Ertragskataster) oder der Steuerkapitalwert nach in bestimmter Zeit erzielten Kaufpreisen oder
Pachtschillingen (Wertkataster) festgestellt wird, wobei allerdings auch das eine Verfahren sich auf das andre stützen und
dasselbe ergänzen kann. Eine genaue Einschätzung ist praktisch nicht zu erzielen. Aus diesem Grund begnügt
man sich meist mit dem einfachern Verfahren, daß eine gewisse Zahl von Bonitätsklassen aufgestellt wird.
Für jede wird in einem bestimmten Schätzungsbezirk je ein Mustergrundstück ausgesucht und dessen Ertrag ermittelt. Hierauf
werden die übrigen Grundstücke je nach Beschaffenheit und Lage in die Klassen eingeschätzt. Die nach diesen
Grundsätzen ermittelten Steuerquoten werden in das Kataster mit eingetragen. Mit technischen Umwandlungen (Rodung,
Entsumpfung, Aufforstung, Meliorierung etc.), dann mit Verkehrsänderungen (Bahnbau, Wegebau) und sozialen Verschiebungen (Dichtigkeit
der Bevölkerung
[* 44] etc.) ändern sich auch die Grundlagen des Steuerkatasters. Um die Gleichmäßigkeit
der Besteuerung zu sichern, müßten deshalb von Zeit zu Zeit Berichtigungen des Katasters vorgenommen
werden; doch sind dieselben mit so viel Umständlichkeiten und Kosten verknüpft, daß man sie möglichst meidet und sich
damit begnügt, inzwischen nur gewisse Änderungen nachzutragen.
Veranlagung und Fortschreibung der Gebäudesteuer (s. d.) erfolgen gewöhnlich in besondern Katastern. Zur Kontrolle der vorgeschriebenen
Versicherung der Gebäude gegen Feuersgefahr werden zuweilen besondere Gebäudekataster (Brandkataster)
geführt. Auch für andre zur Fortführung bestimmte Verzeichnisse ist der Ausdruck Kataster gebräuchlich, so z. B. für die Genossenschaftskataster,
d. h. die Mitgliederverzeichnisse der Berufsgenossenschaften, welche im DeutschenReich zum Zweck der Unfallversicherung der Arbeiter
gebildet sind.
Diese Entscheidung darf aber nicht durch den bloßen Zufall oder das unmotivierte Eingreifen einer äußerlichen Macht herbeigeführt
werden (vgl. Deus ex machina), sondern muß sich aus dem Charakter des Helden und der Verkettung der vorgeführten Begebenheiten
und Situationen mit innerer Notwendigkeit ergeben. Vgl. Drama, S. 113.
die von Cuvier, Agassiz und den meisten ältern Naturforschern angenommene
Lehre,
[* 45] daß die Lebewesen der Erde wiederholt durch Katastrophen vertilgt worden seien. Da hierdurch ebenso viele völlige Neubesetzungen
der Erde mit neuen Wesen nötig wurden, so hat man die vornehmlich durch Lyell und Darwin gestürzte Lehre auch wohl scherzhaft
als Möblierungstheorie bezeichnet.
(griech., Spannungsirresein, Schlafsucht), psychische Krankheit, welche sich vor den gewöhnlich angenommenen
Formen, wie Melancholie, Manie, Verrücktheit, Blödsinn, dadurch auszeichnet, daß der Reihe nach alle diese Formen als Stadien
vorkommen können, in entsprechender Weise, wie auch bei der von den Franzosen zuerst unterschiedenen »allgemeinen progressiven
Paralyse der Irren« (dementia paralytica) verschiedene Zustände nach Art jener Formen als aufeinander
folgende Stadien beobachtet werden. Im Gegensatz zu dieser Paralyse der Irren, welche durch lähmungsartige Symptome charakterisiert
ist, sind bei den als Katatonie zu bezeichnenden Krankheitsfällen krampfhafte Erscheinungen in mehr oder weniger entwickeltem Grad
zu beobachten, als deren am meisten in die Augen fallende Form die wächserne Biegsamkeit, welche sonst
nur als Symptom der Katalepsie bekannt ist, auftritt.
Psychisch ist die Katatonie charakterisiert durch vorwaltend melancholische Gemütsstimmung und entsprechende
Wahnideen und Halluzinationen, besonders aber durch den Trieb, zu negieren und gegen jede aktive und passive Bewegung zu opponieren,
welcher Negationstrieb schließlich in absoluter Schweigsamkeit und Regungslosigkeit mit Nahrungsverweigerung
gipfelt. Die als Melancholia attonita oder stupida bekannte Krankheitsart ist nur ein in den zuletzt angeführten Symptomen
besonders markant entwickeltes Stadium der in welchem die krampfartigen Symptome stets als wächserne Biegsamkeit beobachtet
werden. Von der Paralyse der Irren unterscheidet sich die Katatonie durch ihre im ganzen günstige Prognose und
durch die viel längere Lebensdauer in den unheilbar gewordenen Fällen. Die meisten Todesfälle bei der Katatonie kommen durch Lungentuberkulose
zu stande.
1) Jan Jacob Lodewijk ten, holländ. Dichter, geb. im
Haag,
[* 46] wurde 1845 Prediger bei der reformierten Kirche und lebt seit 1860 in Amsterdam.
[* 47] Er hat zahlreiche größere und kleinere
Dichtungen veröffentlicht und sich auch besonders als Übersetzer aus den meisten europäischen Sprachen einen Namen gemacht.
Der erste Band
[* 48] »Gedichten« erschien 1836; andre Sammlungen,
wie »Rozen« (1839) etc., folgten nach. Mit
W. Prins veröffentlichte er dann unter dem Titel: »Braga«
¶
mehr
(1842-44) eine ReiheSatiren gegen den litterarischen Geschmack der Zeit. Unter seinen größern Gedichten, die meist religiösen
Inhalts sind und mehrfach in andre Sprachenübertragen wurden, sind besonders »De schepping« (»Die Schöpfung«, Utr. 1866; deutsch
von Koppelmann,Brem. 1884),
»De jaargetijden« (»Die Jahreszeiten«,
[* 50] Groning. 1871) u.
»Palmbladen en dichtbloemen« (Amsterd. 1884) zu nennen. Kate besitzt eine
große Herrschaft über die Sprache,
[* 51] und unter seinen Übersetzungen von Tasso, Goethe u. a. finden sich vorzügliche Arbeiten.
Auch eine Anzahl geschätzter wissenschaftlich-theologischer Werke sowie »Italië; reisherinneringen« (Arnh. 1857) und »Niuwe
bladen uit het dagboek der reisherinneringen« (das. 1860-62) gab er
heraus. Seine »Kompleete dichtwerken« erschienen in acht Bänden (Arnh. 1867).
2) Herman ten, holländ. Maler, geb. im Haag, machte seine Studien bei Cornelis Kruseman in Amsterdam und vervollkommte
dann seine koloristische Technik durch einen einjährigen Aufenthalt in Paris.
[* 52] 1849 kehrte er nach Amsterdam zurück und war
eine Zeitlang hier thätig, bis er nach dem Haag übersiedelte. Er schöpft seine Stoffe teils aus dem 17. Jahrh.,
wobei er in der Wiedergabe der Kostüme
[* 53] ein glänzendes, fattes Kolorit entfaltet, teils aus dem holländischen Volksleben.
zur erstern: die calvinistischen Gefangenen unter Ludwig XIV.,
der Werber, die Degenspitze, die Pinselspitze, der Sieger und der Besiegte (Aquarell), die Wache (Aquarell), die Bürgergarde.
Kate hat sich besonders van der Helft zum Vorbild genommen, dem er sowohl in der Lebensfülle als in dem
Reichtum des Kolorits nacheifert. Er hat auch tüchtige Porträte,
[* 55] unter andern das des Königs von Holland, gemalt.
(Katechetes, Katechistes, griech.), in der ersten Zeit der christlichen Kirche derjenige, welcher den Katechumenen
(s. d.) den Unterricht zu erteilen hatte.
(griech.), Lehre von der Kunst des mündlichen Unterrichts, neuerdings insbesondere vom
religiösen Unterricht in fragender Form (erotematischer oder dialogischer Unterricht) gebraucht. Aus dem kirchlichen Altertum
besitzen wir von hierher gehöriger Litteratur eigentlich nur die katechetischen und mystagogischen Lehrvorträge des Cyrillus
von Jerusalem
[* 56] (s. d.) und AugustinsSchrift »De catechizandis rudibus«, welche übrigens durchaus nur erwachsene
Katechumenen im Auge
[* 57] haben.
Religiöser Jugendunterricht dagegen stellte sich keineswegs etwa sofort mit Einführung der Kindertaufe ein, vielmehr begegnen
wir erst in den spätern Zeiten des MittelaltersAnweisungen zur geschickten Handhabung der Kinderbeichte, wie überhaupt die
Pädagogie des Beichtstuhls den mangelnden religiösen Jugendunterricht ersetzen mußte. Diesen ließen sich
fast nur Sekten, wie Waldenser und Hussiten, oder die Brüderschaft des
gemeinsamen Lebens angelegen sein.
Das Zeitalter der Reformation war zwar reich an Katechismen, aber die Versuche, eine zusammenhängende und methodisch begründete
Katechetik zu geben, gehören der sogen. pietistischen Schule an, in welcher es auch Sitte wurde, neben dem Katechismus
Bibeltexte katechetisch zu behandeln. Seit Mosheim wurde die Katechetik fleißig bearbeitet und zwar zunächst im Sinn der sogen. religiösen
Aufklärung. Man glaubte in den Unterredungen des Sokrates mit seinen jungen Freunden ein klassisches Vorbild der wahren katechetischen
Methode zu besitzen, und seither gehört wenigstens das fragweise Verfahren, das Lehrgespräch, zu den
herkömmlichen Anforderungen, die an den populären Religionsunterricht in Kirche und Schule gestellt werden. Darüber hinaus
noch ging freilich die eigentliche Sokratik, welche vom Katecheten verlangte, daß er durch geschickte Fragen geradezu alle
Erkenntnisse aus dem Befragten hervorlocken sollte. Als berühmte Meister dieser sokratischen Katechetik galten ihrer Zeit J. F.
Chr. ^[JohannFriedrichChristoph] Gräffe in Göttingen
[* 58] (1754-1816; »Die Sokratik«, 3. Aufl. 1798; »Lehrbuch der Katechetik«, 2. Aufl.
1805) und Dinter (s. d.). Pestalozzi bekämpfte die Einseitigkeit der Sokratiker, indem er hervorhob, daß man den Kindern vor
allem etwas geben müsse und zwar in der dem kindlichen Fassungsvermögen angemessenen Gestalt wirklicher
Anschauung, ehe man an die begriffliche Verarbeitung ginge. Aus dem Streit hat sich heutzutage im ganzen ein erfreuliches
Einverständnis über die kombinierte Methode der Katechetik entwickelt.
(Katechusäure, Tanningensäure) C19H18O8 findet sich im
Katechu, Gambir, im Waldmeisterkraut, bildet feine, weiße, seidenglänzende Kristalle,
[* 59] löst sich schwer in kaltem, leicht in
heißem Wasser, in Alkohol und Äther, schmeckt etwas bitter adstringierend, schmilzt bei 127°, zersetzt sich leicht bei höherer
Temperatur;
die wässerige Lösung färbt sich beim Kochen an der Luft braun und fällt dann Leim. Es reagiert
sauer, zersetzt aber nicht die kohlensauren Alkalien und bildet mit Basen keine konstanten Verbindungen.
(griech.), im allgemeinen ein in Fragen und Antworten abgefaßtes Lehrbuch für Anfänger, insbesondere
dasjenige Buch, worin die Anfangsgründe der christlichen Religion, namentlich die Zehn Gebote, das apostolische
Symbolum und das Vaterunser, für das Volk in Fragen und Antworten erklärt werden. Doch kann auf kirchlichem Boden diese Form
keineswegs als ursprüngliches und begriffbestimmendes Merkmal gelten. Die ältesten deutschen Katechismen, darunter besonders
der von dem WeißenburgerMönchOtfried (Mitte des 9. Jahrh.) verfaßte eine geschichtliche Bedeutung gewonnen
hat, erklären bloß Vaterunser, Symbol und ähnliche im allgemeinen Kirchengebrauch befindliche Stücke. Nachdem Luther schon 1520 seine
kleine Schrift »Eine kurze Form der Zehn Gebote, des Glaubens und Vaterunsers« herausgegeben hatte und, von ihm angeregt, verschiedene
reformatorische Theologen, besonders JohannBrenz, Katechismen geschrieben hatten, hat Luther von der großen
in Kursachsen gehaltenen Kirchenvisitation Veranlassung genommen, 1529 seine beiden Katechismen, den sogen. größern
und
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mehr
kleinern, in Druck zu geben. Der kleinere ist für das Volk, der größere hingegen für die Lehrer bestimmt, und namentlich
ersterer ist unzählige Male aufgelegt und in fremde Sprachen übersetzt worden. Er zerfällt jetzt in die sechs Hauptstücke:
die Zehn Gebote, die drei Artikel des christlichen Glaubens, das Vaterunser, die Taufe, das Amt der Schlüssel
(erst nach Luther zum Teil aus einigen von ihm herrührenden Elementen gebildet), das Abendmahl, und in einen Anhang, der mehrere
Gebete, die Haustafel und Fragstücke für Kommunikanten enthält.
In der reformierten Kirche erschienen viele Katechismen, so zu St. Gallen 1527, zu Basel
[* 61] von Öcolampadius 1526,
in Zürich
[* 62] von LeoJudä 1534, zu Genf
[* 63] 1537 (französisch) und 1538 (lateinisch) von Calvin, in Zürich
von Bullinger 1555 etc. und endlich der sogen.
Heidelberger Katechismus (s. d.). Neben diesem erfreute sich in der
reformierten Kirche wenigstens früher eines großen Ansehens der (zweite) Genfer Katechismus, von Calvin 1542 französisch, 1545 lateinisch
herausgegeben, von mehreren Generalsynoden der Reformierten in Frankreich als symbolisches Buch betrachtet und in der französischen
Schweiz
[* 64] als öffentliches Lehrbuch eingeführt.
In der englischen Episkopalkirche wird ein ganz kurzer Katechismus, der sogen. Church-Catechism von 1553 und 1572, gebraucht. In der
presbyterianischen Kirche in England hat der Assembly-Catechism, auf Antrag der Synode zu Westminster 1643 abgefaßt,
symbolisches Ansehen erlangt. Die evangelische Brüdergemeinde gebraucht fast ausschließlich das in kurzen Sätzen mit Bibelstellen
abgefaßte Büchlein »Der Hauptinhalt der Lehre Jesu Christi« (Barby) 1778). Die Socinianer erkennen den Catechismus Racoviensis
als symbolisches Buch an, der auf einer von Faustus Socinus herrührenden Grundlage von Valentin Schmalzius
und Hieronymus Moskorzowski ausgearbeitet wurde und in größerer und kleinerer Gestalt 1605, ursprünglich in polnischer
Sprache, später auch in deutscher und in lateinischer Sprache, erschien.
Die Quäker erhielten 1660 einen in Form eines Gesprächs zwischen Vater und Sohn und angeblich von ihrem StifterGeorgFox geschriebenen
Katechismus und sodann 1673 einen von RobertBarclay (s. d.) verfaßten Katechismus, welcher aus lauter biblischen
Stellen zusammengesetzt ist. In der katholischen Kirche genießt symbolisches Ansehen: »Catechismus Romanus ad parochos, ex decreto
concilii Tridentini et Pii V. Pontificis maximi jussu editus et promulgatus«, welcher zuerst zu Rom
[* 65] 1566 erschien, den ErzbischofLeonMarino, den Bischof Egidio Foscarari und den Portugiesen Fr. Fureiro zu Verfassern hat und in vier Abschnitte
zerfällt: apostolisches Symbolum, Sakramente, Dekalog und Gebet.
Verbreiteter waren jedoch die beiden auf Befehl des KaisersFerdinand I. von dem JesuitenPetrusCanisius (s. d.) verfaßten Katechismen,
von denen der größere zuerst 1554 unter dem Titel: »Summa doctrinae et institutionis christianae« erschien,
der kleine von 1566 aber in alle Sprachen übersetzt, in den meisten Schulen eingeführt, mehr als 400mal aufgelegt, endlich
aber nach Aufhebung des Jesuitenordens von dem Katechismus des AbtesFelbiger verdrängt wurde. Einen Neudruck von 14 der ältesten
deutschen Katechismen enthält Moufangs »Katholische Katechismen des 16. Jahrhunderts« (Mainz
[* 66] 1881). In der
griechischen Kirche ließ nach dem sogen. größern Katechismus, Orthodoxa Confessio genannt, 1643 von den Patriarchen zu Konstantinopel,
[* 67] Alexandria, Antiochia und Jerusalem mit kanonischem Ansehen begabt, Peter d. Gr. 1723
einen »Kleinen Katechismus« ausarbeiten. Eine Revision
fand 1832 durch den MetropolitenPhilaret von Moskau
[* 68] fast unter den Augen des KaisersNikolaus I. statt, worauf 1866 der
jetzt gebrauchte Katechismus (le catéchisme détaillé) zu Moskau erschien.
gerbstoffhaltige Extrakte von verschiedener Abstammung. Pegukatechu (Catechu nigrum, Cutch, Terra japonica,
Cachou), das wässerige Extrakt aus dem dunkelroten Kernholz von AcaciaCatechuWilld. (gelegentlich auch
von A. Suma Kurz) in Indien, wird in Birma gewonnen, und man exportiert davon aus Rangun
[* 69] jährlich ca. 11,000 Tonnen. Es bildet
eine dunkelbraune, etwas blasige, spröde, im Innern großer Blöcke oft weiche, nur in dünnen Splittern durchscheinende Masse,
beklebt und durchsetzt mit Blättern und Spänen, und schmeckt zusammenziehend süßlich. In kaltem Wasser
zerfällt es langsam zu einem weißlichen Haufwerk mikroskopischer Nadeln
[* 70] von Katechin, durchtränkt von einer dunkelbraunen
Lösung, welche Katechugerbsäure und wenig Quercetin enthält.
Mit 2 Teilen kochendem Wasser erfolgt vollständige Lösung, die sich aber beim Erkalten sehr stark trübt. Alkohol löst den
größten Teil des Katechu. Katechu wurde 1514 von Barbosa als Handelsartikel erwähnt;
eine Beschreibung der Stammpflanze und der Darstellung des Katechu gab 1586 Sassetti, und bald darauf gelangte Katechu auch nach Europa.
[* 71] Um die Mitte des 17. Jahrh. erscheint es als sehr teure Drogue in deutschen Apothekertaxen. Clayer schilderte 1680 den ungeheuern
Verbrauch von Pegukatechu zum Betelkauen in Ostasien. In unserm Jahrhundert kam in größerer Menge nach Europa und wurde nun
auch im Zeugdruck und gegen Kesselstein benutzt.
Das Gambir (Gutta Gambir, Catechu pallidum, Katagamba, Terra japonica), das Extrakt aus den jungen Trieben von UncariaGambirRoxb.
auf Sumatra, der Küste von Malakka und den benachbarten Inseln, bildet würfelförmige, 3 cm große, poröse,
leicht zerreibliche, äußerlich matt rotbraune, innen hellgelbliche Stücke und besteht bis auf 14 oder 15 Proz. Unreinigkeiten
fast ganz aus Katechin. Es schmeckt zusammenziehend bitterlich, hintennach süßlich und dient in Indien beim Betelkauen, in
gröbern Sorten auch zum Gerben und Färben; in Europa wurde es erst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts bekannt,
seit 1819 aber hat es ungemein an Bedeutung gewonnen und wird jetzt in sehr großen Mengen über Singapur
[* 72] nach Europa gebracht
und in der Färberei und Zeugdruckerei zur Erzeugung brauner und schwarzer Farben benutzt. Neukatechu ist
ein europäisches gerbsäurehaltiges Extrakt aus Nadelhölzern.
(griech.), in den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirche die Juden und Heiden, welche ihren Übertritt
zum Christentum erklärt, aber die Taufe noch nicht erhalten hatten. Im 3. und 4. Jahrh. ging nämlich der Taufe von Erwachsenen
eine längere Prüfung und religiöse Erziehung derselben voran. Die Katechumenen waren nach Art der Grade in den
alten Mysterien in verschiedene Klassen geteilt und durften nur der Vorlesung des Evangeliums und der Epistel im Gottesdienst
beiwohnen (Missa Catechumenorum, Katechumenenmesse, vgl. Messe), mußten sich aber entfernen, wenn die Spendung des heiligen
Abendmahls begann. Gegenwärtig nennt man Katechumenen diejenigen, welche, ehe sie konfirmiert
und zum ersten Genuß des heiligen Abendmahls hinzugelassen werden, den erforderlichen Unterricht von dem Geistlichen empfangen.
Vgl. Konfirmation.
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