Frost
(Schauer, Horripilatio,
Horror), in den geringern
Graden
Frösteln, ein mehr oder weniger unbehagliches
Gefühl,
welches bei stärkerer Abkühlung der
Haut
[* 2] entsteht. Diese Abkühlung kann entweder durch direkte Entziehung der
Wärme,
[* 3] z. B.
in kalter
Luft, im kalten
Bad,
[* 4] hervorgebracht, oder sie kann durch innere
Ursachen bedingt werden. Da das
Blut der
Träger
[* 5] und
Verteiler der tierischen
Wärme ist, so empfängt die
Haut mit der geringern Blutmenge innerhalb einer gewissen
Zeiteinheit
auch eine geringere Wärmemenge, und die Temperaturdifferenz empfinden wir als subjektives Frost
gefühl.
Frost - Frouard

* 6
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Auch objektiv gibt sich die
Blutleere der
Haut durch ein
Gefühl von
Kälte zu erkennen, welches man beim Betasten eines Fröstelnden,
wenigstens seiner
Hände und
Füße, empfängt. Bei stärkerm Frost
ist die
Haut des
Gesichts, der
Hände etc. bläulich gefärbt,
weil ein
Krampf der kleinsten
Arterien stattfindet und eine Stockung des
Bluts in den feinen Hautvenen zur
Folge hat. Abgesehen von dem subjektiven Frost
gefühl, kommen während eines Frostes noch leichte
¶
mehr
Schüttelkrämpfe in verschiedenen Muskelgruppen, namentlich in den Kaumuskeln, vor: Zähneklappern. In schweren Frost
anfällen
werden die Schüttelkrämpfe so stark, daß der Kranke im Bett
[* 7] förmlich herumgeworfen wird. Eigentümlich ist ferner für
den Frost
die sogen. Gänsehaut. Die kleinen, dicht nebeneinander stehenden Erhöhungen auf der Haut, welche jene Bezeichnung führen,
rühren von den Haarbälgen und Talgdrüsen her, welche im F. stärker hervortreten, weil die dünnen
Muskelbündel, welche in der Haut liegen und sich an den Haarbälgen ansetzen (die Arrectores pilorum), sich krampfhaft verkürzen
und somit das Haar
[* 8] aufrichten.
Die krampfhafte Zusammenziehung aller der genannten unwillkürlichen Muskeln
[* 9] der Haut und der Arterien geschieht
durch Vermittelung des Nervensystems, weshalb der Frost
mit Recht als ein nervöses Symptom bezeichnet wird. Die beteiligten Nerven
[* 10] heißen vasomotorische im Gegensatz zu den motorischen, welche die willkürlichen Bewegungen vermitteln. Mitunter kann auch
ein rein psychischer Affekt (Schauder) auf jene Nerven reflektorisch übertragen werden und das Gefühl des Fröstelns verursachen.
Seguro - Sehen

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Sehen.
Hiernach begreift sich die Berechtigung des Ausdrucks: es stehen einem, beim Anhören oder Sehen
[* 11] von etwas Entsetzenerregendem,
die Haare
[* 12] zu Berge. Ein Frost
entsteht nicht selten beim Katheterisieren der Harnröhre, indem die dabei auftretenden unangenehmen
Empfindungen durch das Gehirn
[* 13] reflektorisch auf die oben genannten Gefäßnerven etc. übertragen werden. Frost
kommt
vor allem im Beginn und im Verlauf des Fiebers vor. Doch ist über die Bedingungen seines Entstehens und über die Bedeutung
des Fieberfrostes
noch so gut wie nichts bekannt.