Dinter
,
Gustav Friedrich, namhafter Pädagog der rationalistischen Richtung, geb. zu Borna, besuchte die Fürstenschule in Grimma, [* 2] studierte seit 1779 zu Leipzig [* 3] Theologie und Philosophie, ward 1787 Pfarrer in Kitscher bei Borna und 1797 Direktor des Schullehrerseminars in Friedrichstadt-Dresden, 1807 Pfarrer zu Görnitz bei Borna, wo er aus Liebe zum Lehramt ein Progymnasium zur Vorbildung künftiger Kaufleute, Lehrer, Ökonomen und Gymnasiasten eröffnete. Im J. 1816 wurde er als Konsistorial- und Schulrat für die Provinz Ostpreußen [* 4] nach Königsberg [* 5] berufen und hier bald darauf daneben auch an der Universität zum Professor der Pädagogik und Theologie ernannt. Er starb in Königsberg.
Großes Aufsehen und viel Streit unter Rationalisten und Orthodoxen erregte seine praktische, aber
nüchterne und oberflächliche »Schullehrerbibel«
(Neustadt
[* 6]
a. d.
Orla 1826 bis 1830, 9 Bde.). Dinters
Selbstbiographie (»Dinters
Leben, von ihm selbst geschrieben, ein Lehrbuch für Eltern,
Pfarrer und
Erzieher«,
Neustadt
a. d.
Orla 1829; 3. Aufl.,
Plauen
[* 7] 1860;
neue Ausg.,
Wien
[* 8] 1879) spiegelt in treuer
Weise den verständigen, wohlwollenden
Sinn ihres Verfassers mit
seinem unverwüstlichen, etwas platten
Witz und seiner harmlosen Spottsucht.
Als
Pädagog war Dinter
namentlich von den
Philanthropen und den sogen.
Sokratikern, theologischen Anhängern der
Aufklärung, abhängig.
Er erwarb sich in
Schrift und
Wort den weitverbreiteten
Ruf eines
Meisters in der katechetischen
Kunst. In
hohem
Maß verstand es Dinter
, seine
Schüler und die ihm unterstellten
Lehrer zu leiten und
an sich zu fesseln, obwohl seine Art
zu verkehren urwüchsig derb und oft ironisch war.
Sein Andenken lebt in
Sachsen
[* 9] und
Preußen
[* 10] noch heute fort; dankbare Anhänglichkeit
hat ihm zu
Ehren mehrere
Stiftungen begründet und auf dem Dinterberg
bei Görnitz ihm ein Denkmal gesetzt.
Von seinen
Schriften sind zu nennen: »Die vorzüglichsten
Regeln der
Katechetik« (Neust. 1802; 13. Aufl.,
Plauen 1862);
»Die vorzüglichsten Regeln der Pädagogik, Methodik und Schulmeisterklugheit« (Neust. 1806, 7. Aufl. 1836);
mehr
an künftige Volksschullehrer« (das. 1803-1805, 4 Bde.; 3. Aufl. 1837-38);
»Predigten zum Vorlesen in Landkirchen« (das. 1809, 2 Bde.; 5. Aufl. 1844);
»Anweisung zum Gebrauch der Bibel [* 12] in Volksschulen« (das. 1814-15, 3 Bde.; 2. Aufl. 1822 ff.);
»Malwina, ein Buch für Mütter« (das. 1818, 5. Aufl. 1860);
»Unterredungen über die Hauptstücke des Lutherschen Katechismus« (über die vier letzten, das. 1806-18, 4 Bde.; 4. Aufl. 1830; über die beiden ersten, 1819 bis 1823, 9 Bde.; 2. Aufl. 1824-26);
»Religionsgeschichte« (3. Aufl., das. 1836).
Sein letztes Werk: »Die Bibel als Erbauungsbuch«, das er nur bis zum 55. Psalm ausarbeitete, ward von Brockmann und Fischer fortgesetzt (Neust. 1831-33, 5 Bde.). Seine »Sämtlichen Schriften« hat Wilhelm herausgegeben (Neust. 1840-51, 43 Bde.). Eine Auswahl gab Seidel heraus (Langensalza [* 13] 1880-81, 2 Bde.).