hervor-851 bricht und bei Duino ins
Adriatische Meer (Golf von
Triest)
[* 2] geht. Er ist als der Unterlauf der Reka festgestellt,
die, am
Schneeberg im Küstenlande entspringend, nach einem Laufe von nahezu 43 km in den
Grotten von St. Kanzian verschwindet
und beinahe 32 km lang unterirdisch fortläuft. Der Timavo ist der antike Tivus, an dessen Ufer
in einem Eichenhaine das Heiligtum des thrakischen Diomedes stand.
(auch
Tinbuktu,
Tenbuktu,
Tunbutu und
Tombuktu, d. h. die Bauchhöhle), altberühmte Handelsstadt
im
FranzösischenSudan (s.
Sudan) von Nordwestafrika, unweit des Südrandes der
Sahara, liegt unter 16° 43' nördl.
Br. und
2° 57' westl. L. von Greenwich, etwa 245 m ü.d.M. und 16 km nördlich vom
Niger, in einer öden, im
Süden von
Teichen umgebenen
Sandebene, die nur mit wenigen
Palmen
[* 4] und Mimosengestrüpp bestanden ist. Die Stadt, deren
Umfang 5–6
km beträgt, bildet ein Dreieck.
[* 5]
Ihr Anblick ist düster, wozu namentlich das Baumaterial der fensterlosen, mit platten Dächern versehenen Lehmhäuser beiträgt.
Die
Straßen sind ungepflastert, haben aber Kiesgrund und Rinnsteine. Inmitten der Stadt befinden sich drei
Moscheen und eine Citadelle, erst jüngst von den
Franzosen erbaut; am Nordrand desselben zwei
Forts. Es giebt nur schlechtes
Cisternenwasser.Barth schätzte 1853 die Zahl der seßhaften Einwohner auf 13000, Lenz (1880) auf 20000; gegenwärtig
beträgt sie 5–6000, fast ausschließlich Mohammedaner
(Marokkaner,
Tuareg,
Fulbe), zu denen zur Zeit des lebhaften
Handelsverkehrs noch 5000–10000 Fremde kommen.
Außer Lederarbeiten und einigen Schmucksachen
[* 6] liefert
die Industrie nichts. Der Handelsverkehr war früher von ungeheurem
Umfang; jetzt noch passieren die Stadt jährlich 400 Karawanen mit 140000 Kamelen und mit 22400 t Last.
Reis und
Sorghum,
Salz
[* 7] und Pflanzenbutter sind Hauptartikel des Marktes, auch Baumwollstoffe,Gold
[* 8] von
Senegal und Kolanüsse.
Aus
Marokko
[* 9] führen die Karawanen ein:
Messer,
[* 10]
Spiegel,
[* 11]
Tabak,
[* 12]
Thee, Zucker.
[* 13] Mohammed. Gelehrsamkeit hat hier eine Heimstätte,
unterstützt von einer der größten
Bibliotheken im westl.
Sudan. Timbuktu besaß früher eine municipale
Administration, an deren
Spitze ein Kahia (vom
Stamme der
Marokko-Araber) stand.
Dieser folgte denBefehlen des der Familie der Bakhaï angehörigen und weithin in der
Sahara gebietenden
Sultans der
Tuareg. Als Hafenplatz an einem
Arm des
Niger gilt das südlich von Timbuktu gelegene, etwa 2000
Songhay-Einwohner zählende
Städtchen
Kabara. Timbuktu war früher das hart erkämpfte Ziel nur weniger und kühner
Reisender. Nachdem Mungo
Parks (s. d.)
Versuch gescheitert war, erreichte es 1826 der engl. Major Laing, der jedoch bald wieder vertrieben
wurde. Ihm folgte 1828 der
Franzose René
Caillé, dessen
Berichte erst durch
HeinrichBarth (s. d.), welcher 1853 und 1854 sieben
Monate in Timbuktu zubrachte, zur Geltung gelangten. Dann erreichte die Stadt 1859 Aliun Sal, ein
mohammedanischer franz. Offizier, vom
Senegal aus und zuletzt 1880 Oskar Lenz (s. d.).
Caron landete 1887 am Hafenplatz von
Timbuktu, von wo Hourst Jan. 1896 bis zur Nigermündung hinabfuhr.
Ungefähr 1077 von den
Tuareg gegründet,
blieb Timbuktu anfangs ein unbedeutender
Ort, der im 14. Jahrh. von den Fürsten von Melle
(s.
Mandingo) erobert wurde, 1492 dem Sonrhayreiche Askias einverleibt und 1591 einem marokk.
Heer von 3600 Schützen
(Ruma) zur
Beute wurde. Letztere blieben herrschend, bis sie im 2. Jahrzehnt des 19. Jahrh. von den
Fulbes unterjocht wurden. 1844 wurden diese von den
Tuareg aus der Stadt vertrieben, kehrten aber schon 1846 zurück
und übernahmen mit letztern gemeinschaftlich die Regierung. Im März 1863 besiegte der edle Scheich
Ahmed el-Bakhaï die
Fulbe gänzlich und führte ein den Europäern freundliches Regiment bis zu seinem
Tode 1865. Ihm folgte Sidi-Mohammed, der
die Unabhängigkeit T.s gegen die von neuem anstürmenden
Fulbe 1866 lebhaft verteidigte. DieFranzosen,
schon lange auf die Eroberung T.s erpicht, nahmen nach Unterwerfung von
Segu und
Massina im Jan. 1894
Besitz von Stadt und Umgebung.
(S.
Senegambien.) –
Vgl.
Barth,
Reisen in Nord- und Centralafrika (Gotha
[* 14] 1857);
Lenz, Timbuktu
Reise durch
Marokko, die
Sahara und
den
Sudan (Lpz. 1884: 2. Aufl. 1892): Dubois, Toumbouctula mystérieuse (Par. 1897).
das bedeutendste Organ der engl. Tagespresse, wurde von dem
Buchdrucker John
Walter unter dem
Namen des
«London
[* 15] daily universalRegister» gegründet und erscheint seit 1788 unter
seinem jetzigen
Titel. Anfänglich hatte die
Zeitung nur geringen Ruf, bis 1803 John
Walter, der Sohn, die Leitung des
Blattes
übernahm, welche er bis zu seinem
Tode 1847 fortführte. Dieser faßte den Entschluß, die Times von der
Regierung wie von den Parteien unabhängig zu machen. Er mußte deshalb anfangs von seiten der Regierung alle möglichen
Hindernisse erfahren; unter anderm ward ihm der Gebrauch der Regierungspaketschiffe für seine Korrespondenzen verweigert.
Walter organisierte dagegen einen eigenen Dienst mit Fahrzeugen, Briefposten und Eilboten. Auch benutzte
er, mit Hilfe zweier
Deutschen, Friedr. König (s. d.) und
Bauer, zuerst die Dampfkraft bei der Herstellung seines
Blattes
Selbst der
Mangel an polit. Konsequenz, den man der
Zeitung mit
Recht vorwirft, konnte dem Einflusse, den sie in den
weitesten
Kreisen genießt, keinen
Abbruch thun. Seit 1856 wurde der große Einfluß der Times erschüttert durch das Erscheinen
der Pennyzeitungen («DailyTelegraph»,
[* 16]
«MorningStar»,
«Standard»),
die nicht bloß einen bei weitem größern Leserkreis fanden,
sondern auch die Times zwangen, ihren Preis auf 3 Pence zu reduzieren. Dennoch ist der Einfluß
der Times auch jetzt noch sehr groß. Die
Auflage wird auf 75000 geschätzt. Außerordentlich groß ist die Anzahl der
Inserate.
Gegenwärtig tritt sie unter der Redaktion
George Earle
Buckles für die liberalen
Unionisten ein. Seit 1877 erscheint die Times auch
in einer Wochen- und einer zweitägigen
Ausgabe. Ein Inhaltsverzeichnis der Times kommt u. d. T.
«Palmer's Index to theTimes» heraus.
ofIndia,The (spr. teims), eins der einflußreichsten täglichen Organe für Europäer in der
Stadt und Präsidentschaft
Bombay,
[* 17] ohne bestimmte polit.
(Psittacus carycinurus Rchw.), ein Verwandter des allbekannten Jakos oder Graupapageis (s. d.) aus dem
nördl. Westafrika und mit diesem auf den Vogelmarkt gelangend. Er unterscheidet sich
von ihm besonders durch seinen braunroten Schwanz und durch die geringere Größe, ist aber im Preise und Sprachtalent gleichwertig.
rechter Nebenfluß der untern Donau in Serbien,
[* 19] entsteht aus den beiden Quellarmen Beli Timok (westlich) und Trgovišti
Timok (östlich), von denen der letztere auf der Stara Planina entspringt, fließt nach der Vereinigung nördlich,
bildet nach Aufnahme des Crni Timok die Grenze zwischen Serbien und Bulgarien und mündet bei Radujevac.
Seine Länge beträgt 171 km,
sein Gebiet 4735 qkm. Der serb. Kreis
[* 20] (s. Karte: Rumänien u. s. w.) hat (1895) auf 2056 qkm 98541 E. Hauptstadt
ist Knjaževac (5056 E.).
Feldherr und Staatsmann, aus einer Adelsfamilie in Korinth,
[* 21] geb. 410 v. Chr., veranlaßte, oder ließ wenigstens
zu die Ermordung seines Bruders Timophanes 364, als dieser die Tyrannisan sich reißen wollte. Von seiner
Mutter wegen dieser That verflucht, zog er sich von allen Staatsgeschäften zurück, bis er 344, als die Syrakusaner
gegen die Tyrannen Dionysius (s. d.) den Jüngern und Hiketas von Leontini in Korinth Hilfe verlangten, mit 10 Schiffen und 700 Söldnern
nach Sicilien abging.
Hier wurde er bald durch Zuzug aus der Insel verstärkt, befreite Syrakus
[* 22] und andere Städte, organisierte
Stadt und Verfassung in Syrakus von Grund auf neu und zwang endlich die Karthager durch die Schlacht am Krimisos (343 v. Chr.)
zum Frieden. Nach diesem Siege verzichtete er auf die ihm übertragene höchste Gewalt und lebte bis an
seinen Tod (336 v. Chr.) als schlichter Bürger. Sein Leben und Wirken beschrieben Plutarch und Cornelius Nepos in besondern
Biographien.
Cäsar (oder Octavian?) kaufte zwei Gemälde desselben, einen rasenden
Ajax und eine (unvollendete) Medea, im Begriff ihre Kinder zu ermorden, um 30 Talente (etwa 375000 M.).
Von
dieser Darstellung ist wahrscheinlich eine Nachbildung in einem Gemälde aus Herculanum, jetzt im Museum zu Neapel,
[* 23] erhalten.
aus Phlius im Peloponnes, der Sillograph genannt, geb. um 325, gest.
um 235 v. Chr., widmete sich der Philosophie, in der er den Unterricht des Stilpon von Megara und des Pyrrhon von Elis genoß,
verband aber damit, wie es scheint, das Studium der Heilkunde. Er lebte und lehrte hauptsächlich in Chalcedon und Athen,
[* 24] zeitweilig
vielleicht auch in Alexandria. Er hat die skeptische Lehre
[* 25] Pyrrhos, die dieser bloß mündlich überlieferte,
dargestellt und verbreitet. Unter seinen zahlreichen, teils poet., teils prosaischen Schriften zeichneten sich besonders die
«Sillen» (s. d.) aus.
ein
durch seinen bittern Menschenhaß bekannter Athener (daher der Misanthrop genannt), Zeitgenosse des Sokrates,
stritt mit der Waffe des beißendsten Spottes gegen die damals in Athen einreißende Sittenverderbnis,
vermied dabei allen Umgang mit Menschen und baute sich ein abgelegenes turmähnliches Haus. Timon diente häufig den Komikern
zur Zielscheibe ihres Witzes; die Komödie «Timon» von Antiphanes ist verloren, aber von Lucian in einem seiner witzigsten
Dialoge, dem «Timon», benutzt; Shakespeare behandelt ihn in seinem Drama «Timon von Athen». –
die wichtigste und größte der KleinenSunda-Inseln (s. Karte: Malaiischer Archipel), bedeckt mit Rotti (1670
qkm), Kambing, Samao, Landu u. s. w. 32586 qkm mit etwa 600000 E. Die Insel weicht von den übrigen Sunda-Inseln in ihrem Bau
ab. Sie wird von einer paläozoischen Gebirgskette gebildet, in welcher Kerne von Granit und krystallinischen
Schiefern hervortreten, letzterer namentlich an der Nordwestküste. Der Norden
[* 27] und äußerste Südwesten ist tertiär;
an der Südwestspitze liegen Solfataren. Im Gunung Allas erhebt sich dasselbe an der Südküste zu 3600 m. Das Gestein ist
der Bebauung nicht günstig. Es herrscht Trockenheit und scharfer Gegensatz der Jahreszeiten.
[* 28]
Doch ist Timor reich an Sandelholz. Das Klima ist an der Küste sehr ungesund. Die Fauna enthält ind. und papuanische Elemente.
Abgesehen von Fledermäusen und fliegenden Hunden sind drei Arten von Säugetieren sicher einheimisch: eine Kusuart, eine Spitzmaus
und ein Schwein.
[* 29] Der gemeine Javaneraffe (Macacus cynomolgusL.), ein Hirsch
[* 30] und ein Rollmarder (Paradoxurusfasciatus Sh.)
sind wohl durch den Menschen eingeführt. Von Landvögeln bewohnen 160 Arten die Insel. Die Insekten
[* 31] sind zwar nicht zahlreich,
aber (besonders die Tagfalter) durch sehr schöne Formen vertreten. Das benachbarte Meer ist reich an Fischen
und andern Tieren, von denen Holothurien
[* 32] (s. d.) einen wichtigen Handelsartikel ausmachen.
Die Flora bildet einen Übergang zu Australien.
[* 33] Die Einwohner sind Papua, sowohl rein als mit Malaien, Chinesen, Portugiesen
und Niederländern vermischt.
Der südwestl. Teil gehört den Niederländern und bildet mit Flores, Sumba, Savu, sowie Rotti die Residentschaft Timor Hauptort
ist Kupang an der Südwestspitze. Von der Hauptinsel besitzen aber die Portugiesen die Nordosthälfte mit dem Hafenorte Deli,
dem Sitze des Gouverneurs, und die nördlich gelegene Insel Kambing, zusammen 16300 qkm mit 300000 E. –
athenischer Staatsmann und Flottenführer, Sohn des Konon, Schüler des Isokrates, half wesentlich den
zweiten Seebund der Athener begründen, schlug im Kriege zwischen dem mit Theben verbündeten Athen und Sparta 375 v. Chr. die
peloponnes. Flotte bei Alyzia und gewann den Athenern die InselnKephallenia und Kerkyra und die Akarnanen und Epiroten zu Bundesgenossen.
Da ihm aber infolge der Ränke seiner Gegner der Oberbefehl
¶
mehr
853 abgenommen und dem Iphikrates übertragen wurde, ging er nach Asien
[* 36] in die Dienste
[* 37] des Perserkönigs (372). Später kehrte
er nach Athen zurück, 366 erhielt er den Befehl über ein Geschwader, das Ariobarzanes, den aufrührerischen pers. Statthalter
im Hellespontischen Phrygien, unterstützen sollte. Er eroberte bei dieser Gelegenheit die InselSamos für
die Athener (365) zurück, befestigte auch die athenische Macht im Hellespont und erhielt dafür das Kommando in Thrazien an
Stelle des Iphikrates (364). Während des Bundesgenossenkrieges befehligte er nach dem Tode des Chabrias neben Chares und Iphikrates
(356), wurde aber, da Chares die Schuld einer Niederlage, die er bei Chios erlitten, auf seine Kollegen
wälzte, mit Iphikrates abberufen und (354) wegen Verrats angeklagt, auch mit einer Geldstrafe von 100 Talenten belegt. Unwillig
über diese völlig unverdiente Schmach, begab er sich nach Chalkis und starb hier noch in demselben Jahre. Einen Abriß seines
Lebens hat Cornelius Nepos gegeben. –
Vgl. Rehdantz, Vitae Iphicratis, Chabriae, Timothei (Berl. 1845).
Begleiter und Gehilfe des ApostelsPaulus, stammte aus Lykaonien und war der Sohn eines heidn. Vaters und
einer jüd. Mutter, Eunike. Er wurde von Paulus bekehrt und zu seinem Missionsgehilfen bestimmt. Seitdem erscheint Timotheus als Gefährte
des Paulus auf dessen Reisen und wurde vom Apostel zuweilen zu schwierigen Sendungen verwendet. Auch während
der röm. Gefangenschaft des Paulus war er in dessen Umgebung (Phil.
1,1;. Kol. 1,1; Philem. 1). Die im neutestamentlichen Kanon befindlichen Briefe an Timotheus verlegen dagegen seinen Aufenthalt nach
Ephesus, wo er Bischof der Gemeinde war, und lassen den Paulus ihm Anweisungen zur Führung seines Amtes erteilen.
Danach betrachtet ihn die Tradition als den ersten Bischof von Ephesus und läßt ihn unter Domitianus den Märtyrertod sterben.
Über dieBriefe an s. Pastoralbriefe. Die apokryphen «ActaTimothei» hat Usener herausgegeben (Bonn
[* 38] 1877). –
Vgl. Lipsius,
Die apokryphen Apostelgeschichten, Bd. 2, 2. Hälfte
(Braunschw. 1884).
Titcomb,Pseudonym, s. Holland, ^[= # Josua Gilbert, amerik. Schriftsteller, geb. 24. Juli 1819 zu Beldurtown (Massachusetts), studierte ...] Josua Gilbert.
(Tympfe), geringhaltige poln. Silbermünze, zuerst 1665 geschlagen und nach dem Münzmeister
AndreasTympfe benannt.
Sie trägt das gekrönte Brustbild des Königs und die Zahl 18 (Groschen).
Besonders
viele Timpf wurden von den Kurfürsten von Sachsen
[* 40] als Königen von Polen geschlagen.
Auch von den Kurfürsten von Brandenburg
[* 41] und Königen von Preußen
[* 42] wurden diese Münzen
[* 43] für die poln. und littauischen Landesteile vielfach geprägt.
(d. h. Krokodilsee), vom Kanal von
[* 44] Sues durchzogener See in Unterägypten, südlich von der Bodenschwelle
(El-Gisr) des Isthmus, 15 qkm groß, war vor dem Bau des Kanals ein Teich mit brackigem Wasser und voll
von Schilfgewächs, ist jetzt von schöner hellblauer Farbe. Am nördl. Ufer liegt Ismaïlia (s. d.).
(d.h. Eisen),
[* 45] auch Timur-Beg oder Timur-Leng (d.i. der lahme Timur), weil er hinkte, gewöhnlich Tamerlan genannt,
asiat. Eroberer, wurde zu Sebz in der Provinz Ketsch geboren. Er selbst leitete seine
Abkunft
von Dschingis-Chan (s. d.) her; nach andern war er der Sohn eines mongol.
Häuptlings. Als die mongol. Dynastie von Tschagatai verfiel, bemächtigte sich Timur 1370 der obersten Gewalt, machte Samarkand
zum Hauptsitz seines Reichs, eroberte Persien,
[* 46] ganz Mittelasien von der Chinesischen Mauer bis nach Moskau
[* 47] und 1398 Hindustan von dem Indus bis zur Mündung des Ganges. In Georgien und Armenien kam er in Konflikt mit Bajazet I. Timur überzog,
nachdem er Bagdad unterworfen, Haleb ausgeplündert, den größten Teil von Damaskus niedergebrannt und Syrien den
Mamluken entrissen hatte, Kleinasien mit einem mächtigen Heere.
BajazetsHeer wurde bei Angora gänzlich geschlagen, der Sultan auf der Flucht gefangen. Timur starb, nachdem ihn auch
der Sultan von Ägypten
[* 48] als Oberherrn anerkannt hatte, inmitten der Vorbereitungen zu einem Zuge gegen China
[* 49] 1405. Nach seinem
Tode wurde sein Reich durch innere Unruhen erschüttert und zerfiel in mehrere Teile. Obwohl wild und grausam
im höchsten Grade, war Timur doch ein außerordentlicher Mann. Er schätzte auch die Wissenschaften und hatte selbst gelehrte
Kenntnisse, wie dies die von ihm begründeten Einrichtungen beweisen. –
(spr. tängsch'bräh), Fabrikstadt im Arrondissement Domfront des franz. Depart. Orne, in der
Normandie, am Westfuß des Mont-Crespin (305 m), an der Seitenlinie Monsecret-Sourdeval der Westbahn, hat (1896) 2771, als
Gemeinde 4599 E., Gewerbekammer;
Eisenhammer, Fabrikation von Papier, Kämmen und ganz besonders Eisen-
und Kurzwaren sowie Handel.
Edgar, Komponist, geb. zu Sinay in Belgien,
[* 54] ist Direktor der Kirchenmusikschule in Mecheln
[* 55] und Inspektor
der belg. Musikschulen. In seiner Heimat war Tinel schon seit längerer Zeit als Komponist (namentlich von
Kirchen-, Klavier- und Orchestermusik) geschätzt. Sein Oratorium «Franciscus»
(1888) erwarb ihm dann Ansehen im Ausland. Der Wert des Werkes liegt zum Teil mit in der auf die ital. Muster des beginnenden 18. Jahrh.
zurückgehenden Textanlage; die Musik zeigt technische Meisterschaft, edle Melodik, glänzende Instrumentierung,
Geschmack und Sinn für den Effekt. T.s neuestes Werk ist das Musikdrama «Godolewa»
(1896).
(lat. Tinctura, s. d.), in der pharmaceut. Technik die wässerig-weingeistigen, weinigen oder ätherischen Auszüge
pflanzlicher und tierischer Droguen und zuweilen auch Auflösungen anorganischer Körper, so des Eisenchlorids u. s. w. in
Äther und Weingeist. Die Auszüge der Droguen werden in der Regel in der Weise bereitet, daß die zerkleinerten
Substanzen, mit dem vorgeschriebenen Lösungsmittel übergossen, 8 Tage bei Zimmertemperatur stehen bleiben, dann abgepreßt
und filtriert werden.
Tinktur nennt man auch die Farben der in der Heraldik vorkommenden Gegenstände. Die Tinktur ist entweder eine natürliche, die mit
dem Vorbilde in der Natur gleich ist, oder künstliche (heraldische), nur der Heraldik eigene (s.
Farben in der Heraldik).
Alexandrine (Alexine), Afrikareisende, geb. im Haag,
[* 57] reiste 1856 nach Palästina,
[* 58] Syrien und Ägypten
und brachte den Winter 1856-57 in Kairo
[* 59] zu. Nachdem sie 1861 ganz nach Kairo übergesiedelt war, trat sie
im Jan. 1862 eine Reise nach dem WeißenNil an und fuhr, nachdem sie den untern Teil des Sobatflusses besucht, durch den No-See
nach der Missionsstation
Heiligenkreuz, unternahm von hier Ausflüge weit in das Innere und gelangte 30. Sept. in Gondokoro an.
Krankheit nötigte sie zur Rückkehr nach Chartum.
Schon begann sie mit ungeheurem Troß eine zweite Reise nach dem Bahr el-Ghasal. An dieser Reise nahmen Heuglin (s. d.)
und Steudner teil. Die Expedition drang bis Dembo im Lande derBongo vor. Steudner und T.s Mutter erlagen dem Klima.
[* 60] Am kehrte
die Expedition nach Chartum zurück. Alexine Tinne begab sich hierauf nach Kairo, unternahm 1865 eine Reise
nach Kreta, Griechenland
[* 61] und Italien,
[* 62] ging 1866 über Toulon
[* 63] nach Algier, bereiste 1868 die franz. Sahara und trat im Jan. 1869 mit
starkem Gefolge eine Reise nach Innerafrika an, um über Bornu nach dem Nil vorzudringen. Nachdem sie in
Mursuk eine Krankheit überstanden hatte, wollte sie sich auf Einladung des Tuareghäuptlings Ikhenukhen nach Ghat begeben,
wurde aber 1. Aug. westlich von Mursuk von den sie begleitenden Tuareg ermordet. -
Vgl. Ergänzungsheft 15 zu «Petermanns Mitteilungen»
(Gotha 1865).
(Dhinné oder Déné), Itynai, Thnaina, Kenai (d. i. Landsmann), Indianerstämme, die von den
Autoren auch als Athabasca oder Athabasken, von den benachbarten Eskimo als Inkalik, von den Russen als Kolschinen bezeichnet
werden (s. Karte: Die Verbreitung derMenschenrassen
[* 64] u. s. w., beim ArtikelMensch). Sie durchschweifen die weiten Gebiete der
Westhälfte des brit. Nordamerikas zwischen Churchill und oberm Saskatchawan im
S., der Hudsonbai im O., dem Felsengebirge im W. und dem von Eskimo bevölkerten Küstensaum des Arktischen Oceans im N. als
Fischer und Jäger und bekunden in Bezug auf physische Beschaffenheit, Sitte und Sprache
[* 65] eine große Ähnlichkeit.
[* 66]
Neuere Ethnologen und Linguisten fassen sie unter dem Namenathabaskische Völker zusammen. Die wichtigste
unter diesen Völkerschaften sind die Chepewyan oder Chipeway (Tschipewē). Nach letzterm Namen benennen die Engländer den
Stamm. Die Chepewyan betrachten die Gegenden zwischen dem GroßenSklavensee, dem Athabascasee und dem Missinnippi (Churchill)
als ihre ursprünglichen Jagdreviere und stehen als Hunters (Jäger) der Hudsonbai-Compagnie, namentlich mit deren Forts am
GroßenSklavensee und Athabascasee, in Verkehr.
Sie bilden den zahlreichsten Stamm der ganzen athabaskischen Familie. Zu letzterer gehören ferner die Dogrib oder Hundsrippenindianer,
auch Sklaven (Slaves) genannt, im O. des Mackenzie und im N. des GroßenSklavensees, nach dem Kupferminenfluß zu; die Hasenindianer
(HareIndians) im N. des Sklavensees am Mackenzie abwärts; die Kupferindianer (auch Birkenrindenmänner)
im O. des Sklavensees zwischen Kupferminen- und Großem Fischfluß: die Yellow-Knives oder Gelbmesserindianer im O. der Dogrib
und im NO. des GroßenSklavensees.
Während diese Stämme in Bezug auf Sitte, Lebensweise und Sprache nur geringe Unterschiede zeigen, zeigen die Digothi oder Loucheux
am Unterlauf des Mackenzie bis an das EismeerÄhnlichkeit mit den benachbarten Eskimo. Etwas ferner stehen
die unter sich nahe verwandten Biberindianer (BeaverIndians) und die Bergindianer oder Strongbows (wohl identisch mit den Sicani
oder Sicaunie), von denen erstere unter 56-59° nördl.Br. am Peace-River, letztere südlich davon am Felsengebirge wohnen.
Endlich zählen noch zu den athabaskischen Völkern die Sarcee oder Sussie, die zwischen den Quellen der
Flüsse
[* 67]
¶
mehr
Athabasca und Saskatchawan jagen; die Tahkali (Tacullies) oder Carrier-Indianer, die im W. des Felsengebirges bis zum Küstengebirge
unter 52½-56° streifen und somit die einheimische Bevölkerung
[* 69] eines Teils von Britisch-Colombia bilden, und die Kutschin,
die in den Gebieten westlich des untern Mackenzie zwischen 130 und 150° westl. L. von Greenwich
bis zum 65.° nördl. Br. hausen. Nach den in neuester Zeit von Buschmann angestellten Forschungen bilden
alle diese Völker zusammen nur den einen Ast eines räumlich ungemein verbreiteten, jedoch in sich teilweise sehr zersprengten
Völker- und Sprachenstammes, welcher unter der Bezeichnung des athabaskischen Völker- und Sprachstammes in die moderne Ethnographie
und Sprachwissenschaft eingeführt worden ist.
Derselbe gliedert sich in drei oder vier Abteilungen, von denen die erste die genannten athabaskischen Völker im engern Sinne
umfaßt, während eine zweite durch die unter fremden Stämmen eingesprengten Völkerreste der Qualhioqua, Tlatskanai, Umpqua
und Hupah im Staate Oregon und in dem TerritoriumWashington
[* 70] gebildet wird; die dritte Abteilung umfaßt
die Apachen (s. d.) mit den Navajo (s. d.)
in den südlichsten Teilen der Vereinigten Staaten
[* 71] und den angrenzenden Gebieten Mexikos. Eine vierte Abteilung würden die
Indianerstämme bilden, welche das Innere der Halbinsel Alaska einnehmen und im Süden derselben an einigen Stellen bis an das
Meer reichen. Es sind das die den Kutschin benachbarten Nehåni (Nahaunie) des obern Jukon, die Unachotana
und Kaijuchotana des untern Jukon, die K'naiachotana (T'naina oder Kenai) an der Südküste von Alaska und die ihnen benachbarten
Ahtená (Atna) oder Kupferflußindianer. -
(grch.), Gattung der Dinoceraten
[* 74] (s. d.). ^[= # oder Schreckhörner, bei Marsh Benennung einer Ordnung vorweltlicher Riesentiere, deren Reste ...]
(Dinte), Bezeichnung für gefärbte Flüssigkeiten, die zum Schreiben mit der Feder benutzt werden. Der Gebrauch
der Tinte ist schon seit den ältesten Zeiten bekannt. Fast allgemein bediente man sich der schwarzen Tinte, die aus Ruß, Gummi und
Wasser bereitet wurde. Außerdem waren auch farbige Tinte im Gebrauch, die ebenso wie die schwarze
Tinte mit feinen Pinseln aufgetragen wurden. Im 3. oder 4. Jahrh. n. Chr.
tauchte die noch jetzt angewendete schwarze Tinte auf, die farbigen Tinte der Gegenwart haben dagegen mit Ausnahme
der aus Pernambukholz oder Cochenille bereiteten roten Tinte erst mit der Verwendung der Anilinfarben allgemeinen
Eingang gefunden. Man unterscheidet Gallus-, Blauholz- und Anilintinten, denen sich noch einige andere Tinte anreihen.
Gallustinten sind die aus gerbstoffhaltigem Material (meist aus Galläpfeln oder aus daraus hergestelltem Tannin) und Eisensalzen
dargestellten Tinte. Die alten Gallustinten, wie sie noch vor 40 Jahren ausschließlich fabriziert wurden,
stellten trübe Flüssigkeiten dar, in denen das gerbsaure Eisenoxyduloxyd
in feinster Verteilung durch Verdickungsmittel,
wie z. B. arabisches Gummi, schwebend erhalten war. Für ihre Darstellung mag als Beispiel die bekannte Rungesche Vorschrift
dienen: Man übergießt 4 kg gestoßene Galläpfel mit 22 l Wasser, läßt unter Umrühren zwei Tage stehen, preßt
dann ab und setzt die Flüssigkeit im Sommer zwei Monate lang der Luft aus.
Hierauf bringt man zu der geschimmelten Masse 2 kg Eisenvitriol und 11 kg Gummi in Lösung hinzu, so daß die Menge der Tinte 22 l
beträgt. Bei den jetzt fabrizierten Gallustinten geht man zwar beinahe von denselben Rohmaterialien aus,
man hat sich aber die bei der Darstellung eintretenden chem. Vorgänge zu Nutze gemacht und wesentliche Vervollkommnung
des Fabrikats erzielt. In der weitaus größten Menge der Gallustinte des Handels ist das Eisen als gerbsaures und gallussaures
Eisenoxydul in gelöster Form enthalten; sie bilden deshalb klare, filtrierbare Flüssigkeiten, die
selbst beim Aufbewahren in offener Flasche
[* 75] zum Teil wochen- und monatelang klar bleiben und erst nach dem Schreiben auf dem
Papier das Eisensalz in unlöslicher Form ablagern.
Die erste derartig bereitete Tinte, die heute noch als Vorbild für die meisten im Handel befindlichen Gallustinten gelten kann,
war die sog. Alizarintinte A. Leonhardis in Dresden
[* 76] (1855). Nach der Patentschrift werden 42 TeileGallen
und 3 Teile holländ. Krapp mit so viel Wasser warm ausgezogen, daß die Flüssigkeit 120 Teile beträgt. Der filtrierten Flüssigkeit
werden 1 1/5 TeileIndigolösung, 5 1/5 Teile Eisenvitriollösung und 2 Teile holzessigsaure Eisenlösung zugesetzt.
Den Krappzusatz hat man später, nachdem man erkannte, daß die Indigolösung allein genüge, unterlassen
und wohl auch die Vorschrift noch weiter geändert. Häufig ersetzt man die Indigolösung durch andere sauer reagierende Substanzen
und erzeugt die verschiedenen Farbentöne der Gallustinte durch Zusatz kleiner Mengen Anilinfarben. Als konservierendes Mittel
setzt man meist Carbolsäure hinzu. Die Blauholztinten werden aus Blauholzextrakt unter Anwendung von
Kaliumdichromat, Chromalaun und verschiedenen, in der Färberei als Beizen gebrauchten Salzen und Säuren dargestellt.
Sie haben gegenüber den Gallustinten den Nachteil, daß die Schriftzüge leichter vom Papier entfernt werden können, dagegen
den Vorzug einer vorzüglichen Kopierfähigkeit. IhrerBilligkeit wegen benutzt man sie häufig für Schulzwecke
(Kaisertinte). Die Anilintinten sind halb- bis einprozentige Lösungen der entsprechenden Farben (z. B. Tiefschwarz, Phenolschwarz,
Resorcinblau, Methylviolett, Methylgrün, Eosin) in Wasser unter Zusatz von etwas Oxalsäure und Zucker.
Sie stehen in Bezug auf Echtheit und Beständigkeit den Gallus- und Blauholztinten bei weitem nach, besitzen aber meist große
Kopierfähigkeit, die sich je nach der Menge des gelösten Farbstoffes steigert. Vor der Anwendung der
Anilinfarben stellte man die rote Tinte meist aus Pernambukholz, Cochenille oder Karmin, die blaue aus Indigokarmin oder Berliner Blau
[* 77] dar. Ihrer Verwendung nach teilt man die Tinte wohl auch in Kanzlei-, Kopier-und Schreibtinten für Haus- und
Schulgebrauch ein. Die Kanzleitinten müssen Gallustinten sein und nach den Grundsätzen für amtliche Tintenprüfung, wenn
sie zur Klasse I gezählt werden sollen, im Liter mindestens 30 g Gerb- und Gallussäure und 4 g metallisches Eisen enthalten.
Die Kopiertinten
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enthalten ihrer Bestimmung entsprechend eine größere Menge Farbstoff als die Kanzleitinten und werden wieder in direkt
und indirekt kopierfähige Tinte eingeteilt. Zu erstern gehören Teerfarben-, Blauholz- und Gallustinten, zu letztern die Hektographen-
und Autographentinten.
Als Wäschezeichentinte dient eine Lösung von salpetersaurem Silber, mit welcher mittels Gänsekiels auf die mit Gummilösung
bestrichene Leinwand geschrieben wird; die beschriebenen Stellen werden, um sie sichtbar zu machen, dem Sonnenlicht ausgesetzt.
Häufig ruft man auch die schwarze Farbe der Schrift durch nachträgliche Anwendung einer Lösung von Pyrogallussäure hervor.
In neuerer Zeit zeichnet man die Wäsche mit dem gegen chem. Agentien weit widerstandsfähigerm Anilinschwarz, welches als
Jetolin und unter andern Namen zum Gebrauch fertig präpariert verkauft wird.
Die sympathetischen oder chemischen Tinte lassen die Schriftzüge erst beim Erwärmen oder infolge chem.
Einwirkung zum Vorschein kommen. Schon Ovid empfiehlt den Römerinnen Milch, ihre Korrespondenz Unberufenen unlesbar zu machen:
wenn die Schrift zum Vorschein kommen solle, müsse man Kohlenpulver darauf streuen. Borel schlug 1653 vor,
mit Bleizuckerlösung zu schreiben und die Schriftzüge mit Schwefelleberlösung sichtbar zu machen. Der gothaische Leibarzt
JakobWaitz entdeckte die Eigenschaft der Lösung des Chlorkobalts, Schriftzüge zu geben, die nach dem Eintrocknen fast unsichtbar
sind, dagegen beim Erwärmen deutlich mit blauer Farbe hervortreten und beim Erkalten wieder verschwinden;
diese Eigenschaft wird vielfach zur Herstellung von sympathetischen Tinte benutzt, ebenso auch in neuerer Zeit zu
den Wetter- oder Barometerblumen und Wetterbildern (s. Wetterblumen). Eine mit verdünnter saurer Eisenchloridlösung
geschriebene Schrift, die beim Eintrocknen gänzlich verschwindet, wird durch Schwefelcyanwasserstoffsäure mit blutroter
Farbe sichtbar, durch Ammoniakdämpfe dagegen wieder unsichtbar. - Der jährliche Verbrauch an Tinte ist im
Inlande auf mehrere Millionen Kilogramm zu schützen. Fabrikationsorte sind Dresden, Chemnitz,
[* 79] Berlin,
[* 80] Elberfeld,
[* 81] Köln
[* 82] u. a. -
Vgl. Wattenbach, Das Schriftwesen des Mittelalters (3. Aufl., Lpz. 1896);
Schluttig und Neumann, Die Eisengallustinten (Dresd. 1890);
Lehner, Die Tintenfabrikation und die Herstellung der Hektographen
und Hektographiertinten (4. Aufl., Wien
[* 83] 1890).
der zweitgrößte Küstenfluß der span. Provinz Huelva in Andalusien, östlich
vom Odiel, entspringt 60 km im NW. von Sevilla,
[* 88] in südl.
Ausläufern der
Sierra de Aracena, 250 m ü. d. M., geht nach S. an Minas de Rio Tinto (s. d.) vorüber durch öde, schieferhaltige
Hügellandschaft, bildet die Westgrenze der andalus. Tiefebene, berührt Moguer, Palos und das Kloster La Rabida, vereinigt
sich mit dem schiffbaren Odiel und mündet so in den Golf von Cadiz.
[* 89] Sein Wasser ist unterhalb der Kupferminen
von schwefelsaurem Eisenoxyd rot gefärbt, wie Burgunder, wirtschaftlich unbrauchbar und tödlich für jedes lebende Wesen.
Die 83 km lange Rio-Tinto-Eisenbahn führt die Erze von Minas zum Hafen von Huelva.
eigentlich Giacomo Robusti, ital. Maler, geb. zu Venedig
[* 90] als Sohn eines Färbers, daher sein
Beiname. Er war anfangs SchülerTizians, verließ ihn aber nach einiger Zeit, um seinen eigenen Weg zu gehen. Er starb In der
Zeichnung mit Michelangelo, in der Farbengebung mit Tizian, jedoch in übertriebenem Sinne wetteifernd,
leitete er die venet. Bravourmalerei, das Prunken mit massenhafter Komposition, schwierigen Perspektiven, mit theatralisch
gespreizten
[* 78]
Figuren u. dgl. ein.
Bewundernswert ist indessen seine gewaltige, keine Schwierigkeiten kennende Phantasie. Er malte viel für seine Vaterstadt,
unter anderm für Sta. Madonna dell' Orto ein Jüngstes Gericht, die Anbetung des Goldenen Kalbes und Wunder
der heil. Agnes, für San Rocco Darstellungen aus dem Leben des heil. Rochus, für Sta. Maria della
Salute Die Hochzeit zu Kana; ferner Wand- und Deckengemälde im Dogenpalast, unter anderm: Die Abgesandten des Papstes und
des Dogen Ziani richten zu Pavia vergeblich die Bitte um Einstellung der Feindseligkeiten an KaiserFriedrich
I., Wiedereroberung von Zara
[* 91] durch die Venetianer 1346 und in der Sala del Maggior Consiglio das berühmte Paradies (1590),
eine kolossale, 9 m hohe, 23 m lange Glorie von mehrern Hundert
[* 78]
Figuren. 1560 übernahm er die bis an sein Lebensende ihn
beschäftigende Ausmalung der Scuola di San Rocco; in diesen Kompositionen ist besonders das Kreuzigungsbild vom J. 1565 vortrefflich.
Findung des Moses, Susanna im Bade (Hofmuseum zu Wien; von letzterm Wiederholungen im Louvre und im Madrider
Museum).
Als Porträtmaler wurde Tintoretto vielleicht mehr als jeder andere Künstler seiner Zeit in Anspruch
genommen; eine große Anzahl von Bildnissen ist in Wien und Madrid.
Sein Sohn Domenico Robusti, ebenfalls Tintoretto genannt, geb. um 1562, gest.
1637, lernte bei seinem Vater und ahmte ihn nach. Zu seinen besten Werken gehören: Seeschlacht zwischen den Venetianern und
KaiserOtto II. (Venedig, Dogenpalast), Bildnis des Dogen Gir. Priuli (Hofmuseum in Wien). -
Vgl. Janitschek
in Dohmes «Kunst und Künstler», Bd. 3 (Lpz.
1879).