Brandenburg
Brandenburg

* 2
Brandenburg.
[* 2] (hierzu eine Karte:
Provinz Brandenburg.
Provinz
Sachsen,
[* 3] nördlicher
Teil), an
Umfang die zweite und an
Bevölkerung
[* 4] die dritte
Provinz des preuß.
Staates, benannt nach der alten Stadt Brandenburg
(s. d.), grenzt
im N. an
Mecklenburg
[* 5] und
Pommern,
[* 6] im O. an Westpreußen,
[* 7]
Posen
[* 8] und
Schlesien,
[* 9] im
S. an
Schlesien und die preuß.
Provinz
Sachsen, im
W. an letztere, an
Anhalt
[* 10] und Hannover.
[* 11] Bis März 1881 umfaßte die
Provinz Brandenburg
39 893,15 qkm, seit der am erfolgten
Abtrennung
Berlins, welches als sog.
Stadtkreis außerhalb der
Provinz steht, nur noch 39 836,51 qkm. Die
Provinz, das Stammland
der preuß. Monarchie, begreift von der ehemaligen
Mark Brandenburg
die Mittelmark, die
Ukermark und die Priegnitz
oder
Vormark, die nebst der jetzt zur
Provinz
Sachsen gehörenden
Altmark früher die Kurmark (s. d.) bildeten, und den größten
Teil der Neumark.
Kreiden - Kreis

* 12
Kreis.Außerdem enthält die Provinz von Schlesien den Schwiebuser Kreis, [* 12] von Hinterpommern einige Ortschaften des Pyritzer Kreises, vom Großherzogtum Posen die Orte Schermeißel und Grochow; ferner den 1815 wieder in Besitz genommenen Kreis Cottbus, [* 13] sowie einen Teil der vom Königreich Sachsen abgetretenen Länder, besonders die Markgrafschaft Niederlausitz und einige Ortschaften der Oberlausitz westlich der Spree, die meißnischen Ämter Senftenberg und Fürstenwalde, [* 14] die Herrschaften Sonnenwalde, Baruth und Dobrilugk, die Querfurter Ämter Jüterbog [* 15] und Dahme, vom Kurkreise das Amt Velzig und einige andere Ortschaften.
Sprehe - Sprengen

* 16
Spremberg. Oberflächengestaltung. Zwei Höhenzüge und zwei Bodensenkungen treten besonders deutlich hervor, welche letztere größtenteils
von sumpfigen oder moorigen, aber zum
Teil in Kulturboden verwandelten oder zu Torfstichen benutzten Flußniederungen, hier
Bruch oder Luch genannt, eingenommen werden. Der nördl. oder baltische
Höhenzug der pommerisch-mecklenb. Seenplatte sendet nur unbedeutende Zweige nach Brandenburg
aus. Der etwa 225 km
lange südl. Höhenzug längs der Südgrenze der
Provinz beginnt mit den
Lausitzer
Höhen, und zwar mit den
Sorauer Sandbergen,
unter denen der Rückenberg 228 m erreicht, zieht westwärts über
Triebel und
Spremberg,
[* 16] dann mehr nach
NW. über
Calau und schließt sich an den kahlen, dürren und unfruchtbaren Fläming (s. d.).
Die südl. Bodensenkung, ziemlich am nördl. Fuße dieses Höhenzugs,
tritt am schärfsten hervor durch die Sumpfniederungen des
Spreewaldes, von
Baruth und der Plaue. Die nördliche, fast unmittelbar
am Südfuße der baltischen Landhöhe, wird bezeichnet durch die Niederungen des
Netze- und Warthebruchs,
des Oderbruchs, die Linie des
Finowkanals, das Havelländische Luch und die Stromfurche der
Elbe.
Neira - Neisse

* 18
Neisse.Zwischen beiden Einsenkungen liegt eine breite Bodenerhebung (Platte), die sich vom Posenschen her westwärts in die Mark erstreckt, das Sternberger Land, die Spreeplatte und die Mittelmark. Sie wird durchschnitten von SO. gegen NW. durch die Niederung der Faulen Obra und der Oder bis zur Neissemündung, den Müllroser Kanal, [* 17] das untere Spree- und Havelthal und den Plauenschen Kanal; von S. gegen N. durch die Oder von der Neisse- bis zur Wartemündung, den Bober, die Neisse, [* 18] die obere Spree, die Dahme, Nuthe und Plaue, sowie namentlich im S. der Spree von überaus zahlreichen kleinern Flußläufen, Sumpfstrecken und tiefer gelegenen Seen.
Zwischen diesen Furchen erheben sich eine Menge einzelner Höhengruppen und Höhenzüge, wie der Semmelberg bei Freienwalde 157 m, die Müggelberge bei Cöpenick [* 19] 120 m, die Havelberge im Grunewald 97 m, die Rauenschen Berge im S. von Fürstenwalde 112-152 m. Im ganzen ist auf dieser Platte, wie in der Niederlausitz und anderwärts, der Sandboden vorherrschend und hat auf weiten, mit Kiefern und Heidekraut bestandenen Strecken ein dürres Ansehen. Aber selbst auf den Höhen ist er lehmig, wechselnd mit mehr oder weniger humusreichem Thon- und Lehmboden, und durch treffliche Kultur zum Anbau der meisten Feldfrüchte tauglich gemacht. Außerdem sind auch die besten Bodengattungen in ausgedehnten Flächen vertreten, namentlich in den entwässerten Bruchgegenden der Flußniederungen, und die fleißige Bestellung des Bodens, wobei das Fruchtwechselsystem vorherrscht, in Verbindung mit den großen Kapitalien, die zur Erlangung gesicherter Erträge den Grundstücken zugeführt werden, hat die Provinz zu einem kornreichen Lande gemacht.
Brandenburg (Provinz)

* 21
Seite 53.416.Gewässer. Der Hauptstrom ist die Oder, die hier rechts die Warte mit der Netze, links die Görlitzer Neisse, den schles. Bober, die Finow und Welse aufnimmt. Sie bildet zwischen Wriezen und Oderberg einen großen Bogen, [* 20] der durch den 22 km langen Oderkanal 1755 abgeschnitten wurde. Im nordwestl. Teile ist die Elbe zum Teil Grenzfluß zwischen der Provinz und den Provinzen Sachsen und Hannover. Dieselbe nimmt die schiffbare Havel (links mit der Spree, Nuthe und Plaue, rechts mit Rhin und Dosse) und die Stepenitz auf. Die aus mecklenb. Seen kommende Havel bildet besonders nach Aufnahme der Spree eine große Zahl Seen. Die wichtigsten ¶
mehr
unter den übrigen zahlreichen stehenden Gewässern sind der Schwieloch-, der Scharmützel-, Müggel-, Ucker- und Ruppinersee, im ganzen etwa 600 Seen mit einer Wasserfläche von 580 qkm. Der Wasserreichtum begünstigte und erforderte Kanalanlagen. Unter diesen sind die vorzüglichsten der Finowkanal (57,85 km) zwischen Havel und Oder, der Friedrich-Wilhelms- oder Müllroser Kanal (22,75 km) zwischen Spree und Oder, der Ruppiner Kanal (15,4 km) zwischen Havel und Ruppinersee, der Fehrbelliner oder Linumer Rhin (16,5 km), der große Hauptgraben oder Havelländische Hauptkanal, der Templiner (13,2 km), der Wentow (9,4 km), der Werbelliner (10,47 km), der Storkower (23,35 km), der Nottekanal (21,84 km), die Rüdersdorfer Schiffahrtsstraße (9 km) und der Neue Oderkanal, welcher letztere jetzt zum eigentlichen Bett [* 22] der Oder geworden ist, sowie verschiedene Kanäle durch und bei Berlin [* 23] (s. d., Bd. 2, S. 794 b). Im ganzen beträgt die Länge der schiffbaren Wasserstraßen 1586 km, darunter 304 km Kanäle, ist also bedeutender als in jeder andern preuß. Provinz.
Fehlschlagen - Fehrbel

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Fehrbellin.Mineralreich. Der Boden liefert Torf, besonders bei Linum (von vorzüglicher Güte), bei Kremmen, Fehrbellin [* 24] u. s. w.; Braunkohlen (1890 3 724 720 t zu 1000 kg im Werte von 8 034 046 M.) bei Freienwalde, Buckow, Wriezen, Frankfurt, [* 25] Rauen, Zielenzig und andern Orten, Kalk vorzüglich bei Rüdersdorf, Gips [* 26] ebenda und in Sperenberg bei Zossen, Steinsalz bei Sperenberg, Lehm und Thon an vielen Orten, daher viele Ziegeleien (z. B. in Rathenow) [* 27] und Töpfereien. Eisen- und stahlhaltige Heilquellen von Ruf besitzt Freienwalde.
Bevölkerung. Die Provinz hat (1890) 2 541 783 (1 256 712 männl., 1 285 071 weibl.) E., 256 140 bewohnte, 3576 unbewohnte Wohnhäuser, [* 28] 4803 andere bewohnte Baulichkeiten, 567 274 Haushaltungen und 2151 Anstalten für gemeinsamen Aufenthalt mit 68 825 Insassen; davon entfallen auf die 135 Städte 978 664 (485 236 männl., 493 428 weibl.) E., 71 067 bewohnte, 937 unbewohnte Wohnhäuser, 2150 andere bewohnte Baulichkeiten, 230 522 Haushaltungen und 1150 Anstalten; auf die 3153 Landgemeinden 1 343 020 (662 432 männl., 680 588 weibl.) E., 165 690 bewohnte, 2054 unbewohnte Wohnhäuser, 1896 andere bewohnte Baulichkeiten, 294 225 Haushaltungen und 804 Anstalten, und auf die 2016 Gutsbezirke 220 099 (109 044 männl., 111 055 weibl.) E., 19 383 bewohnte, 585 unbewohnte Wohnhäuser, 757 andere bewohnte Baulichkeiten, 42 527 Haushaltungen und 197 Anstalten. Der Konfession nach waren 2 431 307 Evangelische, 89 910 Katholiken, 6572 sonstige Christen, 13 775 Israeliten und 219 andere. Der Staatsangehörigkeit nach waren (1890) 2 536 527 Reichsangehörige, 5213 Reichsausländer und 43 andere. Der Nationalität nach sind die Bewohner deutsch, mit Ausnahme von 38 245 Wenden in der Niederlausitz und 15 508 Polen.
Gerste (Varietäten der

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Gerste.Land- und Forstwirtschaft. Von der Gesamtfläche kommen (1883) auf Ackerland, Gartenland und Weinberge 1 839 878, auf Wiesen 402 847, auf Weiden, Hutungen, Öd- und Unland 199 481, auf Haus- und Hofräume, Wege, Gewässer u. s. w. 246 443 und auf Forsten und Holzungen 1 294 660 ha. Die Hauptprodukte des Ackerbaues sind Gerste [* 29] und Roggen; daneben zeichnen sich durch Weizenbau vorzüglich die Ukermark, der Oderbruch, die Gegenden von Cüstrin, [* 30] Landsberg [* 31] a. d. Warthe, Sonnenburg u. s. w. aus.
Der schlechte Sandboden, wie bei Beeskow, Storkow u. s. w., liefert Buchweizen und Teltower Rüben. Hafer, [* 32] Hirse, [* 33] Hülsenfrüchte, namentlich Erbsen, werden zur Genüge, von Futterkräutern Luzerne und Lupine mehr als in den andern Provinzen gewonnen. Kartoffeln baut man viel zur Nahrung und zur Branntweinbrennerei, desgleichen Runkelrüben, namentlich im Oderbruch, zur Versorgung der Zuckersiedereien. Ferner wird erzeugt Hanf und Flachs, Krapp und Waid, sowie, besonders auf den größern Gütern, Raps und Rübsaat. Hopfen [* 34] wird produziert bei Buckow und anderwärts in der Mittelmark sowie in der Priegnitz und Neumark; Tabak [* 35] besonders in der Ukermark, die am meisten im ganzen Staate liefert, den besten bei Vierraden. Obst wird namentlich in Werder und Guben [* 36] gewonnen; die Gartenkultur steht sehr hoch. Der Ernteertrag belief sich 1890/91 auf 476 767 t (zu 1000 kg) Roggen, 72 676 t Weizen, 80 638 t Gerste, 2 231 313 t Kartoffeln, 219 848 t Hafer und 832 378 t Wiesenheu.
Pferde II

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Pferde. Der Viehstand ist nicht unbedeutend. Er umfaßte nach der Zählung vom 240 463 Pferde,
[* 37] 691 636 Stück
Rindvieh, 1 709 897 Schafe
[* 38] (darunter 642 114 feine Wollschafe [Merinos] und 197 648 veredelte Fleischschafe). Bemerkenswert
ist das Friedrich-Wilhelms-Gestüt zu Neustadt
[* 39] a. d. Dosse mit dem Landbeschälerdepot zu Lindenau. Schafwolle liefert Brandenburg
unter
allen preuß. Provinzen am meisten zur Ausfuhr, und die feinere zählt zu den besten der Welt. Zur Hebung
[* 40] aller Zweige der Landwirtschaft und zur Bildung der Landwirte ist in Brandenburg
außerordentlich viel geschehen.
Ausdehnung (der festen

* 43
Ausdehnung.
Die von Thaer zu Mögelin gegründete Akademie des Landbaues ist nach 25jährigem Bestehen mit Rücksicht auf die
Errichtung einer landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin aufgegeben worden. Ackerbauschulen bestehen
auf Glichow bei Calau (seit 1845), zu Hansenfeld im Kreise
[* 41] Lebus (seit 1847), eine königl. Gärtnerlehranstalt zu Potsdam,
[* 42] eine
landwirtschaftliche Schule zu Dahme. Erfolgreich wirken auch die landwirtschaftlichen Vereine. Landwirtschaftliche Centralvereine
sind der Provinzialverein für die Mark und die Niederlausitz zu Potsdam, die Märkische ökonomische Gesellschaft
daselbst und der Centralverein zu Frankfurt a. O. Die Waldungen, in deren Ausdehnung
[* 43] Brandenburg
keiner Provinz nachsteht und die vorherrschend
aus Kiefern, doch vielfach auch, wie in der Ukermark und Priegnitz, aus Laubholz bestehen, liefern reichlich Holz,
[* 44] auch als
Handelsartikel.
Brandenburg (Provinz)

* 49
Seite 53.417.Von Jagdwild sind besonders Dam- und Rothirsche, Rehe, Hasen, Wildschweine, Rebhühner, Wald- und andere Schnepfen, wilde Enten; [* 45] von zahmem Geflügel Gänfe, Enten, Truthühner und Tauben [* 46] zu nennen. Die Fischerei [* 47] war in der Zeit der Wenden und im Mittelalter eins der erheblichsten Gewerbe im Lande, und noch jetzt ist bei der großen Menge stehender und fließender Gewässer der Fischreichtum und der Fischfang von Wichtigkeit für die Bevölkerung. Bienenstöcke gab es 105 243 Stück, namentlich zeichnet sich durch deren Zucht die Stadt Sorau [* 48] nebst Umgebung aus, deren Wachslichte einen weiten Absatz haben. Die Seidenzucht, schon unter Friedrich d. Gr. durch Anlage von Maulbeerpflanzungen befördert, dann aber gänzlich verfallen, hat besonders durch den 1845 gegründeten Verein zur Beförderung des Seidenbaues in der Mark und Niederlausitz den ersten Anstoß zu einem ¶
mehr
umfangreichern Betrieb erhalten; 1872 wurden 3243 Pfd. Cocons erzeugt.
Industrie, Gewerbe, Handel. Die Industrie, zu deren erster Hebung die Einwanderung fremder, besonders niederländ. und franz.
Kolonisten sehr viel beigetragen, hat in neuerer Zeit einen außerordentlichen Aufschwung genommen. Außer Berlin sind die
Hauptsitze verschiedener Gewerb- und Fabrikthätigkeit: Potsdam, Spandau,
[* 50] Brandenburg
, Rathenow (Brillen),
Oranienburg, Eberswalde,
[* 51] Prenzlau,
[* 52] Luckenwalde,
[* 53] Jüterbog, Frankfurt, Landsberg, Sternberg, Sommerfeld, Cottbus, Luckau, Finsterwalde,
Calau (Schuhmacherei) und Sorau.
Die Provinz hat zahlreiche und bedeutende Wollspinnereien für Streichgarn, Tuchfabriken (Luckenwalde, Sommerfeld, Guben, Cottbus, Luckau), eine starke Leinenindustrie, Seidenfärbereien;
Fabrikation von Seiden- und Halbseidenzeugen, Posamentierwaren, Shawls, Tabak und Cigarren;
sehr bedeutende Baumwollwebereien, Baumwolldruckereien und Lederindustrie, viele Dampfmühlen, Maschinenbauanstalten, Bronzewarenfabriken;
Werke für Eisengußwaren und Roheisen, für Stabeisen, grobe Kupferwaren, für Messing (darunter das größte Messingwerk des Staates zu Hegermühle bei Eberswalde);
Thonwaren (Porzellanfa

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Thonwaren.Glashütten und Fabriken für Porzellan, Thonwaren, [* 54] Chemikalien, Seife, Lichte, Öl, Wachstuch, Gold- und Silberwaren;
Appretur-, Preß-, Scher- und Walkanstalten.
Die Branntweinbrennerei, besonders von Kartoffeln, ist sehr bedeutend. 1889/90 waren im Betrieb 604 Brennereien, 1890,91: 573 Bierbrauereien und 14 Rübenzuckerfabriken, welche 2 276 463 Doppelzentner Rüben verarbeiteten. Handelskammern bestehen in Frankfurt a. O., Cottbus und Sorau.
Verkehrswesen. Sehr lebhaft ist der Verkehr der Provinz zu Wasser und zu Lande. Außer den schiffbaren zahlreichen Gewässern und Kanälen wurden (1887) 5363 km Kunststraßen und (1890) 2738,5 km Eisenbahnen befahren, und zwar laufen die meisten Linien in Berlin zusammen. (S. Preußische Eisenbahnen und Berlin, Verkehrswesen.) Oberpostdirektionen befinden sich in Potsdam und Frankfurt a. O.
Bildungs- und Vereinswesen. Die Provinz hat eine Forstakademie zu Eberswalde, eine Ritterakademie (Gymnasium)
zu ein königl. Pädagogium (mit Waisenhaus) zu Züllichau, 22 Gymnasien (in Brandenburg
2, je 1 in Potsdam, Prenzlau, Neuruppin,
[* 55] Spandau,
Charlottenburg,
[* 56] Eberswalde, Friedeberg i. d. Neumark, Fürstenwalde, Schwedt
[* 57] a. O., Wittstock, Freienwalde, Cottbus, Frankfurt,
Guben, Cüstrin, Königsberg,
[* 58] Landsberg, Luckau, Sorau), 7 Realgymnasien (Brandenburg, Frankfurt, Hauptkadettenanstalt Lichterfelde,
Guben, Landsberg a. d. Warthe, Perleberg,
[* 59] Potsdam), 4 Progymnasien (Forst
[* 60] i. d. Lausitz, Groß-Lichterfelde,
Crossen,
[* 61] Steglitz), 1 Realschule (Potsdam), 11 Realprogymnasien (Charlottenburg, Forst i. d. Lausitz, Havelberg,
[* 62] Cottbus, Crossen,
Luckenwalde, Lübben,
[* 63] Nauen, Rathenow, Spremberg, Wriezen), 1 öffentliche höhere Bürgerschule (Strausberg), 1 Landwirtschaftsschule
zu Dahme, 2 Privatlehranstalten zu Falkenberg i. d. Mark und Groß-Lichterfelde, zahlreiche höhere Töchter-,
Mittel- und Elementarschulen.
Außerdem bestehen 2 Provinzialgewerbeschulen zu Potsdam und Frankfurt, 9 evang. Schullehrerseminare zu Cöpenick, Kyritz, Oranienburg, Neuruppin, Alt-Döbern, Drossen, Friedeberg i.d. Neumark, Königsberg i. d. Neumark und Neuzelle, die Kadettenanstalten in Lichterfelde (Hauptkadettenanstalt des Preußischen Staates) und in Potsdam. Von Bedeutung ist die ständische Bibliothek des Markgrafentums Niederlausitz in Lübben. Wissenschaftliche Gesellschaften sind: der Verein für die Geschichte der Mark Brandenburg, der sich 1838 zu Berlin bildete und durch die Herausgabe der «Märkischen Forschungen» (seit 1841, fortgesetzt seit 1888 u. d. T. «Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte») eine bedeutende Wirksamkeit entfaltete;
ferner der Historische Verein zu Brandenburg, der Historisch-Statistische Verein zu Frankfurt a. O., der Verein für die Geschichte Potsdams.
Verfassung und Verwaltung. Die Provinz zerfällt in die folgenden zwei Regierungsbezirke:
Regierungsbezirke | qkm | Städte | Landgemeinden | Gutsbezirke | Wohnstätten | Haushaltungen | Einwohner | pro qkm |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Potsdam | 20 638,82 | 70 | 1518 | 999 | 136![]() |
316![]() |
1![]() ![]() |
68 |
Frankfurt | 19 195,49 | 65 | 1643 | 1013 | 128![]() |
254![]() |
1![]() ![]() |
59 |
Breslau

* 64
Breslau.Die höchste Gerichtsbehörde der Provinz ist das Kammergericht zu Berlin, unter dem die 9 Landgerichte Berlin I und II, Cottbus, Frankfurt a. O., Guben, Landsberg a. d. Warthe, Potsdam, Prenzlau und Neuruppin mit insgesamt 102 Amtsgerichten stehen. Die evang. Provinzialkirche, zu welcher die Landeshauptstadt mitgehört, wird von drei Generalsuperintendenten und dem Konsistorium zu Berlin geleitet und ist in 77 Kirchenkreise geteilt, während die kath. Geistlichkeit unter dem Fürstbischof von Breslau [* 64] durch den Delegaten in Berlin steht. In betreff des Berg- und Hüttenwesens gehört Brandenburg nebst Pommern und Sachsen seit 1861 zum Oberbergamt zu Halle. [* 65]
Von den 433 Mitgliedern des Abgeordnetenhauses wählt die Provinz 36 in 18 Wahlkreisen, zum Deutschen Reichstage 20 Abgeordnete. Militärisch bildet die Provinz den Ersatz- und Garnisonsbezirk des 3. Armeekorps (Generalkommando in Berlin, Kommando der 5. Division in Frankfurt a. O., der 6. Division in Brandenburg a. d. H.) und wesentlich den Garnisonsbezirk des Gardekorps (Generalkommando und Kommandos der 1. und 2. Infanterie- und der Kavallerie-Division sämtlich in Berlin).
Mediatisierte Reichsherrschaften enthält Brandenburg nicht, dagegen von früher nicht reichsunmittelbarem, aber befestigtem Grundbesitze, der zu einem erblichen Sitze im Herrenhause berechtigt, sieben Standesherrschaften (Baruth, Sonnenwalde, Pforten, Drehna, Staupitz, Lübbenau, Amtitz), eine Herrschaft (Neuhardenberg), zwei Majorate (Boitzenburg und Gorlsdorf) und einen alten Besitz (Ratzin und Mansfeld). Die frühern kommunalständischen Verbände werden infolge der Provinzialordnung vom durch den Provinziallandtag mit dem Sitz in Berlin ersetzt, zu welchem jeder Kreis zu 50-100000 E. je drei, die übrigen Kreise je zwei Abgeordnete wählen. Das Wappen der Provinz ist ein roter Adler [* 66] in silbernem Felde (s. umstehende [* 49] Figur). Die Provinzialfarben sind Rot-Weiß. ¶