Franzos
,
Karl Emil, Novellist, geb. in einem russ. Forsthause an der russ.-österr. Grenze, besuchte das deutsche Gymnasium zu Czernowitz [* 2] und studierte 1867-71 in Wien [* 3] und Graz [* 4] Rechtswissenschaft, Philosophie und Geschichte. Da er ein eifriger Anhänger der deutsch-nationalen Bestrebungen der österr. Studentenschaft war und gelegentlich einer Rede beim Arndt-Jubiläum, dann 1870 in einer den Behörden mißfälligen Weise vor die Öffentlichkeit trat, so verzichtete er auf Anstellung und widmete sich ausschließlich der Litteratur, nachdem er bereits 1869 die «Buchenblätter» zu Czernowitz zur Förderung des deutschen Elements in den österr. Ostländern begründet hatte. 1872-77 machte er Reisen durch ganz Europa, [* 5] Kleinasien und Ägypten, [* 6] 1877-86 lebte er, zuletzt als Leiter der «Neuen Illustrierten Zeitung», in Wien und seit 1887, ¶
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nachdem er die Halbmonatsschrift «Deutsche
[* 8] Dichtung» gegründet hatte, dauernd in Berlin.
[* 9] Franzos
wirkt namentlich durch seine scharfe
Auffassung und anziehende Wiedergabe kulturgeschichtlicher Bilder, zunächst in den Werken «Aus Halb-Asien» (d. h.
Galicien, Bukowina, Südrußland und Rumänien,
[* 10] 3. Aufl., 2 Bde., Stuttg.
1889),
«Vom Don zur Donau» (2. Aufl., 2 Bde., ebd. 1890),
«Aus der großen Ebene» (2 Bde., ebd. 1888). Die genannten drei Werke haben den gemeinsamen Haupttitel: «Halb-Asien, Land und Leute des östl. Europa» (6 Bde., Stuttg. 1888-90). In seiner östl. Heimat spielen auch mehrere seiner Romane: «Moschko von Parma. [* 11] Geschichte eines jüd. Soldaten» (2. Aufl., Stuttg. 1886),
«Ein Kampf ums Recht» (3. Aufl., 2 Bde., Bresl. 1893) und «Judith Trachtenberg» (4. Aufl., ebd. 1893),
sowie seine Novellensammlungen «Die Juden von Barnow» (1877; 5. Aufl.
Stuttg. 1893) und «Tragische Novellen» (1886; 2. Aufl., ebd. 1893). Deutsches oder deutsch-österr. Leben schildern die Romane:
«Der Präsident» (2. Aufl., Bresl.
1884; von Franzos
selbst 1892 dramatisiert),
«Die Schatten» [* 12] (2. Aufl., Stuttg. 1889),
sowie die Novellen: «Junge Liebe» (1878; 4. Aufl., Bresl. 1884),
«Stille Geschichten» (1881; 3. Aufl., Stuttg. 1882),
«Der Gott des alten Doktors» (2. Aufl., Berl. 1892),
endlich die Novelle in Versen «Mein Franz» (Lpz. 1883). Viele dieser Werke wurden in die meisten
europ. Sprachen übersetzt. Franzos
gab heraus: «Georg Büchners sämtliche Werte und handschriftlicher Nachlaß» (Frankf. a. M.
1879),
«Deutsches Dichterbuch aus Österreich» [* 13] (Lpz. 1883) und «Die Suggestion und die Dichtung» (2. Aufl., Berl. 1892).