Kānon
(grch.), Regel, Richtschnur, Maßstab;
[* 3] bei mehrern alten
Philosophen (Demokrit, Epikur)
Ausdruck für die Richtschnur der Wahrheit oder das Kriterium (s. d.); daher
Kanonik
die philos. Disciplin, welche den Kanon
der Wahrheit aufstellt. In der bildenden Kunst nennt man Kanon
die
Regel für die Schönheitsverhältnisse des menschlichen Körpers.
Schon in der ägypt. und der ältesten griech. Kunst wurde
nach bestimmtem Kanon
gearbeitet. Erhebliche Fortschritte brachte gegen Ende des 6. Jahrh.
v. Chr. das
Aufkommen einer freiern, die getreue Wiedergabe der wirklichen Erscheinung erstrebenden Behandlungsweise auch für
die
Entwicklung der Proportionslehre mit sich. Seit dieser Zeit findet man die namhaftesten Künstler, wie
Myron, Polyklet,
Euphranor,
Lysippus in dieser
Richtung thätig. Der Doryphoros des Polyklet (s.
Tafel:
Griechische Kunst
II,
[* 1]
Fig. 16) und der
Apoxyomenos des
Lysippus ( Taf. II,
[* 1]
Fig. 7) galten den Zeitgenossen als
Muster wohlgefälliger Verhältnisse.
In der Kirchensprache ist Kanon
im Anschluß an die
Sprache
[* 4] der alexandrinischen
Grammatiker, die mit Kanon
die für die Gräcität
mustergültigen
Schriften (Klassiker) bezeichnen, die Sammlung heiliger
Bücher,
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