Sicilien
,
Königreich beider, seit 1860 dem Königreich
Italien
[* 3] einverleibt, umfaßte die südl. Hälfte der ital.
Halbinsel und die
Insel S. nebst den benachbarten kleinen
Inseln, zusammen 114557,55 qkm mit (Ende 1861) 9
283
686 E. Das Königreich
wurde eingeteilt in das Gebiet diesseit der
Meerenge, auch Königreich Neapel
[* 4] genannt, das die jetzigen
fünf Compartimenti
Abruzzen und Molise,
Campanien,
Apulien,
Basilicata,
Calabrien mit insgesamt 85316,28 qkm und (1861) 7
061
952
E. umfaßte, und in das Gebiet jenseit der
Meerenge, das Königreich S. (jetzt nur ein Compartimento), 29241,27 qkm mit (1861) 2
221
734
E.
Karten zur Geschichte

* 7
Italiens. Geschichte. Unteritalien, das seine erste Kultur von den Griechen empfangen (s.
Großgriechenland) hatte,
wurde nach der Eroberung von
Tarent durch die
Römer,
[* 5] 272
v. Chr., dem ital.
Bundesstaat unter
Roms Leitung einverleibt und ging
allmählich im
Römischen
Reiche (s.
Rom und
[* 6]
Römisches Reich) auf. Ebenso wie die
Insel Sicilien
(s. d.) teilte auch Unteritalien
im Anfang des Mittelalters die
Schicksale
Italiens
[* 7] (Odoaker, Goten, Oströmer, Langobarden). Als die griech.
Kaiser in S. einen Patricius als Haupt der
Civil- und Militärverwaltung einsetzten, wurde diesem auch das Land südlich von
Neapel unterstellt; Neapel selbst und das Gebiet nördlich davon ward dem
Bezirk des
Exarchen von Ravenna zugeteilt.
Während dann S. als Provinz der Aghlabiden (s. d.) und Fâtimiden (s. d.) vollends verödete, hielten sich die Griechen auf dem Festlande, das sie nun «S. diesseit der Meerenge» hießen, ein Name, der sich in dem Ausdruck «Königreich beider S.» erhalten hat. Vor den Plünderungszügen der Sarazenen, welche bis nach Rom vordrangen und neben denen seit 857 auch die Normannen aufgetaucht waren, suchte der letzte ital. Karolinger, Ludwig II., das Festland umsonst zu schützen.
Kraft [unkorrigiert]
![Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert] Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert]](/meyers/thumb/60/60_0671.jpeg)
* 8
Kraft.Während infolge davon Calabrien verödete, hatte schon seit Ende des 8. Jahrh. Neapel sein Verhältnis zum Oströmischen Kaiserreich gelockert; unter seinen Duces, die zugleich Erzbischöfe waren, bildete es im 9. Jahrh. den Hauptrückhalt für die Sarazenen. Als die Kraft [* 8] der letztern 916 durch Papst Johann X. und Alberich I. (s. d.) einigermaßen gedämpft worden war, brach wieder ein wilder Zwist in Unteritalien zwischen den langobard. Kleinstaaten, die unter der nominellen Oberhoheit von Byzanz standen, und den Griechen aus.
Diese Zustände suchte Kaiser Otto I. 966 dazu zu benutzen, um das Festland wieder an das Reich zu bringen; er mußte aber Byzanz Apulien und Calabrien überlassen und sich mit der Wiederaufrichtung der Lehnshoheit über Capua und Benevent begnügen. Gegen das erneute Vordringen des Reichs in Unteritalien verbündete sich Byzanz mit den Arabern und schlug 982 Otto II. vernichtend bei Colonna in Calabrien. Auch der Zug Heinrichs II. (1014) führte nur zur Wiedergewinnung der langobard. Kleinstaaten, nicht zur Vertreibung der Griechen aus Apulien.
Dienstbarkeit - Dienst

* 9
Dienste.Unter den Normannen. Im 11. Jahrh. wuchs eine neue Macht, die der Normannen, empor, welche teils in byzantinische, teils in langobard. Dienste [* 9] traten. Schon 1034 waren sie zu solcher Bedeutung gelangt, daß Konrad II. einen derselben, Rainulf, zum Reichsfürsten erhob, indem er ihn mit Aversa belehnte. Zur beherrschenden Macht in Unteritalien machte aber die Normannen das Geschlecht des Tancred von Hauteville, welches 1040 aus der Normandie eingewandert war. Seinen Sohn Drogo belehnte 1047 Heinrich III. mit Apulien.
Leo IX. bemühte sich, den Bruder und Nachfolger des 1051 ermordeten Drogo, Humfred, zum Abzug aus Italien zu bereden. Als dieser sich weigerte, kam es zum Kampf; Leo IX. wurde geschlagen und gefangen genommen und mußte sich beugen. Da er an Heinrich III. keinen Rückhalt gefunden hatte, beschloß er, sich einen Stützpunkt durch Belehnung der Normannen zu schaffen; er sprach ihnen alles Land zu, welches sie in Unteritalien oder S. den Arabern oder Griechen schon abgenommen hätten oder noch abnehmen würden. 1056 trat an die Spitze der Normannen der gewaltige Robert Guiscard (s. d.), der eine bedeutende Macht gegenüber dem Kaiser, Papst und den Byzantinern entfaltete.
Geschichtskarten von D

* 10
Deutschland.Nach Roberts Tod (1085) teilten seine Söhne Roger und Bohemund Unteritalien unter sich. Aber Bohemund I. (s. d.) führte der erste Kreuzzug nach Syrien, wo er Fürst von Antiochien wurde (gest. 1111), und Rogers Sohn starb ohne erbfolgeberechtigte Kinder; so kam 1127 ganz Unteritalien an den Sohn von Robert Guiscards jüngstem Bruder, Rogers I. von S., Roger II. Von Anakletus II. zum König von Neapel und S. 1130 gekrönt, hatte Roger II. noch einen harten Kampf um Unteritalien zu bestehen gegen Anaklets Gegenpapst Innocenz II., von welchem er erst nach seinem Sieg 1139 vom Banne losgesprochen wurde. Er unterstützte die Welfen in Deutschland, [* 10] um Konrad III. an einem Zug nach Italien zu verhindern, unterwarf wenigstens vorübergehend Korfu, [* 11] machte Eroberungen an der Küste von Nordafrika und förderte das Emporblühen von Ackerbau, Gewerbe und Handel in seinem trefflich geordneten Staat.
Dieser äußern Blüte [* 12] ging die geistige Entwicklung zur Seite; die Lehranstalten für Heilkunde in Salerno, für Rechtskunde in Amalfi und Neapel erwarben sich unter ihm ihren langdauernden Weltruf. Nach Rogers II. Tod (1154) sah sich sein Sohn Wilhelm I. von Kaiser Friedrich I. und von Kaiser Emanuel dem Komnenen, noch ernster aber durch die Barone, die sich mit dem Papst verbündeten, bedroht; die Barone aber wurden niedergeworfen, die Griechen aus Brindisi, das sie eingenommen, verjagt und Bari zerstört. Ein gutes Andenken hinterließ der letzte Normannenkönig, Wilhelm II. (1166-89), durch gerechte und milde Regierung.
Sicilien (Königreich b

* 15
Seite 64.935.Unter den Hohenstaufen. Gegen die Nationalpartei, welche nach ihm Tancred von Lecce an die Spitze gestellt hatte, drang der Hohenstaufe Heinrich VI., welcher 1186 Konstanze, die Tochter Rogers II. und legitime Erbin beider S. geheiratet hatte, erst nach schwerem Kampfe durch. Nach seinem frühen Tode (1197) übernahm seine Witwe die Regentschaft für ihr dreijähriges Söhnchen Friedrich; bei ihrem schon 1198 erfolgenden Tode übertrug sie die Vormundschaft über diesen dem Papst Innocenz III. Als Otto IV. Unteritalien zu gewinnen suchte, sah sich Innocenz gezwungen, auf sein zweideutiges Verhalten gegen sein Mündel zu verzichten, dem er 1212 sogar die deutsche Kaiserkrone zusprach, nachdem derselbe den Verzicht seiner Mutter auf wichtige kirchliche Rechte bestätigt hatte. 1212 nach Deutschland gezogen, kehrte er 1220 nach Unteritalien zurück, dessen dauernde Trennung von der deutschen Krone, die er 1217 seinem Söhnchen Heinrich zugewendet, er dem Papste hatte zugestehen müssen. Er stellte nun Recht und Ordnung wieder her; aufs neue blühte der Handel auf, namentlich in Palermo, [* 13] das Venedig [* 14] an Bedeutung erreicht hatte, ¶
mehr
während Trapani den Hauptplatz für die Beziehungen zu Afrika [* 16] bildete; die Entwicklung der Seiden-, Sammet-, Brokat-, Woll- und Zuckerindustrie wetteiferte mit der der Landwirtschaft. Vom Hof [* 17] begünstigt erhob sich eine nationale Dichtung und Geschichtschreibung; die Baukunst [* 18] und Gärtnerei schwangen sich empor. Die normann. Gesetze und Verordnungen wurden 1231 gesammelt und ergänzt zum Gesetzbuch der «Konstitutionen des Königreichs S.»; diese machten das Reich zum ersten der modernen Beamten- und Parlamentsstaaten; hier zuerst wurde neben dem Klerus und Adel seit 1232 auch dem steuerkräftigen Bürgertum eine polit.
Bedeutung eingeräumt, während gleichzeitig die Macht des Adels durch Erweiterung der Rechte der Krone in betreff der Lehen eingedämmt wurde. Dabei blieb die municipale Selbstverwaltung und die eigene Verfassung der Ritterschaft bestehen. So erhielt sich denn auch trotz Friedrichs II. vieler und schwerer Kriege die Blüte des Landes, ja das wohlausgebildete Finanzwesen lieferte sogar die Mittel zur Aufstellung einer stattlichen Marine und eines starken Söldnerheers neben den Lehnstruppen.
Deutschland. Fluß- und

* 19
Deutschlands.Verbunden mit der Kraft Deutschlands [* 19] drohte diese gewaltige südital. Macht die Unabhängigkeit der Städte Mittel- und Oberitaliens ebenso wie die des Papsttums zu erdrücken, weshalb sich diese zur verzweifelten Gegenwehr verbanden. Mitten in diesem Kampf starb Friedrich II. und schon nach vier Jahren erlag dessen Mühen auch sein Sohn Konrad IV. (s. d.). Aber auch Manfred (s. d.), der sich 1254 zum Regenten, 1258 zum König von S. erheben ließ und so dasselbe vom deutschen Erbe der Hohenstaufen abtrennte, vermochte keine Versöhnung mit dem Papst zu erzielen; vielmehr verhandelte dieser zuerst mit dem englischen, dann mit dem franz. König, um die südital. Staufer zu vernichten, und endlich gelang es Urban IV., Karl I. von Anjou zum Zug gegen Manfred zu bewegen. Als eben dessen Macht nach Mittelitalien sich auszudehnen begann, krönte Urban Karl im Vatikan [* 20] zum König von S. Ihm erlag 1266 Manfred bei Benevent und 1268 der letzte Hohenstaufe Konradin (s. d.) bei Scurcola.
Unter den Anjou. Die staufischen Erbansprüche gingen nach Konradins Hinrichtung durch Konstanze, Manfreds Tochter, auf die schon mit Friedrich II. verschwägerten Aragonier über. Da die Anjou in Italien alle Ansprüche der Hohenstaufen aufnahmen, so hatte das Papsttum nichts durch diesen Wechsel gewonnen, und Nikolaus III. hatte denn auch alsbald Peter III. von Aragonien zu einem Angriff ermutigt. Aber ehe dieser noch entscheidende Schritte gethan, brach auf S., am zweiten Osterfeiertag 1282, ein blutiger Volksaufstand, die Sicilianische Vesper (s. d.), aus.
Messina (Geschichte)

* 21
Messina.Palermo erklärte sich zur Republik und zog die Reichsfahne auf. Schon im August aber landete Peter III. in Trapani; Karl, der Messina [* 21] belagerte, trieb die Insel durch seine Härte in die Hand [* 22] seines Gegners, und seine Flotte wurde durch dessen Admiral Ruggiero di Lauria nach Verlassen S.s bei Reggio, dann bei Malta empfindlich geschlagen; ein Versuch von Karls I. Sohn, Karl II., die Ehre der Flotte herzustellen, führte zu seiner Gefangennahme bei Neapel An seiner Stelle übernahm nach Karls I. Tode Graf Robert von Artois die Regentschaft.
Länder der Ungarischen

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Ungarn.Die Loslösung S.s von Aragonien nach dem Tode Peters (1285) schwächte zunächst dessen Angriffskraft nicht; vielmehr schritt der Febr. 1286 zu Palermo gekrönte zweite Sohn Peters, Jakob (Jayme), alsbald zur Belagerung Gaetas. Der daraufhin mit Karl II. vereinbarte Vertrag fand von seiten Nikolaus' IV. keine Bestätigung; vielmehr krönte dieser 1289 Karl II. zum König von S., während er gleichzeitig die Erbfolge Karl Martells, des ältesten Sohnes Karls II. und Marias, der Tochter König Wladislaws, für Ungarn [* 23] bestätigte, damit aber unwissentlich dem Verderben der Anjou den Weg bahnte.
Jakob, der sich in S. mit Ausdauer verteidigt hatte, auch nachdem ihn sein Bruder Alfons fallen gelassen, folgte diesem 1291 in Aragonien und ernannte seinen Bruder Friedrich zum Statthalter in S., suchte aber nach Bonifacius' VIII. Erhebung zum Papst ein Abkommen mit Karl II. zu erzielen, indem dieser S. zurückerhalten sollte gegen Überweisung von Sardinien [* 24] und Corsica [* 25] an Aragonien. Allein Friedrich, welcher durch eine Heirat mit der Tochter des lat. Kaisers Balduin II. abgefunden werden sollte, stellte sich nun selbst an die Spitze der Sicilianer und nahm die Krone. Es kam nun zwar zu einem Vertrag, welcher Friedrich S. auf Lebzeiten zusicherte und seiner Nachkommenschaft aus einer mit Karls II. Tochter Eleonore einzugehenden Ehe das freilich erst noch zu erobernde Sardinien zusprach; allein die Fehde brach bald von neuem los.
Nachdem nach Karls II. Tode dank der Hilfe des Papstes, sein jüngerer Sohn Robert Neapel erhalten hatte, auf welches auch Karl Martells Sohn Karobert von Ungarn Ansprüche erhob, sah sich Friedrich bald aufs neue bedroht, da Robert in kurzem von den Welfen ganz Italiens als Haupt betrachtet wurde. Friedrich nahm deshalb sofort Partei für den anrückenden Heinrich VII., mit welchem er Febr. 1312 ein Bündnis abschloß. So begann der Krieg zwischen S. und Neapel aufs neue, um sich bis zu Roberts Tode hinzuziehen.
Als Friedrich starb, folgte ihm sein vom sicil. Parlament als Mitregent schon 1322 anerkannter Sohn Pietro, unter welchem die von Friedrich mit starker Hand niedergehaltenen Adelsunruhen zum Ausbruch kamen, nachdem schon früher die Inseln Zerbi und Kerkeri an die Sarazenen verloren gegangen waren. Aber auch in Neapel hatte Roberts häufige Abwesenheit in Frankreich und im obern Italien und der fortgesetzte Kampf gegen S. und die ital. Ghibellinen innere Wirren vorbereitet.
Sicilien (Königreich b

* 27
Seite 64.936.Den Anstoß zur innern Auflösung gab der Umstand, daß Robert starb, ohne männliche Nachkommen zu hinterlassen. Um seine Tochter Giovanna I. gegen Ansprüche von seiten der ungar. Anjou zu sichern, hatte er sie mit Andreas, dem jüngern Sohne Karl Martells, verheiratet. Als Andreas ermordet wurde und Giovanna sich mit Ludwig von Tarent vermählte, sah sie sich alsbald genötigt, mit diesem nach der Provence zu fliehen vor ihrem Schwager Ludwig von Ungarn. Nach schwankenden Kämpfen vermittelte endlich Clemens VI. 1352 ein Abkommen zwischen Ludwig von Ungarn und Ludwig von Tarent, ohne daß aber damit das Land zu wirklicher Ruhe gekommen wäre, weder unter Ludwigs von Tarent schwacher Regierung, noch unter der Jakobs von Mallorca, mit dem Giovanna 1362-74 in dritter Ehe vermählt war. Nach Jakobs Tode sicherte Giovanna die Thronfolge zuerst Karl III. von Durazzo zu, welchen sie mit Margarete, der Nichte Filippos, des letzten Anjou von Tarent, verehelichte, heiratete aber dann selbst 1376 in vierter Ehe Otto von Braunschweig. [* 26] ¶
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Während Karl von Durazzo, deshalb besorgt geworden, dem Rufe Urbans VI. folgte und aus Ungarn heranzog, adoptierte Giovanna Ludwig I. von Anjou. Karl aber, kräftig unterstützt von Urban, der ihn belehnt hatte, sah sich schon Juli 1381 im Besitz Neapels; die gefangen genommene Giovanna wurde erdrosselt, Ludwig I. im Kleinkrieg aufgerieben. Allein schon ging Karl III. selbst zu Grunde bei dem Versuch, seine Erbfolge nun auch in Ungarn durchzusetzen.
Seine Witwe Margarete ließ in Unteritalien ihr Söhnchen Wladislaw zum König ausrufen, während die Provence ganz in die Hände Marias von Blois, der Witwe des 1384 gestorbenen Ludwig I. und Mutter des jungen Ludwig II. geriet. Diese stellte alsbald den endlich aus seiner Gefangenschaft entronnenen Otto von Braunschweig an die Spitze einer Unternehmung gegen Neapel, welche Urban VI. begünstigte, um sich bei dieser Gelegenheit selbst Unteritaliens zu bemächtigen.
Urbans Nachfolger Bonifacius IX. unterstützte dagegen Wladislaw, den er 1390 krönte, so daß dieser endlich 1400 Herr von Unteritalien wurde und den mit Glück vorgedrungenen Ludwig II. verdrängen konnte; gegen dessen Anhänger hatte er aber bis zu seinem Tode (1414) immer wieder zu kämpfen, was ihn daran hinderte, seine Macht auch nach Ungarn auszudehnen. In ganz Mittelitalien dagegen gewann er eine beherrschende Stellung und bedrohte ernstlich wieder S. Der Krieg gegen dieses war unter Giovanna I. eingeschlafen; diese hatte schon bei ihrer Flucht vor Ludwig von Ungarn die Aragonier in S. anerkannt. 1377 entsandte Peter IV. von Aragonien seinen zweiten Sohn Martin nach S., um dasselbe wieder mit den span. Ländern zu vereinigen.
Thrombus - Thugut

* 28
Thron.Dies gelang nicht; dagegen gelang es Martin, dem Sohn des ebengenannten Martin, sich gegen den widerspenstigen Adel zu behaupten bis zu seinem Tode Er überließ den Thron [* 28] seiner zweiten Frau Bianca von Navarra; gegen diese Fremde erhoben sich sowohl die einheimischen Adligen als Wladislaw und Ludwig II.; S. aber entschied sich nun für Martins Schwestersohn, Ferdinand, den Sohn Juans von Castilien, welcher auch die Krone von Aragonien erhielt. Auf ihn folgte 1416 Alfons V., der zuerst Febr. 1420 die Insel betrat, um bald auch Neapel zu gewinnen.
Hier folgte der kraftvollen Regierung Wladislaws eine wirrenreiche Zeit unter seiner 1414 zum Thron gelangten Schwester Giovanna II. Nach ihrem Tode (1435) stritten sich René von Anjou-Provence, Herzog von Lothringen und Bar, der Brudersohn und Rechtsnachfolger des 1434 gestorbenen Ludwig III., der schon 1420 von jener die Erbfolge zugesichert erhalten hatte, und Alfons V. um Unteritalien. Dieser Krieg endete mit der Einnahme von Neapel durch Alfons, worauf auch Eugen IV. Frieden mit Alfons schloß
Unter aragonischer, spanischer und habsburgischer Herrschaft. Alfons V., der talentvollste unter den Beherrschern Neapels seit der Zeit Kaiser Friedrichs II. griff nun von hier aus kräftig ein in die ital. Angelegenheiten. Bei seinem Tode hinterließ Alfons Aragonien und S. seinem Bruder, Neapel seinem natürlichen Sohne Ferrante, und nun begann unter den unechten Aragoniern nochmals eine bewegte Zeit für Unteritalien. Ferrante erkämpfte 1458-64 sein Reich, das ihm Jean, der Sohn Renés von Anjou-Provence, streitig machte.
Spanien und Portugal

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Spanien.Die innere Spaltung in Unteritalien erhielt jedoch fortwährend Nahrung durch Ferrantes Teilnahme an fast allen damaligen ital. Kriegen. Auf Ferrante I. folgte Jan. 1494 Alfons II., der alsbald angesichts des überraschend schnellen Vordringens Karls VIII. zu Gunsten seines Sohnes Ferrandino abdankte. Dieser sah sich aber durch den Ausbruch wüster Unruhen in Neapel bereits 20./21. Febr. 1495 zur Flucht nach der Insel Procida genötigt; doch die schweren Mißgriffe Karls VIII. gegen den einheimischen Adel ermöglichten Ferrandino, nach Karls Rückzug sein Reich wiederzugewinnen. Auf Ferrandino folgte der letzte und beste der Aragonier, Federigo von Altamura, Ferrantes I. jüngerer Sohn. Verraten von Spanien, [* 29] das insgeheim mit Frankreich die Teilung Neapels vereinbart hatte, und von Spaniens Feldherrn Gonsalvo de Cordova, dem er sich anvertraut hatte, mußte Federigo Neapel verlassen. Er starb zu Tours; [* 30] sein Stamm erlosch 1550.
Das franz.-span. Bündnis war aber von kurzer Dauer; die Franzosen mußten im Frieden von Segovia 1505 auf Unteritalien zu Gunsten Spaniens verzichten. Gegen angiovinische Ansprüche, die 1528 nochmals erhoben wurden von seiten des Grafen Vaudemont aus dem Hause Lothringen, verteidigte Unteritalien Charles de Lanoi; anfangs erfolgreich, erlag der franz. General Lautrec mit seinem Heere einer Seuche bei der Belagerung von Neapel, und nachdem Clemens VII. Neapel im Frieden von Barcelona [* 31] Karl V. zuerkannt hatte, sah sich auch Frankreich zum Verzicht auf dasselbe im Damenfrieden von Cambray gezwungen.
Seitdem erschienen zwar die Franzosen noch mehrmals mit ihrer Flotte vor Neapel, es blieb aber mehr als zwei Jahrhunderte im Besitz der Spanier unter Vicekönigen. Eine innere Geschichte von Belang besitzt Unteritalien während der span. Herrschaft nicht. Außer der Erhebung von 1547 gegen die Inquisition und der von 1647, welche die Bedrückung durch Steuern hervorrief (s. Masaniello), ist der mißglückte Versuch des Vicekönigs Herzogs von Osuna (s. d.) hervorzuheben, welcher sich 1620 zum unabhängigen Herrn von Unteritalien machen wollte.
Der Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges gab in Neapel das Zeichen zur Erhebung, da man hier fürchtete, unter Philipp V., wie bisher, als ferne span. Provinz weiter zu verkümmern. Doch endete die Verschwörung, welche 1701 von Gaëtano Gambacorta und dem Sanseverinen Carlo di Sangro in Unteritalien angezettelt worden war und welche darauf zielte, das Land an die österr. Habsburger zu bringen, mit der Verjagung und Hinrichtung der Führer, deren Aufruf unter den Massen keinen Widerhall gefunden hatte.
Italien, nördliche Häl

* 32
Oberitalien.Die Siege der Österreicher in Oberitalien [* 32] (Herbst 1706) ermöglichten aber dem Grafen Daun, das Land 1707 doch den Habsburgern zu unterwerfen; auch der Papst mußte, zuletzt selbst bedroht, diese Wendung anerkennen, welche im Frieden von Utrecht [* 33] (1713) und dem von Rastatt [* 34] und Baden [* 35] (1714) bestätigt wurde. S. wies der Friede von Utrecht Victor Amadeus II. (s. d.) von Savoyen als Königreich zu. Der Versuch, die ital. Nebenländer für Spanien wiederzugewinnen, den Philipp V., welcher sich in diesen Friedensschlüssen mit Österreich [* 36] nicht verständigt hatte, 1718 auf Antrieb Alberonis machte, scheiterte an dem Widerstand der Quadrupelallianz und hatte nur zur Folge, daß auch S., wieder mit ¶