(grch.
Thebe), häufiger im Plural
Thebä (grch.
Thebai), griech.
Name mehrererStädte im
Altertum,
unter denen die berühmteste die Hauptstadt Oberägyptens war. Der
Name ist unerklärt; ägyptisch hieß die Stadt
Uêset oder
allgemein Nêt, d. h. «die Stadt» (das
No der
Bibel),
[* 2]
von ihren Tempelbezirken hieß das heutige
Karnak Opet Esowet, Luxor dagegen
«das südl. Opet». Die Griechen, die den thebanischen
LokalgottAmmon
[* 3] ihrem Zeus
[* 4] gleichsetzen, nennen sie in späterer Zeit allgemein
Diospolis (Zeusstadt).
Theben war ursprünglich eine unbedeutende Provinzialstadt, und auf ältern Denkmälern wird sie und ihr Gott
Ammon kaum erwähnt.
Eine Bedeutung erhielt sie erst seit der elften Dynastie (etwa 2200
v. Chr.), die von hier stammte, und ganz besonders seit
der Vertreibung der
Hyksos (etwa um 1600
v. Chr.). Von dieser Zeit an war sie die unbestrittene Hauptstadt
Ägyptens, und ihr Gott
Ammon wurde zum «König der
Götter».
Seit dem 1. Jahrtausend etwa, als die Residenz der Pharaonen nach Unterägypten verlegt wurde, trat Theben mehr und
mehr zurück, den Todesstoß versetzte ihm wohl Kambyses' Eroberung. Zu
Strabos Zeit war es schon in Dörfer
zerfallen, doch sind seine Heiligtümer noch bis ins 2. Jahrh. n. Chr.
restauriert und erweitert worden. Die Stadt (s. die Karte: Das alte
Ägypten.
[* 5] II. Theben, beim
ArtikelÄgypten) lag auf dem
Ostufer, beim heutigen Dorfe
Karnak, um den großen
Tempel
[* 6] des
Ammon und die beiden kleinern der
Mut und
des
Chons herum.
Eine halbe
Stunde südlich, am
Flusse, beim heutigen
Luksor, lag die Hafenstadt, ebenfalls mit einem großen Heiligtum des
Ammon.
Das Westufer diente ursprünglich nur als Begräbnisplatz (die Königsgräber liegen abgesondert im Gebirgsthale
Bab el-Meluk);
auch die
Tempel auf diesem Ufer waren alle zum
Kultus der verstorbenen Könige bestimmt, der von
Deir el-Baheri
für die Königin Hatschepsowet, der von
Alt-Qurnah für Sethos
I., das Ramesseum für Ramses II., der von Medinet Habu für
Ramses III. Das Westufer wurde von den Griechen die Memnonien genannt, heute heißt es Qurnah. Einen
großen, sorgfältig gearbeiteten
Situationsplan der thebanischen Ebene publizierte Wilkinson. Ein anderer findet sich in
dem Werke der preuß. Expedition: Lepsius,
«Denkmäler aus
Ägypten und
Äthiopien» (Berl. 1819-59), welches auch die genauen
Pläne aller einzelnen
Tempel enthält.
(grch.
Thebai), die bedeutendste Stadt der Landschaft
Böotien (s. d.), lagauf und zwischen
mehrern
Hügeln des Nordabfalls der
Kette, die die Ebene des Kopais von dem
Thale des Asopos scheidet. Der ansehnlichste Hügel
(im südl.
Teile der Stadt zwischen dem Dirke- und Ismenosbach gelegen) trug die
Burg Kadmeia, die nach der
Annahme der Alten
von Kadmos (s. d.) und seinen phöniz. Begleitern gegründet
worden sein sollte. Als älteste Bewohner gelten die Kadmeer oder Kadmeionen, deren Herkunft aber dunkel ist; schwerlich
sind sie, wie die Überlieferung will, Phönizier.
T.s älteste Geschichte ist reich an Sagen: von Herakles
[* 7] und Dionysos,
[* 8] von
Laios und seinem
Sohne Oidipus, von dessen
Söhnen,
den feindlichen
Brüdern Eteokles und Polyneikes, von dem unglücklichen Heerzuge der sieben Fürsten
(s.
Sieben gegen Theben) und von dem spätern Rachezuge der Nachkommen dieser (der sog.
Epigonen, s. d.), der mit der Eroberung
der Stadt geendet haben soll. Eine Erweiterung der Stadt und die Erbauung des siebenthorigen Mauerrings schrieb man den
Söhnen
der
Antiope, Amphion
[* 9] und Zethos, zu. In der Blütezeit betrug der
Ring weit über 7 km. Die ältern Bewohner
wurden in vorhistor.
Zeit durch die aus
Thessalien einwandernden
Böoter verdrängt. Theben erstrebte frühzeitig eine herrschende
Stellung den übrigen
böot.
Städten gegenüber als
Vorort des Böotischen
Bundes und mißbrauchte dieselbe mehrfach zur gewaltsamen Unterdrückung
schwächerer Bundesglieder. Die
Verfassung war seit dem 8. Jahrh.
v. Chr. eine streng aristokratische. Während der
Perserkriege
stand aus der Seite der
Perser und kämpfte als deren Verbündeter bei Platää gegen
Athener und Spartaner. Nach den
Perserkriegen
wurde T.s auswärtige Politik überwiegend bestimmt durch die Feindschaft gegen
Athen,
[* 10] mit dem es fast
ein Jahrhundert lang in bitterm Hader und oft in
Fehde lag.
Der Übermut der Spartaner nach dem
PeloponnesischenKriege entfremdete diesen aber auch die
Thebaner, die in dem Korinthischen
Kriege (395-386) auf Seite der Gegner
Spartas kämpften. (S.
Griechenland,
[* 11] Geschichte, A, 4.) Die Erbitterung der jetzt der
Mehrzahl nach demokratischen
Thebaner gegen
Sparta erreichte den höchsten
Grad, als 383 der Spartiat Phöbidas
im Einverständnis mit der
Oligarchie die Kadmeia besetzte. Die Vertreibung der spartan.
Besatzung durch eine kleine Schar
demokratischer Patrioten 379 war das Signal zum
Ausbruch eines
Krieges zwischen Theben und
Sparta, durch den sich Theben nach
der
Schlacht bei
Leuktra (371) zur Vormacht
Griechenlands aufschwang, eine
Stellung, die es freilich nur ein Jahrzehnt bis zum
Tode des Epaminondas (s. d.) behaupten konnte.
Theben (in Ungarn) - T
* 12 Seite 65.755.
Wie früher der Haß gegen
Athen, so war es zuletzt der Haß gegen
Phokis, der die
Thebaner zu einer unglücklichen Politik
verleitete. Sie entzündeten den furchtbaren Phokischen oder
HeiligenKrieg (356-316), riefen endlich 347-346
König Philipp II. von Macedonien zur Hilfe gegen die Phoker herbei und gaben diesem dadurch die bequemste Gelegenheit zur
Einmischung in die innern Angelegenheiten
Griechenlands. Zwar erkannten sie später ihren
Fehler und schlossen, durch
Demosthenes
bewogen, ein
Bündnis mit den Athenern gegen Philipp; aber sie wurden mit ihren Verbündeten bei Chäronea
nach tapferm Kampfe von Philipp geschlagen (338) und mußten eine macedon.
Besatzung aufnehmen. Als sie dann nach Philipps
Tode dieses Joch abzuschütteln suchten, zog
Alexander herbei, eroberte die Stadt und zerstörte sie gänzlich (335
v. Chr.).
¶
mehr
316 wurde Theben durch Kassander in dem frühern Umfange wiederhergestellt, gelangte aber nie wieder zur alten Blüte.
[* 13] Sulla nahm
der Stadt 86 v. Chr. die Hälfte ihres Gebietes, und um den Beginn unserer Zeitrechnung erschien Theben als ein bloßes Dorf;
im 2. Jahrh. n. Chr. war sie vorwiegend auf den Raum
der alten Kadmeia beschränkt. Im Mittelalter hob sich Theben wieder und blühte durch seine Seidenweberei
und Purpurfärberei. Unter den Türken sank es wieder zu einem Dorf (neugrch. Thivä oder Thiva, Phiva) herab, das sich erst
neuerdings zu heben beginnt, obwohl es oft durch Erdbeben
[* 14] heimgesucht wurde. Es nimmt den Raum der alten
Kadmeia ein, ist Hauptort der gleichnamigen Eparchie (29 730 E.) des Nomos Attika-Böotien, Sitz eines Bischofs, zählt (1896) 3469 E.
und ist durch Fahrstraße mit Athen und Livadia verbunden. Auf dem Raum des alten Theben befinden sich noch zwei Dörfer, Theodori
und Pyrgi. -