Jena
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Jena

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Jena.[* 2] Stadt im Verwaltungsbezirk Apolda [* 3] des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, am linken Ufer der Saale, in 160 m Höhe, von meist schroffen Kalkbergen überragt, an der Saalbahn und der Weimar-Geraer Bahn (zwei Bahnhöfe [* 4] und die Haltestelle Paradies), ist Sitz eines Oberlandesgerichts für die thüring. Staaten , außer Schwarzburg-Sondershausen, und für die preuß. Kreise [* 5] Ziegenrück, Schleusingen und Schmalkalden [* 6] (Landgerichte Altenburg, [* 7] Eisenach, [* 8] Gera, [* 9] Gotha, [* 10] Greiz, [* 11] Meiningen, [* 12] Rudolstadt, [* 13] Weimar), [* 14] eines Amtsgerichts (Landgericht Weimar) und hat (1890) 13449 E., darunter 387 Katholiken und 64 Israeliten, in Garnison das 3. Bataillon des 94. ¶
Jena [unkorrigiert]
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Infan-893
tcrieregiments Karl Alexander, Großherzog von Sachsen, [* 16] Postamt erster Klasse und Telegraph. [* 17] Von den Befestigungen der Stadt stehen noch einige Türme und das alte Johannisthor; der ehemalige Wallgraben ist in eine parkartige Promenade («Der Graben») umgewandelt und enthält die Büsten des Naturforschers Oken, des Philosophen Fries, Fritz Reuters, 1888 enthüllt, des Nationalökonomen und Landwirts F. G. Schulze. Auf dem Markte steht das von Drake modellierte Standbild (1858) Johann Friedrichs des Großmütigen, des Stifters der Uni- versität; auf dem Eichplatz das 1883 errichtete Vur- schenschaftsdenkmal von Donndorf: ein Student in der Tracht von 1817 mit Schwert und Fahne, in Marmor, am Postament die bronzenen Reliefpor- träte der drei Stifter der Burschenschaft, Riemann, Horn und Scheidler. I. hat zwei evang. Kirchen, darunter die spätgot.
Berlin-Dresdener Eisen

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Berliner.Stadt- oder Michaeliskirche 115. Jahrh.), mit Turm [* 18] (72 m), eine evang. Kapelle und eine kath. Kirche. Das schloß, ehemals Resi- denz der Herzöge von Sachsen-Jena, bis 1806 Absteigequartier Goethes, enthält wissenschaftliche Sammlungen der Universität nebst Arbeitsräumen und Hörsälen. Von Gebäuden sind sonst noch zu nennen: die neue Universitätsbibliothek, die Irren- heilanstalt, 1879 von den Berliner [* 19] Architekten Gro- pius und Schmieden erbaut, daneben das Ober- landesgericht und das Stoysche Erziehungsinstitut, die neuen Universitäts-Institute und der Gasthof zum schwarzen Bären, wo 1522 Luther auf seiner Rückkehr von der Wartburg nach Wittenberg [* 20] über- nachtete und 1524 mit Kartstadt zusammentraf. Zu einem eigentümlichen Schmuck gereicken der Stadt die sehr zahlreichen an ihren Häusern bei dem im I. 1858 gefeierten 300jährigen Jubiläum der Universi- tät angebrachten Gedenktafeln berühmter Männer.
Die Universität entwickelte sich aus einem Gymnasium, das von Kurfürst Johann Friedrich als Pflegstätte des luth. Glaubens 1548 gegründet worden war. Die Erhebung zur Universität ver- weigerte Kaiser Karl V., aber sein Bruder Ferdinand erteilte schließlich die Bestätigung und die Eröffnung fand statt. Sie ist gegenwärtig die gemeinsame Universität der herzoglich sächs. Länder, von denen sie auch nach einer bestimmt festgefetzten Nepartition dte nötigen Geldzuschüsse erhält.
Blutbewegung (chemisch

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Blüte.Be- rühmte Gelehrte der ersten Zeit waren Vikt. Strigel, Joh. Stigel, Matth. Flacius, Matth. Wesenbeck. Um 1620 und 1720 war die Frequenz der Univer- sität außerordentlich groß. Die Blüte [* 21] erreichte sie unter Herzog Karl August 1787 - 1806 unter Goethes Leitung. Es lehrten dort Fichte [* 22] 1794-99, ^chelling 1798-1803, Hegel 1802-7, Oken 1807 -19 und Schiller. Als die Verbreiterin der Kanti- schen Philosophie ging auch die erste Litteratur- zeitung für Deutschland, [* 23] von Schütz 1785 gegrün- det, von I. aus und trug, wie die seit 1804, nach Übersiedelung der Schützschen nach Halle, [* 24] von Eick- städt besorgte «Ienaische allgemeine Litteraturzei- tung» und die 1842-48 u. d. T. «Neue Ienaische Litteraturzeitung» herausgegebene, viel zur Ver- breitung neuer geläuterter Ansichten und gründ- licher Wissenschaftlichkeit bei.
Garten

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Garten.
Die Stiftung der Burschenschaft (s. d.) in I. brachte der Universität mannigfache Nachteile, namentlich 1819 das Verbot des
Besuchs derselben von seiten preuß. Untertha- nen, das erst 1825 wieder aufgehoben wurde.
Die Universität hatte (Sommer 1893) 91 Docenten und 735 (Winter 1893/94: 655) Studierende. Das
alte Universitätsgebäude (früher
Kloster) enthält u. a. die Aula, die Kollegienkirche, das anatom. Institut mit Museum und die physiol. Anstalt. In der Nähe
des 1861 eingerichteten neuen Universitäts-(Kollc- gien-)Gebäudes liegt die Universitätsbibliothek
(über 200000 Bände und 100
000 Dissertationen) und der schöne botan. Garten;
[* 25] ferner gehören zur Universi- tät verschiedene
Institute, Laboratorien und Museen, ein landwirtschaftliches Institut, ein Münzkabinett, die großherzogl. Landesheilanstalten,
die Tierarznei- schule und eine Sternwarte
[* 26] mit Meteorolog.
Sta- tion; der Sternwartengarten, 1795-1802 Eigen- tum Schillers, birgt eine Schillerbüste. Ferner hat die Stadt ein großherzogl. Gymna- sium Carolo-Alerandrinum, 1876 eröffnet (Direktor Dr. Richter, 17 Lehrer, 9 Klassen, 187 Schüler), das Pfeiffersche und das Stoysche Lehr- und Erziehungs- institut für Knaben, 2 höhere Mädchenschulen, 2 Bürgerschulen, von denen die eine mit dem päda- gogischen Seminar der Universität verbunden ist, eine Lehrmittelsammlung (ThüringcrSchulmuseum)^ ein Lese-Institut (Litterarisches Museum) sowie meh- rere wissenschaftliche Vereine, wie die Medizinisch- Naturwissenschaftliche Gesellschaft, die Geographi- sche Gesellschaft für Thüringen und der Verein für thüring.
Labitzky - Laboratoriu

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Laboratorium.Geschichte und Altertumskunde, 3 Frei- maurerlogen, endlich 2 Hospitäler, ein Armenhaus, Sparkasse, Vorschuhverein, Hochdruckwasserleitung, Gasanstalt und Schlachthaus. Die Industrie ist wenig bedeutend; I. hat eine Glasschleiferei und optische Werkstätte (Karl Zeih, s. d.), ein mit Unter- stützung des Deutschen Reichs errichtetes glastech- nisches Laboratorium, [* 27] besonders für optifche Gläser (Schott und Gen.), Vaseline-, Cement-, Fleisch- und Wurstwarenfabriken, eine Blechemballage- und Ma- schinenfabrik und zwei Brauereien.
Eine alte steinerne Brücke
[* 28] führt nach dem ehemali- gen Kamsdorf, jetzt mit dem nahen Wenigenjena
vereinigt.
Im Gasthaus zur Tanne
[* 29] daselbst wurde 1815 die Deutsche
[* 30] Burschenschaft gegründet und wohnte Goethe 1817 und 1818; in der Kirche
da- selbst wurde 1790 Schiller getraut. In den benach- barten Ortschaften Lichtenhain, Ziegenhain, Ammer- bach, Wöllnitzu.s.w.
wird ein weitverbreitetes Weiß- bier, LichtenhainerBier genannt, gebraut. Von der schönen Umgebung sind
zu nennen der nach ^ Vollradisroda sich erstreckende Forst
[* 31] mit dem «Forst- Haus»
und einem 1874 zum Gedächtnis der 1870/71 gebliebenen Ienenser erbauten Denkmal, zugleich Äussichtsturm, der Landgrafenberg
mit neuem burgartigen Restaurationsgebäude, rechts der Saale der Fuchsturm auf dem Hausberg (s. d.),
der ein- zige Rest der drei Kirchbergschen Schlösser (vgl. Schmid, Geschichte der Kirchbergschen Schlösser auf dem Hausberge
bei I., Neust. 1830), der Ienzig und die Kunitzburg.
Geschichte. I., urkundlich zuerst 1182 als (^6Q6, dann als «Isken» erwähnt (Ibena, Asna sind latini- sierte Formen), gehörte zur Herrschaft der mächtigen Herren von Lobedaburg. 1331 kam es in Besitz der thüring. Landgrafen und 1485 an die sachsen-ernesti- nische Linie. 1672-90 war I. Hauptstadt des Her- zogtums Sachsen-Jena, kam hierauf an Sachsen- Eisenach und mit diesem 1741 an Sachsen-Weimar. Besonders denkwürdig ist die Stadt auch durch die Schlacht bei I., Der Oberfeld- herr des preuh.-sächs. Heers, Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Vraunschweig, der den linken Flügel seiner nördlich vom Thürmgerwald genommenen ¶