Thee
(Thea L.), Pflanzengattung aus der Familie der
Ternströmiaceen (s. d.). Es giebt zwar verschiedene Thee
arten,
doch ist es ziemlich sicher, daß alle in den
Handel kommenden Thee
sorten nur von einer Art abstammen, die allerdings überaus
variiert, und von der im Laufe einer mehr als tausendjährigen Kultur eine Menge Kulturvarietäten (z. B.
Thea viridis L., Thea bohea L, Thea stricta Hayne) entstanden sind, die sich durch verschiedene Blattformen,
Krümmung der
Äste und
Blattstiele u. s. w.
unterscheiden.
Diese einzige Art ist Thea chinensis L. (Camellia Thea Lk., s. Textfigur 1 beim Artikel Cistifloren), [* 2] ein schöner immergrüner Strauch mit abwechselnden, lanzettförmigen, länglichen oder verkehrt-eiförmigen, grob gesägten, beiderseits kahlen, nur in der Jugend von einem seidigen Flaum bedeckten Blättern; die Blüten stehen einzeln oder zu zwei bis vier in den Blattachseln; sie haben ziemlich große wohlriechende weiße, meist rosa angehauchte Blumenblätter.
Die Thee
pflanze ist im wilden Zustande ein 8-15 m hoher
Baum, als Kulturstrauch wird er infolge des
Beschneidens
höchstens 3 m hoch. Wild findet sich der in den ndrdl.
Teilen Hinterindiens, z. B. in Manipur, doch spricht manches dafür,
daß er auch in den Gebirgsgegenden des südwestl.
Chinas noch wild vorkommt. Ebenso ist in
Ober-Assam eine kaum als besondere
Art zu bezeichnende Thee
sorte (Thea assamica
Mast.) wild aufgefunden worden die heute noch dort kultiviert
wird.
China und Japan

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Japan. Kultur und Erntebereitung. Die Thee
pflanze wächst und gedeiht in freier Luft zwischen dem
Äquator und dem 45.° nördl.
Br., am besten in den kühlern Gegenden der
Tropen. Doch bedarf sie zu ihrer gesunden
Entwicklung eines mindestens mäßig warmen,
von starken Temperaturschwankungen und größern Dürreperioden freien und feuchten
Klimas. Deshalb findet
sich die Thee
kultur in
Japan
[* 3] zwischen 30 und 40° nördl.
Br., auf
Ceylon
[* 4] und Java zwar näher am
Äquator, aber in Höhe von 1000 bis 2000
m,
in
China und
Assam, also auf dem Festlande, liegen sie zwischen 24 und 36° und 26 und 32° nördl.
Br. Am verbreitetsten ist der kleinblätterige sog. chinesische Thee
, der großblätterige
und reichere Erträge gebende sog. Assamthee
wird nur in
Indien,
Ceylon und Java kultiviert, und auch hier zusammen mit dem
chinesischen, häufig auch Kreuzungen beider.
Heuschrecken

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Heuschrecken.Die Vermehrung geschieht am besten durch Aussaat in etwas beschatteten und feucht gehaltenen Saatbeeten, wobei ältere Samen [* 5] vorher in lauwarmem Wasser zum Keimen gebracht werden. Die nach 6-8 Wochen zu Tage tretenden Keimlinge müssen vor Sonne [* 6] und Frost geschützt werden. Wenn sie ungefähr 0,5 m hoch sind, werden sie mit dem Erdballen in Zwischenräumen von 1 bis 2 m auf die nach Art von Blumengärten tief und fein gelockerten Felder gepflanzt und bei trockner Witterung sofort begossen. An Schädlingen sind zu erwähnen Maulwurfsgrillen, Heuschrecken, [* 7] verschiedene Blatt- und Schildläuse, eine fast mikroskopische rote Milbe (Teranychus bioculatus), sowie verschiedene Raupen, Engerlinge und Bohrkäferlarven, vor allem aber schadet die Hemiptere Helopeltis theivora (H. Antonii), die nebst den ungeflügelten Larven die jungen Blätter anbohrt, und fortwährend abgesammelt werden muß. Im übrigen beschränken sich die Arbeiten bis zur ersten Ernte [* 8] auf Lockern des Bodens, gründliches Jäten und Einspitzen der Triebe, alles öfter wiederholt. Das Einspitzen richtet sich nach der gewünschten Höhe des Strauches. Niedriger Wuchs liefert frühere Ernten und zartere, aber weniger Blätter, schützt auch mehr vor den Wirkungen der Stürme. Nach der zweiten Ernte werden die alten holzigen Triebe regelmäßig ausgeschnitten; wenn aber (im 8. bis 10. Jahre) die ganze Krone so holzig und knollig ist, daß sie keine jungen Triebe mehr ausstoßen kann, wird sie bis zum Ansatz abgeschnitten, worauf dann ¶
Thee

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ein neuer Auswuchs an ihre Stelle tritt, den man in gleicher Weise behandelt wie die erste Krone. Wenn auch diese zweite Krone versagt (15. bis 20. Jahr), wird der Strauch ausgeschieden.
Die erste Ernte erfolgt gewöhnlich erst nach dem 3. Jahre, bei niederer Züchtung sowie beim Assamthee
schon nach 1½
- 2½ Jahren. Wie auf den Anbau, so wird auch auf die nur bei trockner Witterung zu bewirkende Ernte der Blätter die höchste
Sorgfalt verwendet. Die Blattaugen sowie mindestens der vierte Teil der Blätter sind zu schonen. Die Arbeiter sollen reinlich
gehalten, am besten mit Handschuhen versehen sein. Ein flinker Pflücker erntet im Tag bis zu 25 kg Blätter.
Das Einsammeln erfolgt in China drei- bis viermal im Jahre; Ende April, Mitte Juni, August und Oktober. Hierbei bringt die erste
Ernte immer die besten, die letzte die schlechtesten Blätter. Ein Strauch liefert jährlich etwa 1 kg Blätter.
Die Zurichtung des Thee
für den Handel geschieht auf zahlreiche verschiedene Arten. Das umständliche Verfahren
der Chinesen und Japanesen ist von den ind. und javan. Züchtern bereits stark vereinfacht worden
und kann es noch mehr werden. Man unterscheidet schwarzen und grünen Thee.
Für Bereitung des schwarzen Thee ist
die primitive, in China noch fast durchweg gebräuchliche Methode dem Wesen nach folgende: Die frisch
gepflückten Blätter werden, um sie hinreichend weich zu machen, auf großen Bambusmatten oder Gestellen 12-24 Stunden ausgebreitet,
dann längere Zeit in der Luft geworfen und geschüttelt und sodann in einzelne Haufen aufgestapelt und mehrere Stunden liegen
gelassen.
Durch diese sog. Fermentierung bekommen sie leichte Flecken oder erhalten eine rötliche Färbung und verbreiten einen aromatischen Duft. Hierauf nehmen die Arbeiter mit beiden Händen so viel Blätter, als sie erfassen können, und rollen sie auf einem mit Rohrgeflecht bedeckten Tisch in Kugelform zusammen. Dadurch wird ein Teil des Saftes entfernt und gleichzeitig die notwendige Drehung der Blätter erzielt. In flachen eisernen, durch ein lebhaftes Holzfeuer stark erhitzten Pfannen läßt man sie hierauf fünf Minuten unter fortwährendem Umrühren, damit sie nicht anbrennen oder einen rauchigen Geschmack annehmen, dörren, nimmt sie heraus, rollt sie von neuem und trocknet sie, auf Gestellen ausgebreitet, an der Luft.
Der Prozeß des Röstens und Rollens wird ein- bis zweimal wiederholt. Bei den Chinesen folgt dann noch ein Poeg genannter
Trockenprozeß: In röhrenförmigen Körben aus Bambus, an beiden Seiten offen und ähnlich einem Korsett in der Mitte enger,
werden die Siebe mit dem Thee
auf dem im Mittelteil des Korbes befestigten Bambusgestell über die Feuerherde
gestellt und mit Unterbrechungen einem zweimaligen Trockenprozeß unterworfen. Sind die Blätter genügend trocken, so werden
sie vom Feuer abgehoben und auf einem großen runden Bambusgestell durch Siebe von verschiedener Maschenweite durchgesiebt;
dadurch werden sie in verschiedene Qualitäten gesondert.
Die Bereitung des grünen Thee unterscheidet sich in der Hauptsache nur dadurch, daß man die Blätter nach dem Einbringen nicht trocknet, sondern unmittelbar dämpft, um die Farbe zu fixieren, und auch beim Rösten größere Hitze anwendet. Wichtig ist, daß die Blätter möglichst wenig der Luft ausgesetzt sind. Nicht selten giebt man dem grünen Thee durch künstliches Färben eine schöne hellere grüne Farbe oder aromatisiert die geringen schwarzen Theesorten mit den Blüten der Olea fragrans Thunbg., der Orange, des Jasmins, der Gardenie u. a. In den Verschiffungshäfen wird der in den Godowns der Exporteure nochmals sortiert und stark geröstet.
Dies Verfahren verteuert und verschlechtert zwar die Ware, gilt aber für unerläßlich, um den letzten Rest der Feuchtigkeit auszutreiben. Daraus und weil die Seeluft jedem Aroma schädlich ist, erklärt sich der Umstand, daß ein Thee von so feinem Aroma, wie er in den Produktionsgebieten getrunken wird, in den überseeischen Konsumtionsländern nicht zu erhalten ist. In Kisten, die inwendig mit Bleifolie ausgeschlagen sind und ungefähr 40-50 kg fassen, gelangt der Thee schließlich zum Versand. Das alles gilt eigentlich nur für China, event. auch für Japan; in Indien, Ceylon und Java verwendet man allgemein Rollmaschinen, Sortiermaschinen, Trockenöfen, Fermentierkästen u. s. w.; auch wird der Thee daselbst an Ort und Stelle vollständig zum Versand hergerichtet und verpackt.
Kantharidensalbe - Kan

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Kanton.Sorten. Im europ. Handel scheidet man den Thee nach den Erzeugungsländern. China produziert schwarzen und grünen Thee, Ceylon und Java fast nur schwarzen, Indien meist schwarzen, grünen nur für den centralasiat. Markt. Vom grünen chinesischen Thee unterscheidet man fünf Hauptsorten: Moyune, Tienke, Faitschou (Fychow), Taiping und Pingsuey. Von ersterer, der besten Theesorte, die niemals gefärbt wird, ist Nanking-Moyune wertvoller als Packeong-Moyune. Pingsueythee, der wahrscheinlich gar nicht vom Theestrauch stammt und meist verfälscht ist, ist die schlechteste Sorte, ausgenommen noch den Kanton, [* 10] der aber sicher nichts mit der Gattung Thea zu thun hat.
Von jeder dieser Hauptsorten giebt es wieder mehrere Qualitäten. Am bekanntesten sind: Gunpowder («Schießpulver», [* 11] chines. Tschu-tscha, d. i. Perlthee), der kleinen runden festgerollten Form wegen so genannt, die jungen oft noch in der Knospe eingeschlossenen Blättchen erster Ernte;
Imperial, die gleichzeitig mit den vorigen geernteten größern und gröbern Blätter;
Young Haysan und Haysan (Hyson), nicht gerollte, sondern gekräuselte kleine, schmale, zarte Blätter oder nur lose gerollte größere;
endlich Singlo- oder Twankaythee, der grüne Ausschußthee.
Der Imperial oder Kaiserthee wird vom kaiserl. Hofhalt, von den Mandarinen und reichen Chinesen konsumiert, nicht vom Kaiser selbst, der den niemals zur Ausfuhr gelangenden Blütenthee trinkt, so genannt, weil er der vollkommenste Thee ist, nicht etwa als ob er aus den Blüten bereitet wäre. Den chines. schwarzen Thee teilt man gleichfalls gewöhnlich in fünf Hauptsorten: Kapernthee, von den Chinesen «Schwarzer Perlthee» genannt, dem grünen Gunpowder entsprechend;
Pekoethee (verstümmelt aus dem chines. Pak-ho, d. i. weißer Flaum, wegen der weißlichen Flaumhärchen an den Peccoblüten genannten Blattspitzen), häufig parfümiert, z. B. der Orange-Pekoe;
Souchong (Sutschong), die kleinen Blätter zweiter Ernte (die aromareiche Untersorte Padre Souchong ist als Karawanenthee bekannt und beliebt);
Pouchong (Putschong), eine schlechtere, stets parfümierte Sorte;
Congou oder Congo (chines. Kung-fu, d.i. Arbeit oder Fleiß), von kräftigem Geschmack und aromatischem Geruch, der Menge nach am meisten produziert, kommt als Blackleaf (Schwarzblatt) und Redleaf (Rotblatt) in den Handel;
Thee

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Seite 65.757.von ersterm ist der hauptsächlich nach Rußland ausgeführte Ningtschou (Ningchou)-, von letzterm der ¶
mehr
Kaisow-Congou am feinsten. Bohea (spr. Buhia) wird bald als Sammelname aller schwarzen Theesorten gebraucht, bald als Bezeichnung einer inferioren, aus den holzigsten und ältesten Teilen bereiteten Sorte. - Neben den schwarzen und grünen Sorten giebt es auch Mittelsorten, gelbbraune oder mit gelblichen oder grünlichen Blättern gemischte schwarze Thee, Produkte unvollständiger Fermentierung. Hierzu gehört der bekannte Oolong («grüner Drache»), [* 13]
von dem Fu-tschou und Formosa die besten Sorten liefern, ferner der jetzt ziemlich verdrängte gelbe Karawanenthee. Die japanischen Thee stehen alle hinter den bessern chinesischen zurück, sie haben einen starken eigentümlichen Geschmack, halten sich aber nur ein Jahr lang in gleicher Güte. Man unterscheidet die in der Pfanne gerösteten Panfired Japans (wenn gefärbt Colored Japans), die in kleinen Bambuskörbchen gerösteten Basketfired Japans und die an der Sonne getrockneten Sundried Japans.
Außerdem giebt es auch die Sorten Oolong, Congou, Pekoe, Gunpowder und Imperial, die aber ihrer geringen Qualität halber im Auslande kaum Abnehmer haben. Die indischen Thee sind im allgemeinen kräftiger und gehaltvoller, erreichen aber in Bezug auf feines Aroma nicht die chinesischen, sie werden hauptsächlich in England verwendet, auf dem Kontinent mehr zur Vermischung mit chinesischem Thee. Die Hauptsorten haben ihre Namen von den Produktionsgebieten: Assam, Dardschiling, Katschar, Kangra, Dehra-Dun und Tschittagong.
Die feinsten Untersorten sind Flowery und Orange Pekoe, die schlechteste, aus zerbrochenen Blättern der übrigen Sorten zusammengesetzte, der Brokenleaf. Der Thee von Ceylon und auch die javanischen Sorten (Pekoe, Souchong und Congou) kommen dem Assamthee fast gleich. Die ältern gröbern Theeblätter, Abfälle und Stiele der bessern Theesorten, wie auch Theegrus, zu viereckigen dicken, Ziegelsteinen ähnlichen Kuchen geformt, bilden den Ziegelthee (s. d.).
Ost-Indien

* 14
Ostindien.Produktion und Handel. In der Produktion des Thee nimmt China immer noch den ersten Rang ein; doch ist ihm in den Ausfuhrmengen neuerdings in Ostindien [* 14] und Ceylon eine starke und steigende Mitbewerbung erstanden, so daß es nur noch 44 Proz. des an den Weltverkehr gelangenden Thee liefert. Während z. B. 1867 in England 6 Proz. aus Indien und Ceylon und 94 Proz. chinesische Thee verbraucht wurden, wurden es 1890 schon 70 Proz. des erstern und nur 30 Proz. der letztern. Ursache ist einerseits die Ungleichmäßigkeit des chines. Ausfuhrthees, der aus einer Unzahl kleiner Pflanzungen stammt, während der fast nur in großen Plantagen gebaute indische Thee sehr gleichmäßig ist, andererseits die in China immer mehr über Hand [* 15] nehmenden Verfälschungen.
Großbritannien

* 16
Großbritannien.
Deswegen nahm die chines. Theeausfuhr von Jahr zu Jahr an Menge und Wert ab, erst seit 1892 steigt
der Export wieder ein wenig, bei freilich immer noch fallenden Preisen. Die gesamte Theeausfuhr Chinas,
die allerdings nur einen kleinen Teil der chines. Produktion ausmacht, betrug 1871: 113,5 Mill. kg im Werte von 252 Mill.
M., 1881: 136,9 Mill. kg im Werte von 198 Mill. M., 1893: 115 Mill. kg im Werte von 167 Mill. M., 1895: 116 Mill.
kg im Werte von 108 Mill. M., 1896: 104 Mill. kg im Werte von 104 Mill. M. Die Hauptmasse des Thee geht nach Rußland, das jetzt
ungefähr ebensoviel chinesischen Thee bezieht, wie alle andern Länder zusammen, während Großbritannien
[* 16] 1895 nur noch ein
Achtel bezog.
In Japan hat zwar die Menge der Ausfuhr zugenommen, aber ihr Wert nimmt aus denselben Gründen
wie bei China ab. Es wurden (fast nur nach Amerika)
[* 17] ausgeführt 1881: 21,06 Mill. kg im Werte von 22,84 Mill. M., 1893: 30,4
Mill. kg im Werte von 21 750000 M., 1896: 20,11 Mill. kg im Werte von 13 910 790 M. In allen andern Produktionsländern
sind dagegen sowohl Menge wie Wert im Steigen. So besonders in Ostindien, das 1876-81 durchschnittlich jährlich ungefähr 16 Mill.
kg im Werte von 29,79 Mill. Rupien, 1895-96: 52 Mill. kg im Werte von 76½ Mill. Rupien (über neun Zehntel
davon nach Großbritannien) ausführte.
Sinesen - Singhalesisc

* 18
Singapur.
Verhältnismäßig noch größer ist die Zunahme in Ceylon, das seine durch Hemileia vastatrix Berk. arg gefährdeten Kaffeeplantagen
großenteils in Theepflanzungen umgewandelt hat. Während 1880-82 jährlich durchschnittlich nur 182 500 kg zur Ausfuhr
kamen, betrug diese 1895 bereits 44 Mill. kg. In Java wird Thee gleichfalls
in wachsenden Mengen gebaut; 1884 wurden ausgeführt 2,5, 1896: 5,1 Mill. kg. Eine kleine, aber
rasch wachsende Theeproduktion findet sich noch auf den Fidschi-Inseln, die 1885: 2473, 1887: 19 480, 1895: 75000 kg Thee lieferten.
Anbauversuche auf Singapur,
[* 18] Brasilien,
[* 19] Australien
[* 20] und den Vereinigten Staaten
[* 21] von Amerika mißglückten; dagegen sind die
Aussichten in Natal günstig, wo 1895 bereits auf 30 Pflanzungen Thee gebaut wird, freilich mit einer Produktion von erst 225000
kg. Ebenso werfen sich jetzt die Russen im Kaukasusgebiet sehr eifrig auf die Theekultur, die ältesten Pflanzungen (unweit
Tschakwa bei Batum)
[* 22] bringen schon jetzt alljährlich reichliche Ernten. - Theeauktionen werden in London,
[* 23] Rotterdam,
[* 24] Amsterdam
[* 25] und Hamburg
[* 26] abgehalten.
Konsumtion. Der Verbrauch von Thee berechnet sich (1885-89) auf den Kopf der Bevölkerung [* 27] in den civilisierten Ländern wie folgt: Australien 3353 g, Großbritannien und Irland 2243 (1895: 2573), Canada 1765, Nordamerika [* 28] 630 (1895: 645), Niederlande [* 29] 524 (1895: 610), Rußland 286 (1895 etwa 400), Dänemark [* 30] 171, Uruguay [* 31] 151, Argentinische Republik [* 32] 134, Portugal [* 33] 56, Schweiz [* 34] 47, Norwegen43, Deutschland [* 35] 40 (1895: 54), Schweden [* 36] 20, Rumänien [* 37] 19, Frankreich 14 (1895:18), Österreich-Ungarn [* 38] 12 (1895: 22), Belgien [* 39] 10 (1894: 12), Bulgarien 9, Spanien 6, Italien, [* 40] Griechenland [* 41] und Serbien 1 g.
Wetter (Wetterkarten u

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Wetter.Physiologisches und chem.Zusammensetzung. Der Thee, mäßig genossen, befördert die Verdauung und ist auf Reisen bei trübem, feuchtem, kaltem Wetter [* 42] nach großer Anstrengung ein treffliches Stärkungsmittel. Die charakteristischen Stoffe sind ein eigentümliches flüchtiges Öl (das den Theegeschmack im höchsten Grade besitzt), Theïn oder Caffeïn (s. d.), und Gerbstoff. Dem Caffeïn ist vorzugsweise die kräftigende, erregende Wirkung des Thee zuzuschreiben. Es sind im trocknen Thee enthalten zwischen 0,4 und fast 5 Proz., meist schwankt aber der Caffeïngehalt zwischen 1 und 2,5 Proz; der beste Thee ist aber durchaus nicht immer der caffeïnreichste, die Güte richtet sich nach Geschmack, Aroma und Aussehen. Gerbsäure (Tannin) enthält der Thee 6-19 Proz.; vom flüchtigen Öle [* 43] enthalten der grüne Thee ungefähr 1 Proz., der schwarze 0,5 Proz. Nach Mulder werden dem schwarzen Thee durch heißes Wasser etwa 29-38 Proz., dem grünen Thee 34-46 Proz. entzogen. Überhaupt erhält der Aufguß das flüchtige Öl, Caffeïn, Gerbsäure, dazu Gummi, Zucker, [* 44] Salze und andere extraktive Teile. ¶