Apostel
(grch.), d. i. Gesandte, hießen vorzugsweise die zwölf, nach der Zahl der israel. Stämme von Jesu zu Boten des Gottesreichs auserwählten Jünger, die nach seinem Abscheiden an die Spitze der ältesten christl. Gemeinde traten. Ihre Namen sind nicht ganz übereinstimmend überliefert; bei Matthäus (vgl. 10,2 fg.): Simon Petrus, Andreas, Jakobus (des Zebedäus Sohn), Johannes, Philippus, Bartholomäus, Thomas, Matthäus, Jakobus (des Alphäus Sohn), Lebbäus, Simon und Judas Ischarioth.
Bei
Markus und Lukas wird statt des Matthäus ein
Levi, bei
Markus statt des Lebbäus ein
Thaddäus, bei Lukas statt beider
Namen
vielmehr
Judas, des Jakobus
Bruder oder Sohn, genannt; außerdem findet sich noch im Evangelium des
Johannes ein Nathanael,
über dessen Persönlichkeit nur Vermutungen möglich sind. Neuerdings hat man vermutet, daß die Zwölfzahl
der Apostel
erst später im Gegensatze zu
Paulus in judenchristl.
Kreisen festgestellt worden sei. Die selbständige Wirksamkeit
der Apostel
begann nach der
Apostelgeschichte seit dem
Tage, an dem der
Heilige
Geist über sie gekommen war.
Jerusalem (das alte)

* 2
Jerusalem.
Doch blieb ihre Predigt zunächst auf
Jerusalem
[* 2] und die nächste Umgebung beschränkt, und wie sie am
Tempel
[* 3] und dem mosaischen Gesetze festhielten, so verkündeten sie auch längere Zeit das Evangelium von
Jesus nur ihren Volksgenossen.
Die von ihnen für notwendig erachtete Selbstergänzung durch Matthias an der
Stelle des
Judas Ischarioth ist auch nur aus
dieser
Beschränkung ihrer Thätigkeit auf die 12
Stämme erklärlich. Die
Verbreitung des
Christentums in
Samaria und an der
Küste des Mittelländischen
Meers bis
Antiochia hin ging wahrscheinlich nicht von den Apostel
, sondern von griechisch
gebildeten
Juden aus, die von Haus aus für freiere Meinungen empfänglich waren.
Barnabas und bald darauf
Paulus predigten
das Evangelium zuerst unter den
Heiden. Der hierüber ausgebrochene Zwist ward auf einer Zusammenkunft
in
Jerusalem (dem sog.
Apostelkonzil, s. d.) dahin beigelegt, daß die ältern Apostel
dem
Paulus als Heidenmissionar zwar die Bruderhand reichten, aber ihrerseits nur den
Juden predigen zu wollen erklärten.
Doch gerieten bald
Petrus und
Paulus von neuem über die Frage in Streit, ob das mosaische Gesetz auch
für die
Juden im
Christentum abgeschafft sei. Selbst
Barnabas schlug sich im entscheidenden Augenblicke auf die Seite des
Petrus
und wandte sich seitdem von
Paulus ab. Die judenchristl. Partei, die in
Jakobus (s. d.), dem
Bruder des Herrn,
Petrus und
Johannes
ihre Häupter verehrte, stritt dem
Paulus den Apostelrang
ab und wollte nur die von
Jesus selbst bei seinen
Lebzeiten berufenen
Zwölf als rechte Apostel
gelten lassen.
Die heidenchristl.
Apostelgeschichte giebt dagegen auch
Paulus und
Barnabas den Apostel
namen;
Paulus bezeichnet sich am Anfange
mehrerer seiner
Briefe ausdrücklich als und begründete auch im
Briefe an die Galater und im zweiten
Briefe
an die
Korinther sein apostolisches
Recht ausführlich. Von den spätern Lebensschicksalen der Apostel
nach der Zeit, mit der die
Apostelgeschichte (s. d.) schließt, weiß man sehr wenig (s.
die Einzelartikel). Was in den apokryphen
Apostelgeschichten (s.
Apokryphen) von den Apostel erzählt wird, beruht
nur auf unglaubwürdigen Sagen und auf dem Wunsche der
Christen, ihre Gemeinden auf unmittelbar apostolische
Stiftung zurückzuführen.
Keinen größern geschichtlichen Wert hat die Sage, nach der sich die Apostel für die Predigt des Evangeliums im 7. oder 12. Jahre nach Christi Himmelfahrt in die Länder der damals bekannten Welt geteilt haben sollen. Den Ort, wo dies in Jerusalem geschehen, zeigt noch die Tradition. Die kath. Kirche feiert deshalb das erst seit dem 11. Jahrh. nachweisliche, von der prot. Kirche nie begangene Fest der Apostelteilung (Festum divisionis apostolorum) am 15. Juli, die griech. Kirche außerdem ein Apostelfasten zum Andenken der Aussendung der und zwar vom Montag nach Pfingsten an so viele Tage lang, als zwischen Ostern und dem 2. Mai liegen.
Die wichtigsten Forsch

* 4
Afrika.Ferner begeht die röm.-kath. Kirche die von der reform. Kirche sofort, von der lutherischen später allmählich aufgegebenen Aposteltage. Nachdem das in Afrika [* 4] schon im 6. Jahrh. übliche und durch Papst Bonifacius IV. 610 der ganzen Kirche empfohlene Fest aller Apostel im 9. und 10. Jahrh. auch in der abendländ. Kirche untergegangen war, ließ Bonifacius VIII. seit dem 13. Jahrh. den Andreastag (30. Nov.) als Ehrentag aller 12 A. feierlich begehen. Die Feste einzelner Apostel, besonders der himmlische Geburtstag Petri und Pauli am 29. Juni, blieben daneben bestehen.
Die Erzählung von den sog. 70 Jüngern, die nur Lukas 10, 1 bietet, und deren Zahl nach der gewöhnlichen Auffassung der Verteilung der Heiden in 70 Völkerschaften bei den Juden entspricht, ist unsicher, ebenso auch die Namen dieser Apostolischen Männer. Der Name Apostel kommt im 2. Jahrh. noch öfters zur Bezeichnung von Wanderpredigern vor, und auch später hat man ausgezeichnete Verkündiger des Evangeliums, wie Bonifatius, Ansgar, mit dem Ehrennamen Apostel belegt. -
Vgl. Lipsius, Die apokryphen Apostelgeschichten und Apostellegenden (3 Bde. und ein Ergänzungsheft, Braunschw. 1883-90);
Seufert, Der Ursprung und die Bedeutung des Apostolates in der christl. Kirche der ersten 2 Jahrh. (Leiden [* 5] 1887).