Salz
,
Salz (Salinen oder Sal

* 3
Salz.
[* 3] im weitern
Sinne eine große Gruppe chem.
Verbindungen (s. Salze
); im gewöhnlichen Sprachgebrauch das aus
Chlor
und Natrium bestehende, in der
Chemie
Chlornatrium (s. d.) genannte
Koch- oder
Speisesalz.
Salza - Salzach

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Seite 64.236. Das Kochsalz
ist eine der materiellen Grundlagen unsers Kulturlebens, und zwar in einer doppelten
Weise.
Einerseits ist es von großer physiol. Bedeutung im tierischen und pflanzlichen Leben, dessen
¶
mehr
naturgesetzlicher Vollzug an die Mitwirkung des S. als Nahrungsmittel
[* 5] geknüpft ist. Ein Mensch von 75 kg Gewicht enthält
0,5 kg Kochsalz
und braucht jährlich 7,75 kg davon. Andererseits dient es der Industrie als Rohstoff für die Fabrikation
vieler Produkte (s. unten). Das S. tritt in der Natur in vier verschiedenen
Hauptformen auf: als Bestandteil des Meers, als Bestandteil der Salzseen
und Salzwüsten, als Steinsalz (s. d.) und, was eng
damit zusammenhängt, als Bestandteil der Salz
solen.
Eine unermeßliche Menge S. ist aufgelöst im Wasser der Meere enthalten (s. Meer, Bd. 11, S. 723 a). Salz
wüsten oder Salzsteppen
finden sich vom Kaspischen Meere bis zum Altai, sowie in Innerafrika in großer Ausdehnung;
[* 6] das aus dem Boden
ausblühende und gewonnene S. heißt Wüsten-, Steppen- oder Kehrsalz. Salzige
Landseen (s. Seen) sind teilweise für die Salz
gewinnung
[* 7] von großer Wichtigkeit. Von gleicher Bedeutung sind die häufig vorkommenden salz
haltigen Quellen (Salz
quellen, Solquellen),
deren Wasser man mit dem Namen Sole, Salzsole
bezeichnet. (S. Mineralwässer.)
Die Anstalten zur Gewinnung des S. heißen Salzwerke oder Salinen. Wo Steinsalz in genügender Mächtigkeit und Reinheit vorkommt, wird es bergmännisch gewonnen und entweder roh verbraucht oder aufgelöst und durch Sieden umkrystallisiert (Dophiermethode). Ist die bergmännische Gewinnung nicht möglich, so werden Sinkwerke (s. Bergbau, [* 8] Bd. 2, S. 758) angelegt, indem süßes Wasser eingeleitet, dadurch das Steinsalz aufgelöst und die so entstandene Sole zu Tage gefördert und eingedampft wird.
Giovinazzo - Gips

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Gips.Dies geschieht in großen Salzpfannen. Beim Sieden stößt sich die Unreinigkeit als Schaum ab, die schwerlöslichen Bestandteile, namentlich Gips, [* 9] scheiden sich an den Wänden der Pfanne ab und bilden den Pfannen- oder Hungerstein; darauf beginnt die Sole zu soggen, d. h. reines Kochsalz fällt in Körnern aus; die leichter löslichen S. (Magnesium- und Calciumchlorid, Glaubersalz u. a.) bleiben in der Mutterlauge. Ist die Sole zu schwach, um siedewürdig zu sein, so wird sie vor dem Sieden gradiert. (S. Gradieren.) Das durch Sieden gewonnene S. heißt Sud- oder Solsalz. Hirzel in Winterthur (Patentschrift Nr. 73162) hat neuerdings ein Verfahren ausgearbeitet, nach welchem das S. aus der Salzsole durch Abkühlung derselben auf -15 bis -20° C. gewonnen wird. Dabei scheidet sich das Hydrat NaCl.2H₂O ab, das durch heiße Gase [* 10] von dem Krystallwasser befreit wird. Das Verfahren ist im Gegensatz zum Siedeverfahren kontinuierlich, billiger und liefert ein fast chemisch reines S. Aus Meerwasser gewinnt man das Seesalz (Boy- oder Baysalz) in Salzgärten (s. d.).
Eis (technische Verwen

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Eis (technische Verwendung).In der chem. Industrie dient das Kochsalz zur Herstellung von Natrium, Chlor, Salzsäure, Glaubersalz, Soda; in der Metallurgie als Röstzuschlag zur Überführung von Metalloxyden in Chloride. Es dient auch zur Abscheidung verschiedener Körper (Seifen, ätherischer Öle, [* 11] Chloroform u. a.) aus wässerigen Lösungen. Die Steingutfabrikation benutzt es zur Herstellung von Glasuren. Ferner gebraucht man es zu Kältemischungen, sowie zum Auftauen von Eis [* 12] und Schnee. [* 13] Die Landwirtschaft bedient sich des S. zur Viehfütterung (s. Salzfütterung) und als Düngemittel für Lein und Flachs. Mediz. Verwendung findet es in der Form der Solbäder (s. d.).
Die hohe wirtschaftliche Bedeutung des S. hat es auch bewirkt, daß die Gewinnung und der Vertrieb schon früh, namentlich im fiskalischen Interesse, gesetzlichen Beschränkungen unterworfen wurden. Sowohl das Steinsalz als auch die Solquellen sind schon durch die ältesten Bergordnungen dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers entzogen und gleich den edlen Metallen dem Bergregal unterworfen worden, und die neuern Berggesetze haben, wenn sie auch das Regal haben fallen lassen, doch an diesen Grundsätzen festgehalten. – Auch der Handel mit S. unterlag in frühern Zeiten vielfach gesetzlichen Beschränkungen, die heute noch nicht ganz verschwunden sind. (S. Salzsteuer.)
Im Deutschen Reich betrug 1893 die Ausbeute von Steinsalz 669043 t im Werte von 2
944
118 M., von Kochsalz (aus Solquellen) 504
523
t im Werte von 13
976
885 M. Die Einfuhr von Speisesalz betrug im selben Jahre 19449 t (Wert: 0,78 Mill.
M.), die Ausfuhr 196
095 t (Wert: 3,04 Mill. M.).
Englisches S., soviel wie Bittersalz (s. d.); Schlippesches S., s. Antimonsulfid; S. der Wissenschaft (Sal sapientiae), s. Alembrothsalz.
Litteratur. Kerl, Grundriß der Salinenkunde (Braunschw. 1868);
Victor Hehn, Das S., eine kulturhistor.
Studie (Berl. 1873);
J. Möller, Das S. in seiner kulturgeschichtlichen und naturwissenschaftlichen Bedeutung (ebd. 1874);
Schmidt, Das S., eine volkswirtschaftliche und finanzielle Studie (Lpz. 1874);
M. J. ^[Jacob] Schleiden, Das S., seine Geschichte, seine Symbolik und seine Bedeutung im Menschenleben (ebd. 1875);
Niedzwiedzki, Beitrag zur Kenntnis der Salzformation in Wieliczka und Bochnia (5 Hefte, Lemb. 1884‒91);
Salinen- und Salzbergwerkskarte von Deutschland [* 14] und den angrenzenden Ländern (Gera [* 15] 1883);
Schwarz, Vorkommen und Bildung des Steinsalzes (Halle [* 16] 1885);
Precht, Die Salzindustrie von Staßfurt [* 17] und Umgegend (Staßf. 1886);
Glinzer, Das S., seine Gewinnung und Verwendung (Hamb. 1887);
von Kralic, Die Verbreitung des Stein- bez. Kalisalzlagers in Norddeutschland (Magdeb. 1894).