in diesem Etablissement für den Betrieb der
Dampf- pflüge konstruierte Klappentrommel für die Seil- schiffahrt anzuwenden,
erhielt den
Auftrag, die- ses Projekt nach seiner technischen Seite hin zu
ent- wickeln. Die Folge war für ihn ein zweijähriger
Aufenthalt in den
Vereinigten Staaten,
[* 2] welcher auch der Einführung der Dampfkultur in
Amerika
[* 3] gewidmet
war. In ähnlicher
Weise war C'. dann in
Deutschland,
[* 4]
Osterreich,
Belgien,
[* 5]
Rußland,
Rumä- nien,
Italien
[* 6] sowie in
Algier und der
Türkei
[* 7] thätig; auch besuchte er Westindien
[* 8] mehrmals sowie
Peru
[* 9] und Kalifornien auf längere Zeit. 1882 verließ Ezion Geber das
Fowlersche
Gefchäft und zog nach
Bonn,
[* 10] dann nachBerlin.
[* 11] 1884 gründete er die «Deutsche
[* 12] Land- wirtschaftsgesellschaft»,
die durch jährliche
Wander- ausstellungen und ähnliche ganz
Deutschland be- rührende Veranstaltungen
die Hebung des landwirt-
schaftlichen Betriebes im
DeutschenReich bezweckt und 8 Jahre nach ihrer Gründung schon über 8000 Mitglieder zählte. Ezion Geber schrieb:
«Das
Agrikultur- maschinenwesen in
Ägypten»
[* 13] (Stuttg. 1867),
das in seiner Art klassische «Wanderbuch eines
Ingenieurs» (6 Bde., 2. Aufl.,
Heidelb. 1886),
«0u tmvinF» und «3t66i or irou
lor doilkrg» (beides in «Institution ol moclllnncHi NuKiu66i'8»,
London),
[* 14]
«Ou ii-riFk- tiou, iu I^^pt» sowie eine beträchtliche Anzahl von
Aufsätzen und
Broschüren über landwirtschaftlich-
techniscbe Fragen u.s.w.; ferner: «Vollmar», histor.- romantisches Gedicht (3. Ausg.,
Heidelb. 1876), «Der Waldteufel» (Heilbronn
[* 15] 1878),
«Mönch und Landsknecht» (2. Aufl., Heidelb.
1886);
außerdem tleinere Novellen und Gedichte. Ezdorf,
Christian, Landschaftsmaler, geb. zu Pösineck im Herzogtum
Meinin- gen, erhielt seine künstlerische Ausbildung auf der
Akademie zu
München.
[* 16] Er wußte vortrefflich die nordische Natur
aufzufassen, die er 1821 in
Skan- dinavien aufsuchte und vorzugsweise für düstere
Stimmungsbilder benutzte.
Auch
Island
[* 17] bereiste er 1827, und seit 1831 England. Dort malte er die vorzüglichsten seiner
Bilder, so 1835 den
Eisen- hammer
in
Schweden
[* 18]
(NeuePinakothek in
Mün- chen), das Felsenufer der Infel
Magerö in
Nor- wegen (1836; Museum in
Leipzig),
[* 19]
Norwegische Landschaft (Museum in
Stuttgart).
[* 20]
Man hat von ihm auch 15landschaftliche
Blätter. Er starb zu
München. Gzechiel oder
Hesekiel, ein
Prophet von der
Richtung Ieremias, war der Sohn des Priesters Vusi. Er gehörte zu den mit dem König Iojachin 597 v. Chr.
nach Vabylonien geführten Iudäern. 6 Jahre
vor der Zerstörung
Jerusalems, im Juni 592 v. Chr., wurde
er in Vabylonien zum
Pro- pheten berufen. Er ist die einflußreichste
[* 1]
Figur des Erils.
Kein anderer hat so wie er dazu beige-
tragen, den Deportierten die prophetische
Auffassung vom
Berufe und dem
Schicksale Israels vertraut zu machen. In
Anknüpfung an das
Deutero- nomium und die
Reform des Iosia verwandelte er die Forderungen der
Prophetie in ein statutarisches
Gesetz und zeichnete seinem
Volke den
Plan vor, sich durch Unterwerfung unter dieses im
Besitze der einst wiederzugewinnenden
Gnade Iahwes zu erhalten. So bildete er eine der
Brücken
[* 21] von derProphetie zum gesetzlichen nacherilischen
Judentum. Er hat dadurch die Umbildung der lebensfähigen Elemente des alten
Volks Israel zur religiösen Gemeinde der Judenheit
ermöglicht. Ezion Geber hat seine
Weissagungen selbst zu einem
Buche zusammengestellt, das in vieler Hinsicht
den Schlüssel zum Verständnis
des Alten
Testaments giebt.
Dasselbe ist erst nach 572 v. Chr. abgeschlossen worden und zerfällt
in drei
Teile. Der erste
(Kap. 1-24) enthält die vor 586 v. Chr. gesprochenen
Weissagungen; er kündigt dem
Reiche Iuda wegen
fortdauernder Untreue wider Gott völligen Untergang an; der zweite
Teil
(Kap. 25-32) droht den benachbarten Völkern mit gött-
licher
Strafe, und der dritte
(Kap. 33-48) enthält Weisfagungen vom mefsianischen
Reich, d. h. von der
Wiederherstellung Israels und Vorschriften über die Neuordnung des wiederhergestellten.
Die
Wieder- herstellung erfolgt als ein Geschenk der
Gnade, ohne daß Israel durch
Buße sie sich verdient. Dieselbe ist eine
innere
Notwendigkeit für Gott, dessen
Name durch die Zerstörung
Jerusalems bei den Heiden Schaden gelitten
hat. Damit Israel im
Stande der
Gnade beharren kann, erhält es ein neues
Herz.
Alle Verhältnisse werden im Israel der messiani-
schen Zeit von dem
Gesichtspunkte aus neugestaltet, daß eine Verletzung der Heiligkeit des wieder in
Jerusalem
[* 22] wohnenden Iahwe
nicht eintreten kann.
Die Stadt wird vom übrigen Land getrennt ge- halten, rings umgiebt sie Priester- und Leviten- land.
Die Stadt wird vom
Tempel
[* 23] abgerückt. Im
Tempel findet strenge Sonderung zwischen Priestern und Laien statt. Die ganze Mtur
des
Landes ändert sich zu diesem Zweck. So ist der
Urheber der
Vorstellungen vom
NeuenJerusalem. An der
Spitze Israels steht,
mit der
Sorge für Auf- rechterhaltung des Kultes betraut, ein Vorsteher (Fürst).
In dem von Gott geoffenbarten
Kulte aber hat Israel ein
Mittel, alle etwa doch vorfallenden
Trübungen der Heiligkeit des
Tempels und Iah- wes sofort wieder
zu beseitigen. Er ist daber die Lebensaufgabe der Gemeinde.
Gerade durch diese
Gedanken hat Ezion Geber die spätere
Entwicklung beeinflußt. Da die von Ezion Geber erhobenen Forderungen
teils hinter den später vom Gesetze formulierten zurückbleiben (z. B. bei den Festen und
Festopfern), teils dieselben überbieten (z. B. bei den Vorschriften über Priester- ehe
und den Vorschriften für den Verkehr der Laien im
Tempel), so ist der Zugehörigkeit seines
Buches zum
Kanon im spätern
Judentum vielfach wider- sprochen worden. Hiermit mag es zusammenhängen, daß dasselbe in sehr schlechter
Textüberlieferung aus uns gekommen ist. -
Vgl. R. Smend, Der
Prophet Ezion Geber erklärt (2. Aufl., Lpz. 1880);
C. Cornill, Das
Buch
des
Propheten Ezion Geber (ebd. 1886).
Gzekiel (spr. isihkiel),MosesJak., nordamerik. Bildhauer, geb. zu
Richmond in
Vir- ginia, bildete sich nach Beendigung des
Bürger- krieges, in dem er auf Seite der
Konföderierten mit- kämpfte,
zum Bildhauer aus und ging 1869 nach
Berlin, 1874 nach
Rom,
[* 24] wo er sich dauernd nieder- ließ. Seine bedeutendsten Werke sind:
Büsten von
Washington,
[* 25]
Liszt, Reliefs von
Goethe undSchiller (1870), 'Farragut (1872) u. a.,
ein Vasrelief Pan
[* 26] und
Amor, die Gruppe der
Religionsfreiheit für
Philadelphia,
[* 27] Kam,
Eva, Israel, ein Märtyrer und der
Entwurf
zu einem Reiterdenkmal des
Ge- nerals Lee, die Gruppe Natur und Kunst in
Frank- furt a.M. (1887). GzionGeber, auch Ezeongeber
oderEzeon- gaber, zu den
Zeiten der israel. Könige eine
Hafen- stadt am östl.
Busen des
NotenMeers neben Eloth oder Elath (s.
Elana), von der aus Salomo mit Unterstützung des phöniz. Königs Hiram
Handels- verbindungen nach Ophir (s. d.) unterhielt, 1 Kön.
¶
mehr
490 9,20 fg.
Vgl. auch 1 Kön.
22,49; 2 Chron. 8,17. Die Lage ist nicht mehr nachzuweisen; vielleicht hat sich in El-Ghadhjān (Thal
[* 29] und Quelle)
[* 30] nördlich
von El-'Akabah an der Westseite des Wadi el-'Arabah eine Spur des alten Namens erhalten.
III.(IV.)daRomāno (Ezelīn), geb. zu Onara aus dem Geschlecht der da
Romano (s. d.), Herr von Bassano, Vicenza, Verona,
[* 31] Padua,
[* 32] Treviso, Trient,
[* 33] war neben seinem Schwager Enzio (s. d.) der treueste
Vorkämpfer KaiserFriedrichs II. und Führer der Ghibellinen nach dessen Tod in Oberitalien.
[* 34] Im Kampf mit den vom Lombardenbund
begünstigten Sampieri gewann er die Mark Verona (1231) und unterstellte sich der Lehnshoheit Friedrichs
Il., der ihm 1236 auch die Statthalterschaft in Padua übertrug.
Durch seine glücklichen Kämpfe bereitete den SiegFriedrichs bei Costenuova (1237) vor. Dieser gab ihm dafür 1238 seine
natürliche Tochter Selvaggia zur Frau. An der Seite Enzios bekämpfte er 1239–44 die guelfisch-päpstl.
Städte, belagerte 1247 Parma,
[* 35] den Mittelpunkt des Widerstandes, erlitt aber hierbei in der Lagerstadt Vittoria
eine schwere Niederlage. Dennoch dehnte er im selben Jahre seine Herrschaft über Feltre, Belluno und Este aus und ging darauf
eine zweite Ehe mit Beatrice von Bontraversio da Castronovo ein.
Hatte schon bisher Ezzelino unmenschliche Härte walten lassen und in Padua und Verona die edelsten Geschlechter
ausgerottet, um die innern Gegner niederzuhalten und seine Nachbarn von einem Angriffe abzuschrecken, so steigerte sich seine
Furchtbarkeit durch FriedrichsTod, der ihn des sichern Rückhalts beraubte. Als Konrad IV. in Italien erschien, unterstützte
er diesen bei seinen Unternehmungen; Manfred jedoch scheute den verhaßten Tyrannen und ernannte 1259 den
Markgrafen Pallavicino zu seinem Feldhauptmann in der Lombardei.
Als Ezzelino 1256 Padua angriff, zog ein Kreuzheer unter Erzbischof Philipp Fontana von Ravenna gegen ihn; es eroberte Padua, ward
aber bei Torricella gänzlich geschlagen. Ezzelino machte sich nun, von der mailänd.
Adelspartei gegen das Volk zu Hilfe gerufen, trotz der Gegnerschaft des Pallavicino (s.d.) daran, gegen diese Burg des lombard.-guelfischen
Städtebundes vorzugehen, fiel aber auf der Brücke
[* 36] von Cassano verwundet in die Hände der Feinde. Am 27. Sept. erlag
er seiner Verwundung.
Nach seinem Tode stellten Verona, Bassano, Vicenza ihre städtische Freiheit wieder her. –
Vgl. Verci, Storia degli Ezzelini
(Bassano 1779; 3 Bde., Vened. 1844);
ein Bamberger Scholastikus, faßte in einem Liede («von dem anegenge»)
in edler, bilderreicher Sprache
[* 37] die Hauptthatsachen der christl. Heilsgeschichte wirkungsvoll und mit großem Erfolge
zusammen. Das viel verbreitete
Lied ist herausgegeben in Müllenhoffs und Scherers «Denkmälern»
(3. Aufl., Berl. 1892),
Nr. 31. Nach alter Überlieferung hat derselbe Ezzo auf dem Kreuzzuge des BischofsGünther von Babenberg
(Bamberg)
[* 38] 1064 auch eine verlorene «Cantilena de miraculis Christi»
gedichtet. –
der sechste Buchstabe unsers Alphabets, entspricht dem semit. Vav (Nagel, Pflock) = u, v, f. Die älteste semit. Form
ist Y, die jüngere hebräische [?]. Daraus haben die Griechen zwei Buchstaben gemacht: das Ƒ (Digamma, s. d.) für den Konsonanten
v und das Y für den Vokal Ypsilon, das als Neubildung den 23. Platz im Alphabet erhielt. Nach Aufgeben
des Digammas behielten die Griechen den Buchstaben nur als Zahlzeichen (Episemon, s. d.) für 6, in der Gestalt von Ƒ oder
[?] oder ɕ. – Auch alle italischen Stämme haben beide Formen (mit leichten Veränderungen) übernommen
und stets gebraucht. (S. Schrift, vgl. U und V.) Als Laut gehört f zu den labialen Konsonanten. (S. Laut.) Als Abkürzungszeichen
steht F und f in röm. Inschriften, Handschriften u.s.w. für filius, fecit u.s.w.; auf der Stirn entflohener und wieder eingefangener
Sklaven bezeichnete es fugitivus (Flüchtling); in spätern Büchern stand es für Folio.
Als Zahlzeichen stand F bei den Römern für 40, Ḟ für 40000. Im Handel heißt f soviel wie fein, ff soviel wie sehr fein.
Auf der Stellscheibe engl. Uhren
[* 40] steht f für faster (geschwinder) im Gegensatz zu s (slowly, langsam). In der Physik bezeichnet
F die Thermometerskala nach Fahrenheit. In der Chemie ist F (doch auch Fl) das Zeichen für Fluor; auf Rezepten
steht f. für fiat, d. h. man bereite, z. B. f. pulv. für
fiat pulvis, d. h. man bereite es als Pulver. Als engl. Abbreviatur steht F. für Fellow (Mitglied). Auf deutschen Reichsmünzen
bezeichnet F den Münzort Stuttgart, auf ältern preußischen Magdeburg,
[* 41] auf ältern österreichischen
Hall
[* 42] in Tirol,
[* 43] auf ältern französischen Angers.
In der Musik ist F (ital. und frz. fa, engl.
F) die Bezeichnung für die vierte Stufe der C-Dur-Tonleiter. (S. Ton und Tonarten.) Auch bedeutet hier f forte (stark), fffortissimo
(sehr stark).
(spr. foh-), Hafenstadt auf der Südküste der dän.
Insel Fünen im Amte Svendoorg, an einer Bucht des KleinenBelt, an der Linie Faaborg-Ringe (29,3 km) der Südfünenschen Eisenbahn,
hat (1890) 3677 E., Dampferverbindung mit Kiel
[* 44] und Korsör und lebhaften Handel mit Getreide.
[* 45]
Pieter Jacobus, oder, wie er sich selbst nennt, Rosier F.,niederländ.
Schauspieler und
Schauspieldichter, geb. im Haag,
[* 46] betrat schon früh mit großem Erfolge die Bühne, erst im AmsterdamerVaudevilleFrançaise (1850–54) und sodann am dortigen Theater
[* 47] der Gebrüder vanLier (1854–61), wo er seinen Ruhm als einer der größten
Schauspieler Hollands gründete. 1861–75 spielte er im Haag und seitdem in Rotterdam.
[* 48]
Auch als Bühnendichter
hat Faassen großes Verdienst.
Seine «^nu6 Ni6» (Antw.
1878; Rotterd. 1879) erhielt im internatio- nalen Wettkampf den ersten Preis und wnrde zn London gespielt (1881).
F.s sämtliche
Werke (2 Bde.) erschienen 1884 zu Sneek.
^«b. oder ^aö?-., bei naturwissenschaftlichen NamenAbkürzung für Otho Fabriciu^, geb. 1744 in Nudtjöbing, gest. 1822 als
Bischof in Kopenhagen.
[* 50] Er war mehrere Jahre Geistlicher in Grönland und machte sich als Zoolog einen Namen durch seine »I^lina
(^i"6Q^näica" (Kopenh. 1780). raba. (lat.), die Bohne. Fabel (lat. i^dula), im weit ern Sinne der Stoff,
Gegenstand, Inhalt, die Handlnng einer epischen und namentlich einer dramat. Tichtilng. Die Fabelepopöe eines Dramas kann eine frei
erfundene, sie kann der geschichtlichen Überliefernng, ja auch Er- zählungen, Novellen und Romanen entnommen sein, wie das
am schlagendsten Shakespeares Bei- spiel beweist;
in der genialen Eigenart der dich- terischen Dnrchdildnng
und Behandlung liegt dann, bei entlehnter Erfindung, das Recht solcher Dich- tnng, für ein felbständiges Werk zu gelten.
Im engern und bestimmtern Sinne ist die Fabelepopöe eine besondere Dichtart, eine Erzählnng, die der unbeseelten Natur, vor allem
der Tierwelt, Bewußt- sein, Vernnnft, Sprache verleiht und fo das Men- schenähnliche der Tiercharaktere
zum Sckein und Spiegel
[* 51] des wirklich Menschlicheil erhebt.
Die Ent- stehung der Fabelepopöe gehört den frühesten Zeiten an; sie blüht
um fo üppiger, je regfamer und sinnen- frischer noch die Velauschnng der Eigenheiten und Heimlichkeiten des Tierlebens ist.
Darf man auch nicht mit Jak. Grimm von einer indogerman.
Tier- sage sprechen, von der die meisten Tierfabeln
und Tierepen nnr Bruchstücke seien, so ist doch gewiß, daß viele nnserer schönsten Tierfabeln mittelbar durch mündliche
oder litterar.
Überlieferung aus Indien zu uns gekommen sind und daß anch Llgyp- ten und Syrien sich einer reichen Fabelblüte
erfreu- ten.
Ihre künstlerische Form hat die Fabelepopöe erst in Griechenland
[* 52] gefnnden, durch Hesiod (800 v. Cbr.), Archilochus von
Paros (650 v. Chr.), ^imonideo und Stesichoros, besonders aber in jenen Fabelepopöe, deren
Sammlung in das 6. Jahrh. v. Ehr.
fällt und die den Namen des Hlsop (s. d.) tragen.
Ein bnntes, sinni- ges, ergötzliches Allerlei feinster
Naturbeobachtung, noch durchaus naiv, fchlicht erzählend, zwar be- lehrend, aber nicht lehrhaft.
Selbst bei Vabrius (s. d.)
bewahrt die griechische Fabelepopöe noch diesen vorwal- tenden Zug
uaiver Schlichtheit.
Doch lag es in der Natur der Sache, daß, da die
Fabelepopöe das Tierleben nur als den unverhüllten Spiegel des Menschenlebens faßte, sich allmählich das absichtlich
Lehrhafte mehr und mehr vordrängte.
Griech. Redner, selbst De- mosthenes, bedienten sich ihrer gern;
auch Aristo- teles zählt
in der Rhetorik (2, 20) die Fabelepopöe zu den allen Gattungen der Beredsamkeit gemeinsamen Beweismitteln.
Das absichtlich Lehrhaste
wurde bei den Römern das ausschließlich Bestimmende und Maßgebende.
Nicht bloß die röm. Redner, sondern
auch die röm. Dichter kennen die Fabelepopöe nnr als Lehrgedicht.
Phädrus (s.d.) benutzte die griechische Fabelepopöe, verflachte sie aber
zu platter Alltagsmoral. In einer in Prosa aufgelösten Umarbeitung aus unbekannter Zeit, die unter dem Namen eines sonst
unbekannten Romulus ging, be-
herrschte Phädrus das ganze Mittelalter, ja die ge- samte neue Zeit bis
zum Ausgang des 18. Jahrh. So sedr schon der Stricker, der beste mittelhoch- deutsche Dichter von ss. (dispsi), so sehr Hugo
von Trimderg und Ulr. Boner sowie Luther, HansSachs, Brant, Vurkard Waldis, ErasmusAlberus, Fischart bemüht sind, den
kühlen Ton ihres Vorbildes zu erwärmen, so sehr im Zeitalter der Resormation die Tierfabel und das Tierepos zu satir.
Zeitschil-
derunaen verwendet und ausgestattet wurden: die naive Unbefangenheit war verloren;
die Tiere waren nichts alv verkleidete
Menschen, der Gehalt war eine nüchterne moralisierende Nutzanwendung.
Die nnr anf die äußere Form und
auf trockne Verständig- keit gerichtete Poetik der ersten Schlesischen Schule und die ihr verwandte ästhetische Theorie Boileaus
! waren nicht geeignet, eine würdigere Auffassung an- zubahnen;
selbst Lafontaine (s. d.), der einen un- befangenen volkstümlichen
Zng hatte und feine Muster in Rabelais und Marot suchte, konnte, ob- gleich ibn frische naive Laune und
schalkhafter Witz zu einein der vortrefflichsten Fabeldichter machen, die verlorene Einfalt und Sinnenfülle nicht wieder-
berstellen;
noch ferner blieb diefem Ideal La Motte, an den sich in Deutschland der Fabeldichter Stoppe und der Theoretiker
Triller anschlössen. Le
[* 53] Vossu und Gottsched lehren, daß man die Fabelepopöe so lehrreich
als möglich machen müsse und daß man keine er- sinnen dürfe, in der nicht eine wichtige Wahrheit liege.
Erst mit dem
Sturze Gottscheds und des franz. Klassicismus kam in die Fabelepopöe wieder frischeres
Leben.
Vodmer und Breitinger stellten sie beson- ders hoch, da sie das Verständige mit dem Wunder- baren
verbinde.
Hagedorn, Lichtwer, Pfeffel, Gleim, vor allen Gellert bildeten das Volkstümliche La- fontaines weiter ans und gaben
der Fabelepopöe wieder an- ziehende Frifche und neckenden Mutwillen;
es war Moral, aber gemütvolle Moral in leichter an- fprechender
Erzähluug.
Lessing lehnte sich in seinen «Fabeln» an H'lsop an, aber er hatte nur
Auge
[* 54] für das Lehrhafte und Epigrammatifche.
Treffend fagt Jak. Grimm von Lessings Fabelepopöe, das naive Element gehe ihnen ab bis
auf die leiseste Ahnung.
Zwar behaupten seine Tiere den natürlichen Charakter, aber was sie thun, interessiert nicht mehr
an sich, sondern nur durch die erwartete Spannnng anf die Moral; Mrze ist ihm die ^eele der Fabelepopöe;
man kann
aber nmgetehrt behanpten, daß die Kürze der Tod der Fabelepopöe ist und ihren sinnlichen Gehalt vernichtet.
Sehr verdienstvoll dagegen
waren Lessings theore- tische «Abhandlungen über die Fabelepopöe». Fabelepopöe fürKinder dich- teten mit GlückFröhlich und Hey, erfolgreich
unter- stützt dnrch die trefflichen Zeichnungen Speckters. In Rnßland sind die Fabelepopöe von Krylow durch heitere
Laune und treffende Sentenzen znm Volks- und Schulbuch geworden.
Über das einseitig Didaktische und Mora- lisierende ist glücklicherweise
unsere erhöhtere Ein- sicht in das Wesen und die Grnndfordernng echter Poesie weit hinausgeschritten.
Eigenartige und sinn-
reiche Fabelepopöe dichtete in neuester Zeit Marie von Ebner- Eschendach (s. d.).
-
Weddigen, Das Wesen und die Theorie der Fabelepopöe (Lpz. 1893).
Fabelepopöe, komisches Heldengedicht, worin die Tiere die Stelle der Menschen und diese die Stelle höherer Wesen einnehmen,
wie die dem Homer beigelegte " Vatrachomyomachie», Rollenhagens
«Froschmäusler» u. a. (S. Tiersage.)
¶
forlaufend
492
ra.dsr (lat.), bei den Römern jeder Handwerker, welcher in harten Materialien arbeitet, Werkmann, Schmied u. s. w.
^c?be5', bei naturwissenschaftlichen NamenBe- zeichnung für Frederik Faber, geb. 1795 zu Odense
[* 57] auf Fünen, gest. 1828 als
Regimentsaudi- teur zu Horsens in Iütlano, bereiste 1819-21 Is- land und schrieb: «Prodromus der islä'nd.
Orni- thologie» (Kopenh. 1822),
«Ornithologiste Notitser som Bidrag til Danmarks Fauna» (Aarhus
[* 58] 1824), «Über das Leben der
Hochnord. Vögel
[* 59] Islands» Islands» (Franks. 1829). Faber, Eduard, württemb.
Staats- dienst und wurde erst Justizmiuisterialsckretä'r, dann Richter in verschiedenen Stellungen. 1857 wurde F.vortragender
Rat im Justizministerium, 1865 Staatsrat und ordentliches Mitglied des GeheimenRats, im Dez. 1878 Departementschef der Justiz,
seit 1883 als ^taatsmmister. Faber du Faur war besonders thätig bei der Reform der württemb.
Gerichtsverfassung, die er in den
«Erörterungen über den Gcrichtsver- fassungsentwurf des württemb. Justizministeriums»
(Stuttg. 1862) vertrat, bei der Einführung des deutschen Handelsgesetzbuchs in Württemberg und bei den vor dem I. 1870 liegenden
Bestrebungen zur Schafsung einer gemeinsamen deutschen Civil- prozeßordnung.
Seit 1878 wirkte er für die Aus- führung der
neuen Reichsjustizgesetze und die hieran sich schließenden Reformen in der Justizverwaltung, sorgte auch
für die Verbesserung des württemd. Gefängniswesens. Mit A. Schloßberger gab er heraus «Die Vorarbeiten zum württemb.
Landrechte vom 1. Juni 1610» (Stuttg. 1859). Faber, Gotthilf Theodor von, Schriftsteller, geb. zu Riga,
[* 62] studierte in
Halle
[* 63] und Jena
[* 64] Rechtswissenschaft, begab sich 1789 nach Paris,
[* 65] nahm in der Armee Lafayettes am Kriege gegen
Österreich
[* 66] teil und geriet 1793 in öfterr.
Gefangen- schaft, aus der er sich 1795 durch die Flucht rettete. Faber du Faur wurde dann
unter dem Direktorium bei der Cen- tralverwallung des Rheindepartements in Aachen
[* 67] angestellt, später Professor der franz.
Sprache und Litteratur an der Centralschule in Köln,
[* 68] wo er den «Beobachter
im Rheindepartement» mit Professor Reinhard herausgab.
Ende 1805 wandte sich Faber du Faur nach Petersburg,
[* 69] wurde 1816 der russ. Gesandt-
schaft am Bundestag in Frankfurt
[* 70] a. M. beigeord- net und 1818 zum Wirkl.
Staatsrat erhoben. Erstarb in Paris. Faber du Faur schrieb
anonym Mo- tic63 3ur 1'wt6i-i6ur äß lg.
France» (Petersb. 1807; wieder abgedruckt u. d. T.
" (Mranäßs ü, Louapalte», Lond. 1807),
«Beiträge zur Cha- rakteristik der franz. Staatsverfassung und Staats- verwaltung während
der Epoche Bonapartes» (Königsb. 1815) und «1^6
comte ^. Oa,p0äi3ti-ia8 » (Par. 1842). Faber, Jakob, eigentlich Jacques le Fevre d' Estaples (8ta,pni6ii8i8), geb. um 1455 zu
Estaples bei Amieus, ward 1523 Großvikar des Bischofs von Meaux, erhielt aber wegen feiner freisinnigen
Den- iungsart seine Entlassung und wandte sich zu Mar- garete von Navarra, wo er 1536 oder
1537 starb. Er schrieb mehrere
Kommentare und Paraphrasen Aristotelischer Schriften und übersetzte die Bibel
[* 71] ins Französische. -
Faber, Joh. Lothar, Freiherr von, Industrieller, s. Faber, A.W. Faber, John, engl. Kupferstecher, geb. 1684 in Holland, kam
als Kind mit seinem Vater, der eben- falls Kupferstecher war, nach England und starb in Vloomsdury. Er stach über 160 Blätter,
meist Porträte,
[* 72] in Schabkunstmanier.
Be- kannt von ibm ist namentlich die Folge derV6g.uties ot' IlamptoQ-^oui-t, 13 Bildnisse
schöner Frauen des engl. Hofs in Großfolioblättern.
Immer von Vater auf Sohn sich ver- erbend, ging sie über
auf Anton Wilhelm Faber du Faur, gest. 1819, nach dem die Firma benannt ist, 1810 auf
Georg Leonhard Faber du Faur, gest. 1839, zuletzt auf Io- bann Lothar Faber du Faur, geb. der das Ge- schäft aus immer noch kleinen Verhältnissen
(20 Ar- beiter) zu einer Weltbedeutung erhob und die engl. Bleistiftindustrie vollkommen schlug.
Er wurde 1863 in den Adels-, 1881 in den erblichen Freiherrnstand des Königreichs Bayern
[* 74] erhoben, ist
erblicher Reichs- rat der KroneBayerns (seit 1891), Ehrenbürger der Stadt Nürnberg u. s. w. Über dieArten der her- gestellten
Blei- und Farbenstifte s. Bleistift.
[* 75]
Ferner werden gefertigt: Schieferstifte, natürliche und künst- liche Schiefertafeln, Lineale,
Winkelmaße, Reiß- schienen, Maßstäbe, Tinten aller Art, Farben für Aquarell- und Ölmalerei, feine Patentstifte
von Gold,
[* 76] Silber, Email, Schildkrot, Elfenbein u. s. w. und alles was sich sonst noch auf Material
zum Schreiben, Zeichnen, Malen für Schule, Bureau, Ingenieure, Architekten und Maler bezieht.
Fabriken, neben der zu Stein, in Geroldsgrün (Oberfranken; für die
Schiefer- und Holzindustrie), Neuyork, Noisy-lc-Scc bei Paris (für Tinten und Farben);
Damys- und Wasser- motoren von zusammen 300 Pferdestärken;
1100 be- fchäftigte Perfonen, für die Sparkassen, Schulen,
Arbeiterwohnungen, Stiftungen zu Erziehungs- und Bildungszwecken u. s. w. eingerichtet
sind. Fabcr du Faur lspr. dü fohr)^ Otto von, Maler, geb. in Ludwigsburg,
[* 79] Sohn des als Schlachtenmalers bekannten
württemb.
Generals Wilhelm von Faber du Faur (gest. 1857), widmete sich ebenfalls gleichzeitig
dem Militärdienst und der Kunst.
Seine künstlerischen Studien begann Faber du Faur 1851 in München bei Alex. von
Kotzebue und in Paris bei Ivon.
Den Militärdienst verlieh er 1867, nachdem er noch den Feldzug von 1866 mitgemacht hatte,
und bildete sich später in München unter Piloty aus. Er hat hauptsächlich Darstellungen aus dem Kriege und der Geschichte
gemalt, unter denen hervorzuheben sind: Rückkehr Napoleons I. aus Rußland (1869), Übergabe der franz.
Kavalleriepferde nach der Schlacht von Sedan
[* 80] (1872), Flucht Friedrichs V. von der Pfalz aus Prag
[* 81] nach der Schlacht am Weißen Berge
(1873; angekauft vom Varmener Kunstverein), Attacke der Chasseurs d'Afrique bei Floing (1877), Lagernde Araber, Verkauf Iofephs
nach Ägypten, Reiterbildnis des deutschen
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Krön-493
Prinzen (1878).
Das Museum in Stuttgart be- sitzt von ihm die beiden kolossalen Schlachten- bilder: Das württemb.
Heine neuesten Gemälde, wie die Reiterrast und Fantasia
(Münch. 1889), Ruhende Araber und Araber am Wasser (Berl. 1891), Zug
durch die Wüste (Münch. 1892), zeigen breiteste Pinfclführung
behufs Erreichung farbiger Wirkung. Faberfche Buchdruckerei (A. & R. Faber), in Magdeburg, ging hervor aus der seit 1646 be-
stebenden Vuchdruckerei von Vinller, in die 1730 Gabriel Gotthilf Faber (aus Kursachsen stam- mend) als
Teilhaber eintrat. Er heiratete die Toch- ter des Besitzers AndreasMüller und erhielt nach dessen Tode die Druckerei als Erbe.
Von da an ist das Geschäft in den Händen der Familie Fabier ge- blieben.
Von den mit übernommenen Müllerschen
Verlagswerken haben sich bis auf heute das «Magde- durger Gesangbuch» und
die «Magdcburgiscke Zei- tung» (s. d.)
erhalten.
Das Geschäft hat sich stetig ver- größert und pflegt Vorzugsweife Verlags- und Acci- ^ denzdruck. 1874 wurde
in England eine Notations- i mafchine für die Zeitung angekauft;
Gegenwärtig sind BesitzerAlexander Faber und Robert Faber. Das Geschäft
hat 2 Dampfmaschinen
[* 85] (45 Pferde- stärken), 3 Rotations-, 1 Zweifarbenmaschine, 11 Pressen, 5 Stercotypapparatc, chemigraphifche
An- stalt mit elektrischem Betrieb und 225 Personen. I'a.'bia.n 3ooiot^ (engl., spr. fehbien ßoßeieti), engl.
Gefellfchaft zur Verbreitung von Ansichten, die den socialdemokratischen ähnlich sind.
Ihre Publi- kationen
(«I^adian ^889^8» und «I^dinn
Ii-acts») sind ziemlich weit verbreitet und nickt ohne Einfluß. Die ^.8. beabsichtigt keinen Umsturz der bestehenden «Htaatssormen,
ihre Zauptidee ist die Monopoli- sierung von Ackerbau, Handel und Industrie durch den Kenntnissen noch an
litterar. Geschick; doch sind wesentliche Differenzen zwifchen den Ansichten der einzelnen wahrnehmbar. Fabier (^6N8 ^dl^),
eins der ältesten und vornehmsten röm. Patriciergeschleckter, das seinen Ursprung bis auf Hercules
und eine Tochter des Euander zurückführte und schon bei der Gründung Roms eine bedeutsame Rolle spielte. Von ihm führt
die eine der beiden uralten socialen Genossenschaften der^upoi^i, die der I^diüni, ihren Namen. Schon
in den frühesten Zeiten der Republik wa- ren die Fabier sehr mächtig. Drei Brüder bekleideten damals sieben Jahre hintereinander
abwechselnd die eine Stelle im Konsulat: Ouintus Fabius Vi- bulanus 485 und 482 v. Chr., Käfo Fabius Vibu- lanus
484, 481 und 479 v. Chr., Marcus Fabius Vibulanus 483 und 480 v. Chr. Dann aber erfolgte eine Reaktion
gegen den übermächtigen Einfluß der Familie. Die Fabier verliehen Rom insgesamt, es ist ungewiß ob freiwillig, aus Unmut über
die ein- getretene Veränderung, oder gezwungen; doch ist das erstere wahrscheinlicher. 306 kampffähige Fa- milienmitglieder
zählend, erbauten sie mit ihren 4-5i000 Klienten an der Cremera ein Kastell. Sie lebten von Raubzügen,
die sie ungescheut ins ^ejenter Gebiet unternahmen.
Da legten die Etrus- ker ihnen einen Hinterhalt und machten sie bis auf
den letzten Mann nieder. Nur ein unmündiger Knabe, Quintus Fabius Vibulanus, der an dem Kampfe nicht teilnahm,
foll übriggeblieben fein. Von ihm foll das spätere Geschlecht der Fabier abstammen. 467 und 465 war er Konsul, 451 De- cemvir
und ging nach dem Sturze des Decemvirals 449 freiwillig in die Verbannung. Seine Sohne waren nach der Überlieferung Marcus
Fabius Vibulanus, Konful 442 v. Chr., Tribun mit konfularifcher Gewalt 433 v. Chr., Quintus Fabius Vibulanus,
Konful 423 und 412, Tribun mit konsularischer Gewalt 416 und 414 v. Chr., und N umerius Fabius Vib
u - lanus, Konsul421, Tribun mit konfularifcher Ge- walt 415 und 407. Des erstgenannten MarcusSöhne, Quintus Fabius Ambustus,
Konsul 412 v. Chr., Numerius Fabius Ambustus, Tribun mit konsularischer Gewalt 406, und Käso Fabius Ambustus,
Konsnlartribun 404, 401 und 395 v. Chr., sollen nach den meisten röm.
Historikern 391 v. Chr. nach Clusium als Gesandte zu den die Stadt belagernden Kelten geschickt wor- den sein und, von diesen
abgewiesen, im Heere der Etru^ker gegen sie getämpft haben. Als hierauf die Kelten ihre Auflieferung verlangten,
foll diefem Verlangen nicht entsprochen, die beiden Fabier vielmehr für 390 zu Konsulartribunen gewählt worden sein.
Als solche gehorten sie zu den sechs Anführern, unter denen die Römer
[* 86] in demselben Jahre die schwere Niederlage an der Allia
erlitten. Nach Ver- treibung der Gallier soll Quintus als der Haupt- schuldige an jener Niederlage angeklagt
und nur durch seinen Tod der Verurteilung entgangen sein. Der Sohn von Numerius Fabius Ambustus, Marcus Fabius Ambustus, besiegte
als Konsul 360 v. Chr. die Herniker, 356 trug er, zum zweitenmal Konsul, über die
Faliscer und Tarquinier einen Sieg davon, 354 zum dritten- mal Konsul, warf er die Tiburtiner nieder; 351 wurde
er Dittator. Weit berühmter als die genannten ist Quintus Fabius Rullianus, der sich und feiner Familie den Beinamen Maximus
erwarb, der Sohn des erstgenannten Marcus Fabius Ambustus. Er soll seinen ersten Sieg im zweiten Samnitischen Kriege als ^1aZi3t6r
equiwin des DiktatorsL. Papirius Cursor 325 v. Chr. erfochten
haben. Da aber der letztere ihm verboten hatte, sich in einen Kampf ein- zulassen, so folite Fabius wegen Übertretung diefes
Verbotes hingerichtet werden und entging nur durch die vereinten Bitten des ganzen Volks dem Tode. 322 kämpfte er als Konsul
gegen die Samni- ten und Apuler siegreich, 315 erlitt er als Diktator bei ^autulä (unfern Tarracina)
große Verluste, er- rang jedoch schließlich den Sieg. Zum zweitenmal Konsul 310, drang er als der erste röm. Feld- herr
durch daö ciminische Waldgebirge (jetzt Gebirge von Viterbo) in das nördlich von diesem gelegene Etrurien vor und erfocht
alsdann am Vadimoni- schen See einen entscheidenden Sieg über die drei Hauptstaaten der Etrusker, Aretium,
Cortona und Perusia. Zum drittenmal Konsul, siegte er 308 zuerst über Samniten, Marser und Päligner und brachte dann den
Umbrern (bei Mevania) eine schwere Niederlage bei, die die Unterwerfung der ^ letztern zur Folge hatte. Als
die Samniten sich 298 v. Chr. zum dritten Kriege gegen die Römer erhoben hatten, kämpfte er 297, zum viertenmal
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Konsul, mit Erfolg gegen sie und erfocht dann 295 in seinem fünften Konsulat zusammen mit Decius Mus, der schon 308 und 297 sein
Kollege gewesen war, bei Sentinum einen großen und entscheiden- den Sieg über die Gallier und Samniten, deren Feldherr Egnatius
damals siel. '292 half er seinem SohneQuintus Fabius Marimus Gurges eine Niederlage, die dieser von den
Samnitcn erlitten hatte, durch einen Sieg ausgleichen, sooaß endlich zwei Jahre darauf die Samniten in den Frieden und die
Abhängigkeit von Rom willigten.
Neben seinen kriegerischen Leistungen bewährte sich Fabius namentlich im Censoramt 301 v. Chr.,
worin er ebenfalls Decius Mus zum Kollegen hatte, auch als einsichtiger und besonnener Staatsmann, indem
er die von Appius Claudius Cäcus getroffenen Mahregeln, nach welchen die Freigelassenen in alle Tribus aufgenommen werden
sollten, dahin be- schränkte, daß nur die vier städtischen Tridus ihnen zugänglich wurden.
Für diese That, durch welche
er die Komitien der Herrschaft des Pöbels entriß, erhielten er und seine Nachkommen den ehrenden Beinamen
«Marimus» (d. h. der Große, der Ehr- würdige).
Fabius starb im Alter von 100 I. Noch bekannter als der Sieger von sentinum
ist sein Enkel, Qu intus Fabius Maximus Verrucosus, berühmt unter dem BeinamenCunctator (d.h. Zauderer), den er von
seiner bedächtigen Kriegführung gegen Hannibal erhielt. Er hatte schon vor Beginn des zweiten PunischenKrieges das Konsulat
zweimal, 233 (wo er über die Ligurer siegte) und 228 bekleidet, 230 die Censur. Seinen höchsten Ruhn: erwarb er sich, als
er nach der Niederlage der Römer am Trasimeni- schen See 217 zum Diktator (nach Livius, weil ihn nicht
der Konsul ernannte, sondern das Volk ihn wählte, zum Prodiktator) ernannt wurde.
Auf den Höhen hinziehend gleich einer Wetterwolke,
mit der chn Hannibal selbst verglichen haben soll, aber jede Schlacht vermeidend, nötigte er durch seine stets drohende Nähe
den Feind, dem es an Lebens- mittcln gebrach, zu immerwährenden Hin- und Wiedermärschen und ermüdete
und schwächte ihn so, während Rom wieder Kräfte sammelte.
Doch gelang es Hannibal, ihn bei Casilinum (dem heu- tigen Capua)
zu täuschen und sich den Rückweg durch die Gebirge Samniums nach Apulien zu eröffnen. Das Volk teilte die Ungeduld des Marcus
Minucius Rufus, der des Fabius Reiteroberster war, sah wie dieser in dem klugen Zaudern des Fabius Mangel an Mut (daher der
Spottname «Cunctator», d. h. der Unentschlossene) und ernannte daher wider alles Herkommen
den Minucius ebenfalls zum Diktator. Bald aber ordnete sich Minucius wieder freiwillig unter, da er, von Hannibal in
einen Hinterhalt ge- lockt, nur Fabius seine Rettung zu danken hatte, und die Konsuln des Jahres führten, nachdem Fa- bius
die Diktatur niedergelegt hatte, den Krieg nach seinem Beispiele fort.
Die Konsuln des I. 216 ver- ließen sein System, aber
die Niederlage bei Cannä war die Folge davon. 215 und 214 befehligte er als Konsul (zum dritten- und viertenmal)
neben ^empronius Gracchus und Claudius Marcellus gegell Hannibal und hatte an den Vorteilen, welche die Römer nach der Niederlage
bei Cannä allmäh- lich wieder errangen, wesentlichen Anteil. In seinem fünften Konsulat 209 wurde Tarent, seit 212 einer
der wichtigsten (^tützpnnkte Hannibals, von ihm wicdcrerodert. Er
starb 203.' Sein Sohn Quintus Fabius
Maximus er- oberte 213 v. Chr. als Konsul Arpi in Apulien. Bald nach ihm muß diese Familie ausgestorben sein. Denn man findet
den Namen dann durch Adoptiv- söhne fortgepflanzt. Quintus Fabius Maxi- mus Nmilianns war ein leiblicher Sohn von Htmilius
Paullus, Bruder von Scipio Amilianus, und wurde, wie letzterer einem Scipio, einem Fa- bins Marimus als
Adoptivfohn abgetreten. Er ging 145 v. Chr. als Konsul nach Spanien
[* 88] und kämpfte das Jahr darauf mit Erfolg gegen Viria- thus.
Von demselben Fabius wurde ein Servilier, Quintus Fabius Maximus Servilianus, adoptiert. Auch er kämpfte als
Konsul und Pro- konsul 142 und 141 v. Chr. gegen Viriathus, ward aber, nachdem er zuerst mit
wechselndem Glück den Krieg geführt hatte und dann bedeutend im Vorteil gewesen war, von Viriathus besiegt, eingeschlossen
und zu einem demütigenden Frieden gezwungen. Qnintus Fabius Maximus Allobrogi- cus, ein Sohn des Nmilianus, ging als
Konsul 121 v. Chr. nach Gallien, wo Gnäus Domitius Aheno- barbns noch als Protonsnl stand, und erfocht am Einfluß der Isere
in die Rhone einen großen und entscheidenden Sieg über die Arverner, die den Allobrogern zu Hilfe gekommen waren. Wegen dieses
Siegs, der die Unterwerfung der Allobroger zur Folge hatte, triumphierte er das Jahr darauf und erhielt
seinen Beinamen. Als Censor (an- scheinend seit 109 v. Chr.) erbaute er den ersten Siegesbogen
am Forum,
[* 89] den I^ornix I^".diaiin8.
Ein Zweig des Fabiusschen Geschlechts führte den Namen Pictor von dem Fabius her, der
sich durch die Ausmalung des 302 geweihten Tempels der Salns ausgezeichnet hatte.
Diesem Zweige ge- hörte
Quintus Fabius Pictor an, der im zweiten Punischen Kriege zuerst die Geschichte Roms schrieb, der älteste der sog. Annalisten.
Er kämpfte im zweiten Punischen Kriege mit und wurde nach der Schlacht bei Cannä 216 v. Chr. als Gesandter zum Orakel nach
Delphi geschickt.
Sein in griech. Sprache geschriebenes Geschichtswerk, das von der Zeit des Ülneas bis
zumHannibalischen Kriege herab- reichte, ist von Livius sowie von Dionysius von Halikarnah, Polybius u. a. benutzt worden.
Es gab auch eine, ungewiß, ob von ihm selbst oder von einem Spätern verfaßte lat. Bearbeitung
dieses Geschichte- Werks.
Die Fragmente hat zuletzt Peter, «Iliswi-i- corum i-omanoruin reli^nias» (Bd.
1, Lpz. 1870) und «Hi^oricornin i'oinHnoi'nin fra^ineiita»
(ebd. 1883), herausgegeben. Nicht von ihm, sondern von einem spätern Werk über röm. Satralrecht (.jn8
pontin'cium) ver- faßt. Die erhaltenen Fragmente finden sich eben- falls bei Peter und in Huschkes Ausgabe der «^n- 1-i8PI'nä6Iitikl.6
^nt,6^18tinian^6 HNH6 8NP6I'8,INt,» (5. Ausg., Lpz.
1880). Fabiny, Theophil von, ungar. Staatsmann, geb. zu Pest, studierte daselbst und am Rechtskollegium zu Eperies.
Er wurde 1850 Richter am Pester Komitatsgericht, 1851 Vezirksrichter, 1854 Oberlandesgerichtsrat, 1861 Nichter an der königl.
Tafel (dem damaligen Obersten Gerichtshof), 1869 am Kassationshofe, 1873 war er Vicepräsi- dent
bei der königl. Tafel, wurde er Senatspräsident bei der königl. Kurie (demObersten Gerichtshof)
und zum Iuftizminister ernannt, welche Stelle er bis bekleidete. Im ungar. Reichstag vertrat er den Török-Zanizsaer¶