Titel
Petersburg.
Umgebung von St. Peter

* 2
Petersburg.[* 2]
1)
Russ. Militärbezirk, umfaßt die Gouvernements
Archangelsk, Nowgorod,
Olonez, Petersburg
,
Pskow und
Esthland
[* 3] und
hat 1248
258,5 qkm mit 5
309
923 E.,
d. i. 4,3 auf 1 qkm. -
2) Gouvernement im nordwestl.
Teil des europ.
Rußlands, grenzt im N. an das russ.-finn. Gouvernement Wiborg
[* 4] und an das russ.
Gouvernement
Olonez, im SO. an Nowgorod, im
SW. an
Pskow, im
W. an Livland und
Esthland, im NW. an den
Finnischen
Meerbusen und hat 53768,2 qkm, darunter 15,6 qkm
Inseln im
Meere und 9153 qkm Landseen, mit 1745
275 E.,
d. i. 32,5 auf 1 qkm.
Die Oberfläche ist meist niedrig und sumpfig; nur von
Zarskoje-Selo nach Jamburg zieht sich eine wasserlose erhöhte Ebene,
deren höchste Punkte die
Duderhofschen Berge sind, ferner sind Hügel im
SW., und im N. zwischen dem
Finnischen
Meerbusen und dem
Ladogasee ragen
Ausläufer der finn.
Höhen hinein.
Mineralien und Gestein

* 5
Mineralien.Geologisch ist im N. Alluvium, in der Mitte die silurische und südlicher die devonische Formation. An Mineralien [* 5] giebt es hauptsächlich Sandstein, dann verschiedene Lehm- und Thonarten zu Ziegelei und Töpferei u. a.; nördlich von der Newa einzelne Granitmassen sowie stellenweise Eisen- und Kupfererz. Die Gewässer gehen zum Finnischen Meerbusen entweder unmittelbar (Newa, Luga, Narowa mit der Pljussa) oder mittelbar durch den Ladogasee (Wolchow, Sjaß, Pascha) an der Nord- und durch den Peipussee an der Südwestgrenze.
Kronos - Kronstadt (in
![Bild 60.759: Kronos - Kronstadt (in Ungarn) [unkorrigiert] Bild 60.759: Kronos - Kronstadt (in Ungarn) [unkorrigiert]](/meyers/thumb/60/60_0759.jpeg)
* 8
Kronstadt.
Das Klima ist feucht und veränderlich.
Die Bevölkerung besteht ans
Russen,
Finnen und zwar Sawakoten, Ewremaiset,
Woten, Ishoren, ferner aus
Esthen und deutschen Kolonisten. Der
Religion nach gehören 1350
000 der russ., 234
000 der evang., 30000 der
kath.
Kirche an. Den Rest bilden Raskolniken (16000), Mohammedaner (15000),
Juden (9000), Armenier u. a.
Ackerbau
und Viehzucht
[* 6] sind schwach entwickelt. Bedeutend ist die Waldindustrie,
Schiffbau, Fischerei.
[* 7]
Petersburg
hat 610 Fabriken mit 173 Mill.
Rubel Produktion, darunter
37 Maschinenfabriken (20 Mill. Rubel Produktion),
Glas-, Porzellan-,
Tuch-, Baumwollfabriken, Flachsspinnereien; 596 km
Eisenbahnen; 1255 Schulen mit 85017 Lernenden. Das Gouvernement, aus der frühern Landschaft Ingermanland gebildet, besteht
aus acht
Kreisen: Petersburg
,
Gdow, Jamburg, Luga, Nowaja Ladoga, Peterhof, Schlüsselburg,
Zarskoje-Selo, sowie
aus der Stadthauptmannschaft Petersburg
und aus dem Militärgouvernement Kronstadt.
[* 8] - 3)
Kreis
[* 9] im nördl.
Teil des Gouvernements Petersburg
, am
Finnischen
Meerbusen, hat 1702,5 qkm, außer der Hauptstadt etwa 78060 E., zum
Teil
Finnen und deutsche Kolonisten, eine Porzellanfabrik
an der Ochta, die Alexandrowsche Manufaktur,
Glas-, Papier-, Gewehr- und andere Fabriken,
Schiffbau, Viehzucht und stellenweise
Ackerbau. - 4) Stadthauptmannschaft (gradonatschalstwo) Petersburg
, hat 290,3 qkm und umfaßt die Stadt
Petersburg
mit ihrer nächsten Umgebung. - 5) Petersburg, richtiger
Sankt
[* 10] Petersburg
, russ. Sanktpeterburg, im Volksmund Piter (das niederländ.
Pieter,
d. i.
Peter), bei den nichtruss.
Slawen häufig Petrograd, neben Moskau [* 11] die Hauptstadt des Russischen Reichs und die Residenz der russ. Kaiser, unter 59° 57' nördl. Br., 30° 20' östl. L. von Greenwich, in niedriger Ebene (2-8, auf den Inseln 0-3 m Höhe), an der Mündung der Newa in den Finnischen Meerbusen. Diese teilt sich hier in die nördlich abgehende Newka, welche sich später in die mittlere und kleine Newka teilt, und die Große und Kleine Newa, welche beide die Insel Wassiljewskij-Ostrow (Basiliusinsel, 99,66 ha) umschließen.
Durch diese Spaltungen des
Stroms und verschiedene Nebenarme und
Kanäle entstehen größere und kleinere
Inseln, von
denen 17 mehr oder minder bebaut sind. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt +3,6°, im Januar -9,4°, im Juli +17,7° C.,
die Höhe der Niederschläge 464,5
mm. Es sind 72,7 Schneetage im Jahre. Bei
Hochwasser sind die tiefer liegenden Stadtteile
Überschwemmungen ausgesetzt. Hierzu ein Stadtplan mit Verzeichnis der
Straßen u. s. w., sowie ein
Situationsplan:
St. Petersburg
und Umgebung.
Bevölkerungsstatistisc

* 12
Bevölkerung. Größe und
Bevölkerung.
[* 12] Petersburg
(ohne Vorstädte) nimmt einen Flächenraum von 85 qkm ein, hat einen
Umfang von 47 und einen Durchmesser
von 13 km.
Die Bevölkerung betrug 1780: 174778, 1812: 308
474, 1837: 468
625, 1856: 490
808, 1869: 667
963, 1885: 861
303, 1889:
ohne Vorstädte 954
400, mit den Vorstädten 1
033
615 Seelen. 1890 waren männlichen Geschlechts 54, weiblichen 46 Proz.
Der
Religion nach waren: russisch-orthodox 84¾ Proz., Raskolniken ¼, evangelisch 9, katholisch 3¾, Israeliten über
1¾, Mohammedaner ¼, anderer Bekenntnisse ¼ Proz.;
den
Ständen nach 97755 Adlige, 902 Geistliche, 33416 sog. Ehrenbürger, 16216 Kaufleute, 224426
Städter, 501
746
Bauern;
der Muttersprache nach: Russen 87 Proz., Deutsche [* 13] 4,6, Polen 2,3, Finnen 1,8, Juden 1,1, diese zusammen gegen 97 Proz., dann noch Esthen, Schweden, [* 14] Letten, Franzosen, Engländer, Litauer u. a., zusammen 3 Proz. 1892 wurden geboren 30276 (31,3 Promille), es starben 25191 (26,1 Promille), Ehen schlossen 5974 (6,2 Promille) Personen.
Petersburg (in Rußland

* 15
Seite 63.17.Analphabeten im Alter von 6 bis 70 J. sind bei den Männern 26, bei den Frauen 49 Proz. In Garnison liegt neben andern Truppengattungen besonders Leibgarde-Infanterie, -Kavallerie und -Artillerie. ¶
mehr
Anlage, Brücken.
[* 16] Petersburg
ist sehr regelmäßig gebaut, mit weiten und langen Straßen und großen Plätzen. Der nördlich gehende
Teil der Newka trennt die sog. Petersburger Seite (links) von der Wiborger Seite (rechts). Der Hauptteil der Stadt liegt links
an der Newa. Sie zerfällt in 12 Stadtteile (tschasti) und 38 Distrikte. Den Mittelpunkt bildet der Admiralitätsteil
zwischen der Großen Newa und dem Mojkakanal, mit den größten Regierungsgebäuden, den schönsten Palästen und den reichsten
Kaufläden.
Die übrigen Stadtteile sind: der Kasansche, der Spaßkische, der Kolomna- und Narwateil (zwischen Newa, Fontanka und Obwodnyjkanal), der Moskauer Stadtteil (zwischen Fontanka, Obwodnyj- und Ligowokanal), der Alexander-Newskij-Stadtteil (zwischen Newa, Obwodnyj- und Ligowokanal), der Litejnyjteil (zwischen Newa, Fontanka und Ligowokanal), der Roshdestwenskij-Stadtteil (östlich vom vorigen, zwischen Newa und Ligowokanal), der Wassiljewskijteil (Wassiljewskij-Ostrow umfassend), der Petersburger Teil (auf den Inseln nördlich von Wassiljewskij-Ostrow), rechts an der Newa der Wiborger Teil mit Groß- und Klein-Ochta.
Dazu vier Vorstädte (prigorodki): die Schlüsselburger, Poljustrower, Ljeßnoj und Peterhofer Vorstadt. Der älteste Stadtteil ist die Peter-Pauls-Festung mit Kathedrale und Münzhof, auf der Krepostnyj-(Festungs-) Insel (1,43 ha), vor der Gabelung der Kleinen und der Großen Newa. Über die Newa und ihre Kanäle führen 191 Brücken. Von den Newabrücken sind nur zwei feststehend: die eiserne Nikolausbrücke (1851 erbaut), vom Englischen Quai nach Wassiljewskij-Ostrow führend, und die ebenfalls eiserne Alexanderbrücke (1873-79 erbaut), vom Litejnyj-Prospekt nach der Wiborger Seite;
die übrigen sind Schiffbrücken, und im Winter findet der Verkehr über das Eis [* 17] statt.
Über die Fontanka führt die Anitschkowbrücke mit vier berühmten Reiterstatuen von Clodt.
Straßen, Plätze, Parkanlagen. Als Mittelpunkt von Petersburg gilt das Admiralitätsgebäude links an der Newa, der Ostspitze von Wassiljewskij-Ostrow gegenüber. Von ihm strahlen fächerförmig nach Südost und Süd die drei schnurgeraden Hauptstraßen P.s aus: der Newskij-Prospekt (fast 5 km lang, 35 m breit), von kolossalen Palästen und Prachtbauten eingefaßt, die etwas schmälere Gorochowaja-(Erbsen-)Straße und der Wosneßenskij-(Himmelfahrts-)Prospekt.
Andere Straßen ersten Ranges, hier Prospekte oder Perspektiven genannt, sind der Litejnyj-, Wladimirskij-, Sagorodnyj-, Sabalkanskij-Prospekt u. a.; Straßen zweiten Ranges (russ. ulizy, Einzahl uliza) sind die Große und Kleine Morskaja, Millionnaja, Sadowaja, Kasanskaja, Konjushennaja (Stallhofstraße) u. a. Die Straßen dritten Ranges heißen Pereulki (Einzahl: pereulok, Querstraße). Von den 64 öffentlichen Plätzen sind bemerkenswert der Admiralitätsplatz, einer der schönsten Plätze Europas, der mit dem Peter- oder Senatsplatz sowie den östlich angrenzenden Roswodnaja- und Palastplatz ein großes Ganzes bildet;
der Isaaks-, Marien-, Alexandra-, Snamenskijplatz;
das Marsfeld, auf dem die Paraden stattfinden;
auf Wassiljewskij-Ostrow der Börsen- und der Rumjanzewplatz.
Garten

* 18
Garten.Parkanlagen sind: der Alexander-, Sommer-, der Michajlowsche, der Jussupowsche, der Zoologische Garten, [* 18] der Alexanderpark (an der Festung). [* 19]
Denkmäler. Das Reiterstandbild Peters d. Gr., von Falconet modelliert und von Katharina II. 1782 errichtet, auf dem Petersplatz;
ein Standbild desselben in Imperatorentracht von Rastrelli (1800 errichtet) hinter der Ingenieurschule;
das Denkmal der Kaiserin Katharina II. (Bronzefigur auf Granitsockel, 1873 errichtet);
die Alexandersäule (25 m hoch, 4 m im Durchmesser, von poliertem roten Granit, 1834 zu Ehren von Alexander I. errichtet) auf dem Palastplatze;
die Reiterstatue Nikolaus' I. (von Clodt, 1859 errichtet) auf dem Marienplatz;
Denkmäler der Feldherren Barclav de Tolly, Kutusow, Rumjanzew, Suworow, des Admirals Krusenstern, des Prinzen Peter von Oldenburg, [* 20] der Dichter Krylow, Puschkin und Shukowskij, des Reisenden Prschewalskij;
das Denkmal zur Erinnerung an den Türkenkrieg 1877-78 (nach Art der Berliner [* 21] Siegessäule);
Triumphpforten am Eingang der Chausseen von Moskau und von Narwa.
Säule, galvanische - S

* 22
Säulen.Kirchen und Klöster. Petersburg hat etwa 400 Kirchen und Kapellen, darunter 231 russisch-orthodoxe, 14 evangelische, 15 katholische, 2 englische, 2 armenische; ferner 1 Synagoge, 6 israel. und 3 mohammed. Bethäuser. An der Spitze der russ. Kirchen steht die Isaaks-Kathedrale (1858 vollendet nach den Plänen Monferrands), in Form eines griech. Kreuzes, mit 48 Monolithsäulen von 17 m und einer Kuppel von 82 m Höhe und mit prachtvollem Ikonostas. Erwähnenswert sind ferner: die Kasansche Kathedrale (1733 gegründet, 1801-11 umgebaut) mit halbkreisförmiger Kolonnade von 132 korinth.
Säulen [* 22] und im Innern mit 56 polierten, 11 m hohen Granitsäulen; die Peter-Pauls-Kathedrale in der Festung mit den Sarkophagen der russ. Kaiser (außer Peter II.), die Preobrashenskij-, die Blagowjeschtschenskij-Kirche, die Sühnkirche (im Bau begriffen) zum Andenken an den Tod des Kaisers Alexander II. am Jekatarinenkanal. Dazu das Alexander-Newskij-Kloster (s. d.), das Nowodjewitschij-(Nonnen-)Kloster und das Smolnyj-Kloster. Von den Kirchen der übrigen Konfessionen [* 23] sind bemerkenswert: die luth. Peter-Pauls-Kirche (mit Altarbild von Brüllow) auf dem Newskij-Prospekt, die kath. Katharinenkirche auf derselben Straße und die deutsch-reform. Kirche unweit der Post. Petersburg hat 25 Friedhöfe.
Weltliche Bauten. Von kaiserl. Palästen steht obenan: der Winterpalast (137 m lang, 106 m breit, 24 m hoch), 1751-64 von Rastrelli erbaut, 1837 nach einem Brande umgebaut, mit der kaiserl. Schatzkammer, in der sich unter andern der berühmte Diamant [* 24] Orlow befindet (s. Diamant, Bd. 5, S. 248 a). Er ist durch Bogengänge mit der Alten und der Neuen Eremitage (letztere rechteckig in griech. Stil, 1840-52 von Klenze erbaut) verbunden. Dann sind bemerkenswert: das Anitschkow-Palais, 1741-44 erbaut, gewöhnlich Wohnung des Thronfolgers nach seiner Verheiratung, von Kaiser Alexander III. aber auch nach der Thronbesteigung als Wohnung beibehalten;
das Marmorpalais, 1770-83 erbaut, an der Newa;
die Palais mehrerer Großfürsten und Großfürstinnen, darunter das alte Michaelsche Palais (1819-24 erbaut; jetzt Ingenieurschule);
das Taurische Palais (1783 von Katharina II. erbaut) mit einem Riesensaal (dem sog. Wintergarten; jetzt Skulpturenmuseum) und großem Park. Zahlreich sind die Regierungsgebäude: die prächtige Admiralität, Sitz des Marineministeriums, mit Bibliothek, einer Sammlung von Schiffsmodellen u. a.;
das Generalstabsgebäude mit einer Façade von 768 Fenstern, das Reichsratsgebäude (ein ehemaliges Leuchtenbergsches Palais), das alte und das neue ¶
St. Petersburg und Umg
![Bild 63.17a: St. Petersburg und Umgebung. [unkorrigiert] Bild 63.17a: St. Petersburg und Umgebung. [unkorrigiert]](/meyers/thumb/63/63_0017a-St+Petersburg+und+Umgebung.jpeg)
* 25
Seite 63.17a.Petersburg (in Rußland

* 26
Seite 63.18.0017a ¶
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Arsenal, die Gebäude des Senats, des Synods, der Ministerien, der Erziehungs- und Pflegeanstalten; die Theater, [* 27] Exerzierhäuser, 22 Kasernen. Von Privatbauten sind zu nennen: das Palais des Grafen Stroganow am Newskij-Prospekt, der Palast des Grafen Scheremetjew an der Fontanka, des Fürsten Demidow an der Morskaja, das maur. Palais des Fürsten Murusi auf dem Litejnyj-Prospekt, das Derwis-Palais auf dem Englischen Quai u. a.
Behörden, Verwaltung. Über Petersburg als Sitz der russ. Centralbehörden s. Rußland. Ferner ist es Sitz eines Militär- und eines Civilgouverneurs, des Metropoliten von Petersburg, eines evang. Konsistoriums, der Kommandos der Garden, des 1. und 18. Armeekorps u. a., der Botschafter und Gesandten der europ., mehrerer amerik. und einiger asiat. Staaten. Die Verwaltung der Stadt steht unter dem Stadthauptmann (gradonatschalnik). Der Stadtrat (Duma) besteht aus 103 Mitgliedern.
Beja - Beleuchtung [un
![Bild 67.145: Beja - Beleuchtung [unkorrigiert] Bild 67.145: Beja - Beleuchtung [unkorrigiert]](/meyers/thumb/67/67_0145.jpeg)
* 28
Beleuchtung.Das Budget der Stadt betrug 1893: 11,5 Mill. Rubel Einnahme und 10,7 Mill. Rubel Ausgabe. Zur Beleuchtung [* 28] der Stadt dienen 9874 Gas- (4 Gasanstalten), 7040 Petroleum- und 148 elektrische Laternen. Großartig sind die Vorrichtungen zur Wasserfiltrierung mit einer Röhrenleitung von 375 km in die Häuser links von der Newa und 106 km rechts von der Newa und auf den Inseln. Seit 1891 besteht ein städtisches Laboratorium [* 29] zur Untersuchung der Nahrungsmittel. [* 30] Über die Petersburger Feuerwehr s. Feuerlöschwesen (Bd. 6, S. 736 b).
Bildungswesen. Petersburg hat 23 höhere, 114 mittlere Unterrichtsanstalten und 465 Elementarschulen. Die kaiserl. Universität (1816 gegründet) hat eine histor.-philolog., physik.-mathem., jurist. und orient. Fakultät, Bibliothek (215700 Bände), botan. Garten, Observatorium für Astronomie [* 31] und Meteorologie, Laboratorien, Kabinette und (Ende 1893) 144 Docenten, 2634 Studenten und 41 Hörer. Ferner bestehen: die Geistliche Akademie (gegründet 1797) im Alexander-Newskij-Kloster mit Bibliothek, 26 Docenten und 251 Studenten;
die Römisch-katholische Geistliche Akademie (1842 von Wilna [* 32] nach Petersburg verlegt) mit Bibliothek (50000 Bände) und 11 Docenten;
die kaiserl. Rechtsschule (Internat, 1835 gegründet), nur für Söhne privilegierter Stände;
die Militär-Juridische Akademie;
das Alexander-Lyceum (1811 in Zarskoje-Selo gegründet, später nach Petersburg verlegt), in seinen drei letzten Klassen ziemlich der jurist.
Fakultät einer Universität entsprechend;
das Historisch-Philologische Institut (gegründet 1867) zur Ausbildung von Gymnasiallehrern;
das Archäologische Institut (gegründet 1877) zur Heranbildung von Archivaren;
die Militärmedizinische Akademie mit dem Klinischen Militärhospital und dein Willjeschen Hospital (gegründet aus einem Vermächtnis von 2 Mill. Rubel des Baron Willje [1764-1854]), mit 70 Docenten, 18 Prosektoren und Assistenten und 742 Studenten;
das Klinische Institut der Großfürstin Helene Pawlowna;
das Praktisch-technologische Institut (1828 gegründet) mit Museum und 47 Docenten;
das Institut für Straßen- und Wasserbauingenieure;
das Institut für Civilingenieure (die frühere Bauschule);
das Elektrotechnische Institut;
das Berginstitut (gegründet 1773, reorganisiert 1834) mit Bibliothek, mineralog.
Museum, 22 Docenten und 600 Studenten;
das Forstinstitut;
das Lehrerinstitut;
die militärischen: Generalstabsakademie, Nikolajsche Ingenieur-, Nikolajsche Marine- und Michajlowsche Artillerie-Akademie.
Das Konservatorium für Musik, die Akademie der Künste (gegründet 1754) mit zahlreichen Kunstschätzen, darunter die Leuchtenbergsche Gemäldegalerie und ein Museum russ. und altchristl. Altertümer. Dazu noch höhere weibliche und pädagogische Kurse. An Mittelschulen giebt es: 12 Gymnasien, 4 Militär-, 4 deutsche Gymnasien, 6 Junkerschulen, 2 Progymnasien, 5 Realschulen, 1 Lehrer-, 1 geistliches Seminar, Musik-, Theaterschule, 2 Handelsschulen, technische Schule für Post- und Telegraphenbeamte, 3 Zeichenschulen, darunter die Stiglizsche (mit einem Vermögen von mehrern Mill. Rubel aus dem Nachlaß des Stifters), 8 Mädchengymnasien, das Smolna-Institut für adlige Jungfrauen, das Katharinen-, Elisabeth-, Nikolaj- und andere Institute und zahlreiche Privatanstalten.
Spottiswoode - Sprache

* 33
Sprache. Die kaiserl. Akademie der Wissenschaften (s. Akademien, Bd. 1, S. 278 a) besteht aus einer physiko-mathem.
Abteilung, einer Abteilung für russ. Sprache
[* 33] und Litteratur und einer histor.-philol. Abteilung und hat
(1893) 27 ordentliche, 10 außerordentliche, 42 Ehren-, 211 korrespondierende Mitglieder, Bibliothek (160000 Bünde, 130000
Handschriften), asiat. Museum (Bücher, Handschriften in allen asiat. Sprachen, auch Münzen,
[* 34] Inschriften u. a.; gegründet
1818), ethnogr.-anthropol., archäol., botan., zoolog. Museum,
verschiedene Laboratorien und Kabinette.
Griechische Vasen

* 37
Vasen.Nach andern Richtungen sind thätig: die kaiserl. Freie Ökonomische Gesellschaft (seit 1765), die Geographische Gesellschaft (s. Geographische Gesellschaften, Bd. 7, S. 809 b), die Gesellschaft der Techniker, die Russisch-historische, die Naturforschende, die Entomologische, die Archäologische Gesellschaft, die Slawische Wohlthätigkeitsgesellschall (gegründet 1867), die Vereine für Landwirtschaft und Gartenbau u. a. Zu den größten Bibliotheken Europas gehört die kaiserl. Öffentliche Bibliothek (1794 mit der aus Warschau [* 35] überführten Bibliothek Zaluskis begründet) mit 1,05 Mill. Bänden, 28000 Handschriften, (1889) 82649 Rubel Einnahme, 80373 Rubel Ausgabe, darunter 28494 Rubel für Erwerbungen. (Vgl. Minzloff, Ein Gang [* 36] durch die kaiserl. Öffentliche Bibliothek in Petersburg, Petersb. 1872.) Unter den Museen steht obenan die Eremitage mit ihren reichen Sammlungen von Altertümern (auch aus Sibirien und Kertsch), Münzen, Skulpturen, Vasen, [* 37] Waffen [* 38] und besonders mit der berühmten Gemäldegalerie (s. Museum, Bd. 12, S. 103 b). Ferner sind zu nennen: die Semenowsche und die Stroganowsche Gemäldegalerie, das Landwirtschaftliche Museum, das Museum für Volksindustrie, das Pädagogische Museum mit Sälen für öffentliche Vorträge, das Zollmuseum mit ethnogr. Abteilung, das Museum der Geographischen Gesellschaft u. a.
Von den Theatern ist das kaiserl. Große Theater (1784 erbaut, zuletzt 1836 umgebaut, mit 4000 Plätzen) jetzt für das Konservatorium eingerichtet. Das Marien-Theater (1860 erbaut; 2000 Plätze) bietet russ. Vorstellungen; das Alexander-Theater (1828 erbaut; 1700 Plätze) russische, zuweilen auch deutsche Dramen; das Michael-Theater (1835 von Brüllow erbaut) ist für Drama und Lustspiel, das Kleine Theater für Operetten, das Panajewsche Theater für ital. Oper, das Volkstheater auf Wassiljewskij-Ostrow. Dazu einige Sommertheater und der Cirkus [* 39] Ciniselli. Von den Klubs sind die wichtigsten: der englische, der Tanz-, der Kommerz-, der Adels-, der Jacht-Klub. Auch ein Klub deutscher ¶