Buche
(Fagus L.), Pflanzengattung aus der Familie der Cupuliferen (s. d.), in Europa
[* 2] nur durch eine Art, die gemeine Rotbuche
(Fagus silvatica L.), die auch vorzugsweise Buche
heißt, vertreten. Die
hat hängende,
fast kugelige, gestielte männliche
Kätzchen, deren
Blüten aus einer glockigen, fünf- bis sechsspaltigen
Blütenhülle und 8-15
Staubgefäßen bestehen. Die weiblichen, an der
Spitze der jungen
Triebe stehenden
Blüten werden durch
einen unterständigen
Fruchtknoten gebildet, der mit dem fünf- bis sechsteiligen Saume der
Blütenhülle und drei Griffeln
bekrönt ist.
Diese
Blüten stehen zu zwei, sehr selten zu drei, in einer gestielten, vielspaltigen, außen mit vielen
fleischigen Fäden besetzten Hülle, die nach der Blütezeit sich schließt und zu einer bei der Reife in vier
Klappen aufspringenden,
außen mit zahlreichen Weichstacheln besetzten, kapselartigen Hülle (cupula) heranwächst, in der die zwei (sehr selten
drei) dreikantigen
Früchte, die sog.
Bucheckern (s. d.), eingeschlossen sind. Die gemeine
Rotbuche
besitzt eirund-ovale, undeutlich ausgeschweift-gezähnte, am Rande zottig gewimperte
Blätter.
Knosos - Knospe

* 3
Knospen. Die Abbildung auf
Tafel
Laubhölzer:
Waldbäume IV,
[* 1]
Fig. 1, zeigt die gemeine Rotbuche
als
Baum, davon: 1. Maitrieb, an der
Spitze mit
einem weiblichen und mit drei männlichen
Kätzchen, 2. Triebspitze im Winterzustand mit zwei
Knospen,
[* 3] 3. männliches
Kätzchen, 4. einzelne männliche
Blüte,
[* 4] 5.
Staubbeutel, 6. Querschnitt des
Staubbeutels, 7. weibliche
Blüte, 8. geschlossene
Fruchtkapsel, 9. reife aufgesprungene Kapsel mit zwei
Bucheckern, 10. aufgeschnittenen
Fruchtknoten, innen die Samenknospen, 11. Querschnitt
des
Fruchtknotens mit den drei Fächern, 12. ausgewachsenen
Fruchtknoten, 13. Querschnitt des Samens, 14. Keimpflanze.
Die Buche
, einer der schönsten
Waldbäume Europas, erreicht eine Höhe von über 30 m und eine
Stärke
[* 5] von
mehr als 1 m. Das Holz
[* 6] ist rötlichweiß, im
Kern, wenn ein solcher vorhanden, dunkler, auf der Spaltfläche durch die starken,
dunkel gefärbten Markstrahlen leicht kenntlich, schwer und hart, sehr leicht spaltbar und von ausgezeichneter
Brennkraft. Seine geringe Dauerhaftigkeit macht es ungeeignet für Bauzwecke, nur ganz unter Wasser dauert es gut, daher
auch brauchbar für Schiffskiele. Vielfache Verwendung findet es seitens der Tischler und
Wagner zu mancherlei Hausgerät,
Radfelgen,
Rudern u. s. w., neuerdings namentlich zur Anfertigung der sog.
gebogenen Möbel.
[* 7] Auch Eisenbahnschwellen können aus Buche
nholz hergestellt werden, jedoch nur dann,
wenn es mit Metallsalzen oder
Kreosot imprägniert ist. Immerhin ist der Nutzwert des Holzes verhältnismäßig gering.
Bucheckern - Bucheinba

* 14
Seite 53.668. Die Rotbuche
ist vorzüglich in Mitteleuropa verbreitet; nordwärts wird sie bis ins südl.
Schweden,
[* 8] England und
Irland, westwärts
noch in Centralspanien und Nordportugal, südwärts bis
Sicilien und
Apulien, ostwärts bis zum
Kaukasus
und gegen Nordosten bis über Königsberg
[* 9] in Ostpreußen
[* 10] hinaus angetroffen. Gegen die südl.,
südwestl. und südöstl. Grenzen
[* 11] ihres Verbreitungsbezirks ist sie ein entschiedener Gebirgsbaum (in
Sicilien z. B. findet
sie sich nur zwischen 1500-2000 m
ü.
d. M.), während sie im Norden
[* 12]
(Schweden,
Dänemark)
[* 13] in der Ebene und in der
Nähe des Seestrandes wächst und daselbst noch schöne
Wälder bildet (besonders
¶
mehr
auf den Ostsee-Inseln). In Deutschland
[* 15] liebt sie bereits mehr die frischen Gebirgshänge als die Ebenen. Sie eignet sich namentlich
für den Hochwald-, weniger für Mittel- und Niederwaldbetrieb. Für letztern ist sie wegen der geringen Ausschlagfähigkeit
der Stöcke und des langsamen Wuchses der Äusschläge wenig tauglich, als Oberholz im Mittelwalde beschattet
sie mit ihrer dichten Krone das Unterholz zu stark. Der Buche
nhochwald wird fast immer im Femelschlagbetrieb (s. d.) bewirtschaftet.
Reiche Samenjahre (s. d.) sind indessen ziemlich selten, im mittlern Deutschland treten sie nicht häufiger als alle 8 - 10 Jahre
auf. Obgleich die Wurzeln der Buche
ziemlich flach verlaufen, ist sie doch sturmfester als z. B.
die Fichte.
[* 16]
Russell (Familie) - Ru

* 18
Rüsselkäfer. Feinden und Gefahren ist die Buche
weniger ausgesetzt als die Nadelhölzer,
[* 17] doch nicht frei davon. Vielfach leidet sie durch
Spätfröste. Überhälter (s. d.) erkranken gewöhnlich durch Rindenbrand (s. d.).
Die jungen Pflanzen werden durch Blattfraß verschiedener Rüsselkäfer
[* 18] beschädigt, namentlich aber in den Saatschulen oft
durch einen Pilz,
[* 19] Phytophthora omnivora de Bary, zerstört (Buchenkeimlingskrankheit). Buche
nverjüngungen,
nämlich die Bestände der jüngsten Altersklasse, werden durch Fraß der Mäuse, die am untern Stammteil die Rinde abschälen,
häufig stark beschädigt, ganz besonders geschieht dies durch die Feldmaus (Arvicola arvalis Pall.).
Im spätern Alter tritt nicht selten der Buche
nkrebs auf, eine die Stämme verändernde Krankheit, die meist
durch einen parasitischen Pilz, Nectria ditissima R. Hart.,
in äußerlich ähnlicher Weise auch durch Einwirkungen des Frostes oder durch die zweier Läuse, Lachnus exsiccator R. Hart.
und Chermes fagi R. Hart.,
hervorgerufen wird. In Norddeutschland werden oft ganze Waldstrecken durch die Raupe des Rotschwanzes (Dasychira pudibunda
L.) entlaubt, indessen ohne besonders nachteilige Folgen. Im Holz alter Buche
, namentlich in alten
Ästen, tritt der sog. Zunderschwamm auf (Polyporus fomentarius Fr.), er veranlaßt eine
Weißfäule.
Eine sehr beliebte Varietät der gemeinen Buche
ist die rotblätterige Blutbuche (Fagus purpurea), ferner finden sich noch Varietäten
mit fiederlappigen, schmal- und spitzlappigen und anders gestalteten Blättern (Fagus incisa, asplenifolia,
cristata u. s. w.). Von den vier amerik. Buchenarten wird in Gärten bei uns nur Fagus ferruginea Ait. angebaut; sie zeichnet
sich durch große Blätter und röteres Holz aus.
Die Weißbuche oder der Hornbaum (s. d.) gehört nicht zur Gattung Fagus, sondern zu Carpinus.
Die forstlich technische Speciallitteratur über Buche ist ziemlich reich, davon zu nennen: Grebe, Der Buchen-Hochwaldbetrieb (Eisenach [* 20] 1856);
Knorr, Studien über die Buchenwirtschaft (Nordhausen [* 21] 1863);
Exner, Studien über Rotbuchenholz (Wien [* 22] 1875);
Baur, Die Rotbuche in Bezug auf Ertrag, Zuwachs und Form (Berl. 1881);
Die industrielle Verwertung des Rotbuchenholzes (Wien 1884);
R. Hartig und R. Weber, Das Holz der Rotbuche in anatom.-physiol., chem. und forstlicher Richtung (Berl. 1888);
Preußen

* 23
Preußen.Schumacher, Die Buchennutzholzverwertung in Preußen [* 23] (ebd. 1888).