Titel
Spanien
Spanien und Portugal

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Spanien.
[* 2] (span. España), Königreich in Südwesteuropa, auf der Pyrenäischen Halbinsel,
wird im N. vom Biscayischen
Meerbusen und
Frankreich, im O. vom Mittelmeer, im S. von demselben
Meere, dem
Gebiet und der
Meerenge von
Gibraltar
[* 3] und dem Atlantischen Ocean, im W. von letzterm und
Portugal begrenzt, erstreckt sich von
35° 59' 49''
(Kap
Tarifa) bis 43° 47' 32'' (Estaca de
Vares) nördl.
Br. und 9° 17' 58'' westlich von Greenwich
(Kap Toriñana,
nördlich von
Kap
Finisterre) bis 3° 40' 51'' östlich von Greenwich
(Kap de Creus) und bedeckt 492 230 qkm,
mit den im Mittelmeer gelegenen Balearischen und Pityusischen
Inseln 497 244 und mit den administrativ dazu gerechneten
Canarischen Inseln
und den
Presidios in Nordafrika 504 903 qkm. S. ist hiernach das fünftgrößte Land Europas,
von dem es den 20.
Teil einnimmt. (Hierzu eine Karte: Spanien
und
Portugal.)
Vierauge - Vierraden [
![Bild 66.333: Vierauge - Vierraden [unkorrigiert] Bild 66.333: Vierauge - Vierraden [unkorrigiert]](/meyers/thumb/66/66_0333.jpeg)
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Viereck.Küsten und Oberflächengestaltung. Die Pyrenäische, Iberische oder Hesperische Halbinsel, von den Bewohnern meist nur La Peninsula genannt, deren größten Teil das Königreich S. einnimmt, bildet ein unregelmäßiges, mit seinen vier Seiten ziemlich nach den vier Himmelsgegenden gerichtetes Viereck [* 4] mit geringer Küstengliederung (der ganze Küstenring umfaßt nur 3318 km) und besteht vornehmlich aus einem Hochlande, das von N. nach Süden terrassenförmig bis zum Tieflande Andalusiens sich herabsenkt, von O. nach W. aber allmählich zum Atlantischen Ocean sich abdacht und bei einer durchschnittlichen Höhe von 810 m nahezu die Hälfte S.s umfaßt. Es wird im N. und Süden von Randgebirgen umgeben und in der Mitte von Gebirgszügen durchzogen, die sämtlich die Richtung von O. nach W. haben, während sein hoher Ostrand weniger von Gebirgsketten gebildet wird als von einem steilen, in verschiedene Gebirgszüge auslaufenden Abfall nach den Küstenebenen Valencias und Murcias am Mittelländischen Meere.
Die Basis dieses Plateaus ist im N. die große Gebirgskette, welche vom Kap Finisterre, in einer Länge von 1000 km bis zum Kap de Creus, der Nordostecke, in der Richtung von W. nach O. sich hinzieht, den Nordrand S.s nach dem Biscayischen Meerbusen und Frankreich bildend. Derselbe zerfällt in zwei Teile, das Cantabrische Gebirge (s. d.) im W. und die Pyrenäen (s. d.) bis zum Mittelländischen Meere. Im Süden dagegen steht sein Fuß auf der großen, durchschnittlich 832 m hohen Hochebene von Leon und Altcastilien, dem Flußgebiet des Duero, einer kahlen, steppenähnlichen Fläche, mit wenigen niedrigen Hügeln.
Nur weiterhin nach W., besonders in Portugal, wo der untere Duero und seine Nebenflüsse tiefere Thalfurchen bilden, wird die Hochebene in kleinere Hochflächen gesondert, deren steiler Abfall gegen die Küstenebene wie ein Gebirge erscheint. An der Ostgrenze der altcastil. Hochebene findet dagegen eine wechselvollere Bodenform statt. Hier steigt der Boden nach NO. zu bis zur Wasserscheide zwischen Duero und Ebro an, und niedrige, nur etwa 160-325 m sich über das Plateau erhebende Berqzüge erstrecken sich von der Südseite des Cantabrischen Gebirges bis zum castil. Scheidegebirge, steiler nach dem Ebrothale als nach der Hochebene abfallend. Dagegen lehnen sich einzelne, über der großen Hochfläche gelegene Plateaus unten an den hohen Ostrand, so z. B. das von Soria. Die mittlere Gegend ist kahl und baumlos.
Im Süden wird die Hochebene von Leon und Altcastilien durch die Cordillera Carpeto-Vetonica oder das Castilische Scheidegebirge (s. d.) von der Hochebene Neucastiliens und Estremaduras getrennt. Dieses Gebirge, das allmählich von N. her aufsteigt, aber steil in die Hochebene von Neucastilien und Estremadura hinabstürzt, ist eine Anhäufung von vielen verschiedene Namen führenden Bergzügen, deren Hauptmassen vom Ostrande bis zum Atlantischen Ocean streichen.
In der Mitte (Somosierra und Sierra de Guadarrama) ist es am schmalsten, aber auch am höchsten (2405 m); je weiter nach W., desto mehr Vorberge reihen sich dem Südfuße des Gebirges an. Hier befinden sich die wilden, zerrissenen Sierren von Gredos und Gata, von welcher letztern aus das Scheidegebirge sich unter dem Namen der Serra da Estrella (1993 m hoch) nach Portugal und bis zum Atlantischen Ocean (Serra de Cintra) zieht. In seinem östl. Teile dagegen geht das Scheidegebirge in die Plateaurücken über, die, sanft von der neucastil. Hochebene aufsteigend, aber terrassenförmig ins Ebrothal und steil nach der Küstenebene Valencias hinabfallend, als eine südöstl. Fortsetzung der die altcastil. Hochebene auf ihrer Nordostseite begrenzenden Bergzüge die Hochebene Neucastiliens im O. begrenzen und mit derselben das hohe Quellland der Halbinsel sowie ihre Wasserscheide nach dem Atlantischen Ocean bilden. (Näheres s. Iberisches Gebirgssystem.)
Die ganze Hochebene von Neucastilien und Estremadura, sowohl der Lage als der Höhe nach der mittlere Landstrich der ganzen Halbinsel, hat eine durchschnittliche Höhe von 800 m und gleicht im allgemeinen der altcastilischen. (S. Castilien.)
Spanien (Klima)

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Seite 65.84.Im Süden wird die neucastil. Hochebene von dem andalus. Scheidegebirge oder dem Marianischen Gebirgssystem (s. d.) begrenzt, das in der Sierra Morena (s. d.) im allgemeinen nicht die Höhe von 1200 m übersteigt. Das bätische oder andalus. Tiefland, im Bassin des Guadalquivir, hat in seinem obern Teile, wo es ein wellenförmiges Hügelland bildet, bei Andujar nur eine Höhe von 150 m. Unterhalb Cordoba [* 5] aber bis zur Mündung des Guadalquivir in den Atlantischen Ocean wird es zur völligen Tiefebene mit einer Marschebene im W. und einer sandigen Strandwüste im O. und W. des untern Guadalquivir. Im Süden wird es von dem Penibetischen Gebirgssystem (s. d.) umwallt, das im O. von dem Plateau von Murcia [* 6] sich erhebt und in der Richtung nach W. bis zur Straße von Gibraltar sich zieht und im Mulhacen (3481 m) der ¶
mehr
Sierra Nevada (s. d.) kulminiert. Im ganzen fällt das andalus. oder granadinische Hochland nach Süden in steilen Absätzen (s. Alpujarras) zum Mittelländischen Meer herab, nur streckenweise eine schmale Küstenebene übrig lassend, während es im N. in niedrigern Vorbergen mit reizenden Gegenden, wie z. B. der Vega von Granada, [* 8] zum Tieflande des Guadalquivir sich abdacht. Im SO. des andalus. Hochlandes erhebt sich ganz isoliert der Fels von Gibraltar (s. d.). Wie im Süden, so wird das große Plateau des innern S.s auch in seinem Nordosten von einem Tieflande, dem untern Bassin des Ebro (s. d.), begrenzt. An ihrem Ostende [* 9] am Mittelländischen Meere wird die Tiefebene des Ebro durch Bergzüge so verengt, daß nur ein schmaler Raum für die Mündung übrigbleibt.
Valencia (in Venezuela

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Valencia.Die Flüsse [* 10] laufen, mit Ausnahme der Küstenflüßchen des Cantabrischen Gebirges und des andalus. Hochlandes, sämtlich von NO. nach SW. oder von NW. nach SO., je nachdem sie den West- oder Ostabhang der innern Hochfläche herabfließen. Von den fünf großen Strömen entspringen Duero, Tajo, Guadiana und Guadalquivir auf dem Ostrande und ergießen sich in den Atlantischen Ocean. Nur der Ebro ergießt sich ins Mittelländische Meer. Von den mittlern Flüssen sind der in den Gebirgen Galiciens entspringende Miño, welcher in den Atlantischen Ocean fällt, und die in Valencia [* 11] ins Mittelländische Meer sich ergießenden Flüsse Segura, Jucar und Guadalaviar zu erwähnen.
Sämtliche Flüsse der im allgemeinen nicht gut bewässerten Halbinsel sind, mit Ausnahme des Guadalquivir, nur auf kurze Strecken schiffbar, wasserarm, aber heftigen Anschwellungen in der Zeit der Regen unterworfen. Sie dienen daher nur wenig zu Verkehrsstraßen. Größere Seen giebt es nur im Süden und Südosten. Diese sind die Strandseen oder Albufera (s. d.) in Valencia und Murcia und in Andalusien, nordwestlich von der Straße von Gibraltar die Laguna de la Janda, von 26 km Umfang.
Von den Schiffahrtskanälen sind bemerkenswert der Kaiserkanal oder Kanal von [* 12] Aragonien (s. Ebro) und der 210 km lange Castilische Kanal (s. d.). Die Gesamtlänge aller schiffbaren Kanäle und Flußstrecken beläuft sich auf 690 km. Von großer Bedeutung sind die zahlreichen Bewässerungskanäle, von denen die staunenswertesten von den Mauren herstammen. Besonders hervorzuheben sind die Systeme in Valencia und Murcia, wo mit Hilfe der perennierenden Flüsse die herrlichen Huertas (Gärten) von Castellon de la Plana, Segorbe-Sagunto, Valencia, Alberique-Sueca, Elche, Murcia-Orihuela befruchtet werden. Die meisten Trinkwasserleitungen rühren von den Römern her; die großartigste jedoch, ein Werk der Neuzeit, ist der Kanal de Isabel II., welcher, 1851-59 hergestellt, das Wasser des Lozoyaflusses vom Guadarramagebirge, 70 km weit, nach Madrid [* 13] führt.
Sehr zahlreich sind die Mineralquellen (1500 an Zahl). Von den untersuchten Quellen ist die kälteste die Fuente de Lapiorta (6° C.) in Guipuzcoa, die heißeste die Fuente de Leon (70° C.) zu Caldas de Mombuy in Catalonien. (S. Caldas.)
Jundt - Jupiter

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Klima.Das Klima ist im allgemeinen das der wärmern gemäßigten Zone und hat hinsichtlich der Regenverteilung den Charakter der Mittelmeerregion. Infolge der eigenartigen Bodengestaltung zeigt aber S. größere Kontraste als irgend ein anderes europ. Land. Eine Linie, welche das Land von NW. nach SO. schneidet, etwa von La Coruña über Madrid nach Alicante, berührt drei nach Bodengestaltung, Klima [* 14] und landwirtschaftlichen Produkten grundverschiedene Gebiete. Dort an der galicischen Küste herrscht Seeklima mit milden Wintern und verhältnismäßig kühlen Sommern, mit reichen über das ganze Jahr verteilten Niederschlägen, so daß künstliche Bewässerung nicht nötig ist.
Sobald jedoch die vom Atlantischen Ocean kommenden Regenwinde die hohen Gebirgskämme an der Nord- und Nordwestgrenze des innern Plateaus überschritten haben, sind sie trocken und bringen den weiten Hochflächen nur in der kältern Jahreszeit und nur ein geringes Maß von Niederschlägen. Das Klima hat kontinentalen Charakter, wie er auch in Madrid zum Ausdruck kommt. Und wie zwischen Winter und Sommer, so zeigen sich auch während des Winterhalbjahrs die Temperaturgegensätze zwischen Tag und Nacht groß, mit Differenzen von 15 bis 20° C. Von den hohen Randgebirgen im N. und NO. des großen Plateaus sowie dem castil.
Winde (Maschine)

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Winde.Scheidegebirge in der Mitte, welche mindestens 5-6 Monate lang beschneite Kuppen aufweisen, wehen nachts rauhe, kalte Winde [* 15] über die weiten, baumlosen Hochflächen, auch wenn im Sonnenschein des Tages die Temperatur ansehnlich stieg. Aus dem neucastil. Tafellande gelangen die vom Atlantischen Ocean kommenden West- und Nordwestwinde über die Ostgrenze, das iberische Gebirgssystem, nach Valencia und Murcia, und zwar noch trockner, weil wärmer, als zuvor. Die geringe Niederschlagsmenge ist ganz auf die kältere Jahreszeit beschränkt, aber mit Hilfe künstlicher Bewässerung kann man in dem subtropischen Klima, welches hier herrscht, ebenso wie auf der Südseite des penibetischen Gebirgssystems das ganze Jahr hindurch säen und ernten, da hier Eis [* 16] und Schnee [* 17] höchst seltene Erscheinungen sind. Am regenreichsten, mit 800-1500 mm jährlichem Niederschlag, ist die Nordwestecke der Iberischen Halbinsel, die cantabrische Küste und das Gebiet der Pyrenäen, am regenärmsten Leon zu beiden Seiten des Duero, wo Salamanca und Zamora nur 275 mm aufweisen, die aragonische Steppe, wo Saragossa [* 18] mit 330 mm, Valencia und Murcia und insbesondere Alicante mit 254 mm, die Mancha mit 400 mm. In den regenarmen Gebieten giebt es im Sommer viele wasserfreie Flußbetten, die sog. Ramblas.
Wenn aber ein heftiger Gewitterregen gegen Ende desselben einsetzt und das Wasser von den nackten, steilen Bergmassen hinuntereilt, füllen sich dieselben in kürzester Zeit und es wälzen sich lehmfarbige trübe Fluten über den Sand und Schotter, über den noch kurz zuvor Fuhrwerke und Herden geführt wurden. Perennierende Flüsse, wie der Segura, überschreiten bei längerm heftigem Regen in solchen Gebieten leicht ihre Ufer und vernichten mühsam hervorgerufene Kulturen.
Spanien (Pflanzen- und

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Seite 65.85.Mit Einschluß der Hochgebirge liegen die mittlern Jahrestemperaturen S.s zwischen 20° und 0° C. Die Isotherme von 20° hält sich südlich des penibetischen Gebirgssystems unter 100 m Meereshöhe und beginnt westlich von Motril, berührt Torrox, Velez Malaga, Malaga, [* 19] Marbella, den untern Rio [* 20] Tinto, Huelva und Ayamonte. Die Isotherme von 16° C. steigt bis 500 m Höhe empor und berührt viele Orte, so Barcelona, [* 21] Jaen, Coimbra. Die Isothermenzone von 12° C. hält sich in 50-1000 m Höhe. Unter ihr liegen Escorial, Valladolid und Oviedo, zwischen ihr und der von 16° fast alle Hochebenen. ¶
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Unter den S. eigentümlichen Winden [* 23] sind der Gallego, ein schneidender Nordwind, der über Galicien herkommt, und der Solano, der span. Sirocco, zu erwähnen. Erdbeben [* 24] sind besonders im Süden von Valencia, Murcia und Granada häufig.
Pflanzen- und Tierwelt. Die Flora beginnt mit den Laub- und Nadelwaldungen der Pyrenäen (s. d.), im N. an Mitteleuropa anschließend; aber die Buche erreicht schon nicht mehr das Ebrogebiet südlich vom 42.° nördl. Br. und verliert sich im obern Duerogebiet. Hier wird sie auf dem nördl. Tafelland durch die immergrüne Eiche (Quercus ilex L.) und Pinie ersetzt, und etwas weiter südlich folgt die unbestrittene Kulturzone der Olive, zu welcher Feigen- und Mandelbaum sich gesellen.
Die Mittelmeerflora erreicht in Andalusien und Granada in der Mannigfaltigkeit der immergrünen Gebüsche (Maquis) mit ebensolchen Eichen, darunter die Korkeiche, ihre höchste Entwicklung, und hier bedeckt auch Zwergpalmengestrüpp weite Ebenen am Guadalquivir, während andererseits die Sierra Nevada auf ihren obern Matten («Borreguiles») eine Anzahl Alpenpflanzen eigener Art besitzt. Nicht unbedeutende Flächen sind von Steppen eingenommen.
Abgesehen von der neucastil. Steppe im Duerobassin (in der Nähe von Valladolid) und einer Menge kleinerer erstreckt sich eine Litoralsteppe aus der Gegend von Alicante bis gegen Almeria hin und begreift einen großen Teil von Südvalencia und Murcia in sich. Die granadinische Steppe nimmt einen großen Teil des östl. Plateaus der Terrasse von Granada ein. Die bätische Steppe in Nordandalusien erstreckt sich zu beiden Seiten des Genil von Estepa und Osuna nordwärts bis Aguilar.
Die aragonische Steppe im Ebrobassin, die größte von allen, ist gegen 280 km lang und 74-90 km breit. Es sind diese Steppen mit ihrer mehr afrik. oder asiat. als europ. Physiognomie teils durch unvernünftige Entwaldung, durch Kriegsverheerungen und jahrhundertlanges Brachliegen, durch Verdorren und Verangern aus ursprünglich kulturfähigen Landstrichen hervorgegangen, teils aber auch ursprüngliche oder Salzsteppen. Die erstern sind meist mit dem nützlichen Esparto (s. d.), die letztern mit dünn umhergestreuten, büschelförmig wachsenden, fleischigblätterigen Halbsträuchern bedeckt, zum Teil auch von Salzbächen und Salzlagunen durchfurcht, deren Wasser oft so stark gesalzen ist, daß ihre Ufer, ja ihre Oberfläche im hohen Sommer sich mit dicken Krusten krystallisierten Salzes belegen. Große Verwandtschaft mit diesen Salzsteppen haben die Strandsümpfe und salzhaltigen Sumpfniederungen (Marismas) mehrerer Gegenden, namentlich die Marisma längs des linken Guadalquivirufers zwischen Utrera und San Lucar de Barrameda.
Europa. Fluß- und Gebi

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Europa.Die Fauna ist reich an merkwürdigen, sonst in Europa [* 25] nicht weiter anzutreffenden Tieren. So bewohnt den Felsen von Gibraltar der einzige europ. Affe, [* 26] in den Pyrenäen lebt eine merkwürdige große amphibische Spitzmaus (Myogale pyrenaica Geoffr.) und im Süden eine Viverra (Herpestes Widdringtoni Gray). In den Pyrenäen finden sich Gemsen (die Isard genannte Rasse), Steinböcke treten hier gleichfalls, aber auch in den Mittelgebirgen auf und in den höhern Bergen [* 27] des Südens der Moufflon.
Bär, Wolf, Luchs (eine eigene Rasse), Wildkatze finden sich gleichfalls in den Gebirgen, besonders den Pyrenäen. Eine Blauelster (Cyanopica melanocephala Less.), der rothalsige Ziegenmelker (Caprimulgus russicolis Temm.), das Laufhühnchen (Turnix sylvatica Desf.), das Sandflughuhn (Pterocles alchata L.), der Wüstenläufer (Cursorius gallicus Gm.) sind hoch charakteristische Vögel. [* 28] Mehrere Schlangen [* 29] und Eidechsen, [* 30] darunter das Chamäleon, betreten nur hier europ. Boden und einige Salamanderformen (Bradybates ventriorsus Ich., Pleurodeles Waltlei Dum. et Bibr., Chioglossa lanatica Borb. de Bosc.) leben bloß auf der Iberischen Halbinsel. Auch sehr zahlreiche Insektenformen sind namentlich in den Pyrenäen ausschließlich spanisch oder es sind afrik. Formen, die den Süden Europas bloß hier bewohnen. Trockenheit liebende Schnecken [* 31] sind sehr häufig. In der Tajomündung lebt eine große Süßwassermeduse.
Die Bevölkerung belief sich beider ersten Zählung von 1787 auf 10 409 879 und bei der letzten (Ende 1887) auf 16 956 134 oder mit Einschluß der Balearen (312 593 E.), Canaren (291 625 E.) und der Besitzungen an der Nordküste Marokkos (5280 E.) auf 17 565 632. Es ergiebt sich hieraus eine Vermehrung von nur 69 Proz. in hundert Jahren und (1887) eine Dichtigkeit von nur 35 E. auf 1 qkm. Die Zunahme seit 1877 beträgt nur 0,47 Proz. jährlich. 1892 wurde die Bevölkerung auf 17 974 323 berechnet. Am schwächsten bevölkert sind die Inlandprovinzen des span. Tafellandes.
Sevilla [unkorrigiert]
![Bild 64.895: Sevilla [unkorrigiert] Bild 64.895: Sevilla [unkorrigiert]](/meyers/thumb/64/64_0895.jpeg)
* 32
Sevilla.
Besser bevölkert sind die Küstenprovinzen, zumal die nördlichen (s. S. 89 a). Bei Barcelona, und noch mehr bei der Provinz
Madrid ist die Dichtigkeit nur der Bevölkerungszunahme der beiden Hauptstädte zuzuschreiben. Auf Madrid mit 470 283 (1892: 499 270)
E. und Barcelona mit 272 481 E. folgen die Städte Valencia mit 170 763, Sevilla
[* 32] 143182, Malaga 134 016,
Murcia 98 538, Saragossa 92 407, Cartagena 84 230, Granada 73 006, Cadiz
[* 33] 62 531, Valladolid 62 018, Jeres 61 708, Palma 60 514 E.
Von diesen sind Cadiz und Granada in ihrer Bevölkerung
[* 34] während der letzten 10 Jahre zurückgegangen,
ebenso die Provinzen Cadiz, Almeria, Teruel, Soria, Pontevedra.
Andere wiederum sind stehen geblieben, so Alava, Guadalajara, Lerida. Die ganze Bevölkerung, einschließlich der Balearen und Canaren, verteilte sich 1887 über 499 Gerichtsbezirke (Partidos judicales) mit 9287 Bürgermeistereigemeinden (Ayuntamientos) und 47 402 Ortschaften, worunter 169 alte Städte mit Vorrechten (Ciudades), das übrige gewöhnliche Städte (Villas), Dörfer (Lugares) und Weiler (Aldeas) sind. Über 1500 Orte liegen jetzt verödet. Dem Geschlecht nach zählte man 8 612 524 männl., 8 953 108 weibl. E., nach der Nationalität 17 516 049 geborene, 7188 naturalisierte Spanier und 42 395 Ausländer, darunter 18 480 Franzosen, 6755 Portugiesen, 5719 Engländer, 1826 Deutsche. [* 35] Sehr groß ist die Zahl der unehelichen Geburten.
Die jetzigen Bewohner sind in der großen Mehrzahl Nachkommen der keltiber. Ureinwohner, zu denen frühzeitig an der Süd-
und Ostküste phöniz. und karthagenische Beimischungen, später aber überall so bedeutende röm.
Elemente kamen, daß mit Ausnahme der Basken alles romanisiert wurde. Mit der Völkerwanderung traten german.
Elemente (d. h. vandalische in Andalusien, suevische im Nordwesten und gotische in den übrigen Landesteilen) hinzu, deren
Beimengung sich am meisten in den nordöstl. Gebirgen und in den Ebenen Mittelspaniens
zeigt, während im Süden vorzüglich
die noch spätere Beimischung arab. Blutes sichtbar ist.
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