Hômer
,
jüd. Getreidemaß, s. Chômer.
Homburg (Prinz von) -
Homer
3 Seiten, 2'221 Wörter, 15'442 Zeichen
Hômer,
jüd. Getreidemaß, s. Chômer.
Homer
Troja
* 2
Troja. (grch.
Hómeros), der an der
Spitze der griech. Litteratur stehende Dichtername. Mit Ausnahme einiger
Grammatiker,
der sog. Chorizonten, hielten die Alten allgemein einen Dichter dieses
Namens für den Verfasser der beiden großen
Heldengedichte
Ilias, worin Scenen aus dem Kampfe der Griechen und
Trojaner um
Troja,
[* 2] im Mittelpunkt der Zorn des
Achilleus,
und Odyssee, worin die Irrfahrten, die endliche Heimkehr und die
Rache des Odysseus an den Freiern seiner treuen Gattin Penelope
geschildert werden. In älterer Zeit schrieb man dem Homer
noch einzelne Gedichte des sog.
epischen Cyklus (s.
Cyklische Dichter) sowie ein komisches Gedicht «Margites» (s. d.);
ferner den «Froschmäuseler» (die
Batrachomyomachia, s. d.) und zahlreiche
Hymnen zu, von denen noch eine 5 größere
und 28 kleinere
Stücke enthaltende Sammlung erhalten ist.
Was über die
Person des Homer
berichtet wird, ist durchaus sagenhaft. Eine ganze Anzahl von
Städten (nach der gewöhnlichen
Tradition sieben: Smyrna, Rhodos,
Kolophon,
Salamis, Chios,
Argos, Athenä) stritt sich um die Ehre, seine
Geburtsstätte zu sein. Den am besten begründeten
Anspruch scheint Chios zu haben. Doch kann es sich hierbei nicht sowohl
um den Geburtsort
H.s als nur um die
Heimat der Homer
ischen Gedichte handeln, da die
Annahme, daß ein einzelner Dichter die
beiden Epen, Ilias und Odyssee, oder auch nur das eine von beiden, in der uns vorliegenden oder einer
wenig davon verschiedenen Gestalt etwa in der
Weise gedichtet habe, wie
Virgil seine Äneide dichtete, nicht haltbar ist.
Aus dem
Altertum sind vorzügliche Marmorköpfe des bereits im 4. Jahrh.
v. Chr. ausgebildeten Homer
typus erhalten; so in Neapel
[* 3] (s.
Tafel:
Griechische Kunst III,
[* 1]
Fig. 2),
Rom,
[* 4]
London
[* 5] und Sanssouci. Sie unterscheiden sich besonders durch die Neigung des
Hauptes.
Homer (griech. Dichter
* 6
Seite 59.330. Die Homer
ischen Epen sind aus einzelnen
Teilen (Liedern), die sowohl gleichzeitig neben-, als auch zu verschiedenen
Zeiten
nacheinander von verschiedenen
Personen gedichtet wurden, zusammengefügt worden. (S. Epos.)
Wann diese Epen
zum erstenmal in einer schließlichen Redaktion zusammengefaßt und niedergeschrieben wurden, ist ungewiß.
Daß
Pisistratus
durch eine litterar.
Kommission von vier Männern die einzelnen
Stücke beider Epen zu zwei großen Ganzen habe zusammenfassen
und redigieren lassen, ist eine durch Mißverständnisse erzeugte Legende; wahrscheinlich hat er nur irgend welche Vorschriften
bezüglich des Vortrags der Gedichte durch die Rhapsoden am Panathenäenfest gegeben. Zu
Aristoteles'
Zeit hatten Ilias und Odyssee durch die Thätigkeit der sog. Diaskeuasten (s. d.)
im wesentlichen schon die Gestalt erhalten, in der sie auf uns gekommen sind. Diese wurde mehr und mehr befestigt durch die
kritische Thätigkeit der
Alexandriner, des Zenodot,
¶
des Aristophanes von Byzanz und vor allen des Aristarchus (s. d.). Diese Gelehrten suchten nach den besten Ausgaben und den durch
eigene Beobachtung gefundenen Regeln Sprache
[* 7] und Versbau des Homer
kritisch festzustellen und nach einem von ihnen selbst gebildeten
kritisch-ästhetischen Kanon das Unechte vom Echten zu sondern. Die mit den kritischen Zeichen versehene
Ausgabe des Aristarch verschaffte sich bald maßgebende Geltung, und seine in verschiedenen Schriften niedergelegten Homer
ischen
Studien wurden weiter ausgeführt durch zahlreiche unmittelbare und mittelbare Schüler, unter denen Aristonicus, Didymus,
Nikanor und Herodianus (s. d.) die bedeutendsten sind.
Weniger ist man über die Homer
ischen Studien der Pergamenischen Schule (des Krates von Mallos) unterrichtet.
Die Schriften der genannten Kritiker bilden die Grundlage der Scholien zur Ilias, die in dem berühmten Codex der Bibliothek
von Venedig
[* 8] erhalten und von Villoison zuerst bekannt gemacht worden sind (Vened. 1788). Eine
Ausgabe sämtlicher Scholien unternahm I. ^[Immanuel] Bekker (2 Bde., Berl. 1825), eine
neuere Dindorf (4 Bde., Lpz.
1875-77), fortgesetzt von Maaß (2 Bde., Oxford
[* 9] 1888). Weniger
reichhaltig sind die Scholien zur Odyssee (hg. von Dindorf, 2 Bde.,
Lpz. 1855). Auch sind Kommentare zu Ilias und Odyssee aus der byzant. Zeit von Eustathius (s. d.)
erhalten.
Florentiner Konzil - F
* 10
Florenz.Im Abendlande war Homer während des Mittelalters so gut wie vergessen. Erst mit dem Wiedererwachen der humanistischen Studien und der Verbreitung der Kenntnis griech. Sprache und Litteratur im Abendlande begann wieder das eifrige Studium H.s, dessen erste gedruckte Ausgabe von Demetrius Chalkondylas in Florenz [* 10] (1488) erschien. Der aus dem Altertum überkommene Glaube an einen persönlichen Homer, der mit bewußter Kunst die beiden großen Epen allein gedichtet habe, wurde nach manchen vereinzelten Zweifeln Früherer zuerst wissenschaftlich bekämpft von F. A. Wolf (s. d.) in seinen berühmten «Prolegomena ad Homerum» (Bd. 1, Halle [* 11] 1795; neuer Abdruck, ebd. 1859 und Berl. 1873; 2. Aufl. 1876; vgl. auch Volkmann, Geschichte und Kritik der Wolfschen Prolegomena, Lpz. 1874). Er stellte die Ansicht auf, an jedem von den beiden Epen seien mehrere Dichter nacheinander thätig gewesen; einer habe das Liedergewebe begonnen und andere hätten es fortgesetzt; alles sei nur im Gedächtnis festgehalten und Jahrhunderte hindurch mündlich fortgepflanzt worden, bis Pisistratus die Gesänge aufschreiben und die einzelnen Teile zu den beiden großen Epen vereinigen ließ.
Schreiberhau - Schreib
* 12
Schreibkunst.Wolf faßte fast nur die äußern Zeugnisse, die Nachrichten der Alten über die Gedichte, die geschichtlichen Zeugnisse über das Alter der Schreibkunst [* 12] bei den Hellenen u. dgl. ins Auge, [* 13] und es hat sich herausgestellt, daß diese keinen irgend zuverlässigen Aufschluß über den Ursprung der Homerischen Gedichte gewähren können. Nach Wolf wandte sich die Forschung mehr der innern Seite der Homerischen Frage zu, indem man aus dem Inhalt der Gedichte, namentlich aus den fachlichen Widersprüchen, den Wiederholungen und den sonstigen Unebenheiten der Komposition, in neuerer Zeit namentlich auch aus der Sprachform und dem Versbau Anhaltspunkte für die Bestimmung der Entstehungsweise der beiden Epen zu gewinnen trachtete. Hierher gehören die Homerischen Arbeiten von Lachmann, G. Hermann, Nitzsch, Grote, Köchly, Bergk, Kirchhoff, Christ, von Wilamowitz u. v. a.
Daß diese Schriften die Frage wirklich gelöst hätten, kann nicht behauptet werden. Nur ungefähr Folgendes ist bis jetzt wahrscheinlich gemacht. In einem Zeitalter, wo das Griechenvolk die Schrift zwar vielleicht schon kannte, aber noch nicht zur Aufzeichnung von Dichtungen verwendete, hat es epische Lieder gegeben, in denen Kämpfe von griech. Helden gegen Barbaren besungen wurden. Mit der Heldensage verband sich Göttersage, später auch das Volksmärchen (Abenteuer des Odysseus).
Griechenland
* 14
Griechenland.Äolische und ion. Stämme brachten bei ihrer Wanderung von Griechenland [* 14] nach Kleinasien diese Heldenlieder dorthin. Die Kolonisationskämpfe gaben der Sage neue Nahrung und wesentliche Züge kamen neu hinzu. Indem die Lieder speciell bei den Ioniern mehr und mehr Verbreitung und Pflege fanden, wurde ihre Sprachform, die anfangs die äolische gewesen war, allmählich in die ionische umgesetzt; doch blieb noch eine Reihe von Äolismen, besonders aus metrischen Gründen, zurück.
Die Kunst des epischen Gesanges konnte zunächst von jedermann im Volke geübt werden. Allmählich aber bildete sich ein Sängerstand heraus, die Aöden (Phemios und Demodokos in der Odyssee). Die Lieder wurden anfangs singend und mit Lautenspiel vorgetragen; später kam das musikalische Element in Wegfall und es wurde nur recitiert, von den sog. Rhapsoden. Zu einer Zeit nun, als das epische Volkslied nicht mehr völlig flüssig war, als berufsmäßige Aöden oder Rhapsoden sich in der Regel schon an eine fest überlieferte Form des Liedes gebunden fühlten, kam einer auf den Gedanken, eine größere Anzahl von Liedern zu einer Einheit zusammenzufassen und zwar mit Benutzung der Schreibkunst.
Eine gewisse planmäßige Einheit war schon in den Einzelliedern vorhanden, indem die Sage etwas Zusammenhängendes war. Es mußte aber noch die künstlerische Abrundung des Ganzen hinzukommen. Der Epopöenverfasser benutzte die ihm bekannten Lieder ihrem überlieferten Wortlaut nach, doch mußte er vielfach einzelne Verse und ganze Versgruppen weglassen und wiederum neue, im Stil des Überlieferten, hinzudichten. Wie viel nun zu dieser Ur-Ilias und Ur-Odyssee im einzelnen später noch hinzukam, ist schwer zu sagen. Das meiste, was man als Beweis für eine schichtenweise Entstehung der beiden Epopöen als solcher vorgebracht hat, beweist nichts, weil es aus der Verschiedenheit der zu Grunde gelegten Einzellieder erklärt werden kann. Auch bleibt unsicher, ob Ilias oder Odyssee durch denselben Mann die Epopöengestalt erhalten haben; jedenfalls hat man aber die Odyssee mindestens für ein paar Jahrzehnte jünger als die Ilias zu halten.
Eine Übersicht über die in zahllosen Einzelschriften zerstreuten Forschungen geben: Friedländer, Die Homerische Kritik von Wolf bis Grote (Berl. 1852);
G. Curtius, Andeutungen über den gegenwärtigen Stand der Homerischen Frage (Wien [* 15] 1854);
Bonitz, Über den Ursprung der Homerischen Gedichte (5. Aufl., ebd. 1881);
Düntzer, Homerische Abhandlungen (Lpz. 1872);
ders., Die Homerischen Fragen (ebd. 1874);
Niese, Die Entwicklung der Homerischen Poesie (Berl. 1882);
R. C. Jebb, Homer, an introduction to the Iliad and the Odyssey (3. Aufl., Glasgow [* 16] 1888).
Homer (Winslow) - Home
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Seite 59.331.Auch die kritische Feststellung des Textes ist durch F. A. Wolf wesentlich gefördert worden, indem er die hauptsächlich aus den Scholien zu ermittelnde ¶
Textrecension des Aristarch als Norm aufgestellt hat. Nach dieser Norm ist auch die kritische Ausgabe der Ilias und Odyssee von La Roche (Lpz. 1867-76) sowie die von Arth. Ludwich (ebd. 1890 fg.) gearbeitet, während I. ^[Immanuel] Bekker in seiner letzten Ausgabe (Carmina Homerica, 2 Bde., Bonn [* 18] 1858) und Aug. Nauck in seinen Ausgaben der Odyssee und Ilias (Berl. 1874 u. 1877) den Versuch machten, darüber hinauszugehen, am weitesten A. Fick, Die Homerische Odyssee und Die Homerische Ilias in der ursprünglichen (d. h. äolischen) Sprachform hergestellt (Gött. 1883 u. 1886). Eine neue Ausgabe der Ilias (mit ausführlichen Prolegomena), die den Anforderungen der Textkritik und der «höhern» (d. h. Individual-)Kritik zu genügen sucht, hat W. Christ unternommen (Lpz. 1884); unter den Textausgaben ist die von W. Dindorf (mit den scharfsinnigen Abhandlungen von Sengebusch, 4. Aufl., 2 Bde., ebd. 1873), die von van Leeuwen und Mendes da Costa (Ilias, 2 Bde., Leid. 1887-89; Odyssee, 2 Bde., ebd. 1890-92), unter den Schulausgaben sind die von Faesi-Franke (Ilias, 4 Bde., 6. bez. 7. Aufl., Berl. 1880-88), ferner Faesi-Hinrichs-Renner (Odyssee, 7. bez. 8. Aufl., ebd. 1884-87) und Ameis-Hentze (Ilias, 4. Aufl., Lpz. 1889; Odyssee, 8. bez. 9. Aufl., ebd. 1889-90) hervorzuheben.
Zum sprachlichen und sachlichen Verständnis H.s dienen besonders folgende Schriften: Nitzsch, Erklärende Anmerkungen zu H.s Odyssee (3 Bde., Hannov. 1826-40);
Nägelsbach, Anmerkungen zur Ilias (3. Aufl., bearbeitet von Autenrieth, Nürnb. 1864);
Döderlein, Homerisches Glossarium (3 Bde., Erlangen [* 19] 1850-58);
Buttmann, Lexilogus (2 Bde.: Bd. 1, 4. Aufl., Berl. 1865; Bd. 2, 2. Aufl., 1860);
Buchholz, Die Homerischen Realien (3 Bde., Lpz. 1871-85; 2. Aufl. 1887);
Nägelsbach, Homerische Theologie (3. Aufl., hg. von Autenrieth, Nürnb. 1884);
Helbig, Das Homerische Epos aus den Denkmälern erläutert (2. Aufl., Lpz. 1887);
Schuchhardt, Schliemanns Ausgrabungen in Troja, Tiryns, Mykene, Orchomenos, Ithaka im Lichte der heutigen Wissenschaft (2. Aufl., ebd. 1891);
Ebeling, Lexicon Homericum (2 Bde., ebd. 1885);
van Leeuwen und Mendes da Costa, Der Dialekt der Homerischen Gedichte (übersetzt von Mehler; ebd. 1886);
Monro, A grammar of the Homeric dialect (2. Aufl., Oxford 1891);
Vogrinz, Grammatik des Homerischen Dialekts (Paderb. 1889);
W. Schulze, Quaestiones epicae (Gütersloh 1892);
A. Gehring, Index Homericus (Lpz. 1891).
Präeminenz - Prag
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Prag.Neuere Ausgaben der Homerischen Hymnen haben Baumeister (Lpz. 1860), Gemoll (ebd. 1886) und Abel (Lpz. und Prag [* 20] 1886) geliefert.
Von deutschen Übersetzungen sind zu nennen die von Voß (zuerst, 4 Bde., Altona [* 21] 1793; zuletzt mit Einleitung von J. ^[Jakob] Mähly, Stuttg. 1883), von Donner (2 Bde., Stuttg. 1855-59; 3. Aufl. 1874), von W. Jordan (Odyssee, Frankf. a. M., 2. Aufl. 1889; Ilias, 1881), von Ehrenthal (4 Bde., Lpz. 1865 u. 1879); in Prosa von Minckwitz (2 Bde., 2. Aufl., ebd. 1864).
Winslow, amerik.
Genremaler, geb. zu Boston, [* 22] bildete sich selbst in Boston und Neuyork, [* 23] machte den Sklavenkrieg als Zeichner mit und trat namentlich durch die meisterhafte, entschieden realistische Darstellung des Lebens seiner Heimat hervor, sodaß er als einer der originellsten Künstler der Vereinigten Staaten [* 24] bezeichnet werden kann. Er malt neben Genrescenen koloristisch fein empfundene Landschaften von gesundem, derbem Realismus.