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bestellen, veranlaßte zumeist die gräßliche Hungersnot von 1869 bis 1872, welche dem Land ca. 1½ Mill. Menschen raubte. Dafür produziert freilich Persien [* 2] 1881: 8000 Pikuls (480 engl. Tons) Opium, und Schah, Beamte und Händler erzielten damit hohen Gewinn. Häntzsche rechnet in Persien 10 Proz. bebautes Land, 10 Proz. Wiesen und Weiden, 5 Proz. Wald und 75 Proz. Brache, Wüsten, Felsen etc. Über die Produkte des Landbaues s. oben. Dabei ist aber infolge des Steuerdrucks von einem wohlhabende Bauernstand nicht die Rede, und nur die mäßige Lebensweise, verbunden mit der Wohlfeilheit aller Bedürfnisse, läßt den landbauenden Tadschik auskommen.
Von den Mineralien [* 3] werden nur etwas Eisen, [* 4] Blei, [* 5] Kupfer, [* 6] Arsen, Türkise etc. in der primitivsten Weise ausgebeutet. In den mechanischen Künsten ist Persien ebenfalls zurück, und die Fabrikation einiger früher berühmter Industrie- und Luxusartikel (Kupfergeräte, Filigranarbeiten, damaszierte Waffen, [* 7] Fayencen, Shawls, Teppiche) geht unter dem Einfluß der europäischen Importwaren sichtlich zurück. Der Handel hat sich trotz der großen Vorliebe der Perser für kommerzielles Bazarleben nur in sehr unbedeutenden Maß entwickelt.
Die zerrütteten innern Verhältnisse des Reichs, die Unsicherheit des Eigentums und der Person, der Mangel an Kapital und Arbeitskraft, an schiffbaren Flüssen und Seehäfen, die geringe Ermutigung, welche der Gewerbthätigkeit von oben her zu teil wird, die schlechte Verwaltung der Staatseinkünfte, die hohen Binnenzölle, die Schwierigkeit des Transports auf den schlechten Landstraßen (Personen und Waren müssen beim Mangel aller Wagen auf Pferden, Kamelen und Maultieren transportiert und auf jeder Haltestation umgepackt werden): alles dies ist dem Aufblühen des Handels sehr hinderlich. Der Hauptbetrieb des Handelsverkehr ist meist in den Händen der Armenier und der Parsen. Seit dem zwischen Rußland und Persien im Frieden von Turkmantschai abgeschlossenen Vertrag haben auch andre europäische Mächte mit Persien Handelsverträge abgeschlossen (das Deutsche Reich [* 8] am und die Ausfuhr persischer Stoffe und Erzeugnisse nach Europa [* 9] hat sich bedeutend gehoben.
Sie geschah zuerst über Astrachan und Tiflis, seit Entwickelung der Dampfschiffahrt auf dem Schwarzen Meer jedoch vermittelst großer Karawanenzüge, die sich von Tebriz über Erzerum nach Trapezunt, das sich zum Stapelplatz für den europäisch-persischen Warenaustausch emporgeschwungen, bewegten. Jetzt; nachdem Rußland die Bahn von Poti am Schwarzen Meer nach Tiflis gebaut hat, ist auch die Straße Trapezunt-Tebriz fast ganz verödet, und Poti ist an die Stelle von Trapezunt getreten.
Genaue statistische Angaben über Ein- und Ausfuhr fehlen. Für 1880 schätzte man die gesamte Handelsbewegung, vom Export nach O. und NO. abgesehen, auf 332 Mill. Frank; Aus- und Einfuhr werden sich jetzt ungefähr die Wage [* 10] halten. Die Hauptexportartikel sind: Rohseide, Seidenabfälle, Tabak, [* 11] Opium, Teppiche, Shawls, Felle, getrocknete Früchte, Baumwolle, [* 12] Kaviar und Hausenblase;
die Haupteinfuhrartikel: Webstoffe (namentlich Baumwollwaren), Tuch, Schuhwaren, Stahlwaren, Waffen, Hausgeräte, Stearinlichte, Zucker; [* 13]
Papier, Thee, Roheisen und Kupfer.
Als wichtigster Handelsplatz Persiens ist Tebriz, an der Karawanenstraße nach Trapezunt und Tiflis, außerdem vom Kaspischen Meer aus leicht erreichbar, zu erwähnen. Rescht, Barfurusch, Astrabad, Ispahan, Schiraz, Jezd, Kirman und Meschhed sind Handelsplätze zweiten Ranges; Teheran, die Landeshauptstadt, ist für den Handel von untergeordneter Bedeutung. Der europäische Handel hat seinen Hauptsitz in Buschir. Der persische Kaufmann zeichnet sich durch Thätigkeit und Unternehmungsgeist aus und weilt des Handels wegen oft jahrelang in fernen Ländern (am meisten in Tiflis, Nishnij Nowgorod und Konstantinopel). [* 14]
Bankrotte sind selten. Die Regierung erhebt als Zoll sowohl für die Einfuhr als Ausfuhr faktisch 2½-3 Proz. ad valorem; ihre Pachter lassen nämlich mit sich handeln und ermäßigen die je nach der Nationalität der Kaufleute verschieden hoch festgesetzten Zölle. Von europäischen Mächten sind das Deutsche Reich, Rußland, Frankreich, England, Österreich, [* 15] die Türkei, [* 16] Italien, [* 17] die Niederlande [* 18] und die Vereinigten Staaten [* 19] von Amerika [* 20] in Persien durch Gesandtschaften und Konsulate vertreten.
Von Wichtigkeit für den Verkehr sind mehrere von Engländern errichtete Telegraphenleitungen, deren Hauptlinien von Tiflis nach Ispahan, Schiraz und an den Persischen Golf (von da weiter nach Indien) führen (persischer Regierungstelegraph 3191 engl. Meilen lang mit 77 Stationen, englischer Regierungstelegraph 735 Meilen lang mit 13 Stationen; Telegraph [* 21] der indoeuropäischen Gesellschaft 415 Meilen lang). Auch Briefpostverbindungen, an denen es bisher noch gänzlich fehlte, sind (seit. 1874 in 16 Postlinien mit 74 Büreaus) von österreichischen Beamten errichtet, sind aber unzuverlässig. Das 1879 angeführte Münzsystem schließt sich angeblich der Frankwährung an; geprägt werden in Gold [* 22] der Toman und Halbtoman (= 10 und 5 Frank), in Silber der Kran [* 23] und Doppelkran (= 1 u. 2 Fr.) und 5-Schahistücke (= 25 Cent.), in Bronze [* 24] der Schahi und Doppelschahi (= 5 u. 10 Cent). In der That aber sind diese Münzen [* 25] sämtlich unterwertig geprägt worden. Die Wegentfernung wird nach Farsang oder Fersech (= 6,7 km) berechnet.
Staatliche Verhältnisse.
Die Regierung ist in den Händen des Schahs (jetzt Nassreddin, geboren Juli 1831, regiert seit September 1848), und dieser, mit dem vollen Titel: »Schah in Schah (König der Könige), dessen Banner die Sonne [* 26] ist, der heilige, erhabene und große Monarch, der unumschränkte Herrscher und Kaiser aller Staaten von Persien«, regiert rein despotisch. Ihm zur Seite stand früher, mit der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten betraut, der Sadrazam. Seit aber ist durch den jetzigen Schah dies Amt abgeschafft und ein Staatsministerium eingesetzt, das aus neun Mitgliedern (Premier, für Äußeres, Inneres, Finanzen, Heerwesen, Hof [* 27] und Zölle, Unterricht und Handel, Presse, [* 28] Künste und Gewerbe) gebildet ist.
Der Staatsrat (Medschlissi schura), zu dessen Mitgliedern die Prinzen und die Minister gehörten, wurde 1875 fast ganz aufgehoben. Jedem größern Landesteil ist ein Hakim vorgesetzt, der meist aus der Königsfamilie stammt. Große Städte sind einem Kelanter (Polizeichef) und einem Darogha (Marktmeister), jeder Stadtteil und jedes Dorf einem Kedchuda unterstellt. Das Volkswohl und allgemeine Beste hat indessen keiner von allen diesen Beamten im Auge. [* 29] Jeder sucht vielmehr nur das Seine, und je mehr er nach obenhin leisten muß, desto mehr sucht er sich durch Bedrückungen und Erpressungen an seinen Untergebenen zu entschädigen. Die Rechtspflege gründet sich, wie bei allen Moslems, auf den Koran. An ihrer Spitze steht in jedem Landesteil ein Scheich ul Islam als Hakim i Schera, d. h. Richter des geschriebenen Gesetzes oder des aus dem Koran abgeleiteten Rechts, welchem gegenüber das Urf oder das Herkommensrecht steht, wonach dann der Hakim ganz willkürlich entscheidet. Die ¶
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meisten Hakim haben Recht über Leben und Tod; andre können nur mit Schlägen, Verstümmelungen oder Gefängnis bestrafen. Der Scheich ul Islam hat noch eine Anzahl Kadi als Einzelrichter unter sich. Bestechung findet leicht und oft statt. Die Einkünfte des Schahs erwachsen ordentlicherweise aus der Grundsteuer (Mal i Diwan) und aus Zöllen. Jene wird teils in Geld, teils in Produkten bezahlt, und die Eintreibung derselben hat der Kedchuda zu besorgen. Die Güter zahlen nominell ⅕, in der That aber ⅓ des Ertragswerts; was über ⅕ hinausgeht, bleibt in den Händen der Steuererheber.
Wer Kronland bebaut, zahlt die Hälfte des Ertrags. Wer eignen Boden besitzt, muß nicht bloß für das bebaute, sondern auch für das brach liegende Feld Steuer entrichten, und wer mit der Steuer im Rückstand bleibt, geht des ganzen Grundstücks verlustig. Dazu kommt die unregelmäßige Steuer (Sadir Awariz), die bei Ausrüstung eines Heers oder unter irgend einem andern Vorwand ausgeschrieben wird und den Unterbeamten ganz besondere Veranlassung zu Erpressungen bietet.
Die ordentlichen Einkünfte der Regierung werden auf 45 Mill. Toman geschätzt, mögen jetzt aber stark heruntergegangen sein; die Ausgaben werden zu 4¼ Mill. Toman angenommen. Eine Staatsschuld besteht nicht, dagegen ein Schatz, in welchem an Gold, kostbarem Geschirr und Edelsteinen ca. 9 Mill. Toman sich befinden sollen, und in den auch die Überschüsse aus der Staatsverwaltung fließen. Das Heer, für welches seit 1875 die allgemeine Wehrpflicht mit zwölfjähriger Dienstzeit vom 20. Lebensjahr an eingeführt ist, ist teilweise von europäischen Offizieren eingeübt und besteht aus Fußvolk (Serbaz), Reiterei (Savareh) und Artillerie (Toptschi). Zu Anfang 1879 zählte es nominell 77 Regimenter Infanterie zu 800-1000 Köpfen, zusammen ca. 70,000 Mann;
79 Regimenter Kavallerie zu etwa je 400 Pferden, zusammen ca. 30,000 Pferde; [* 31]
20 Regimenter Artillerie von 13 Batterien zu 48 Geschützen, zusammen 5000 Mann mit 200 Geschützen;
ein Pionierregiment zu 500 Mann.
Neben diesen regulären 105,000 Mann, von denen aber kaum die Hälfte wirklich unter Waffen steht, gibt es noch 24 Bataillone Miliz von 250-500 Köpfen für den Gendarmerie- und Polizeidienst, zusammen ca. 10,000 Mann. Ein Teil der Truppen führt Chassepot-, ein andrer Werndl-Gewehre, die Artillerie Uchatius-Geschütze. Uniformiert ist das Heer neuerdings ganz nach österreichischem Muster. Die persische Fahne besteht aus einem dreieckigen, sehr langen Stück Seidenzeug, worauf ein Löwe gemalt ist, über dessen Rücken eine breite Sonne strahlt (s. Tafel »Flaggen«); [* 32] die Fahnenspitze bildet eine ausgestreckte Hand [* 33] von Silber. Der Schah bedient sich jedoch nicht dieses Wappens, sondern führt in seinem Siegel nur seine Namenschiffer. - Das Reich zerfällt administrativ in 9 Hakimnischin (Provinzen.), die wieder in Buluk oder Mehal (Kreise) [* 34] abgeteilt sind.
Jeder Provinz ist, wie schon erwähnt, ein Hakim vorgesetzt, der aber gewöhnlich in der Hauptstadt seinen Sitz hat, während er in der Provinz durch einen Wesir vertreten wird. Die Provinzen sind: Aserbeidschân, Ispahan (nebst Fars, Arabistan, Jezd, Irak Burudschird, Luristan, Kirmanschahan, Kurdistan, Bachtiar etc.), Chorasan mit Seïstan, Teheran (mit Gilan, Masenderan, Astrabad, Kaschan etc.), Chamseh, Kazwin, Hamadan, Kirman nebst Belutschistan und Semnan (mit Danghan und Schahrud). Hauptstadt des Reichs ist Teheran.
Vgl. außer den Reisewerken von M. Wagner (Leipz. 1852), Brugsch (»Reise der preußischen Gesandtschaft nach Persien«, das. 1862; »Im Lande der Sonne«, Berl. 1886), Petermann (Leipz. 1861),
Arnold (Lond. 1876),
Anderson (das. 1880): Polak, Persien (Leipz. 1865, 2 Bde.);
Khanikow, Ethnographie [* 35] de la Perse (Par. 1866);
Piggot, Persia ancient and modern (Lond. 1874);
»Eastern Persia: an account of the journeys of the Persian boundary commission 1870-72« von Goldsmid, Blanford u. a. (das. 1876, 2 Bde.);
»Aus Persien. Aufzeichnungen eines Österreichers« (von Postrat v. Riederer, Wien [* 36] 1882);
Stolze und Andreas, Die Handelsverhältnisse Persiens (Ergänzungsheft zu »Petermanns Mitteilungen«, Nr. 77, Gotha [* 37] 1885);
Wills, In the land of the lion and the sun (Lond. 1883);
Derselbe, Persia at it is (das. 1886);
Benjamin, Persia and the Persians (das. 1886).
Geschichte.
Die Perser gehören zu dem arischen (indogermanischen) Völkerstamm und bewohnten seit ältester Zeit den südwestlichen Teil des Hochlandes von Iran, die schöne und fruchtbare Landschaft Persis. Sie führten als Ackerbauer und Hirten, Jäger und Krieger ein abgehärtetes, mäßiges Leben und waren in zehn Stämme eingeteilt, unter denen die Pasargaden die vornehmsten waren. Sie verehrten gleich den übrigen Ariern Ahuramasda (Ormuzd) als ihren höchsten Gott, den Gott des Lichts und des Guten, dem Angramainyus (Ahriman), der Gott der Finsternis und des Bösen, feindlich gegenüberstand; die Sonne beteten sie als besondere Gottheit (Mithra) an, und das Feuer war ihnen namentlich heilig. Im 9. Jahrh. v. Chr. wurden sie zuerst von den Assyrern bekriegt und von Salmanassar II. (859-823) zur Zahlung eines Tributs gezwungen.
Sie blieben den Assyrern unterthan bis zu der Zerstörung des Reichs derselben. Die Erzählung Herodots von der Befreiung der Meder und der Unterwerfung der Perser durch den medischen König Phraortes (660) ist eine medisch-persische Sage, deren historischer Kern sich auf eine vereinigte Empörung der Meder und Perser unter Phraortes gegen die Assyrer 640 beschränkt, welche 633 niedergeschlagen wurde. Von 606 bis 558 bildeten die Perser unter der Herrschaft von Unterkönigen aus dem Geschlecht der Achämeniden einen Teil des medischen Reichs, bis Kyros den König Astyages stürzte und die Herrschaft von den Medern auf die Perser übertrug, ein Ereignis, welches schon früh von vielgestaltigen schönen Sagen umwoben und verdunkelt wurde.
Hiermit beginnt die Geschichte des altpersischen Reichs, das 558-330 bestand. Nachdem Kyros das ganze Hochland von Iran, besonders das kriegerische Volk der Saken, unterworfen hatte, zog er gegen den König Krösos von Lydien, den er nach der unentschiedenen Schlacht am Halys 548 in seiner Hauptstadt Sardes selbst gefangen nahm. Hierauf unterjochte Harpagos 546 die griechischen Städte an der Küste, und so ward ganz Kleinasien mit dem persischen Reich vereinigt. 538 eroberte Kyros Babylon und dehnte seine Herrschaft über das Euphrat- und Tigrisgebiet sowie ganz Syrien aus.
Nachdem er 529 im Kampf gegen die Derbikker seinen Tod gefunden, folgte ihm sein Sohn Kambyses, der 525 nach dem Sieg bei Pelusion das ägyptische Reich eroberte. Als er 522 aus Ägypten [* 38] nach Persien zurückkehrte, empfing er die Nachricht von einem Aufstand, den ein medischer Magier, Namens Gaumata, angezettelt hatte, indem er sich für den auf Kambyses' Befehl heimlich bereits vor dem ägyptischen Feldzug ermordeten Bruder desselben, Bardija (Smerdis), ausgab. Kambyses starb an einer durch unglücklichen ¶
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Zufall ihm zugefügten Verletzung, nachdem er den persischen Großen das Geheimnis der Ermordung seines Bruders mitgeteilt und den Betrug des Gaumata aufgedeckt hatte. Trotzdem behauptete sich derselbe, unterstützt von den Magiern, welche die Herrschaft wieder an die Meder bringen wollten, 7 Monate im Besitz des Königtums, bis er von dem Achämeniden Dareios und dessen Genossen in seiner Burg in Medien ermordet wurde.
Dareios bestieg nun 521 den Thron, [* 40] hatte aber mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, da fast alle Provinzen den Aufstand des Gaumata benutzt hatten, um sich von der persischen Herrschaft loszureißen. Indes gelang es Dareios durch Energie und Umsicht, alle Aufstände zu unterdrücken, auch Babylon nach langer Belagerung 518 wiederzuerobern und das wiederhergestellt Reich, welches ganz Vorderasien nebst Ägypten umfaßte, neu zu organisiert. Das Reich selbst war in 20 Statthalterschaften oder Satrapien eingeteilt, die außer einem nach ihrer Größe und ihrem Vermögen abgestuften Tribut und einer Anzahl Truppen noch bedeutende Naturallieferungen für den Hof und das Heer, namentlich bei einem Durchmarsch, zu leisten hatten.
Die Satrapen waren dem König unbedingten Gehorsam schuldig und wurden durch Späher, die »Augen« und »Ohren« des Königs, kontrolliert. Übrigens ließen die Perser den unterworfenen Völkern ihre Religion, ihre Sprache [* 41] und Sitten sowie auch ihre eigne innere Verwaltung. Die Residenz des Königs, Susa, wo er einen prachtvollen, kostspieligen Hofhalt hielt (15,000 Personen), war mit den entferntern Reichsteilen durch Kunststraßen und Posten verbunden. Durch den erfolglosen Zug gegen die Skythen 515 wurde Dareios in Kriege mit den Griechen verwickelt (s. Perserkriege).
Zwar eroberte er Thrakien und schlug einen Aufstand der kleinasiatischen Ionier (500-494) nieder; aber die große Unternehmung seines Schwiegersohns Mardonios scheiterte 492 am Berg Athos, und seine Feldherren Datis und Artaphernes wurden 490 bei Marathon von den Athenern entscheidend geschlagen. Hierauf bereitete Dareios einen Heereszug vor, zu welchem das ganze Reich drei Jahre rüstete, sollte aber seinen Zweck nicht erreichen. Ägypten fiel ab, und er mußte seine ganze Macht auf dessen Rückeroberung verwenden.
Der Tod ereilte ihn 485, und sein Sohn Xerxes erbte den Rachekrieg gegen Griechenland, [* 42] den er 480 mit einem ungeheuern Heer unternahm. In der Schlacht bei Salamis siegte jedoch abermals die Freiheitsliebe der Griechen, und Xerxes floh mit kläglichen Heerestrümmern zurück, um sich fortan dem Serailleben zu überlassen, während die Griechen allmählich die thrakische Küste, die Inseln zwischen Griechenland und Kleinasien und die Westküste Kleinasiens von der Perserherrschaft frei machten.
Von nun an war das Reich in merklichem Sinken begriffen: die Könige und auch das persische Volk entarteten durch Verweichlichung, Luxus und Wollust, und die Satrapen gewannen eine immer selbständigere Stellung. Xerxes ward 465 ermordet und hatte seinen zweiten Sohn, Artaxerxes I. Longimanus (»Langhand«),
zum Nachfolger. Derselbe dämpfte einen Aufstand in Baktrien, unterwarf 462-456 das abgefallene Ägypten wieder und beendigte die Empörung des Satrapen Megabyzos in Syrien durch Unterhandlungen. Er starb 425, und ihm folgte sein einziger legitimer Sohn, Xerxes II., auf dem Thron. Doch schon nach 54 Tagen ermordete ihn ein natürlicher Sohn des Artaxerxes, Sogdianos, der nun den Thron bestieg, 423 aber von einem andern unechten Sprossen des königlichen Stammes, Ochos, aus dem Wege geräumt wurde.
Ochos nahm als König den Namen Dareios II. Nothos an. Unter ihm bietet die Geschichte des Perserreichs nichts dar als eine Kette von Empörungen bald königlicher Prinzen, bald mächtiger Satrapen, bald unterworfener Völker, das Innere des Palastes aber alle Greuel des Seraillebens. Dareios II. starb 404. Ihm folgte sein ältester Sohn, Artaxerxes II. Mnemon. Derselbe schlug seinen Bruder Kyros den jüngern, der ihn mit einem Heer von 100,000 Mann, darunter 10,000 griech. Söldnern, vom Thron stoßen wollte, 401 bei Kunaxa und erlangte auch 387 im Frieden des Antalkidas die Herrschaft über die kleinasiatischen Griechen und einen maßgebenden Einfluß in Griechenland selbst wieder. So wurde das Dasein des alten Perserreichs zwar noch gefristet; die unterworfenen Fürsten und Völker, ja selbst die Zendstämme, sehnten sich jedoch nach Unabhängigkeit, und ein großer Aufstand, der sich über Syrien, Phönikien, Phrygien, Karien, Kappadokien, Kilikien, Pamphylien und Lykien verbreitete, ward nur mit Mühe unterdrückt.
Artaxerxes starb 359, worauf Ochos als Artaxerxes III. Ochos den Thron bestieg. Durch Geld und Verrat siegte derselbe über die rebellierenden Phöniker und Kyprier und fiel hierauf verwüstend und plündernd in Ägypten ein, das er 349 wieder zur persischen Provinz machte. 338 ward er von seinem Günstling, dem Eunuchen Bagoas, vergiftet und der jüngste von seinen Söhnen, Arses, nach Ermordung von dessen Brüdern auf den Königsstuhl erhoben. Als dieser selbständig auftreten wollte, fand er durch denselben Bagoas sein Ende, und ein Seitenverwandter des königlichen Hauses, Dareios III. Kodomannos, bestieg 336 den Thron.
Dieser war ausgezeichnet durch Sanftmut, Schönheit und Tapferkeit, konnte aber den Untergang des zerrütteten Reichs nicht aufhalten. Nachdem seine Satrapen 334 am Granikos von Alexander d. Gr. besiegt worden waren, erlag er selbst mit einem ungeheuern Heer der kleinen makedonischen Streitmacht 333 bei Issos und 331 bei Arbela und ward 330 auf der Flucht nach dem Norden [* 43] seines Reichs von einem Satrapen, Bessos, ermordet. Hiermit endete das altpersische Reich.
Alexander d. Gr. beabsichtigte, Perser und Griechen möglichst zu Einem Volk zu verschmelzen; er ward von den Persern als ihr König anerkannt, vermählte sich mit Dareios' Tochter Stateira und nannte sich selbst König von Asien. [* 44] Sein früher Tod (323) zerstörte indes sein unvollendetes Werk; ein lang anhaltender Kampf entspann sich unter seinen Feldherren über den Besitz seines Erbes. Aus den Kämpfen der Makedonier untereinander erhob sich endlich der Satrap von Babylon, Seleukos Nikator, der 312 das Reich der Seleukiden begründete, das, mit Ausnahme Ägyptens und anfangs auch Kleinasiens, so ziemlich wieder die Bestandteile des alten Perserreichs umfaßte und in 72 Satrapien zerfiel.
Aber um 250 benutzten mehrere Satrapen die durch weitere Kämpfe der Diadochen entstandene Verwirrung im Seleukidenreich, um sich unabhängig zu machen, und so entstanden die Reiche von Baktrien (s. d.) und der Parther (s. Parthien), welch letztere sich als Erben der Perser betrachteten und altpersisches Wesen annahmen. Medien und Persien gingen im Partherreich auf. Indes die eigentlichen Perser wollten die Parther nie als ihnen ebenbürtig anerkennen, und 226 n. Chr. gründete Ardeschir (Artaxerxes I.), Sohn Babeks, aus einer Dynastie, welche seit ¶
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Vertreibung der Seleukiden Persis beherrscht hatte, nachdem er die Parther in drei Schlachten [* 46] besiegt und die Arsakiden, deren letzter König, Artaban, fiel, zu Satrapen erniedrigt hatte, das mittelpersische Reich der Sassaniden.
Artaxerxes I. nannte sich König der Könige und bemühte sich, das altpersische Wesen wiederherzustellen und in Religion, Sitte und geschichtliche Tradition an das Reich des Kyros und Dareios wieder anzuknüpfen. Die altiranische Lichtreligion des Zoroaster in ihrer alten Reinheit wurde als die Nationalreligion wieder eingeführt, alle Sekten zum Anschluß an dieselbe gezwungen, der alte Priesterstand der Magier wieder eingesetzt. Ekbatana war im Sommer, Madain am Tigris auf den Trümmern des alten Ktesiphon im Winter die Residenz.
Auch der Umfang des alten Reichs sollte wiederhergestellt werden. 230 fiel Artaxerxes im römischen Mesopotamien ein, und 400 vornehme Perser erhoben als Gesandte in Rom [* 47] im Namen ihres Großkönigs Anspruch auf alle Länder, die jemals zum Perserreich gehört hatten. Artaxerxes starb 240 und hatte seinen Sohn Sapor I. (Schapur, 241-271) zum Nachfolger. Nachdem derselbe Armenien wieder unterjocht, griff er das römische Reich an, schlug den Imperator Valerianus 260 bei Edessa, drang in Syrien ein, eroberte Antiochia und ging unter großen Verheerungen bis nach Kappadokien vor, ward aber durch die beginnende Macht des Odänathos von Palmyra bald genötigt, seine Eroberungen wieder aufzugeben.
Gegen das Ende seiner Herrschaft trat Mani (s. Manichäer) auf. Sapors Nachfolger Hormisdas (Hormuzd, 271-272) begünstigte die Manichäer; Varanes I. (Bahram, 272-275) aber vertrieb dieselben aus seinem Reich. Sein Sohn und Nachfolger Varanes II. (275-283) verlor an die römischen Kaiser Carus und Diokletian Mesopotamien und Armenien. Auf seinen Sohn Varanes III. (283-284) folgte wieder dessen Sohn Narses (284-300), der nach wechselvollen Kämpfen 298 allen Ansprüchen auf jene beiden Länder entsagen und ein großes Gebiet auf dem linken Tigrisufer abtreten mußte.
Ihm folgte sein Sohn Hormisdas II. (300-309), diesem sein nachgeborner Sohn, Sapor II., d. Gr. (309-380). Dieser entriß den Römern mehrere Provinzen in Mesopotamien und schlug sie 348 unter Constantius bei Singara. Über die Christen verhängte er seit 342 blutige Verfolgungen. 358 verlangte Sapor von Rom ganz Mesopotamien und Armenien zurück; was zu einem neuen Krieg führte. Er rückte in Mesopotamien ein, mußte aber zurückweichen, als der römische Kaiser Julian 363 einen Angriff auf Persien selbst unternahm.
Schon war Sapors Residenz Madain in den Händen der Römer; [* 48] Mangel an Nahrungsmitteln zwang aber Julian zum Rückzug, auf welchem er den Tod fand. Sein Nachfolger Jovian mußte den freien Abzug aus Persien durch einen schimpflichen Frieden erkaufen. Sapor wendete nun seine Macht gegen Armenien, das nach hartnäckigem Widerstand endlich bezwungen und dem Reich der Sassaniden einverleibt wurde, noch vor dem Lebensende Sapors jedoch seine nationale Unabhängigkeit wieder errang.
Sapor II. starb 380; und seinen Söhnen ward der Thron durch seinen Bruder entrissen, der sich indessen als Artaxerxes II. nur wenige Jahre (380-383) behauptete. Seine Nachfolger waren Sapors II. Sohn Sapor III. (383-388), Varanes IV. (388-399) und Isdegerd I. (Yezdegerd, 399-419), der den langen Krieg zwischen Persien und Rom durch einen 100jährigen Frieden mit letzterm schloß. Nach dessen Tod kam sein Sohn Varanes V. (420-439) zur Herrschaft. Derselbe begann eine blutige Christenverfolgung, die über 50 Jahre dauerte und sich selbst über Armenien ausdehnte.
Auf Varanes folgte 439 Isdegerd II., auf diesen 457 sein Sohn Hormisdas III., den aber schon kurze Zeit darauf sein Bruder Piruz (Perozes) mit Hilfe der Hunnen vom Thron stürzte. Derselbe kehrte später seine Waffen wider seine Bundesgenossen, verlor aber 488 auf einem Feldzug Sieg und Leben. Die Großen des Reichs ernannten nun seinen Bruder Balasch (Valens) zum König; derselbe schloß mit den Hunnen einen schmählichen Frieden und versprach ihnen Tribut, ward aber 491 von Kobad, dem Sohn Firuz', gestürzt.
Kobads lange, aber durch bürgerliche und religiöse Wirren beunruhigte Regierung endete 531, nachdem er seinen dritten Sohn, Chosru I. (Chosroes), zu seinem Nachfolger ernannt hatte. Dieser, mit dem Beinamen Nuschirwan (»der Gerechte«),
ließ, selbst Freund der Philosophie eines Platon und Aristoteles, die geschätztesten Werke griechischer Philosophen in die Sprache seines Landes übertragen, legte Schulen an, beförderte den Ackerbau, hob den Wohlstand des Volkes, ordnete die Rechtspflege und schaffte auch im Staatshaushalt manche Mißbräuche ab. Mit dem oströmischen Kaiserreich führte er von 540 an mehrere erfolgreiche Kriege, in denen er Syrien plünderte und sein Reich vom Indus bis zum Mittelmeer, vom Jaxartes bis an die Grenze Ägyptens ausdehnte; 570 drang er bis zum Glücklichen Arabien vor.
Aber unter der tyrannischen und grausamen Willkürherrschaft seines Sohns Hormisdas IV. (579-591) gingen die Früchte der langen und kraftvollen Regierung Chosrus I. in unglücklichen Kriegen gegen die Römer und Türken und in Empörungen der Provinzen wieder verloren. 591 wurde er von einem sassanidischen Fürsten gestürzt und sein Sohn Chosru II. (Parwîz, 591-628) auf den Thron gesetzt, der zwar von einem aufständischen Feldherrn, Varanes, vertrieben, aber bald darauf vom oströmischen Kaiser Maurikios wieder in seine Hauptstadt zurückgeführt wurde.
Chosru regierte anfangs friedlich und zeigte sich dem Christentum geneigt. Erst nach seines Gönners Maurikios Sturz (603) begann er 604 den Krieg gegen den oströmischen Usurpator Phokas, eroberte Persarmenien, nahm Edessa und Antiochia und zerstörte 614 Jerusalem. [* 49] 616 drang ein persisches Heer in Ägypten ein und eroberte Alexandria, während ein andres durch Kleinasien bis Chalcedon vorrückte und Konstantinopel bedrohte. Überall wurden die Christen aufs grausamste verfolgt und die reichen Länder ausgeplündert, deren Schätze und Kunstwerke die neue Hauptstadt, Artemita, schmücken mußten.
Erst 622 befreite der Kaiser Heraklios Vorderasien, schlug 625 ein persisches Heer an der Grenze Irans selbst und drang nun verheerend in das Innere des Reichs ein. Schon war er im Begriff, einen Angriff auf Ktesiphon zu unternehmen, als Chosrus ältester Sohn, Schiruch (Siroes), unterstützt von der Aristokratie, die Fahne des Aufstandes aufpflanzte und auch das gegen Heraklios kämpfende Heer für sich gewann. Chosru ward auf der Flucht gefangen und getötet (628). Schiruch schloß nun mit den Oströmern einen Frieden, in dem die gegenseitigen Gefangenen und Eroberungen zurückgegeben wurden. Auch Armenien ging unter seiner 18monatlichen Regierung für Persien verloren. Ihm folgte sein siebenjähriger Sohn Ardeschir (Artaxerxes III.). Derselbe ward jedoch schon nach fünf Monaten ermordet, und nun folgten ¶
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einige Jahre wilder Anarchie und Bürgerkriege in welchen die letzten Kräfte des persischen Reichs aufgerieben wurden, gerade zu der Zeit, als die Angriffe der Araber auf dasselbe begannen. Bereits 632 entrissen diese durch die Ketten- und die Augenschlacht den Persern das Euphratgebiet. Chosrus kraftvolle Tochter Argemidocht setzte zwar den Eroberungen der Araber eine Zeitlang ein Ziel; aber nach ihrer Ermordung durch Rustum wurde der schwache Isdegerd III., Chosrus Enkel, auf den Thron gesetzt, der nach der Niederlage seines Heers bei Kadesia und der Eroberung seiner Residenz Madain 636, wie einst Dareios III., nach Medien floh und nach fruchtlosen Kämpfen 650 durch Meuchelmord fiel. Sein Sohn Piruz führte als Flüchtling am chinesischen Hof bis 661 noch den persischen Königstitel. So erlag das Reich der Sassaniden dem Schwerte der Araber, die Religion des Zoroaster dem Islam.
Persien zerfiel; die Verwaltung der Kalifen begünstigte Bestrebungen der Statthalter zu Selbständigkeit, es regte sich aber auch zeitweise und örtlich das persische Nationalgefühl. So schwangen sich in Nischapur die Taheriden (819-862) zu Herren auf, bis die Saffariden (873-900) sie verdrängten;
länger (874-999) dauerte in Chorasan der Einfluß der Samaniden von ihrer Hauptstadt Bochara aus;
diesen Provinzkönigen machte aber seit 1037 die türkische Dynastie der Seldschukken ein Ende, von denen in Persien zwei Zweige, in Hamadan von 1037 bis 1175, in Kerma von 1041 bis 1187, herrschten.
Diese kleinen Reiche schwemmten die Mongolenzüge hinweg. 1223 fiel Dschengis-Chan in Persien ein; Hulagu, sein vierter Sohn, stiftete in Persien die türkisch-tatarische Dynastie der Il-chan (1259-1346), die zeitweilig über alle Länder zwischen Oxus im N., Tigris im W., Indus im O. gebot. Allen Versuchen, eine neue persische Dynastie zu gründen, machte 1380 Timur (Tamerlan) ein Ende, welcher Persien mit seinen Heeren überzog und 1387 in Ispahan ein fürchterliches Blutbad anrichtete, wobei 70,000 Köpfe zu einer Pyramide zusammengeschichtet wurden. Persien blieb seinem großen asiatischen Reich einverleibt, und der Grund war gelegt zur Herrschaft der Mogulsultane in Persien (1393-1505). Unter der Uneinigkeit der letzten Sultane gelang die Wiederaufrichtung einer Dynastie persischer Abstammung aus der Familie der Safi (Sufi, Sophi) und damit die Begründung des neupersischen Reichs.
Imael al Safi ben Schaich Haidar, Nachkomme von Safi uddin, einem Weisen (Philosophen, Safi), aus Aserbeidschân vom Turkmenenfürsten Dschehan Schah vertrieben, warf sich in Schirwan zum Führer der Perser auf, erhob die Bezeichnung Schiit, die bisher die schimpfliche Bedeutung eines Sektierers hatte, zu einem Ehrentitel und die schiitische Lehre [* 51] zur Staatsreligion, indem er Haß gegen die sunnitischen Turkmenen predigte und Anhänger warb; 1502 konnte er sich Herr über ganz Persien nennen.
Unter den Safi kamen zu ewigen Fehden mit den Turkmenen häufige Kriege mit dem türkischen Kaiserreich, an das unter den schwachen Nachfolgern des Stifters mehrere Provinzen (Tebriz, Bagdad) verloren gingen. 1582 ward in Chorasan Abbas zum Herrscher ausgerufen, der sich den Beinamen des Großen verdiente und in langwierigen Kämpfen im Innern des Reichs und mit Bochara, Chiwa, den Türken, selbst mit den Portugiesen um die Insel Ormus im Persischen Golf den Thron befestigte, das Reich erweiterte.
Auf Abbas (1627) folgte ein Jahrhundert der Schwäche; 1722 schwang sich ein Afghane, Mahmud, auf den Thron, veranlaßte aber eine Verbindung Rußlands und der Türkei und mußte ersterm im Vertrag vom die West- und Südufer des Kaspischen Meers abtreten. Unerhörte Grausamkeiten führen 1725 die Erwürgung Mahmuds herbei, worauf ein Tatar, erst Regent für den Safi Tahmasp, 1736 als Nadir Schah zum König ausgerufen wurde. Schon als Regent nötigte er 1735 die Russen, die kaukasische Küstenländer bis auf Baku und Derbent zurückzugeben; siegreich gegen Turkmenen, Uzbeken in Bochara, Georgier und Afghanen, trug Nadir seine Waffen 1738-39 bis nach Dehli, wo er den Großmogul von Indien in seine Gewalt bekam und die Indusländer vorübergehend Persien zuteilte.
Auf der Höhe seiner Macht wurde Nadir 1747 ermordet. Kerim Chan aus dem Zendstamm vereinigte vom Süden aus wieder Persien zu einem Reich und herrschte von 1759 bis 1779 als weiser Herrscher; 1763 gestattete er den Engländern eine Niederlassung in Buschir sowie den Handel im Persischen Golf. Nach seinem Tod wiederholte sich die alte Erscheinung von Thronentsetzungen und innern Kriegen, bis 1794 Aga Mohammed Chan, aus dem Stamm der Kadscharen von Masenderan, wo er eine hohe Hofstellung einnahm, die noch jetzt in Persien regierende Dynastie der Kadscharen gründete; aber schon 1797 wurde Aga Mohammed ermordet. Sein Neffe Fath Ali regierte bis 1834. In den Kämpfen gegen die Russen (1804-13) verlor Persien durch den Frieden vom in Gulistan den größten Teil seiner kaukasische Besitzungen. Höchst unklug ward von Persien unter Führung des (1833 verstorbenen) Kronprinzen Abbas Mirza 1826 der Kampf um seine Besitzungen in Transkaukasien wieder aufgenommen; er endete im Frieden von Turkmantschai mit dem Verlust von Eriwan und Nachitschewan, der Zahlung der Kriegskosten und dem Verzicht auf eine Kriegsflotte auf dem Kaspischen Meer.
Im J. 1834 bestieg Mehmed Schah, Enkel von Fath Ali, den Thron, dem 1848 sein älterer Sohn, Nassr eddin, der noch jetzt regierende Schah von Persien, folgte. 1856 geriet Persien durch die Besetzung Herats in Konflikt mit England. England erklärte an Persien den Krieg, besetzte die Insel Charak vor Buschir und zwang Persien, das, ohne Kriegsflotte, seine Gestade England preisgegeben sah, im Pariser Frieden vom zum Verbrechen, in allen Streitigkeiten mit Herat oder Afghanistan [* 52] vor der Kriegserklärung Englands Vermittelung eintreten zu lassen.
Wiederholt gespannt waren die Verhältnisse mit der Türkei; 1847 wurde die lange schwebende Grenzfrage, die schon durch das Schwert ausgetragen werden sollte, durch den Friedensvertrag von Erzerum dahin verglichen, daß Kommissare Rußlands, Englands und der beteiligten zwei Staaten die lange türkisch-persische Grenze regulieren und festsetzen sollten. Die Kommissare entledigten sich ihrer Aufgabe bis 1852 unter Überwindung großer Schwierigkeiten; der Vertrag wurde von den Türken aber nicht ratifiziert, und 1878 bestimmte der Berliner [* 53] Vertrag, daß die Türkei den Bezirk von Chotur an Persien abzutreten habe. 1873 trat der Schah die schon lange beabsichtigte Reise nach Europa an. 1878 ward die Reise wiederholt. (Vgl. Nassr eddin.) Die Erwartungen, die sich an diese in Persiens Geschichte unerhörten Reisen geknüpft hatten, erfüllten sich nicht; die innere Verwaltung blieb so schlecht, wie sie war, die Verarmung ergriff immer weitere Kreise. Nur eine österreichische Militärmission, deren Entsendung 1877 ausgewirkt worden war, erwarb sich durch die ¶
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Reorganisation und Schulung der Truppen Verdienste. Dem Baron Reuter wurden die ihm versehenen Konzessionen zur Anlage von Eisenbahnen, Ausbeutung der Minen, Schiffbarmachung der Flüsse [* 55] und Ausnutzung der Wälder im Februar 1874 wieder entzogen. Mißlungen sind die Versuche Persiens, sich Ansehen unter den Turkmenen zu verschaffen. Die Feldzüge von 1860 und 1876 gegen Merw endeten mit einer völligen Niederlage der Perser. Indem Rußland die Achal-Teke unterworfen hat, ist es auch hier nächster Nachbar von Persien geworden, dessen nördliche Grenze der Vertrag vom festsetzte.
Vgl. Malcolm, History of Persia (deutsch von Becker, Leipz. 1830, 2 Bde.);
Gobineau, Histoire des Perses (1869, 2 Bde.);
Markham, History of Persia (Lond. 1874);
Justi, Geschichte des alten Persien (Berl. 1879);
Nöldeke, Aufsätze zur persischen Geschichte (Leipz. 1887);
Rawlinson, The seventh great oriental monarchy (Lond. 1876);
v. Gutschmid, Geschichte Irans und seiner Nachbarländer seit Alexander d. Gr. (Tüb. 1888);
F. Spiegel, [* 56] Eranische Altertumskunde (Leipz. 1871-78, 3 Bde.);
Bridges, The dynasty of the Kajars (Lond. 1833);
Watson, A history of Persia from the beginning of the 19th century (das. 1866);
Barbier de Meynard, Dictionnaire géographique, historique et littéraire de la Perse (Par. 1861);
Tomaschek, Zur historischen Topographie von Persien (Wien 1883-85, 2 Tle.);
Schwabe, Bibliographie de la Perse (Par. 1876).