Titel
Thee
Same (botanisch)

* 6
Samen. (Thee
strauch, Thea L.),
Gattung aus der
Familie der
Ternströmiaceen, immergrüne
Sträucher oder kleine
Bäume mit
abwechselnden, lederigen oder krautigen, glänzenden, meist gesägten, einfachen Blättern, achselständigen, einzeln oder
in
Büscheln stehenden, weißen oder rosenroten
Blüten und holzigen, dreifächerigen, dreisamigen
Kapseln.
[* 3] Die wenigen
Arten
dieser
Gattung sind im obern
Indien, in
China
[* 4] und
Japan heimisch. Die wichtigste Art der auf
Ostasien beschränkten
Gattung (mit welcher oft die
Gattung
Camellia vereinigt wird), Thee
chinensis
Sims.,
[* 5] ein 1-3, selbst 10 m hoher
Strauch mit kahlen
oder seidighaarigen
Zweigen und Blattstielen, lanzettlichen, verkehrt eilanzettlichen oder länglich-eiförmigen, spitzen,
selten stumpfen, gesägten, kahlen und glänzenden Blättern, ziemlich großen, weißen, rosa angehauchten,
wohlriechenden
Blüten, braunen, dreikantigen
Kapseln und kirschkerngroßen, glänzend braunen
Samen
[* 6] mit gelbem
Nabel, variiert
ungemein und hat im
Lauf einer mehr als tausendjährigen
Kultur zahlreiche
Spielarten ergeben, welche ziemlich konstant sind
(man unterscheidet Thee
viridis
L. [s. Tafel »Genußmittelpflanzen«],
[* 7] mit
langen, breit lanzettlichen, Thee
Bohea L., mit kürzern, mehr verkehrt eirunden, und Thee
stricta
Hayne, mit schmälern Blättern als die vorige und straff aufrechten
Ästen), und von denen die breitblätterige Thee
assamica
Lindl., welche in
Assam einen hohen
Baum bildet, vielleicht die Stammpflanze ist.
Genau kennt man das Vaterland des Thees
nicht, doch ist dasselbe wahrscheinlich in Oberassam zu suchen.
Durch die
Kultur ist der Thee
strauch bis 40° nördl.
Br. verbreitet, namentlich in
China und
Japan, auch in
Kotschinchina,
Korea,
Indien,
Java,
Sumatra und in
Amerika.
[* 8] Der Thee
strauch wird in
China vorwiegend zwischen dem 25. und 31.° nördl.
Br., besonders
in den
Provinzen
Kuangtung,
Fukian,
Kiangsi, Tschikiang und
Nganhui, gewöhnlich auf den südlichen Abhängen
der
Hügel kultiviert, wohl niemals aber in eignen, ihm allein gewidmeten
Anlagen, sondern entweder in zerstreuten
Büschen
oder in
Reihen zwischen den
Feldern, nicht selten zwischen den Reisfeldern auf den mehr oder weniger hohen
Dämmen.
Knosos - Knospe

* 9
Knospen.
Man pflanzt den Thee
durch
Samen fort, versetzt die etwa einjährigen Sämlinge in
Reihen, 1,25 m voneinander
entfernt, stutzt die
Pflanze im dritten Jahr auf etwa 60
cm und sammelt die neuentwickelten
Blätter vom April bis
September.
Die kaum aus den
Knospen
[* 9] sich entwickelnden, seidenartig glänzenden, weißlichen Blättchen heißen nach der Zubereitung
Thee
blüten. Im siebenten Jahr schneidet man den
Strauch nahe am
Boden ab, damit die
Stümpfe neue
Schößlinge
und zarte
Blätter treiben.
Die geernteten Blätter läßt man an der Luft auf Matten welken, knetet sie dann mit nackten Füßen in Kübeln zu einer Kugel und erhitzt sie unter beständigem Mischen auf einem seichten Bambusgeflecht über Kohlenfeuer, rollt sie, indem man die flach aufgelegten Hände im Kreis [* 10] herumführt, und trocknet sie an der Luft. Dann folgt das Sieben, Sichten, Mischen und Auslesen, worauf man die Blätter noch einmal erhitzt, um alle während der Bearbeitung aufgenommene Feuchtigkeit zu beseitigen.
Die Sonne

* 11
Sonne.Das Verfahren weicht übrigens in verschiedenen Gegenden sehr voneinander ab, und die auf eine oder die andre Weise provisorisch zubereiteten Blätter werden von den Agenten der Theehändler angekauft und in den größern Handelsplätzen weiter bearbeitet. Man erhitzt sie unter beständigem Mischen auf eisernen Pfannen über Aschenglut viermal abwechselnd mit Auslegen des erhitzten Thees an die Sonne [* 11] oder in einen luftigen Raum, rollt dabei die Blätter noch besser ein, röstet sie und parfümiert sie für den europäischen Geschmack mit den Blüten von Camellia sasaqua, Aglaia odorata, Gardenia florida, Olea fragrans, Jasminium Sambac und paniculatum, Orangenblüten etc. Abgesehen von dem Einfluß der Beschaffenheit der ältern oder jüngern Blätter auf die Qualität des Thees verdanken die verschiedenen Handelssorten ihren Ursprung ausschließlich einer verschiedenen Zubereitungsweise, und der schwarze und grüne Thee können von derselben Pflanze gewonnen werden, wenn man die Blätter so schnell trocknet, daß sie ihre Farbe behalten, oder so langsam, daß der Blattsaft einer Gärung unterliegt.
Den grünen Thee bereitet man in der Provinz Hupei aus den im Anfang der Saison gewonnenen feinhaarigen Kuppen der jüngsten Zweige. Der beste schwarze Thee, welcher vier Fünftel der Gesamtausfuhr nach England ausmacht, kommt aus dem Distrikt Kienningfu in der Provinz Fukian, von den berühmten Boheahügeln, und führt im Handel unzählige Namen, welche hauptsächlich auf die Lokalitäten, wo derselbe wächst, oder auf die Eigentümer des Grundstücks sich beziehen.
Kantharidensalbe - Kan

* 12
Kanton.Der beste grüne Thee kommt aus Huangho und Santotschu und soll um so mehr an Güte abnehmen, aus je weiter nördlich von Kanton [* 12] gelegenen Distrikten er auf den Markt gebracht wird. In Japan baut man den Thee von 33-36° nördl. Br., und die bedeutendsten Theedistrikte befinden sich nordöstlich und östlich von Oasaka in den Provinzen Yamasiro und Ise sowie südlich vom Fusijama. Man pflanzt die Sträucher um die Felder meist zwischen Maulbeerbäumen; doch soll es auch eigne, vom Theestrauch allein eingenommene Pflanzungen geben.
Die Kultur ist ähnlich der chinesischen. Die Blätter werden sofort in eisernen Pfannen über Kohlenfeuer unter fortwährendem Mischen mit den Händen etwa 40 Minuten gewärmt, dann auf Matten ausgebreitet, mit den Händen gerollt und getrocknet. Alle diese Operationen werden mehrmals wiederholt. Man behandelt die Blätter aber auch auf Sieben zunächst mit Wasserdampf und trocknet sie, nachdem sie braun geworden, auf einer Matte. Die getrockneten Blätter werden auf einem Rahmen mit Papierboden oder in eisernen Pfannen über Kohlenfeuer erhitzt und schließlich gerollt.
Thee (Physiologisches,

* 15
Seite 15.629.Das Produkt ist ein grüner, starker, im ganzen aber geringerer Thee als der chinesische. Man unterscheidet die Sorten hauptsächlich nach ihrer Qualität und nicht, wie in China, nach der Provenienz. Der japanische Thee geht meist nach Nordamerika. [* 13] Die Theegärten Indiens befinden sich in den Distrikten Assam, Dakka (Kachar, Silhet) und Dardschiling der Provinz Bengalen und in dem Kangradistrikt des Pandschab. Die Pflanzungen auf den Nilgiri (Präsidentschaft Madras) [* 14] sowie jene in den Nordwestprovinzen und in Britisch-Birma sind von geringerer Bedeutung. Die Kultur ist im wesentlichen dieselbe wie in China, und man produziert auch hier zum weitaus größten Teil schwarze Thees, indem man die Blätter eine Woche welken läßt, zu faustgroßen Kugeln zusammenknetet und rollt und dann zwei Stunden unter feuchten Tüchern einer ¶
mehr
Gärung überläßt, wobei sich die Blätter braun färben. Nun erhitzt man die wieder isolierten Blätter unter fleißigem Umrühren etwa drei Minuten in eisernen Pfannen, rollt sie von neuem, setzt sie in dünner Schicht einige Stunden der Luft aus und erhitzt sie dann, mit Matten bedeckt, etwa 24 Stunden, wobei sich das herrliche Aroma entwickelt. Zuletzt folgt das Auslesen und Sortieren. Nach der Qualität unterscheidet man Orange-Flowery-Pekoe, Flowery-Pekoe, Pekoe, Broken-Pekoe, Pekoe-Dust, Pekoe-Souchong, Souchong, Broken-Tea, Kongoe, Dust.
Der indische Thee zeichnet sich durch Stärke [* 16] und durchdringendes Aroma aus und eignet sich deshalb vortrefflich zur Mischung mit schwächeren chinesischen Thee. Die Sorten führen dieselben Bezeichnungen wie die chinesischen. Der größte Teil geht nach England. Der anfangs sehr schlechte Javathee hat sich durch Verbesserungen in Kultur und Zubereitung sehr gehoben; er ist herber und stärker als Chinathee, ohne den Assamthee an Wohlgeschmack zu erreichen. Die in Amerika unternommenen Versuche der Theekultur in Brasilien [* 17] und den Südstaaten der Union haben bis jetzt wenig Bedeutung.
[Physiologisches. Bereitung.]
Die Theeblätter enthalten Kaffein (Thein), Gerbsäure, Boheasäure, Gallussäure, Oxalsäure, Quercitrin, ätherisches Öl, Eiweißstoff (wahrscheinlich Legumin) etc. Der Kaffeingehalt schwankt zwischen 0,8 und 5 oder 6,2 Proz., beträgt im Durchschnitt 2 Proz., kann aber durchaus nicht als Wertmesser des Thees gelten, da bei den grünen Sorten die wohlfeilern an Kaffein reicher sind als die im Handel höher geschätzten, während beim schwarzen Thee das Umgekehrte stattfindet.
Der grüne Thee ist reicher an Gerbsäure als der schwarze, bei dessen Bereitung ein Teil derselben, wie es scheint durch den Gärungsprozeß, zerstört wird. Schwarzer Thee enthält durchschnittlich 10 Proz. Gerbsäure, und die Abweichungen nach oben und unten überschreiten nicht 1,5 Proz. In den Aufguß gehen etwa 29-45 Proz. löslicher Stoffe über. Unter den mineralischen Bestandteilen des Thees ist Kali vorherrschend, welches auch größtenteils in den Auszug übergeht, während Kalk, Magnesia, Phosphorsäure in den extrahierten Blättern bleiben.
Eisen I

* 18
Eisen.Auffallend ist, daß der Auszug trotz der Gerbsäure Eisen [* 18] enthält. Die wirksamen Bestandteile des Thees sind das Kaffein und das ätherische Öl, während die Gerbsäure, wenigstens bei nicht übermäßigem Genuß, kaum in Frage kommt; einen Nahrungswert besitzt der Thee nicht. Er äußert seinen erregenden Einfluß auf das Nervensystem, zumal auf das Gehirn, [* 19] indem er wach erhält. Die Kraft, [* 20] erhaltene Eindrücke zu verarbeiten, wird durch den Genuß von Thee gesteigert; man wird zu sinnigem Nachdenken gestimmt, und trotz einer größern Lebhaftigkeit der Denkbewegungen läßt sich die Aufmerksamkeit von einem bestimmten Gegenstand fesseln. Es findet sich ein Gefühl von Wohlbehagen und Munterkeit ein, und die produktive Thätigkeit des Gehirns gewinnt einen Schwung, der bei der größern Sammlung und der bestimmter begrenzten Aufmerksamkeit nicht leicht in Gedankenjagd ausartet.
Glieder, künstliche

* 21
Glieder.Wird der im Übermaß getrunken, so stellt sich erhöhte Reizung des Nervensystems ein, die sich durch Schlaflosigkeit, allgemeines Gefühl der Unruhe und Zittern der Glieder [* 21] auszeichnet. Es können selbst krampfhafte Zufälle, erschwertes Atmen, ein Gefühl von Angst in der Präkordialgegend entstehen. Da das ätherische Öl des Thees, in größerer Menge genossen, narkotisch wirkt, so erklärt sich daraus die Eingenommenheit des Kopfes, die sich nach übermäßigem Theetrinken anfangs als Schwindel, dann als Betäubung zu erkennen gibt.
Diese nachteiligen Wirkungen hat der grüne Thee in viel stärkerm Maß als der schwarze. Der Chinese und Japaner trinkt den Aufguß des Theeblattes ohne jede Beimengung; in Europa [* 22] setzt man dem Thee wohl allgemein Zucker [* 23] zu, häufig genießt man ihn auch mit Milch und verdeckt das Aroma oft vollständig durch Vanille, Rum etc. Asiatische Völker bereiten den Thee auch mit Salz, [* 24] Milch, Butter, Mehl [* 25] sowie mit Betel, Soda, Gewürzen, und hier und da werden auch die erschöpften Blätter gegessen.
Zur Bereitung des Thees (einen Theelöffel voll Thee auf die Person und einen auf die Kanne) [* 26] spült man die (metallene) Kanne mit heißem Wasser aus, schüttet den Thee hinein, gießt wenig kochendes Wasser hinzu, füllt nach 3 Minuten die Kanne mit siedendem Wasser und läßt noch 5 Minuten ziehen. Nach einer andern beliebten Methode übergießt man den Thee nur mit ⅕-¼ des erforderlichen siedenden Wassers, läßt 5 Minuten ziehen, gießt dann ab und füllt nun die Tasse, indem man etwa ¼ Extrakt und ¾ heißes Wasser hineingießt. Die Hauptsache bleibt immer, daß man gutes reines Wasser in einem Gefäß [* 27] erhitzt, welches niemals zu andern Zwecken benutzt wird.
[Handelssorten.]
Die bei uns gebräuchlichsten Handelssorten des chinesischen schwarzen Thees sind: Pekoe (»Milchhaar«),
Blutbewegung (chemisch

* 28
Blüte.die feinste Sorte, besteht aus zarten, jungen, schwarzbraunen Blättern, die besonders gegen die Spitze zu mit weißem, seidenartigem Filz (Blüte) [* 28] bedeckt sind. Der Aufguß ist hell, goldgelb. Kongoe (d. h. Thee, auf welchen Arbeit verwendet wurde), auch Kamp-hu genannt, kurze, dünne, schwärzlichgraue Blätter, liefert einen hellen Aufguß von angenehmem Geruch; diese Sorte bildet zwei Drittel der gesamten englischen Einfuhr. Souchong (kleine Sorte), bräunliche, etwas ins Violette spielende, große Blätter von Melonengeruch, gibt einen klaren, duftenden Aufguß von süßlichem Geschmack.
Diese Sorte bildet namentlich den Karawanenthee, welcher auf dem Landweg nach Rußland importiert ward und bei diesem Transport viel weniger leidet als der Thee, welcher den Seeweg nimmt. Gegenwärtig hat die Absendung von Theekarawanen fast ganz aufgehört, und was von Nishnij Nowgorod unter dem Namen Karawanenthee versandt wird, hat meist vorher den Weg über London [* 29] und Königsberg [* 30] dorthin genommen. Pouchong, breite, lange, stark gedrehte Blätter mit vielen Blattstielen, gibt einen grüngelblichen Aufguß von ambraartigem Geruch.
Ahnfrau - Ahnung

* 31
Ähnlichkeit.Kaperthee, Kaper-Kongoe, die geringste schwarze Theesorte, wegen ihrer Ähnlichkeit [* 31] mit Kapern so genannt, bildet einen sehr bedeutenden Teil der europäischen Einfuhr. Von grünem Thee unterscheidet man: Imperial- oder Kaiserthee (Kugelthee), kugelförmig zusammengerollte Blätter, großkörnig, bläulichgrün;
Gunpowder (Schießpulver, [* 32] Perlthee), kleinkugelig, dunkler;
Haysan, seitlich zusammengerollte Blätter, grün, ins Bläuliche fallend;
Younghaysan, Tonkay und Haysanchin.
Thee, mongolischer - T

* 34
Seite 15.630.Eine eigentümliche Ware ist der Ziegelthee (Backsteinthee), welcher aus Theeblättern und -Stengeln, Abfällen aller Art von der Bereitung des Thees dargestellt wird, indem man dieselben dämpft, zusammenpreßt, dabei in Form von Ziegeln bringt und trocknet. Dieser nur in China bereitete Thee dient den Nomadenvölkern Rußlands, den Kalmücken, Kirgisen, Baschkiren etc., als gewöhnliches und sehr beliebtes Nahrungsmittel, [* 33] welches mit Milch und Hammelfett gekocht wird. In Nordasien gelten diese Ziegel auch als Handelsmünze. ¶
mehr
Der Thee unterliegt manchen Verfälschungen, besonders in Kanton (daher die Handelsbezeichnung Canton made im Gegensatz zu Country), aber auch in Europa. Sehr gebräuchlich ist die Färbung des grünen Thees mit Berliner Blau, [* 35] Indigo, [* 36] Kurkuma und das Bestäuben (Glasieren) mit Gips; [* 37] in England verfälscht man den Thee mit Blättern von Schlehdorn, Ulme, Esche, Weidenröschen etc.; auch wird sehr häufig schon einmal benutzter Thee mit Katechu etc. wieder aufgefrischt.
Ceylon

* 39
Ceylon.Bis zu Beginn der 70er Jahre lieferte China fast ausschließlich Thee für den Weltmarkt, dann begann Japan sich zu beteiligen, und bald nachher trat Ostindien [* 38] mit so bedeutenden Quantitäten auf, daß die monopolistische Stellung Chinas wesentlich geschwächt ist. China exportierte 1885: 1,618,404 Pikuls schwarzen, 214,693 grünen Thee, 280,112 Ziegelthee und 15,505 Staubthee, im ganzen 2,128,714 Pikuls = 128,7 Mill. kg im Wert von 173 Mill. Mk. Dazu kommt die chinesische Theeausfuhr nach Sibirien und nach der Mongolei, so daß sich die Gesamtausfuhr für 1885 auf 138,7 Mill. kg berechnet. Man nimmt an, daß die Ausfuhr etwa ein Drittel der Produktion beträgt. Außerdem lieferten für den Weltmarkt: Britisch-Ostindien 31,2, Japan 16 (?), Java und Madura 2,4 (?), Ceylon [* 39] und andre Gebiete 1,8 Mill. kg. Der Gesamtexport beträgt 190,1 Mill. kg gegen 120 im J. 1872. Der Theeverbrauch beträgt in einem Jahr pro Kopf der Bevölkerung [* 40] in:
Austral. Kolonien | 3.47 | kg | Portugal | 0.05 | kg |
Großbritannien | 2.16 | - | Schweiz | 0.05 | - |
Kanada | 1.67 | - | Norwegen | 0.04 | - |
Vereinigte Staate. | 0.59 | - | Deutschland | 0.03 | - |
Niederlande | 0.48 | - | Schweden | 0.01 | - |
Dänemark | 0.17 | - | Österreich | 0.01 | - |
Europ. Rußland | 0.17 | - | Belgien | 0.01 | - |
[Kulturgeschichtliches.]
Der Gebrauch des Thees ist in China sehr alt. Ein buddhistischer Heiliger soll im frommen Eifer das Gelübde gethan haben, sich des Schlafs zu enthalten. Da ihn derselbe endlich doch überwältigte, so schnitt er zur Sühne seine Augenlider ab und warf sie auf die Erde; aus ihnen erwuchs die schlafverscheuchende Theestaude. Dieser Heilige lebte angeblich im 6. Jahrh. Doch ist bekannt, daß der Thee schon früher medizinisch benutzt wurde. Am Ende des 8. Jahrh. war derselbe in China schon besteuert, und um diese Zeit haben chinesische Bonzen den Strauch nach Japan verpflanzt, wo er bald ebenso wie in China verbreitet wurde.
Asien. Fluß- und Gebir

* 41
Asien.Hier trinkt man ihn allgemein, wenn auch der Ärmere sich mit Surrogaten behilft, die auf dem Feld wild wachsen. Wie es scheint, hat der Mangel an gutem Trinkwasser die Sitte des Theetrinkens sehr befördert; doch hat der Thee jedenfalls auch in seiner Eigenschaft als narkotisches Genußmittel sich zahlreiche Freunde erworben. In Asien [* 41] verbreitete sich die Sitte des Theetrinkens im 15. Jahrh.; die Araber, welche seit dem 9. Jahrh. mit China Handel trieben, beschrieben den Thee unter dem Namen Scha, entsprechend dem chinesischen Namen Tscha, welcher in Fukian Tiä (daher Thee) lautet.
Europa erhielt die erste Nachricht vom Thee 1559 durch die Portugiesen und Holländer, Maffei erwähnt ihn 1588 in seiner »Historia indica«, und 1610 brachten die Holländer in Bantam von chinesischen Kaufleuten erstandenen Thee auf den Markt. 1635 soll Thee zuerst nach Paris [* 42] gekommen sein; drei Jahre später erhielt ihn Rußland auf dem Landweg, indem russische Gesandte ihn als Geschenk für den Zaren mitbrachten. 1650 wurde der Thee in England bekannt, und zehn Jahre später trank man ihn als kostbares Getränk in Londoner Kaffeehäusern. 1665 brachte Lord Arlington den ersten Thee direkt aus Ostindien, während die frühern Sendungen durch Holländer und andre Vermittler geschehen waren.
Brandenburg

* 43
Brandenburg.Die Sitte des Theetrinkens machte indes zunächst langsame Fortschritte, zumal bald viele Feinde derselben auftraten, welche den Genuß des Thees wie den des Kaffee bekämpften. Dagegen rühmten wieder andre (Molinari 1672, Albinus 1684, Pechlin 1684, Blankaart 1686, Blegna 1697) den Thee auf das lebhafteste, und besonders Bontekoe, welcher Leibarzt des Kurfürsten von Brandenburg [* 43] war, veröffentlichte 1667 eine Lobrede auf den Thee voll arger Übertreibungen. Er machte den Thee zuerst in Deutschland [* 44] bekannt.
Solange der Thee Monopol einzelner Kompanien war und hoch besteuert wurde, blieb der Verbrauch beschränkt. Noch 1820 erhielten Europa und Nordamerika nur 32 Mill. Pfd., wovon drei Viertel auf England entfielen. Seitdem hat sich durch Verminderung der Zölle und Aufhebung des Monopols der Ostindischen Kompanie der Verbrauch ungemein vergrößert. Wirklich zur Volkssitte ist das Theetrinken aber nur bei Holländern und Engländern geworden, durch welche es auch nach den Kolonien verpflanzt wurde.
Sonst ist der Theekonsum nur noch in Rußland, Skandinavien und den Küstengegenden des mittlern Europa von Bedeutung, in den übrigen Ländern hat die Sitte nur in den Städten und den höhern Schichten der Bevölkerung Eingang gefunden. 1825 entdeckte Bruce die Theepflanze in Assam, und zehn Jahre später wurden die ersten Regierungspflanzungen gegründet und diese 1839 an die Assam Tea Company abgetreten. 1851 betrug der indische Export nur 262,839 Pfd., seit 1861 aber nahm derselbe einen rapiden Aufschwung.
Amsdorf - Amsterdam

* 45
Amsterdam.Auf Java datiert die Theekultur seit 1825, und elf Jahre später kam der erste Javathee nach Amsterdam. [* 45] In Brasilien begann man 1812 mit dem Theebau, ohne indes besonders gute Resultate zu erzielen; die Versuche in Nordamerika begannen etwa 1848 in Südcarolina und Tennessee. In Europa wurde die erste Theestaude 1658 von Jonquet in Paris gepflanzt, in Südeuropa hält sie im Freien aus, und in Hohenheim bei Stuttgart [* 46] überstand sie sogar den harten Winter von 1784. In Frankreich, Portugal, [* 47] Kleinasien, auf St. Helena, Bourton und am Kap ist der Theebau ohne wesentlichen Erfolg versucht worden.
Vgl. Jacobson, Handbuch der Theekultur (in holländ. Sprache, [* 48] Batav. 1844);
Bruce, Report on the manufacture of teas (Lond. 1849);
Ball, Cultivation and manufacture of tea in China (das. 1848);
Fries, Darstellung der Theekultur und des Theehandels in China (Wien [* 49] 1878);
Money, Cultivation and manufacture of tea (4. Aufl., Lond. 1888);
Schwarzkopf, Der Thee, Bestandteile etc. (Halle [* 50] 1881);
Feistmantel, Die Theekultur in Britisch-Ostindien (Prag [* 51] 1888).