Manichäer
,
die Anhänger des
Manes (s. d.), eine im 4. und 5. Jahrh. besonders
im
Orient verbreitete, den
Gnostikern verwandte Religionspartei. Das manichäische
System (Manichäismus)
ist einfach zu bezeichnen als persisch gedachte
Gnosis, wie z. B. der spätere Basilidianismus die griechisch gedachte
Gnosis
darstellt. Das
System der Manichäer
charakterisiert sich durch den ausgeprägtesten
Dualismus, d. h. es beruht auf der Voraussetzung
zweier von
Ewigkeit zu
Ewigkeit nebeneinander bestehender, sich direkt entgegengesetzter Grundwesen. Im
Kampf beider Prinzipien sind einige Lichtteile von der
Materie verschlungen worden.
Sie bilden die sogen. Weltseele, die sich nach
Befreiung sehnt. Hieraus entwickelten die spätern Manichäer
die
Idee des leidenden
Menschensohns
(Jesus patibilis). Ihm entspricht als Vertreter des frei gebliebenen
Lichts der Sonnengeist
Christus. Derselbe
ist in einem Scheinleib in die
Welt gekommen, um die Lichtseelen zu besonnen und an ihren Ursprung zu
erinnern. Die
Erlösung geschieht durch den
Unterricht, den
Christus begann und den
Manes als der
Paraklet aus
Christi
Reden und
aus selbst empfangenen
Offenbarungen vollendet.
Die Manichäer
verwerfen daher das
Alte Testament ganz und gebrauchen das
Neue Testament nur mit Auswahl und nach
Manes' eigner Deutung.
Ihre
Sittenlehre gebot die strengste
Askese und zwar drei signacula (Kennzeichen): das signaculum oris,
wonach der
Genuß des
Weins und
Fleisches verboten war; das signaculum manus, wonach keiner
Tiere töten oder
Pflanzen beschädigen,
überhaupt die
Materie berühren sollte; das signaculum sinus wehrte insbesondere aller Geschlechtslust.
Aber nur die Auserwählten (electi) oder Vollkommenen (perfecti) bewahrten die signacula streng, während die
Hörer (auditores)
im Ehestand lebten und durch
ihre
Arbeit die Auserwählten mit ernährten. Jedoch waren alle Manichäer
zu den gleichen
Gebeten viermal
des
Tags und zu strengen und häufigen
Fasten verpflichtet. Der
Gottesdienst war einfach; sie hatten weder
Tempel,
[* 3] noch
Altäre, noch
Opfer. Das Hauptfest war im März der Todestag des
Manes. Die Manichäer
verbreiteten sich rasch von den
Grenzen
[* 4] Indiens bis nach Nordafrika und
Spanien,
[* 5] wurden aber seit 377 von der christlichen
Kirche und bald auch im
Perserreich hart verfolgt und endlich unterdrückt. Über ihren Zusammenhang mit den Priscillianisten und
Paulicianern sowie
mit den
Katharern des
Mittelalters s. die betreffenden
Artikel.