Titel
Nizza
,
Nizâm al-mulk - Nizza
![Bild 62.392: Nizâm al-mulk - Nizza [unkorrigiert] Bild 62.392: Nizâm al-mulk - Nizza [unkorrigiert]](/meyers/thumb/62/62_0392.jpeg)
* 2
Nizza.[* 2] 1) (franz. Nice) Hauptstadt des franz. Departements Seealpen und berühmter klimatische Kurort, liegt in herrlicher Gegend am Fuß der südlichen Ausläufer der Seealpen, welche mit dem 854 m hohen Mont Chauve die Stadt und deren ganze Umgebung beherrschen, an einer Bucht des Ligurischen Meers, welche östlich vom Mont Boron und dem mit einem kleinen Fort gekrönten Montalban begrenzt wird, und in welche hier der Paillon (Paglione) mündet. Das Klima [* 3] ist infolge der gegen Norden [* 4] durch terrassenartig ansteigende Bergketten geschützten Lage im Winter sehr mild und dabei heiter.
Die durchschnittliche
Temperatur beträgt für das Jahr 15,9° C., für den
Winter 9,5° C. Nur an wenigen
Tagen sinkt das
Thermometer
[* 5] morgens einige
Grad unter
Null. Auch der
Sommer ist bei den herrschenden
Seewinden nicht unerträglich. Die Luftfeuchtigkeit
beträgt im Jahresmittel 61,4 Proz.; große Trockenheit bewirkt nur
der
Mistral im März und April. Die Wintersaison
(November bis April) zählt 103 sonnige, 42 bedeckte und 36 Regentage.
Die Vorzüge des
Klimas bezeugt auch die prächtige und mannigfaltige
Vegetation der Umgegend. Nizza
ist durch den Paillon in
die alte Stadt, welche sich am
Fuß des senkrecht aus der Meeresküste aufsteigenden Schloßbergs mit
engen, winkeligen
Straßen ausbreitet, und in die
Neustadt,
[* 6] welche sich mit breiter Meeresfronte nordwärts bis zu den Bergterrassen
hinzieht, geteilt.
Njassa - Njegusch

* 7
Seite 12.201.Auch an die alte Stadt haben sich im Norden und O. neue Quartiere angeschlossen. Der 97 m hohe, mit schönen Anlagen geschmückte Schloßberg bietet den prächtigsten Überblick über Stadt und Umgebung. Östlich von demselben liegt der Hafen Lymbia, 1751 angelegt, neuerdings vergrößert. Das Standbild seines Erbauers, des Königs Karl Felix, steht über dem Hafen auf der Place Bellevue. Bemerkenswerte Plätze und Straßen in der alten Stadt sind ferner der mit Anlagen und Springbrunnen geschmückte Square Garibaldi, der Corso an der ¶
mehr
Südseite der Stadt gegen das Meer zu, von welchem er durch die Terrassen, breite, über einstöckige Häuser hinführende Spaziergänge,
getrennt wird, der Quai du Midi am Meer etc. Über den mit Boulevards eingefaßten Paillon führen mehrere Brücken
[* 8] zur neuen
Stadt, deren Mittelpunkt der Square Masséna (mit dem Standbild des in der Nähe von Nizza
gebornen Marschalls
Masséna) bildet. Von demselben leitet der Quai des Palmiers zu dem schön angelegten Jardin public, welcher in der Promenade
des Anglais, einem herrlichen, 1½ km langen, mit Anlagen und den schönsten Villen und Hotels geschmückten Spaziergang am Meer
(mit Seebädern) seine Fortsetzung findet. Zu erwähnen sind ferner die Rue Masséna und Rue de France, die
Avenue de la Gare, die Boulevards Victor Hugo und Dubouchage, endlich der an das Plateau von Cimiez sich anlehnende Boulevard Carabacel.
Thb. - Theater

* 9
Theater.
Die öffentlichen Gebäude von Nizza
bieten wenig Bemerkenswertes. Es befinden sich darunter 10 katholische, je eine
deutsch-lutherische, französisch-reformierte, anglikanische, presbyterianische und russische Kirche und 2 Synagogen;
außerdem sind das Tribunal (ehemals Stadthaus), der Uhrturm, der Präfekturpalast, 2 Theater,
[* 9] das große 1883 über dem Paillon
erbaute Kasino mit Wintergarten und andre Gesellschaftslokale zu nennen. Die Stadt zählt (1886) 61,464 (als
Gemeinde 77,478) Einw., deren Sprache
[* 10] eine Mischung des Provençalischen und Italienischen ist.
Den hauptsächlichsten Erwerb bietet denselben der Fremdenverkehr. Alljährlich kommen 10-15,000 Personen zu längerm Aufenthalt,
insbesondere für die Wintersaison, nach Nizza.
Außerdem sind als Erwerbszweige Obstbau, Industrie und Handel von Bedeutung. Der
erstere liefert in außerordentlich reichem Maß Oliven, Zitronen, Orangen, Feigen, Mandeln und Johannisbrot; auch der Weinbau
(Belletwein) wird stark betrieben. Von gewerblichen Industriezweigen sind zu erwähnen: die Fabrikation von Essenzen, Parfümerien
und eingemachten Früchten, die Kunsttischlerei und Verfertigung von eingelegten Arbeiten, die Färberei etc. Der Handel umfaßt
als Hauptgegenstände in der Ausfuhr: Olivenöl, Parfümerien, Blumen u. Südfrüchte;
Holywood - Holz

* 12
Holz.in der Einfuhr: Getreide, [* 11] Wein, Olivenöl, Kohlen, Vieh und Holz. [* 12] Im Hafen, welcher vollkommen geschützt, jedoch nur für Schiffe [* 13] bis 4 m Tiefgang zugänglich und fortschreitender Versandung ausgesetzt ist, sind 1885 handelsthätig 1017 Schiffe mit 167,428 Ton. eingelaufen (davon 400 Schiffe mit 62,836 T. im internationalen Verkehr) und 719 Schiffe mit 123,332 T. ausgelaufen (218 mit 28,315 T. im Auslandsverkehr).
Der Warenverkehr beim Zollamt von Nizza
repräsentierte in der Einfuhr einen Wert von 17,1, in der Ausfuhr
einen solchen von nur 1,9 Mill. Frank; die Ausfuhr, welche meist durch die Eisenbahn vermittelt wird, wählt eben großenteils
andre Austrittspunkte (Marseille
[* 14] etc.). Nizza
steht in regelmäßiger Dampfschiffahrtsverbindung mit Marseille, Genua
[* 15] und
der Insel Corsica
[* 16] (Bastia und Ajaccio); als Landverkehrsweg tritt die über Nizza
führende Eisenbahnlinie Marseille-Genua hinzu.
Sternwarte

* 17
Sternwarte.
Für den Lokalverkehr besteht eine Pferdebahn. An Bildungsanstalten besitzt Nizza
ein Lyceum, eine Lehrerbildungsanstalt, ein Priesterseminar, 3 Bibliotheken,
eine Kunstgalerie, ein naturhistorisches Museum, eine Sternwarte
[* 17] und einen botanischen Garten.
[* 18] Die Stadt hat ferner Gesellschaften
für Wissenschaften, Litteratur und Künste, für Agrikultur und Gartenbau, für Medizin und Klimatologie, für Technik, 2 Spitäler
und ein evangelisches Asyl. Nizza
ist Sitz des Präfekten,
eines Bischofs, eines Gerichts- und Assisenhofs, eines Handelsgerichts,
einer Filiale der Bank von Frankreich und zahlreicher Konsuln (darunter auch ein deutscher Berufskonsuls).
Die Ebene, die kleinen Thäler und die Hügel rings um Nizza
sind mit Villen und Gartenanlagen übersäet. Schöne
Punkte der Umgebung sind: im O. das mit Nizza
durch die Eisenbahn, eine alte und eine aussichtsreiche neue Straße verbundene Städtchen
Villafranca (s. d.), der Villen- und Winterkurort Beaulieu und die kleine Halbinsel St.-Jean;
Karten zur Geschichte

* 19
Italiens. im Norden das
Plateau von Cimiez (s. d.) mit zahlreichen Villen und einem Kloster, die Abtei St.-Pons (775 gegründet) und die Grotte von St.-André.
Nizza
ist der Geburtsort Garibaldis. - Im Altertum hieß die Stadt Nicäa und war die Grenzstadt Italiens
[* 19] und befestigte Kolonie
der Massilier, welche sie 300 v. Chr. zu Ehren eines Siegs über die Ligurer anlegten.
Von den Römern wurde
sie um 100 v. Chr. besetzt und zwar zur Sicherung des Handels als Vormauer gegen die wilden Ligurer, verlor aber seit der Gründung
von Forum
[* 20] Julii (Fréjus) unter Augustus alle Bedeutung. Im Mittelalter gehörte Nizza
den Grafen von der Provence, seit 1388 den
Grafen von Savoyen. 1538 wurde hier ein Waffenstillstand zwischen Spanien
[* 21] und Frankreich geschlossen. 1543 von den Franzosen zu
Land und von den Türken unter Dschereddin Barbarossa zu Wasser belagert, wurde Nizza
mit Ausnahme der Citadelle erobert und von
den letztern geplündert. 1691 eroberte es der Marschall Catinat, 1706 nahmen es die Franzosen abermals
und zum drittenmal Am wurde es als Departement der Seealpen mit Frankreich vereinigt.
Sardelle - Sardinien

* 22
Sardinien.Zwar besetzten es die Österreicher aber 29. Mai nahmen es die Franzosen unter Suchet wieder. Nun blieb es unter französischer Herrschaft bis 1814, wo es wieder mit Savoyen vereinigt wurde und bis 1860 eine Provinz des Königreichs Sardinien [* 22] blieb.
Vgl. Tisserand, Histoire civile et religieuse de la cité de Nice (Nizza
1862, 2 Bde.);
Toselli, Précis historique de Nice (das. 1867-70, 4 Bde.);
Lacoste, Nice pittoresque et pratique (das. 1876);
Lippert, Das Klima von Nizza
(2. Aufl., Berl. 1877);
Brünecke,
Der klimatische Winterkurort Nizza
(Wiesb. 1880);
Gsell Fels, Südfrankreich nebst den Kurorten der Riviera (in »Meyers Reisebüchern«, Leipz. 1888);
Nash, Guide to Nice (Lond. 1884).
2) Nizza Monferrato, Stadt in der ital. Provinz Alessandria, Kreis [* 23] Acqui, am Belbo und an der Eisenbahn von Cavallermaggiore nach Alessandria gelegen, mit technischer Schule, Weinbau, reger Seiden- und Viehzucht und [* 24] (1881) 3262 Einw.