Titel
Arnold
,
Leipzig

* 2
Leipzig. 1)
Christoph, als Astronom berühmter
Bauer, geb. zu
Sommerfeld bei
Leipzig,
[* 2] errichtete
auf seinem
Wohnhaus
[* 3] ein
Observatorium, entdeckte hier den
Kometen
[* 4] von 1682 acht
Tage vor Hevel, beobachtete ihn und den
Kometen
von 1686 fleißig, erwarb sich aber den größten
Ruhm durch seine
Beobachtung des
Durchgangs des
Merkur
[* 5] durch die
Sonne
[* 6] Seine
Beobachtungen wurden in die
»Acta Eruditorum« aufgenommen. Im
Druck erschien von ihm: »Göttliche Gnadenzeichen,
in einem Sonnenwunder vor
Augen gestellt« (Leipz. 1692, mit
Kupfern). Er starb seine
Sternwarte
[* 7] erhielt sich bis 1794. Nach
ihm benannte
Schröter drei sogen.
Thäler im
Mond.
[* 8] Arnolds
Briefwechsel wird auf der Ratsbibliothek zu
Leipzig aufbewahrt.
Perkussionshammer - Pe
![Bild 62.1023: Perkussionshammer - Perlen [unkorrigiert] Bild 62.1023: Perkussionshammer - Perlen [unkorrigiert]](/meyers/thumb/62/62_1023.jpeg)
* 13
Perleberg. 2)
Gottfried, luther. Theolog, geb. 1666 zu
Annaberg,
[* 9] ward 1697
Professor der Geschichte in
Gießen.
[* 10] Zu
Dresden
[* 11] schon früher von
Spener pietistisch angeregt, alsdann in
Quedlinburg
[* 12] einem mystischen
Separatismus zugeführt, legte er 1698 seine Professur nieder. Doch änderte er seine
Ansicht wieder,
verheiratete sich 1700, ward Hofprediger der verwitweten Herzogin von
Sachsen-Eisenach in
Allstedt, 1704
Prediger
zu
Werben, 1707 in
Perleberg,
[* 13] wo er 1714 starb. Arnold
verfaßte mehrere mystische
Schriften, auch geistliche
Lieder; sein Hauptwerk
aber ist die ihrer Zeit schon durch die deutsche
Darstellung Aufsehen erregende »Unparteiische
Kirchen- und Ketzerhistorie«
(beste Ausg., Schaffh. 1740-42, 3 Bde.),
worin
er den Ketzereien ein
Streben nach wahrem
Christentum zuschrieb und ihre
Berechtigung durch die Mängel
und
Ausartung der
Kirche nachwies.
Vgl. Dibelius,
Gottfried Arnold
(Berl. 1873).
3) Samuel, engl. Komponist, geb. zu London, [* 14] ward in der königlichen Vokalkapelle unter Gates und Rares gebildet und erwarb sich bereits durch seine erste Oper: »The maid of the mill« (1764),
und das
Oratorium »The cure
of
Saul« (1767) die bleibende
Gunst des
Publikums. Er ward 1783 königlicher Hofkomponist, 1789
Direktor der Academy of ancient
music, 1793
Organist an der Westminsterabtei und starb in
London. Arnold
hat über 40
Opern und Intermezzi geschrieben,
die alle beifällig aufgenommen wurden, aber an Wert seinen Kirchenkompositionen, namentlich seinen 7 Oratorien,
nicht gleichkommen.
Sein verdienstlichstes Werk war die »Cathedral music«, eine Sammlung
der besten kirchlichen
Kompositionen englischer
Meister (1790, 4 Bde.), die 1847 von Rimbault neu herausgegeben
wurde. Auch eine
Ausgabe von
Händels Werken in 36 Foliobänden besorgte Arnold
, die unter den
Auspizien des
Königs (Lond. 1786 ff.) in prachtvoller
Ausstattung erschien, aber nicht
frei von Fehlern ist.
Straßburg

* 15
Straßburg.4) Georg Daniel, Rechtsgelehrter, auch als elsäss. Dichter bekannt, geb. zu Straßburg, [* 15] studierte in seiner Vaterstadt, dann in Göttingen, [* 16] zuletzt in Paris, [* 17] ward 1806 Professor des Code civil an der Rechtsschule zu Koblenz, [* 18] 1809 Professor der Geschichte zu Straßburg, 1811 zugleich Professor der Jurisprudenz, 1820 Präfekturrat, welche Stelle er aber wieder aufgab. Er starb Besonderes Verdienst erwarb er sich durch sein Werk »Elementa juris civilis Justinianei; cum Codice Napoleoneo et reliquis legum codicibus collata« (Straßb. u. Par. 1812). Seine lyrischen Gedichte erheben sich über das Gewöhnliche; das Beste aber leistete er durch sein Lustspiel »Der Pfingstmontag« (»Le [* 19] lundi de la Pentecote«),
im Straßburger Dialekt (Straßb. 1816, 2. Aufl. mit Illustrationen und vermehrt mit einer Auswahl von Gedichten und Biographie 1851), nach Goethes Urteil ein Werk, das an Klarheit und Vollständigkeit des Anschauens und an geistreicher Darstellung der Einzelheiten wenige seinesgleichen findet.
Manchester (Sammet) -
![Bild 61.540: Manchester (Sammet) - Manchester (Stadt in England) [unkorrigiert] Bild 61.540: Manchester (Sammet) - Manchester (Stadt in England) [unkorrigiert]](/meyers/thumb/61/61_0540.jpeg)
* 20
Manchester.5) Thomas, ein für das kirchliche Leben und das Erziehungswesen Englands hochwichtiger Mann, geb. zu Cowes auf der Insel Wight, studierte in Manchester [* 20] und Oxford [* 21] Theologie, um zunächst als Mentor von Privatzöglingen, dann als Vorsteher der öffentlichen Schule in Rugby zu wirken. Ausflüge auf das Festland nährten in ihm den Sinn für deutsche Litteratur, den er als Bearbeiter von Niebuhrs römischer Geschichte (»History of Rome«, unvollendet, 1846-49, 3 Bde., u. öfter) bethätigte. Er wurde einer der ältesten und klarsten Vertreter der breitkirchlichen Partei und entschiedener Gegner des Puseyismus. Im J. 1841 übernahm er die Professur der Geschichte zu Oxford, starb aber schon
Vgl.
Stanley, Life and correspondence of
Thomas Arnold
(13. Aufl. 1882, 2 Bde.;
deutsch, Potsd. 1846);
Zinzow, Thomas Arnold (Stettin [* 22] 1869);
Wuttig, Thomas Arnold (Hannov. 1884).
Schlabrendorf - Schlac

* 25
Schlachten.6) Yourij von, russ. Komponist, geb. zu St. Petersburg, [* 23] Sohn eines Staatsrats, studierte in Dorpat [* 24] 1828-30 Cameralia und trat 1831 als Fahnenjunker in ein Kürassierregiment ein, mit dem er den polnischen Feldzug mitmachte und an sieben Schlachten [* 25] sowie am Sturm auf Warschau [* 26] tapfern Anteil nahm. Nach hergestelltem Frieden trat er in den Staatsdienst, trieb aber nebenbei, einer unüberwindlichen Neigung folgend, mit regstem Eifer Musikstudien und ließ als erste Frucht derselben die Oper »Die Zigeunerin« erscheinen, der 1859 die Musik zur Ballade »Swätlana« von Shukowskij folgte, mit welcher den von der Petersburger Philharmonischen Gesellschaft ausgesetzten Preis errang.
Von 1863 bis 1868 lebte er in Leipzig, wo er zugleich als musikalischer Schriftsteller (namentlich in der »Neuen Zeitschrift für Musik«) thätig war; seit 1870 ist er Professor am Konservatorium der Musik zu Moskau. [* 27] Als Kritiker wie in seinen zahlreichen Kompositionen folgt der Richtung der sogen. neudeutschen Schule. An theoretischen Arbeiten veröffentlichte er: »Die Theorie der Musik auf akustischen Grundlagen« und »Die alten Kirchenmodi« (Leipz. 1878). Auch als Historiker wirkte er mit Erfolg durch seine zu Petersburg gehaltenen Vorträge über die Geschichte der Musik.
7) Friedrich August, Semitist, geb. zu Halle [* 28] arnold S., studierte seit 1831 auf der Universität daselbst und in Berlin [* 29] Theologie und Orientalia, habilitierte sich 1841 in Halle für orientalische Sprachen, ward 1862 zum außerordentlichen Professor ernannt und starb Von seinen Schriften sind namentlich anzuführen: »Palästina, [* 30] historisch-geographisch dargestellt« (Halle 1845),
seine Ausgabe der »Moallakât« (Leipz. 1850),
Arnold von Brescia

* 31
Seite 1.859.die ¶
mehr
»Chrestomathia arabica« (Halle 1853) und »Abriß der hebräischen Formenlehre« (das. 1867).
8) Matthew, engl. Dichter und Schriftsteller, geb. zu Laleham bei Staines, Sohn von Arnold 5), studierte seit 1840 in Oxford, wo er 1843 für ein Gedicht über Cromwell den Preis errang, war 1847-51 Privatsekretär des Lords Lansdowne und erhielt durch diesen später die Stelle eines Schulinspektors. An Dichtungen hatte er (anonym) »The strayed reveller, and other poems« (Lond. 1848) veröffentlicht, denen »Empedocles on Etna« (1853, neue Ausg. 1868) und »Poems« (1854, 2 Bde.) nachfolgten. Im J. 1857 zum Professor der Poesie in Oxford ernannt, gab er die Tragödie »Merope« heraus und unternahm 1859 im Auftrag der Regierung eine Reise durch Frankreich, Deutschland [* 32] und Holland zu dem Zweck, das Unterrichtswesen dieser Länder zu studieren. Seine Ansichten darüber legte er in den Schriften: »A French Eton, or education and the state« (1864) und »Schools and universities on the Continent« (1868, 3. umgearb. Aufl. 1882) nieder. Von seinem poetischen Formensinn, der allen seinen Dichtungen, so auch den »New Poems« (2. Aufl. 1868) großen Reiz verleiht, zeugen auch seine Versuche, Homer in englischen Hexametern zu übersetzen, worüber er theoretisch in dem Werk »On translating Homer« (1861) handelte.
Eine Sammlung seiner prosaischen Aufsätze erschien unter dem Titel: »Essays in criticism« (1865, 2. Aufl. 1869). Nachdem Arnold 1867 seine Professur in Oxford niedergelegt, hat er seitdem noch veröffentlicht: »On the study of Celtic literature« (1867);
»Culture and anarchy« (1869, 3. Aufl. 1882);
»St. Paul and Protestantism« (2. Aufl. 1871);
das humoristische Werk »Friendship's garland, being the conversations, letters and opinions of the late Arminius, baron von Thunder-Ten-Tronckh« (1872);
»Litterature and dogma« (1873);
»God and the Bible« (1875);
»Last essays on church and religion« (1877);
»Mixed essays« (1879);
»Irish essays« (1882) etc. Eine vollständige Ausgabe seiner Gedichte erschien 1877 in 2 Bänden. Arnold ist allmählich von den orthodoxen Ansichten der englischen Staatskirche zu sehr freien Überzeugungen vorgeschritten.
Baukunst I

* 33
Baukunst.9) Christian Friedrich, Architekt, geb. zu Drebach im Erzgebirge, widmete sich der Baukunst [* 33] in Dresden unter Sempers Leitung und errang durch seine Arbeiten den mit einem Reisestipendium verbundenen ersten Preis. Infolgedessen reiste er mehrere Jahre in Italien, [* 34] Frankreich und Belgien [* 35] und wurde nach seiner Rückkehr als Professor an der Kunstakademie in Dresden angestellt. Seine Bauten sind: die Villa Souchay an der Elbe (1858-1860), mehrere Dorfkirchen in Sachsen [* 36] und die im gotischen Stil 1865-69 umgebaute Sophienkirche in Dresden mit ihrem stattlichen, 66 m hohen Turmpaar. Er gab heraus: »Der herzogliche Palast in Urbino, nach eignen Messungen« (Leipz. 1856).
10) Wilhelm, Rechtslehrer, geb. zu Borken in Hessen, [* 37] studierte 1845-50 zu Berlin, Heidelberg [* 38] und Marburg, [* 39] habilitierte sich 1850 zu Marburg, wurde 1855 Professor in Basel [* 40] und 1863 in Marburg, wo er starb. Er schrieb: »Verfassungsgeschichte der deutschen Freistädte« (Hamb. u. Gotha [* 41] 1854, 2 Bde.);
»Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städten« (Basel 1861);
»Kultur und Rechtsleben« (Berl. 1865);
Romanzement - Römer

* 42
Römer.»Kultur und Recht der Römer« [* 42] (das. 1868);
»Ansiedelungen und Wanderungen deutscher Stämme, zumeist nach hessischen Ortsnamen« (Marb. 1875, 2 Bde.);
»Studien zur deutschen Kulturgeschichte« (Stuttg. 1882);
»Deutsche [* 43] Urzeit« (3. Aufl., Gotha 1881);
»Fränkische Zeit« (das. 1882).
11) Edwin, engl. Dichter, Sprachgelehrter und Journalist, Bruder von Arnold 8),
geb. studierte in Oxford, wo er als 20jähriger Jüngling sich durch das Gedicht »The feast of Belshazzar« bemerklich machte, und wurde, nachdem er eine Zeitlang als Gymnasialprofessor in Birmingham [* 44] gewirkt, zum Direktor des Government Sanscrit College in Puna sowie zum Fellow der Universität Bombay [* 45] ernannt. In Indien leistete er während und nach dem großen Aufstand bedeutende Dienste, [* 46] und es wurde ihm zweimal der feierliche Dank des Vizekönigs u. Staatsrats zuerkannt. Im J. 1861 nach England zurückgekehrt, übernahm er die Leitung des russenfeindlichen, zu großer Bedeutung aufstrebenden »Daily Telegraph«, [* 47] dem er noch heute vorsteht. Arnold ist der Verfasser eines Dramas: »Griselda« (1856);
seine »Poems, narrative and lyrical« erschienen 1853. Seine indischen Studien lieferten uns: »The book of good counsels« (die »Hitopadesa«, 1861);
»The Indian song of songs« (1875);
Lehrbegriff - Lehrerin
![Bild 61.37: Lehrbegriff - Lehrerinnen [unkorrigiert] Bild 61.37: Lehrbegriff - Lehrerinnen [unkorrigiert]](/meyers/thumb/61/61_0037.jpeg)
* 48
Lehre.»The light of Asia«, ein großes Gedicht über Leben und Lehre [* 48] des Buddha (1879, 9. Aufl. 1882),
vielleicht sein Hauptwerk;
»Indian idylls« (nach dem »Mahâbhârata«, 1883);
»Indian poetry« (3. Aufl. 1883).
Geschichtlich hat er geliefert: »The Marquis of Dalhousie's administration of British India« (1862). Als Kritiker und metrischer Übersetzer zeigte er sich in »The poets of Greece« (1869) und in »Hero and Leander«, nach Musäos (1873). Auch »A summer in Scandinavia« (1877) hat er herausgegeben. Besonderes Verdienst erwarb sich Arnold, indem er zwei große Expeditionen für Altertumskunde und Geographie ins Leben rief: namens des »Daily Telegraph« die George Smiths (s. d.) nach Assyrien und für dieselbe Zeitung, in Verbindung mit dem »New York Herald«, die Expedition Henry Stanleys (s. d.) ins Innere von Afrika, [* 49] um die Entdeckungen Livingstones zu vervollständigen. Für seinen Anteil an Smiths bedeutenden Entdeckungen wurde ihm der besondere Dank der Verwaltung des Britischen Museums zu teil. - Sein Bruder Arthur, geb. in London ansässig und Parlamentsmitglied, hat sich als Schriftsteller besonders durch seine Reiseschilderungen: »From the Levant« (1868, 2 Bde.) und »Through Persia by caravan« (1877) bekannt gemacht.