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seit 1654 selbständig. Doch stand der höchst schüchterne Fürst immer unter dem Einfluß andrer, bald seiner Mutter, bald seiner Gemahlin, einer savoyischen Prinzessin, bald seiner Räte. Er regierte im Innern im Geist seines Vaters als Freund der Kirche und beobachtete in den damaligen Kriegen mit Ludwig XIV. eine Frankreich freundliche Neutralität, wodurch er aber seinem Lande den Frieden erhielt und die Wunden des Dreißigjährigen Kriegs zu heilen vermochte. Er starb auf dem Lustschloß Schleißheim.
Vgl. Lipowsky, Des M., in Bayern [* 2] Herzogs und Kurfürstens, Lebens- und Regierungsgeschichte (Münch. 1831).
[Braunschweig.]
6) Ferdinand Albrecht II., Herzog von Braunschweig, vierter Sohn Ferdinand Albrechts I. von Braunschweig-Bevern und der Landgräfin Christine von Hessen-Eschwege, geb. folgte seinem Vater 1687 in Bevern, focht nach Ausbruch des spanischen Erbfolgekriegs mit der kaiserlichen Armee in Schwaben und Bayern, wohnte 1704 als kaiserlicher Flügeladjutant dem Treffen am Schellenberg bei, wurde hierauf kaiserlicher Generaladjutant und als solcher vor Landau [* 3] schwer verwundet, 1707 Generalmajor und 1711 Feldmarschallleutnant.
Unter dem Prinzen Eugen kämpfte er gegen die Türken, erhielt die Statthalterschaft der Festung [* 4] Komorn und zeichnete sich besonders bei Peterwardein, bei der Belagerung von Temesvár und bei Belgrad [* 5] aus. Seit 1723 kaiserlicher Feldmarschall, ward er 1727 Reichsgeneralfeldzeugmeister und 1733 Reichsgeneralfeldmarschall, zog im folgenden Jahr die kaiserlichen Kriegsvölker bei Pilsen [* 6] zusammen, ging mit ihnen an den Rhein und führte bis zu Eugens Ankunft den Oberbefehl im Heer. Der Tod seines Schwiegervaters, des Herzogs Ludwig Rudolf von Braunschweig-Wolfenbüttel, rief ihn 1735 auf den erledigten Herzogsstuhl; doch starb er schon Er war mit Antoinette Amalie von Braunschweig [* 7] vermählt. Ihm folgte sein ältester Sohn, Karl.
7) Prinz (Herzog) von Braunschweig, preuß. Generalfeldmarschall, vierter Sohn des vorigen, geb. zu Braunschweig, trat 1740 als Oberst und Chef eines Regiments in preußische Dienste [* 8] und machte, da sein Regiment noch nicht völlig ausgerüstet war, als Freiwilliger den Feldzug von 1741 in Schlesien [* 9] mit, wo er bei Mollwitz und bei Chotusitz an des Königs Seite focht. Nach dem Frieden blieb er dessen Gesellschafter u. Begleiter und ward Generalmajor der Infanterie.
Beim Ausbruch des zweiten Schlesischen Kriegs ging er mit seinem Regiment unter dem Alten Dessauer nach Böhmen, [* 10] ward nach seiner Rückkehr zum Chef der Fußgarde befördert und begleitete 1745 den König zur Armee nach Schlesien. In der Schlacht bei Hohenfriedberg (4. Juni) nahm er mit seiner Brigade das Dorf Thomaswalde und erstürmte, obwohl verwundet, bei Soor (30. Sept.) eine vom Feind besetzte Höhe. Er genoß die besondere Gunst des Königs, der ihn nach Potsdam [* 11] in Garnison legte und ihn auf seinen Inspektionsreisen mitnahm. 1750 zum Generalleutnant und 1752 zum Gouverneur der Festung Peitz in der Lausitz ernannt, ward er 1755 in derselben Eigenschaft nach Magdeburg [* 12] versetzt. Beim Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs (August 1756) führte er eine der drei in Sachsen [* 13] einrückenden Heersäulen der preußischen Armee, besetzte Leipzig [* 14] und brach 13. Sept. nach Böhmen auf, wo er bei Lobositz (1. Okt.) den rechten Flügel befehligte. Bei dem Einrücken in Böhmen im April 1757 führte er die Vorhut und trug viel zum Sieg bei Prag [* 15] (6. Mai) bei, leitete auch später an der Stelle des Fürsten Moritz von Dessau [* 16] die Belagerung dieser Stadt. Bei Roßbach [* 17] befehligte er den rechten Flügel, worauf er im November nach Aufhebung der Konvention von Kloster-Zeven als General der Infanterie den Oberbefehl über das verbündete Heer in Hannover [* 18] erhielt, dessen gesunkenen Mut er so zu begeistern wußte, daß dasselbe dem weit stärkern französischen Heer gegenüber fast immer Sieger blieb. Nachdem er noch im Dezember 1757 den Marschall v. Richelieu nach Celle [* 19] zurückgedrängt hatte, trieb er dessen Nachfolger Grafen Clermont im Frühjahr 1758 auf das linke Rheinufer zurück und schlug ihn in der Schlacht bei Krefeld [* 20] wurde er bei Bergen [* 21] 13. April geschlagen, brachte aber 1. Aug. dem französischen Feldherrn Contades bei Minden [* 22] eine entscheidende Niederlage bei. Zwar konnte er nicht verhindern, daß die Franzosen 1760 Hessen [* 23] wieder einnahmen; doch hielt er sie im folgenden Jahr durch die ihnen beigebrachte Niederlage bei Vellinghausen (16. Juli) im Schach. Den Feldzug von 1762 eröffnete er mit dem Überfall bei Wilhelmsthal (24. Juni). Nach dem Friedensschluß trat er, zum Feldmarschall ernannt, in seine frühere Stellung als Gouverneur von Magdeburg und Chef eines Fußregiments zurück. Durch eine Spannung mit dem reizbaren König veranlaßt, 1766 seine Entlassung zu nehmen, lebte er seitdem in Braunschweig oder auf seinem Lustschloß Vechelde. Künstler und Gelehrte fanden an ihm einen großmütigen Gönner, wie er denn überhaupt sehr wohlthätig war. In der letzten Zeit seines Lebens ließ er sich durch seine freimaurerischen Bestrebungen und durch Günstlinge und Betrüger, welche sich infolge derselben an ihn drängten, zu manchen Mißgriffen verleiten. Er starb Sein Günstling Mauvillon errichtete ihm ein Denkmal in seiner »Geschichte Ferdinands« (Leipz. 1794, 2 Bde.).
Vgl. Schaper, Vie militaire du maréchal prince Ferdinand (Magdeb. 1796, 2 Bde.);
von dem Knesebeck, Ferdinand, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, [* 24] während des Siebenjährigen Kriegs (Hannov. 1857, 2 Bde.);
Westphalen, Geschichte der Feldzüge Herzog Ferdinands von Braunschweig-Lüneburg (Berl. 1859-72, 5 Bde.).
[Hessen.]
8) Ferdinand Heinrich Friedrich, Landgraf von Hessen-Homburg, geb. jüngster Sohn des 1820 verstorbenen Landgrafen Friedrich Ludwig, war in der österreichischen Armee General der Kavallerie, als ihn der Tod seines Bruders, des Landgrafen Gustav, zur Regierung berief. Auf das Verlangen des Landes berief Ferdinand im April 1849 einen konstituierenden Landtag und publizierte im Januar 1850 eine mit diesem vereinbarte Verfassung, die aber 1852 wieder beseitigt wurde. Die Reichsverfassung vom hatte er anerkannt; dem Dreikönigsbündnis trat er, stets eifrig österreichisch gesinnt, nicht bei und war unter den ersten Fürsten, welche im September 1850 den restaurierten Bundestag beschickten. Er starb ohne Nachkommen, worauf Hessen-Homburg an Hessen-Darmstadt, nach dem Krieg von 1866 aber an Preußen [* 25] fiel.
[Köln.]
9) Herzog von Bayern, Kurfürst von Köln, [* 26] geb. Sohn des Herzogs Wilhelm V. und jüngerer Bruder des spätern Kurfürsten Maximilian, ward auf der Universität Ingolstadt [* 27] von Jesuiten erzogen und ganz mit jesuitischem Fanatismus erfüllt, dann 1595 von seinem Oheim, dem Kurfürsten Ernst von Köln, zu seinem Koadjutor mit der Hoffnung auf die Nachfolge ernannt und 1612 nach Ernsts Tod zum Erzbischof ¶
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und Kurfürsten von Köln, zugleich zum Bischof von Lüttich, [* 29] Münster [* 30] und Hildesheim, [* 31] 1618 auch von Paderborn [* 32] erwählt. Mit glühendem Eifer betrieb er die Ausrottung der Ketzerei in seinen Stiftern und den Nachbarländern, beförderte die Missionen der Jesuiten und hoffte durch Erhebung seines Bruders Maximilian zum Kaiser der katholischen Kirche und dem bayrischen Haus in Deutschland [* 33] zugleich zum Sieg zu verhelfen; doch lehnte Maximilian die Kaiserkrone ab. Nach Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs 1618 schloß sich Ferdinand der Liga an. Mit Hilfe Spaniens sicherte er längere Zeit sein Stift vor Kriegsgefahr, von der es aber seit Ankunft der Schweden [* 34] in Deutschland auch hart betroffen wurde; bis zum Ende des Kriegs war das Stift der Tummelplatz schwedischer, französischer, kaiserlicher und spanischer Kriegshaufen. Ferdinand starb in Arnsberg. [* 35]
[Neapel und Sizilien.]
10) Ferdinand I., König von Neapel, [* 36] natürlicher Sohn Alfons' V. von Aragonien, welcher sich, von der Königin Johanna adoptiert, 1421 des Throns von Neapel u. Sizilien [* 37] bemächtigt hatte, wurde 1443 zum Prinzen von Kalabrien und Thronfolger in Neapel erklärt u. vom Papst als solcher bestätigt. Seit 1445 mit Isabella von Chiaramonte, der Tochter des Grafen Tristan von Copertino, vermählt, besetzte er nach dem Tod seines Vaters (1458) Neapel und wurde vom Papst Pius II. mit diesem Königreich belehnt, hatte aber mehrere Jahre gegen den Prätendenten, den Herzog Johann von Kalabrien, Sohn Renés von Anjou, zu kämpfen.
Doch gelangte er 1465 in den Besitz des Reichs, in welchem er sich dadurch befestigte, daß er seine natürliche Tochter mit dem Neffen des Papstes Sixtus IV., Leonhard de la Rovere, und seinen Sohn Alfons mit der Tochter des Herzogs von Mailand [* 38] vermählte. Ferdinand war ein staatskluger und energischer Fürst, der die Königsmacht besonders durch Schwächung des Adels stärkte und selbst dem Papst gegenüber seine Selbständigkeit wahrte. Auch für die materiellen Interessen (namentlich die Seidenzucht) sorgte er sehr eifrig, ebenso für die Wissenschaften, besonders die Jurisprudenz. Kurz vor seinem Tod verband sich, aufgereizt von dem mißvergnügten Adel, Herzog Lodovico Moro von Mailand mit Karl VIII. von Frankreich zur Geltendmachung der Rechte des Hauses Anjou auf den neapolitanischen Thron. [* 39] Unter seinen Bemühungen, dies Bündnis wieder zu lösen, starb Ferdinand in Genua. [* 40]
11) Ferdinand II., König von Neapel, älterer Sohn Alfons' II. und Enkel des vorigen, geb. folgte 1495 seinem Vater, welcher, von Karl VIII. von Frankreich bedroht, die Krone niedergelegt hatte. Karl VIII. setzte sich zwar 1495 mit Hilfe des neapolitanischen Adels rasch in den Besitz des Reichs und wurde 12. Mai Neapel gekrönt, während Ferdinand nach Sizilien flüchtete; aber nach dem Abzug Karls kehrte Ferdinand schon 1495 zurück. Er wurde zwar zuerst bei Seminara von d'Aubigny geschlagen, zwang aber, namentlich mit Hilfe des »großen Kapitäns« Gonsalvo de Cordova, den Vizekönig, Herzog von Montpensier, 1496 zur Kapitulation von Atella, welche das Reich wieder in die Gewalt Ferdinands brachte. Doch starb er kurz darauf ein sehr begabter, energischer, dabei aber harter Fürst.
12) Ferdinand III., s. Ferdinand 29).
13) Ferdinand I., König beider Sizilien, dritter Sohn Karls III., Königs von Spanien, [* 41] und der Prinzessin Amalie von Sachsen, geb. wuchs ohne jegliche Geistesbildung auf, widmete sich aber um so eifriger gymnastischen Übungen, worin er, durch außerordentliche Körperkräfte unterstützt, sich auszeichnete, und gab sich als Jüngling den niedrigsten Vergnügungen hin. Als sein Vater 1759 den spanischen Thron bestieg, folgte er demselben als Ferdinand IV. auf dem von Neapel, wo ihm während seiner Minderjährigkeit ein Regentschaftsrat unter dem Vorsitz des Marchese Tanucci beigegeben war.
Letzterer behielt auch, nachdem Ferdinand volljährig geworden einen entscheidenden Einfluß und regierte im Geiste der Aufklärung. Nach Tanuccis Rücktritt 1777 führte Ferdinands schöne und geistreiche Gemahlin Karoline Marie, Tochter der Kaiserin Maria Theresia, die Zügel der Regierung, welche 1784 Acton zum ersten Minister berief und aus Haß gegen die französische Revolution ein strenges Polizeiregiment errichtete, alle Liberalen mit scharfen Strafen verfolgte und 1793 der Koalition gegen Frankreich beitrat.
Durch das siegreiche Vordringen der republikanischen Armee in Italien [* 42] genötigt, 1796 mit der Republik Frieden zu schließen, setzte Ferdinand dennoch seine Rüstungen [* 43] fort, verbündete sich 1798 mit Österreich, [* 44] Rußland und England und drang bis Rom [* 45] vor. Die Folge war das Einrücken eines französischen Heers unter dem General Championnet in Neapel und, nachdem der König schon nach Palermo [* 46] geflohen war, die Proklamation der Parthenopeischen Republik Indessen erhoben sich die neapolitanischen Provinzen für den legitimen Regenten, und die Hauptstadt selbst fiel wieder in die Gewalt des Royalistenheers unter dem Kardinal Ruffo, worauf im Januar 1800 der Hof [* 47] nach Neapel zurückkehrte und ein blutiges Strafgericht über alle Abtrünnigen verhängte.
Obwohl die Integrität des Königreichs Neapel in einem Vertrag zwischen Spanien und dem Ersten Konsul festgestellt worden war, mußte Ferdinand im Frieden von Florenz [* 48] mit Frankreich vom den Stato degli Presidi abtreten und französische Truppen in seine Staaten aufnehmen, auch in dem Neutralitätsvertrag von 1805 versprechen, den Truppen der gegen Frankreich kriegführenden Mächte die Landung zu verweigern. Als nun dennoch im November 1805 ein englisch-russisches Heer in Neapel landete, dekretierte Napoleon die Absetzung der Dynastie der Bourbonen in Neapel, und Ferdinand mußte im Januar 1806 abermals nach Sizilien flüchten.
Während darauf Joseph Bonaparte zum König beider Sizilien erhoben ward, behauptete sich Ferdinand mit Hilfe der Engländer zwar in Sizilien, übergab jedoch, als 1811 zwischen der Königin und dem englischen Kabinett, das mit der brutalen, verschwenderischen Mißregierung unzufrieden war, Spaltungen eingetreten waren, auf Verlangen Englands 1812 seinem Sohn Franz die Regierung. Durch den Wiener Kongreß in alle seine Rechte wieder eingesetzt, hob er sofort die 1812 gegebene sizilische Konstitution aus, zog nach Murats Flucht wieder in Neapel ein, vereinigte hierauf durch Dekret vom seine Staaten diesseit und jenseit der Merenge ^[richtig: Meerenge] in ein Königreich beider Sizilien und nannte sich nun Ferdinand I. Er schloß ein Konkordat mit dem römischen Stuhl. Infolge der Revolution von 1820 mußte er die spanische Konstitution von 1812 feierlichst beschwören, begab sich jedoch 1821 nach Laibach [* 49] und erbat die bewaffnete Hilfe der Mächte gegen die von ihm eingesetzte Regierung, die dann auch durch österreichische Bajonette gestürzt wurde. Über die Liberalen wurden furchtbare Strafgerichte verhängt. Ferdinand starb seinen Sohn Franz I. als Nachfolger hinterlassend. Seine Gemahlin war ¶