Gonsálvo de Cordova
5 Wörter, 34 Zeichen
Gonsálvo
Cordova
(Cordoba), [* 3] span. Provinz in Andalusien, grenzt im NO. an die Provinz Ciudad Real, im O. an Jaen, im SO. an Granada, [* 4] im S. an Malaga, [* 5] im SW. an Sevilla, [* 6] im NW. an Badajoz und hat einen Flächeninhalt von 13,442 qkm (244 QM.). Das Land wird durch den Guadalquivir in zwei Teile geschieden. Der nördliche Teil ist gebirgig und gehört der Sierra Morena und ihren Verzweigungen an. Viel fruchtbarer ist der südliche Teil, die ebenere Campina. Der Guadalquivir fließt in üppigem Thal [* 7] und nimmt hier an Nebenflüssen den Guadajoz, Jenil, Cuzna, Guadiato und Bembezar auf.
Nur der Guadalquivir selbst ist aber schiffbar. Das Klima [* 8] ist infolge der geringen Bewaldung sehr trocken; künstliche Bewässerungsanlagen findet man sehr selten. Die Bevölkerung [* 9] belief sich 1878 auf 385,482 Einw. (1883 auf 395,000 berechnet), d. h. 29 auf das QKilometer. Der Boden liefert namentlich in den ebenen Gegenden Getreide, [* 10] Gemüse, Obst, Wein und Öl in Fülle. Bedeutend sind die Viehzucht, [* 11] sowohl die Zucht von Pferden als von Rindvieh, Schafen und Ziegen, und die Wollproduktion.
Der Bergbau
[* 12] liefert namentlich Kohle im Becken von Belmez (ca. 170,000 Ton. jährlich), dann auch Eisen,
[* 13] Kupfer,
[* 14] Blei
[* 15] etc. Die Industrie beschränkt sich hauptsächlich auf Mahl- und Ölmühlen, Tuchweberei, Hut-, Seifen-, Thonwaren- und Ledererzeugung.
Der Handel beschäftigt sich mit Ausfuhr von Cerealien, Öl, Wein und Kohle und Einfuhr von Web- und Manufakturwaren. Die
wichtigsten Kommunikationswege sind die Eisenbahnlinien von Madrid
[* 16] über Cordova
nach Cadiz,
[* 17] von Cordova
nach Malaga und von Cordova
durch
das erwähnte Kohlenbecken zur Madrid-Lissaboner Eisenbahn. Die Provinz umfaßt 16 Gerichtsbezirke (darunter Aguilar, Baena, Bujalance,
Cabra, Lucena, Montilla, Montoro, Pozoblanco, Priego, Rambla).
Die gleichnamige Hauptstadt, 104 m ü. M., zur Maurenzeit eine Stadt ersten Ranges und der Sitz der Wissenschaften (s. unten), liegt am Abhang eines Zweigs der Sierra Morena, in einer äußerst fruchtbaren, wegen Mangels an Bäumen jedoch sehr heißen Vega am rechten Ufer des Guadalquivir und an den oben erwähnten Eisenbahnlinien. Sie schließt im weiten Umfang ihrer alten, mit Türmen versehenen Mauern auch Gärten und Weinberge ein. Das Innere der Stadt besteht zumeist aus engen und schmutzigen Straßen und schlechten, oft verfallenen Häusern, deren Dächer mit Unkraut bedeckt sind.
Unter den öffentlichen Plätzen zeichnet sich der große Hauptmarkt (Plaza mayor) aus. Das wichtigste und berühmteste Gebäude der Stadt ist die Kathedrale, an der Stelle eines römischen Janustempels von Abd ur Rahmân I. zu Ende des 8. Jahrh. als Moschee erbaut (nächst der Kaaba zu Mekka der größte mohammedanische Tempel, [* 18] s. Tafel »Baukunst [* 19] VIII«, [* 20] Fig. 5), 1236 mit einigen Abänderungen, namentlich unter Einbau eines die Einheit des Ganzen störenden Chors, in eine christliche Kirche umgewandelt.
Das Äußere ist schmucklos und kahl, mit einem Zinnenkranz gekrönt. Durch einen Glockenturm tritt man in einen 140 m langen und 68 m hohen, mit Orangenbäumen bepflanzten und von einem Portikus mit 72 Säulen [* 21] umgebenen Hof. [* 22] Die Kirche selbst bildet eine Halle [* 23] von ursprünglich 11 Schiffen, wozu dann noch 8 hinzukamen, 195 m lang und 120 m breit. 850 schlanke, 6,5 m hohe marmorne Säulen (römischen Tempelbauten entnommen), auf welche Pfeiler aufgesetzt sind, um das Höhenverhältnis zu vergrößern, tragen die von Kapitäl zu Kapitäl schwebenden hufeisenförmigen Bogen, [* 24] die, von kleinern, halbkreisförmigen und auf ¶
den Pfeilern ruhenden Bogen überwölbt, das Mauerwerk stützen, auf welchem die flache Decke,
[* 26] nur 11,5 m über dem Fußboden,
ruht. Den Abschluß der mittlern Säulenreihe bildet das prachtvolle Sanktuarium (Mihrab). Cordova
besitzt außer der Kathedrale
noch 15 Kirchen, zahlreiche ehemalige Klöster, einen alten maurischen Königspalast mit prächtigem Garten,
[* 27] einen Alkazar
(jetzt Gerichtsgebäude), ein Bad der
[* 28] Kalifen, die prächtige Fassade eines römischen Palastes, einen bischöflichen Palast, 7 Spitäler
und einen Zirkus für Stiergefechte.
Über den Guadalquivir führt eine Brücke
[* 29] mit 16 Bogen, welche 719 von den Mauren durch Umbau der Römerbrücke hergestellt
worden ist; sie endet in dem maurischen Kastell Carahola. Die Bevölkerung beläuft sich auf (1878) 49,855
Seelen. Die Industrie der Stadt hat ihre ehemalige Bedeutung fast ganz verloren. Erwähnenswert sind die Erzeugung von Gold-
und Silberarbeiten, Töpferwaren, Tuch, Spielwaren und die Pferdezucht;
[* 30] dagegen ist die berühmte Fabrikation von Leder (Korduan)
jetzt ganz gesunken. Cordova
hat ein Lyceum, ein Priesterseminar, eine Akademie für Mathematik und Zeichenkunst,
[* 31] eine Tierarznei- und eine landwirtschaftliche Schule, eine Bibliothek und ein Kunstmuseum. Es ist Sitz des Gouverneurs, eines
Bischofs u. eines deutschen Konsuls. - Cordova
ist der Geburtsort der beiden Seneca, des Lucanus und Averrhoes der Dichter Luis de Gongora
und Juan de Mena, des Bildhauers Alonso Cano und des Malers Pablo de Cespedes Zambrano.
Die Stadt soll von den Phönikern gegründet und von ihnen Karta Tuba [* 32] (»große Stadt«) genannt worden sein. Bei den Römern hieß sie Corduba (in Hispania Baetica am Bätis gelegen) und war als blühende Kolonie derselben (Colonia Patricia) neben Gades (Cadiz) die wichtigste Handelsstadt von ganz Hispanien. Sie war zugleich Sitz eines Prätors und Obergerichtshofs und hatte das Münzrecht.
Von Cordova
hatte auch das Cordubense aes seinen Namen, eine Erzmischung, die von hier in Menge nach Rom
[* 33] geliefert wurde. Von König Leovigild 571 erobert, ward Cordova
Sitz eines westgotischen Bischofs; 711 ward
es von dem Mauren Tarik, Musas Feldherrn, in Besitz genommen. Nachdem darauf Abd ur Rahmân I., der 755 das Kalifat von Cordova
gründete,
die Stadt zu seiner Residenz erwählt hatte, schwang sie sich bald zur blühendsten und wichtigsten Stadt der Halbinsel empor.
Ihre Glanzzeit fällt in das 10. Jahrh., unter Abd ur Rahmân III., Hakem II. und Almansor.
Sie war damals eine heilige Stadt des Islam, das »Mekka des Westens«, und hatte angeblich ca. 30 km im Umfang, 1 Mill. Einw., 600 Moscheen,
60,000 größere Gebäude, 900 öffentliche Bäder, eine Universität mit einer Bibliothek von 600,000 Bänden und 80 Freischulen.
Die Pracht der Hofhaltung und der königlichen Paläste (die Residenz Azzahra mit 4300 Marmorsäulen) grenzte ans Fabelhafte.
Dabei war sie der Hauptsitz der Poesie, der Künste (namentlich der Baukunst) und Wissenschaften (Mathematik, Astronomie
[* 34] und Astrologie,
[* 35] Chemie und Medizin), und Gewerbfleiß und Handel, Acker-, Garten- und Bergbau standen in schönster Blüte.
[* 36] Nach
dem Sturz des Kalifats 1031 kam Cordova
an die Beni Dschewar, 1060 an die Abbaditen von Sevilla, 1091 an die Almorawiden, 1148 an
die Almohaden und 1236 an Kastilien, von wo sein gegenwärtiger Verfall datiert. 1589 wurde die Stadt von einem heftigen Erdbeben
[* 37] heimgesucht. Am wurde sie von den Franzosen unter Dupont erobert.
Cordova
(Cordoba), 1) Binnenprovinz der Argentinischen Republik, 143,912 qkm (2613,6 QM.) groß.
Der größte Teil des Gebiets wird von
den Pampas eingenommen, den kleinern bedeckt die Sierra de Cordova.
Die Bewässerung ist spärlich,
das Klima sehr gesund, doch viel trockner als in den östlicher liegenden Provinzen; der Landbau fordert
bereits künstliche Bewässerung. Die Zahl der Einwohner betrug 1882: 320,000; sie leben überwiegend von der Viehzucht (1884:
1,542,000 Rinder,
[* 38] 270,000 Pferde,
[* 39] 1,850,000 Schafe,
[* 40] 295,000 Ziegen, 10,000 Schweine)
[* 41] und treiben Landbau vorzugsweise nur im Gebirge,
hier auch etwas Bergbau (auf Kupfer und Silber). Nicht unbedeutend ist der Handel, besonders der Transithandel
zwischen den beiden Küsten Amerikas, für welchen die Stadt Cordova
ein Hauptstapelplatz geworden ist. - Die Hauptstadt Cordova liegt 416 m ü. M.
im Thal des Rio
[* 42] Primero, hat sich seit Eröffnung der Eisenbahn sehr gehoben und zählt (1882) 60,000 Einw. Neben einer
im maurischen Geschmack erbauten Kathedrale hat die Stadt noch 10 andre Kirchen, unter ihnen die Jesuitenkirche
mit merkwürdiger Decke, ein altes Dominikanerkloster, ein schönes Stadthaus, eine großartige Badeanstalt
[* 43] und ein Waisenhaus.
Cordova
ist Sitz eines deutschen Konsuls.
Berühmt ist es durch die 1613 gegründete Universität, seit 1870 durch Berufung deutscher Professoren zu
neuer Blüte gelangt. In Verbindung mit ihr besteht eine Sternwarte
[* 44] mit Gould als Direktor. Außerdem hat Cordova
noch eine höhere
Schule (Colegio) und eine Kunstschule. Cordova
wurde 1573 von Hieronymus Cabrera gegründet und war während der spanischen Herrschaft
ein hervorragender Sitz der Wissenschaft in Südamerika.
[* 45] Ein Orkan zerstörte 1880 die 1806 gepflanzten
Bäume der Alamada. -
2) (Cordoba), Stadt im mexikan. Staat Veracruz, liegt an der Eisenbahn von Veracruz nach Mexiko, [* 46] in lieblicher, ungemein fruchtbarer Gegend 928 m ü. M. Früher eine der reichsten Städte des Landes, geriet sie nach der Revolution in Verfall, hat sich aber in jüngerer Zeit sehr gehoben, so daß sie 1880 wieder 11,302 Einw. zählte. In der Umgegend reiche Kaffeeplantagen.
Cordova,
1) Gonsalvo Hernandez de y Aguilar, span. Heerführer, geb. 1443, diente zuerst unter Ferdinand und Isabella gegen
Portugal
[* 47] und dann gegen Granada. 1495 ward er von Ferdinand dem Katholischen dem König von Neapel
[* 48] gegen die
Franzosen zu Hilfe geschickt, landete bei Reggio und vertrieb die Franzosen rasch aus Unteritalien, wofür er den Beinamen »der
große Kapitän« erhielt und vom König Friedrich von Neapel zum Herzog von Sant' Angelo erhoben wurde. Als sodann König Ludwig
XII. von Frankreich 1500 in Verbindung mit Spanien neue Angriffe auf Neapel machte, ward die spanische Flotte
unter Cordova
in die italienischen Gewässer geschickt, um Neapel für die Verbündeten zu erobern.
Der eigentliche Zweck wurde durch eine kurze Expedition gegen die Türken versteckt; 1501 aber wandte sich Cordova
nach Süditalien,
[* 49] unterwarf dasselbe und schloß Tarent ein, welches kapitulierte. Bald aber entstand über die
Teilung des eroberten Neapel Streit zwischen den Franzosen und Spaniern. Eine Zeitlang wurde der Krieg wie ein ritterliches Turnier
um Barletta geführt, wohin sich Cordova
begeben hatte; im Januar 1503 aber wurde der Herzog von Nemours, der die Franzosen befehligte,
zu einem verlustvollen Rückzug genötigt und bei Cerignola völlig geschlagen, wobei er selber
fiel. Cordova
hielt einen glänzenden Einzug in Neapel, und das ganze Königreich außer Gaeta erkannte die spanische Herrschaft
an. Der Krieg nahm dann im Herbst 1503 seinen Fortgang am Garigliano, bis Cordova
im Dezember 1503 das französische
¶
Heer zersprengte und Gaeta zur Ergebung zwang. Cordova
wurde nun zum Vizekönig ernannt, erregte aber durch die große Beliebtheit,
die er mittels kluger und umsichtiger Verwaltung gewann, die Eifersucht des Königs Ferdinand, der ihn 1506 unter äußern Auszeichnungen
nach Spanien zurückrief, wo er vom Hof zurückgezogen lebte und starb. Er war der Begründer
der militärischen Größe Spaniens.
Vgl. »Cronica del grancapitano Gonsalvo Hernandez de Cordova«
(Sevilla 1582);
Duponcet, Histoire de Gonsalvo de Cordova (Par. 1714).
2) Gonsalvo Hernandez de Cordova, Fürst von Maratra, span. General, diente von Jugend auf, besonders in den Niederlanden, erhielt von Spinola das Kommando in der Pfalz, besiegte mit Tilly den Markgrafen von Baden [* 51] bei Wimpfen, wandte sich dann nach den Niederlanden und schlug 29. Aug. Mansfeld und Christian von Braunschweig [* 52] bei Fleurus. 1628 zum Generalgouverneur von Mailand [* 53] ernannt, half er den zwischen Spanien und Frankreich wegen des Veltlins entstandenen Krieg beilegen, eroberte im mantuanischen Erbfolgekrieg Montferrat, hob aber die Belagerung von Casale zu voreilig auf und ward deshalb seines Gouvernements entsetzt. Noch einmal befehligte er 1632 in den Niederlanden und starb
3) Don Luis Fernandez de, span. General, geb. 1799 zu Cadiz, erklärte sich als Offizier 1820 entschieden gegen die Proklamierung der Konstitution von 1812 und bereitete mit dem König den Aufstand der Garden vor, mußte aber nach Paris [* 54] fliehen. Er diente sodann in der Glaubensarmee unter Quesada in Navarra und später im Korps des Herzogs von Angoulême. Er mißbilligte jedoch die Reaktionsmaßregeln der Regierungsjunta von Oyarzun und bewirkte durch Martignac deren Auflösung.
Als Günstling des Königs stieg er von Stufe zu Stufe. 1824 zum Generalmajor befördert, wurde er 1825 Gesandtschaftssekretär in Paris, 1827 Geschäftsträger in Kopenhagen, [* 55] dann außerordentlicher Gesandter zu Berlin. [* 56] 1832 zum Gesandten in Lissabon [* 57] ernannt, unterstützte er die Sache Dom Miguels. Nach dem Tod Ferdinands VII. bei Don Karlos verdächtigt, schloß er sich der Gegenpartei an, focht unter den Christinos und ward 1835 Oberbefehlshaber der Nordarmee.
Dieser Stelle war er aber nicht gewachsen und mußte daher seine Entlassung nehmen. Nach der Revolution von La Granja und der Herstellung der Konstitution von 1812 ging er nach Frankreich; doch beschwor er die Konstitution und beobachtete von Paris aus die Vorgänge in Spanien. Als er bei der Ministerkrisis im Dezember 1836 übergangen wurde, versuchte er, sich den Exaltados anzuschließen; aber seine Bewerbungen um die Volksgunst blieben fruchtlos, und als er endlich von Pamplona zum Abgeordneten bei den Cortes ernannt worden, raubte ihm sein schwankendes Benehmen vollends alles Vertrauen. Er stellte sich im November 1838 mit Narvaez an die Spitze einer Bewegung in Sevilla, mußte als Nebenbuhler Esparteros die Flucht ergreifen und starb in Lissabon.