Aus
Beobachtungen des sechsten
MondesTitan in den
Jahren 1885-87 hat A.
Hall
[* 2] für die
Masse des S. den Wert 1/3500,5
der Sonnenmasse abgeleitet, welcher sehr nahe mit
Bessels Wert (s. Saturn, Bd. 14,
S. 339) übereinstimmt, während andre Bestimmungen der neuern Zeit etwas größere
Werte ergeben hatten.
Die schon von ältern Beobachtern bemerkte
Eigenschaft des innern dunkeln
Ringes, des sogen. Kreppringes, das
Licht
[* 3] teilweise,
namentlich nach seinem innern
Rande hin, durchgehen zu lassen, ist neuerdings wieder sehr deutlich von
Barnard
auf der
Lick-Sternwarte beobachtet worden.
Als nämlich der achte
Mond
[* 4] Japetus aus dem
Schatten
[* 5] des S. trat, erschien er ebenso hell wie die beiden
MondeTethys und Enceladus
(dritter und zweiter); mit dem
Eintritt in den dunkeln
Ring nahm aber die Helligkeit ab, anfangs langsam, dann aber immer rascher,
je näher der
Mond dem hellen
Ringe kam.
Schon 1851 hat O. v.
Struve aus der Vergleichung älterer Messungen
und
Zeichnungen des Ringsystems des S. auf Veränderungen geschlossen, welche im
Laufe der Zeit in diesem
System vor sich gegangen
sind, und spätere Beobachter haben dies bestätigt. Besonders deuten die
Wahrnehmungen, welche Trouvelot bereits 1875 und
wieder neuerdings (1886 u. 1887) in
Meudon gemacht hat, darauf, daß die
Ringe des S., weit entfernt stabil
zu sein, wesentlich veränderlich und großem
Wechsel unterworfen sind.
Dies ist auch durchaus nicht befremdend, wenn die zuerst von
Maxwell mit Rücksicht auf die
Stabilität des Ringsystems ausgesprochene,
später von
Hirn tiefer begründete
Vorstellung richtig ist, daß die
Ringe aus einzelnen isolierten Massenteilchen
bestehen, die gleich Meteorschwärmen um den S. kreisen. Wie neuerdings Seeliger dargethan hat, ist aber diese
Vorstellung
auch in vorzüglicher Übereinstimmung mit den optischen
Erscheinungen, welche die
Ringe darbieten.
Aus den über 7 Jahre ausgedehnten Helligkeitsbestimmungen des Saturnsystems, welcheMüller in
Potsdam
[* 6] ausgeführt hat, ergibt sich nämlich, daß die Helligkeit am größten ist, wenn
S. in
Opposition, also in der
Verlängerung
[* 7] der
LinieSonne-Erde steht, während sie 60
Tage vor oder nach der
Opposition nur ungefähr 80 Proz. des Maximalwerts beträgt.
Zur
Erklärung erinnert Seeliger daran, daß die einzelnen Massenteilchen von der
Sonne
[* 8] beleuchtet werden,
daß also der von der
Sonne abgewendete Teil eines jeden Teilchens im
Schatten liegt, daß aber außerdem auch jedes Teilchen
hinter sich einen
Schlagschatten wirft, der in vielen
Fällen wieder auf feste Teilchen fällt.
Außerdem ist auch noch die Verdeckung beleuchteter Teilchen durch andre beleuchtete auf die Helligkeit
von Einfluß. Im allgemeinen fallen nun die beschatteten Teilchen nicht zusammen mit den verdeckten; dies ist aber für die
Erdbewohner der
Fall zur Zeit der
Opposition des
S., wir nehmen dann keinen
Schatten im Ringsystem wahr, dasselbe erreicht seine
größte Helligkeit. Einige interessante
Resultate bezüglich derMonde des S. (vgl.
Planeten,
[* 9] Bd. 13, S.
106) hat
HermannStruve aus seinen am 30 zölligen
PulkowaerRefraktor
ausgeführten Mikrometermessungen abgeleitet. Hiernach
hat die
Bahn des ersten (innersten)
Mondes, Mimas, die
Exzentrizität 0,016 und die
Neigung von 1° 26' gegen die Äquatorebene
des S. Die
Knoten haben eine rückläufigeBewegung von ungefähr 1° täglich, während das Perisaturnium
(der dem S. nächste
Punkt der
Bahn) in
Richtung der
Bewegung des
Mondes jährlich um 371° fortrückt. Für die
Massen der sechs
innersten
Monde gibt
Struve folgende
Werte:
derMasse des S. Da
Struve aus Bewegungserscheinungen weit kleinere
Massen für Mimas,
Tethys und
Dione gefunden
hat, als sich aus photometrischen
Vergleichen mit
Titan ergeben, so nimmt entweder die
Albedo der
Monde mit der
Annäherung an den
S. zu, oder ihre Dichte nimmt ab.
Seit 1882 trat er mit
Anschauungen über den
Festungskrieg hervor, welche großes Aufsehen nicht nur in
Deutschland
[* 16] erregt haben.
Namentlich befürwortete er auch die Verwendung der Geschützpanzer außerhalb der
Forts in selbständigen
Gruppen. Er schrieb:
»Grundriß der Waffenlehre« (2. Aufl.,
Münch. 1876, nebst
Supplement:
»Neue Kriegswaffen«, 1878);
Ȇber
die Manöverschule der Feldbatterie« (das. 1875);
Zur Gewinnung von reinem S. aus atmosphärischer
Luft wird von der
LondonerBrinsOxygen Company poröses, durch
Glühen von
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mehr
Baryumnitrat dargestelltes Baryumoxyd in stehenden Retorten auf etwa 800° erhitzt und kohlensäurefreie trockne Luft unter
einem Druck von einer Atmosphäre hindurchgepreßt. Der Baryt verwandelt sich hierbei in Baryumsuperoxyd. Nach genügender Sauerstoffaufnahme
wird der Druck vermindert, bis eine Luftverdünnung, entsprechend 700 mm Quecksilbersäule, entsteht, wobei der aufgenommene
S. wieder abgegeben wird. Die ganze Operation der Aufnahme und Abgabe von S. dauert etwa 10 Minuten und kann
an einem Tage 100mal wiederholt werden.
Die erstern schließen sich, abgesehen von der auffallend hohen Zahl der Backenzähne, sehr eng an die noch lebenden Insektivoren
und Beutelratten an, einige erinnern auch an den australischen Myrmecobius und sind auch zum Teil wohl
wirkliche Beuteltiere.
[* 22] Die letztern dagegen zeigen einen ungemein komplizierten Bau der Backenzähne, aus zahlreichen, in zwei
oder drei Reihen angeordneten Höckern bestehend, während die Schneidezähne mit jenen der pflanzenfressenden Beuteltiere (Känguruhs)
übereinstimmen.
Diese altertümlichen Pflanzenfresser werden als Multituberkulaten bezeichnet und dürfen wohl als Monotremen betrachtet
werden, denn auch das lebende Schnabeltier
[* 23] besitzt in der Jugend ganz ebensolche Backenzähne. Die letzten
dieser Multituberkulaten kennt man aus dem Eocän und zwar aus dem Puercobed von New Mexico und von Reims
[* 24] sowie aus Argentinien,
hier jedoch zweifellos aus einer viel jüngern Ablagerung. Für die Tertiärzeit kommen zwei Hauptentwickelungszentren der
S. in Betracht, nämlich Mitteleuropa und das westliche Nordamerika. In Nordamerika ist eine ununterbrochene
zeitliche Aufeinanderfolge der einzelnen Faunen zu beobachten und mithin die fortschreitende allmähliche Entwickelung sehr
vieler Säugetierstämme aufs genaueste zu verfolgen. Aber auch Europa
[* 25] bietet in dieser Hinsicht für viele Formen recht schlagende
Beispiele.
Die ältesten Tertiärbildungen Nordamerikas enthalten fünfzehige Huftiere mit bunodontem Gebiß, die hintern
Backenzähne noch aus Höckern bestehend, die vordern sehr einfach gebaut; die Schneide- und Eckzähne wie bei Fleischfressern
gestaltet. Immerhin lassen sich jedoch schon unter diesen primitiven Huftieren (Kondylarthren) die beiden Gruppen der Unpaar-
und Paarhufer erkennen. Zugleich schließen sich diese Kondylarthren auch in ihrer ganzen Organisation
sehr innig an die primitiven Fleischfresser (Kreodonten) an, welche sich von
den echten Karnivoren nur durch die Gleichartigkeit
und hohe Zahl der hintern Backenzähne sowie durch gewisse Verhältnisse im Bau der Handwurzel unterscheiden.
Ebenso gehen sicher auch die Insektenfresser,
[* 26] Halbaffen
[* 27] und Affen,
[* 28] vermutlich auch die Nager und selbst
die Edentaten auf Kreodonten zurück, und die letztern erscheinen mithin als der generalisierte Typus aller landbewohnenden
Placentalier. Halbaffen und affenähnliche Formen treten allerdings auch bereits im Puercobed auf, die große Teilung der Kreodonten
in die genannten Gruppen muß mithin schon zu Ende der Kreidezeit stattgefunden haben.
Eine der Puercofauna sehr ähnliche Tiergesellschaft treffen wir auch in Europa, in der Gegend von Reims,
doch fehlen hier die fünfzehigen Huftiere, die Kondylarthren, auch hat fast keine der hier vorkommenden Formen Beziehungen
zu jüngern Säugetiertypen, nur der bärenartige Kreodont Arctocyon erhält sich noch eine kurze Zeit lang in Europa. Alle
S. der spätern Tertiärzeit stammen wohl von Typen des nordamerikanischen Puercobed.
In Nordamerika hat man die auf das Puercobed folgenden Ablagerungen als Wasatch-, Bridger-, Uinta-, White River-, John Day-,
Loupforks- und Equusbed unterschieden. Die letztgenannte Ablagerung gehört schon dem Diluvium
[* 29] an. Im allgemeinen ist jede
einzelne der in diesen Horizonten vorkommenden Faunen weiter nichts als die direkte Fortsetzung der vorausgehenden
Tiergesellschaft, wobei die Glieder
[* 30] der einzelnen Säugetierstämme sich immer mehr jener Organisation nähern, welche sie
in der Gegenwart zur Schau tragen. So erfahren die Huftiere, die als Kondylarthren noch fünf Zehen und niedrige, aus Höckern
bestehende Backenzähne besessen haben, eine allmähliche Reduktion der Zehenzahl und eine Erhöhung der
Zahnkrone, wobei die Kaufläche selbst eben wird.
Dieser Vorgang ist namentlich schön zu beobachten bei den Pferden. Zuerst wird die Zahl der Zehen auf vier am Vorder- und
drei am Hinterfuß beschränkt (Orotherium), und die vordern Backenzähne nehmen allmählich die Gestalt von Molaren
an (Epihippus), dann verliert auch det Vorderfuß den vierten Finger (Anchitherium), dann wird die Zahnkrone immer höher
und die Mittelzehe immer kräftiger, während die Seitenzehen sich zu bloßen dünnen Anhängseln umgestalten (Protohippus);
die Seitenzehen verlieren später ihre Fingerglieder (Pliohippus) und verschwinden zuletzt fast vollständig (Equus).
Gleich dem Pferdestamm zeigen auch die Rhinozeroten die Reduktion der Zehenzahl, zuerst vorn vier und hinten
drei (Amynodon), sowie die allmähliche Komplikation der vordern Backenzähne (Diceratherium, Aphelops). Sie erscheinen in
Nordamerika nur wenig später als die Pferde,
[* 31] mit ihnen zugleich treten daselbst auch Tapire (Hyrachius, Systemodon) auf, sie
verlegen aber dann von Mitte der Tertiärzeit ihren Wohnsitz nach der Alten Welt, während die Pferde bis
ins Diluvium vorwiegend in Nordamerika verweilen und nur von Zeit zu Zeit einzelne Vertreter nach der Alten Welt entsenden,
die jedoch daselbst stets früher oder später wieder gänzlich erlöschen. Tapire kehren erst im Pliocän wieder nach Amerika
[* 32] zurück. In der Zwischenzeit werden sie gewissermaßen ersetzt durch die schlanken, dreizehigen Triplopus
und Hyracodon, deren Backenzähne jedoch den Bau der Rhinozeroszähne zur Schau tragen.
Ein ausgestorbener, für Nordamerika sehr wichtiger Unpaarhuferstamm ist jener der Brontotheriiden. Diese beginnen gleichzeitig
mit den Pferden,
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Rhinozeroten und Tapiren im Wasatch- und Bridgerbed und enden mit dem White Riverbed, wo sie die Dimensionen von Elefanten erreichten.
In ihrem Habitus erinnern diese Tiere am ehesten an das Nashorn. Sie hatten ebenfalls kräftige Hörner, doch standen dieselben
nicht hinter-, sondern nebeneinander. Die Zehenzahl ist vorn vier, hinten drei. Die größten Tiere des
Eocäns waren die Dinoceraten
[* 34] (Nashorngröße). Die Vorderextremität hat Ähnlichkeit
[* 35] mit Rhinozeros, die Hinterextremität
mit Elefant,
[* 36] doch ist die Zehenzahl auch vorn fünf.
Ein abenteuerliches Aussehen erlangten diese Tiere durch die Anwesenheit von drei Paar knöchernen Hornzapfen auf Nasenbein,
Oberkiefer und Scheitelbeinen. Das Gehirn
[* 37] war im Verhältnis zum Schädel auffallend klein und dabei noch
ganz reptilienähnlich (Hinterhirn vollkommen frei, Großhirn fast vollständig glatt). Die Backenzähne tragen nach innen
konvergierende Joche. Die vordern Backenzähne sind zum großen Teil schon molarähnlich wie bei den geologisch jüngern Unpaarhufern.
Die Dinoceraten stammen von den Pantolambda des Puercobed, welche eine Abteilung der Kondylarthren darstellen.
Pantolambda hat den ursprünglichsten Zahnbau von allen Huftieren. Die obern Backenzähne bestehen aus zwei Außen- und einem
Innenhöcker, die untern aus Vorder-, Außen- und Innenhöcker nebst einem niedrigen Absatz. Dieser Trituberkular-, resp.
Tuberkularsektorialtypus ist unter den Raubtieren und Insektenfressern noch jetzt zu finden, und sein Vorkommen bei jenem
alten Huftier beweist, daß auch die Huftiere von Fleischfressern abstammen, um so mehr, als auch das Skelett,
[* 38] namentlich die
Gestalt der Endphalangen (Hufe), von dem der Fleischfresser nur wenig abweicht.
Von Pantolambda geht auch Coryphodon aus, das jedoch im Gegensatz zu den Dinoceraten keine Hornzapfen trägt und auch noch
einfach gebaute vordere Backenzähne (Prämolaren) besitzt. Die Paarhufer sind bis zum Obermiocän in
Nordamerika fast bloß durch die gänzlich erloschene Gruppe der Oreodontiden und durch Tylopoden (Kamele
[* 39] und Lamas) repräsentiert.
Die Oreodontiden beginnen im Uintabed mit dem Protoreodon, das auch noch an der Hand
[* 40] einen fünften Finger besitzt.
Sonst ist die Zehenzahl vier. In der Größe sowie im Skelett stimmen die Oreodontiden so ziemlich mit
den Schweinen überein, doch bestehen die Backenzähne nicht aus Höckern, sondern aus Halbmonden wie bei den Wiederkäuern.
Auffallend ist bei den Oreodontiden die Verkürzung der Gesichtspartie. Im Johndaybed stirbt dieser Stamm aus, dessen ganze
Organisation auf eine aquatile Lebensweise schließen läßt. Die Tylopoden erscheinen zuerst im
Bridgerbed als vierzehiger Pantolestes und im Uintabed als Leptrotragulus mit vier Zehen vorn und zwei Zehen am Hinterfuß.
Im White Riverbed (Poëbrotherium) sind zwar auch am Vorderfuß die Seitenzehen verschwunden, die Metapodien der mittlern
bleiben aber noch immer getrennt. Im Loupforks (Procamelus, Protauchenia) und Johndaybed verschmelzen
die Mittelfußknochen zu einem einfachen Rohr.
Sie werden bis dahin gewissermaßen ersetzt durch Achaenodon im Bridger- und Hyopotamus und Entelodon
im White Riverbed. Alle drei zeichnen sich durch gewaltige Dimensionen aus und erinnern somit mehr an das Flußpferd. Die beiden
letztern sind jedoch europäische Typen, der erstere erlischt sehr bald wieder vollständig. Seine Organisation, Gebiß und
Kiefergelenk sprechen deutlich für seine Abstammung von Fleischfressern. Die Fleischfresser sind im ältern
Tertiär von Nordamerika fast nur durch Kreodonten repräsentiert, die hier allerdings einen ansehnlichen Formenreichtum entfalten.
Am wichtigsten von diesen Formen ist die langlebige Gattung Oxyaena.
Neben den Kreodonten lebten von Fleischfressern nur die Gattungen Miacis und Ditymictis. Die letztere schließt sich im Zahnbau
und der Zahnzahl an die Zibetkatzen, die erstere an die Hunde
[* 45] an. Im White Riverbed erscheint die bis dahin
ausschließlich auf Europa beschränkte Kreodontengattung Hyaenodon; gleichzeitig treten daselbst auch zahlreiche katzen-
und hundeähnliche Formen auf, welche bis dahin ebenfalls in Europa zu Hause waren. Unter den erstern sind namentlich die Dinictis,
unter den letztern die Temnocyon, Amphicyon und Oligobunis bemerkenswert.
Auch eine marderähnliche Form erscheint zu dieser Zeit in Nordamerika. Im Obermiocän finden sich die ältesten bekannten
Vertreter des Hyänenstammes, Hyaenocyon; die Zahl der Zähne
[* 46] ist hier noch größer als bei Hyaena, auch haben die hintern
Backenzähne noch einen viel kompliziertern Bau und zeigen somit, daß dieser Typus von Zibetkatzen ähnlichen
Karnivoren abstammt. Die Bären und der größte Teil der Marder
[* 47] ist wohl erst zu Ende der Tertiärzeit nach Nordamerika gekommen.
FossileFledermäuse und Insektenfresser kennt man nur ganz wenige aus Nordamerika. Unter den letztern sind nur die Iktopsiden
nennenswert, insofern sie vermutlich auf die gleiche Stammform zurückgehen wie die Igel und die lebenden
Gymnura. Doch haben sie selbst keine Nachkommen in der Gegenwart hinterlassen.
Die Nager sind im ältern Tertiär von Nordamerika bloß durch den murmeltierähnlichen Plesiarctomys vertreten. Im Miocän
erscheinen Biber, Hasen, Stachelschweine, Mäuse und verschiedene Formen, welche sich dort, freilich zum Teil
in veränderter Gestalt, auch bis zur Gegenwart erhalten haben.
Affen und Halbaffen spielen im ältern Tertiär von Nordamerika eine große Rolle. Die erstern (Hyopsodiden) dürfen als Ahnen
der Paviane und Meerkatzen betrachtet werden; sie haben jedoch noch eine höhere Zahnzahl. Auch haben die Backenzähne derselben
ganz die gleichen Veränderungen erlitten wie jene der ältern Paarhufer, nämlich Verschmelzung gewisser
Höcker. Im Miöcän ^[richtig: Miocän] verschwinden die letzten Affen in Nordamerika.
Die älteste säugetierführende Ablagerung des europäischen Tertiärs, Gegend von Reims, enthält Multituberkulaten, eigenartige
Insektivoren (Plesiadapis etc.) und mehrere Fleischfresser (Kreodonten), aber noch keine Huftiere. Solche erscheinen erst später
in Europa und zwar im Londonthon, an einigen Orten in Frankreich (Soissons, Issel, Argenton) und in den SchweizerBohnerzen. Die
letztern schließen mehrere Formen ein, die allenfalls als Kondylarthren gedeutet werden dürfen, unter ihnen ist insbesondere
ein Phenacodus (?) bemerkenswert. Das entschiedene Übergewicht haben die
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Unpaarhufer, nämlich die pferdeähnlichen Hyrakotherien, Pachynolophus, Propalaeotherium und die zahlreichen, im Skelett
und Zahnbau an Tapir und Rhinozeros erinnernden, zum Teil sehr großen dreizehigen Lophiodonten. Auch finden sich hier Kreodonten,
darunter insbesondere die bärenähnlichen Arctocyon, die übrigens auch schon in der Fauna von Reims vorkommen, und einige
sehr primitive Affen mit hoher Zahnzahl (7 Backenzähne, Caenopithecus, den spätern Adapis ähnlich).
Einige Lokalitäten haben auch Reste des Coryphodon geliefert, eines für das Eocän von Nordamerika so wichtigen Amblypoden.
Eine sehr viel formenreichere, aber jedenfalls jüngere Fauna finden wir im PariserGips,
[* 49] in der Vaucluse und in den schwäbischen
Bohnerzen. Ebenso gehört der größte Teil der in den SchweizerBohnerzen begrabenen S. dieser Periode an.
Die Unpaarhufer haben auch hier noch das entschiedene Übergewicht. Besonders häufig sind Palaeotherium, in der Große zwischen
Schaf
[* 50] und Rhinozeros wechselnd, im Skelettbau an Tapir, im Zahnbau aber an die altertümlichen Pferde (Orotherium, Pachynolophus)
erinnernd, jedoch bereits mit sehr wohl entwickelten vordern Backenzähnen, und Paloplotherium und Anchilophus,
beide sich eng anschließend an Orotherium und Seitenausläufer des Pferdestammes darstellend.
Die Paarhufer sind vertreten durch die hirschähnlichen schlanken Dichobunen und Xiphodon, die schweineähnlichen Cebochoerus,
Choeromorus und Choeropotamus und die ganz fremdartigen Anoplotherien. Alle diese alten Paarhufer besaßen im Gegensatz
zu den jüngern auf den obern Molaren noch einen fünften Höcker, der später mit dem vordern Innenhöcker verschmolz. Xiphodon
und Dichobune haben noch freie Mittelfußknochen, während dieselben bei den jüngern Vorläufern der Wiederkäuer
[* 51] verwachsen
sind.
Die Zehenzahl ist beim Xiphodon zwei, bei Dichobune vier. Die Anoplotherien waren mit Ausnahme einer
Art, welche bereits den zweiten Finger an der Hand verloren hatte, dreizehig, doch hatte sich die zweite Zehe schon bedeutend
verkürzt und stand schräg von den beiden übrigen ab. Diese Tiere erinnern in ihrem Habitus viel eher an Raubtiere
[* 52] als an
Huftiere, insbesondere infolge der auffallenden Länge des Schwanzes und der krallenartigen Beschaffenheit
der Zehenendglieder.
Dieselbe verdient insbesondere deshalb ein großes Interesse, weil hier auch die kleinern S. (Fledermäuse, Nager, Insektenfresser)
ungemein häufig und wie alle dortigen Reste in vorzüglicher Erhaltung anzutreffen sind. Von den Fledermäusen
schließen sich die einen eng an die Hufeisennasen, die andern mehr an die Vespertilioniden an; die letztern haben jedoch
noch verschiedene altertümliche Merkmale (vordere Kieferpartie sehr lang). Die Nager sind vertreten durch mausähnliche
Formen (bei einer sogar noch vier Backenzähne vorhanden), Eichhörnchen, ferner durch die formenreichen,
an die südamerikanischen Stachelratten erinnernden Theridomys,
die eriomyidenähnlichen Archaeomys und die meerschweinchenartigen
Nesokerodon. Von Insektenfressern sind zu erwähnen: Maulwurf, Spitzmaus und eine igelähnliche Form.
Die Fleischfresser haben einen großen Formenreichtum aufzuweisen. Neben den zahlreichen Cynodictis finden sich Formen, welche
gewissermaßen die Bären ersetzen, Pseudamphicyon und Cephalogale, beide jedoch im Gegensatz zu den Amphicyon,
den echten Ahnen der Bären, mit geringerer Zahnzahl versehen, ferner die Stammeltern der Hunde, die fünfzehigen Cynodon,
[* 53] Zibetkatzen
und die Vorläufer der Fischottern (Plesiocyon), der Marder (Plesictis) und Iltisse (Palaeogale).
Bei diesen letztgenannten Musteliden sind die hintern Backenzähne, die jetzt ganz fehlen oder doch zu winzigen Gebilden
reduziert erscheinen, noch sehr kräftig entwickelt, weshalb die Annahme durchaus begründet ist, daß auch sie von Formen
mit hundeähnlichem Gebiß ausgegangen sind. Außerdem finden sich marderähnliche Formen (Palaeoprionodon etc.), welche wohl
gänzlich ausgestorben sind, sowie katzenartige Typen (Aelurogale). Die bereits genannten großen Kreodonten (Plerodon und
Hyaenodon) fehlen auch hier nicht, daneben gab es auch noch kleine Formen mit zibetkatzenähnlichen Backenzähnen.
Die in den SchweizerBohnerzen beobachteten Halbaffen (Necrolemur), dem lebenden Galago Westafrikas nahestehend, kommen auch
in den Phosphoriten vor, ebenso die Affen des PariserGips, die Adapiden. Diese letztern unterscheiden sich von den lebenden
Affen durch den niedrigen Schädel, die lange Gesichtspartie und die Vierzahl der vordern Backenzähne.
Sie sind jedenfalls mit den nordamerikanischen Hyopsodiden nahe verwandt, haben aber im Gegensatz zu diesen, den Ahnen der
Paviane, keine Nachkommen hinterlassen.
Außer den schon erwähnten Huftieren enthalten die Phosphorite auch die Ahnen der Hirsche (Gelocus und Prodremotherium), bei
welchen die Fußknochen der beiden Mittelzehen bereits miteinander verschmolzen sind und auch die Seitenzehen
schon bedeutende Reduktion erfahren haben; bei Gelocus zwar noch vorhanden, aber schon in der Mitte aufgelöst, beim letztern
aber sind bloß noch deren obere Reste erhalten. Sehr häufig sind in den Phosphoriten die kleinen, ebenfalls mit den Hirschen
verwandten Cänotherien und Xiphodontherien, die jedoch keine Bedeutung für die Stammesgeschichte der
Wiederkäuer haben, sondern gänzlich erloschen sind. Die erstern haben vier, die letztern zwei Zehen, zeigen aber noch keine
Verschmelzung der Mittelfußknochen. Endlich kommen auch Reste von Anthracotherien und Rhinozeroten vor. Gleich den Gelocus
gehören sie indes sicher einer jüngern Periode an als die Fauna des PariserGipses. Ihre Reste wurden erst
später mit jenen der ältern Tierwelt vermengt.
Anoplotherien, Cynodon, Gelocus und mehrere der altertümlichen gänzlich ausgestorbenen Nager (Pseudosciurus und Sciuroides),
fanden sich kürzlich auch in den Bohnerzen von Ulm.
[* 54] Ebendaselbst kommt auch ein Tapir mit sehr einfach gebauten
vordern Backenzähnen vor.
Die nächstfolgende Tierwelt (Ronzon, Ober-Loire) enthält so ziemlich die gleichen Typen der Fleischfresser (doch fehlen die
Katzen,
[* 55] Beuteltiere, Insektenfresser und Nager), nur ist die Zahl der Arten sehr viel geringer. Von Huftieren kommen vor die Cänotherien,
Gelocus, Rhinozeroten und Paloplotherien; diese letztern verschwinden von da an
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vollständig. Besonderes Interesse verdienen zwei große Paarhufer (Hyopotamus und Entelodon). Entelodon hat bloß zwei Zehen
und schweineähnliche Zähne, Hyopotamus ist vierzehig und erinnert im Schädelbau und in der vordern Partie des Gebisses ungefähr
an die Kamele. Im ganzen lassen sich beide am ehesten mit dem Flußpferd vergleichen, mit welchem sie auch
so ziemlich in der Größe übereinstimmen. Dies gilt auch von dem geologisch etwas jüngern Anthracotherium. Dasselbe findet
sich meist in Braunkohlenlagern und besitzt eine weite Verbreitung (Steiermark,
[* 57] Dalmatien, Oberitalien,
[* 58] Frankreich, Rheinland,
Oberbayern und Westschweiz).
Mit Beginn des Miocäns entwickeln die Hirsche einen bemerkenswerten Formenreichtum in der Gattung Palaeomeryx, doch
bekommen dieselben erst im Obermiocän ein Geweih und zwar ein einfaches Gablergeweih (Dicrocerus). Dafür besitzen diese
Formen ganz so wie die geweihlosen Hirsche der Jetztzeit im Oberkiefer lange, dolchartige Eckzähne. Es scheinen unter diesen
Palaeomeryx Typen der beiden Hauptgruppen der gegenwärtigen Hirsche vertreten zu sein, wenigstens gibt es unter ihnen
sowohl solche, bei welchen sich der obere Teil der Seitenzehen erhalten hat, als auch solche, bei welchen der untere Teil
derselben geblieben ist, Organisationsverhältnisse, auf welchen die Hauptunterscheidung der lebenden Hirsche beruht.
Neben Palaeomeryx kommt auch schon im Obermiocän der jetzt in Westafrika lebende, vierzehige, aber geweihlose Hyaemoschus
vor sowie zahlreiche Schweine (Palaeochoerus, Hyotherium). Im Untermiocän enden die Cänotherien, der
letzte Rest der altertümlichen europäischen S. Pferde finden sich nur im Obermiocän als dreizehige Anchitherien, dagegen
sind Rhinozeroten und Tapire sehr häufig u. lassen auch die allmählich fortschreitende Komplikation der vordern Backenzähne,
die erstern auch das allmähliche Verschwinden des vierten Fingers erkennen. Im Obermiocän gibt es endlich
auch die ersten Antilopen sowie Proboscidier, das Dinotherium mit ziemlich einfachen, aber relativ zahlreichen Backenzähnen
u. kräftigen Stoßzähnen im Unterkiefer und die schon elefantenähnlichen Mastodon, bei welchen obere und untere Stoßzähne
vorhanden, die letztern aber schon sehr klein geworden sind, während von den aus drei oder vier Jochen
bestehenden Backenzähnen in jedem Kiefer nur noch zwei zu gleicher Zeit funktionieren.
Die Fleischfresser sind im Miocän sehr zahlreich. Wir bemerken hier Ahnen der Fischottern, Edelmarder, Iltisse, Zibetkatzen und
die Vorläufer der Bären, die Amphicyon, bei welchen zwar das Gebiß noch an jenes der Hunde erinnert, während
das Skelett schon fast ganz bärenartig geworden ist. Im Obermiocän treten zahlreiche Katzen auf, ferner ein Dachs, dessen
Zähne freilich noch an jene der Edelmarder erinnern, ein echter Hund und die Gattung Hyaenarctos, das Bindeglied zwischen den
Amphicyon und den echten Bären, insofern auch bereits die hintern Backenzähne einen kompliziertern Bau
aufweisen.
Im Unterpliocän, Pikermi bei Athen,
[* 64] Vaucluse, Lyon und Worms
[* 65] etc., tritt zum erstenmal in Europa ein Pferd
[* 66] mit hoher Zahnkrone auf (Hipparion), doch besitzt dasselbe noch zwei vollständige Seitenzehen. Daneben finden sich zahlreiche
Antilopen, das gewaltige hirsch- oder giraffenähnliche, aber relativ kurzbeinige Helladotherium, Giraffen, Hirsche mit stark
verästeltem Geweih, ein Schwein,
[* 67] Rhinozeroten, Mastodon und Dinotherium und ein Chalicotherium von Nashorngröße.
Diese Gattung hat jedoch schon vom Untermiocän an in Europa gelebt. Der Zahnbau stimmt nahezu mit dem der ausgestorbenen Brontotherien
Nordamerikas überein, die Extremitäten jedoch erinnern wenigstens in der Form der Zehen an die Edentaten; die Zehenzahl beträgt
drei. Von Nagern ist nur ein Stachelschwein bemerkenswert. Von Raubtieren sind zu nennen: Hyaenarctos,
Simocyon, der letzte Rest der Cephalogalen, Stinktier,
[* 68] Dachs, eine Zibetkatze (Ictitherium), zahlreiche Katzen, darunter Machairodus,
ausgezeichnet durch die Länge der obern Eckzähne. Ferner erscheinen hier die ersten Hyänen in Europa. Die Affen sind vertreten
durch Mesopithecus, den Ahnen von Macacus und Inuus.
Die Affen haben einen Vertreter in Aulaxinuus, dem lebenden Inuus (pavianähnlich) sehr nahestehend. Die Tierwelt des europäischen
Diluvium ist im ganzen bereits die gleiche wie in der Gegenwart, nur lebten während des ältern
Quartär noch ein Flußpferd in Europa, während des jüngern Diluvium auch noch die Höhlenhyäne, der Höhlenbär, das Mammut
(Elephas primigenius) und ein Rhinozeros, die jedoch im Gegensatz zu dem etwas ältern Elephas antiquus und dem Rhinoceros
Merckii eine Organisation besaßen, welche sie befähigte, dem rauhen Klima
[* 71] der Eiszeit
[* 72] zu trotzen.
Während der Vergletscherung erschienen auch Renntier und der Vielfraß sowie Lemminge in Mitteleuropa. In der darauf folgenden
Steppenperiode treten zahlreiche Nager auf, die Springmäuse und Ziesel, die dann in der nächsten Periode, der Waldperiode,
ihre Wohnsitze nach Rußland und Asien
[* 73] verlegten. Gegen Ende der Vergletscherung erscheint der Mensch in
Europa. Die Fauna der Waldperiode enthält außer den noch jetzt verbreiteten Formen auch Riesenhirsch und den Urochsen, dieselben
sind jedoch nicht eigentlich
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mehr
ausgestorben, sondern jedenfalls durch den Menschen ausgerottet worden.
Auch Asien und Südamerika haben zahlreiche Reste von ausgestorbenen Säugetieren geliefert, doch gehören dieselben der jüngern
Tertiärzeit und dem Diluvium an. Sehr reich an solchen Resten sind die indischen Siwalikhügel. Auf eine ältere Fauna deutet
daselbst das Vorkommen von Anthracotherium, Hyopotamus und Merycopotamus, der letztere jedenfalls ein
Nachkomme von Hyopotamus. Alle übrigen indischen Formen schließen sich sehr eng an Arten von Pikermi an, so die dortigen Katzen,
die Hyaenarctos, Hyänen, Stachelschweine, Antilopen, Rhinozeroten, Mastodon und Dinotherium sowie die Schweine, Giraffen und Hipparion.
Ungemein reich an fossilen Resten ist Südamerika. Die brasilischen Höhlen enthalten viele Säugetierformen, die jedoch mit
Ausnahme der riesigen Edentaten fast durchgehends noch in der Gegenwart dort zu Hause sind. Die Tuffe von Ecuador
[* 79] bergen Pferde,
Hirsche, Mastodon, Machairodus und den Vorläufer der Lamas. Die Pampas von Argentinien sind vor allem ausgezeichnet
durch die Menge der hier vorkommenden Edentaten. Dieselben sind teils gepanzert, wie die Glyptodonten und Dasypodiden (Gürteltiere),
oder aber nackt, wie die Megatheriiden, Megalonyx etc. Die letztern schließen sich noch am ehesten an die lebenden Faultiere
an, hatten jedoch riesige Dimensionen, zum Teil Rhinozeros- und Elefantengröße.
Dies gilt auch von den Glyptodonten. Unter den in den Pampas vorkommenden Huftieren verdienen besonderes Interesse die Toxodonten,
Typotherien, Macrauchenia und die Epitherien. Die Toxodonten und Typotherien lassen sich allenfalls dem lebenden Hyrax an
die Seite stellen, besitzen jedoch hohe Zahnkronen ohne Wurzeln und haben auch zum Teil Reduktion der Zehenzahl
erfahren. Die Typotherien haben zwar vorn noch fünf, hinten aber nur mehr vier Zehen; bei Toxodon ist deren Zahl bloß noch
vier, resp. drei.
Auch diese Tiere hatten stattliche Größe. Die Epitherien erinnern einigermaßen an die Miocän-Pferde (Anchitherium), sowohl
im Zahnbau als auch in der Organisation der Extremitäten, die Macrauchenien an Tapire, doch sind die Zähne
prismatisch geworden, d. h. die Kaufläche ist vollkommen eben, die Krone sehr hoch und setzt erst im AlterWurzeln an. Als ein
weiterer, höchst eigenartiger Huftiertypus erscheinen die Homalodontotherien. Der Zahnbau zeigt vielfache Anklänge an Nashorn.
Alle diese fremdartigen südamerikanischen Huftiere stammen jedenfalls von Kondylarthren des nordamerikanischen
Tertiärs ab; ebenso waren auch die erwähnten Edentaten ursprünglich in Nordamerika zu Hause. Außer diesen ganz
aberranten
Formen enthalten die Pampas auch Mastodon, Hirsche, Lamas, Pferde, Bären, Hunde und Katzen (Machairodus) sowie zahlreiche Nager zum
Teil von gewaltiger Größe, doch stehen dieselben in nahen verwandtschaftlichen Beziehungen zu den heutigen
südamerikanischen Nagertypen. Jedenfalls hat die ausgestorbene Tierwelt der Pampas lediglich für die gegenwärtige Säugetierfauna
Südamerikas eine größere Bedeutung, nicht aber auch für die altweltliche oder nordamerikanische Fauna. Die letztere hat
sie nur während des Quartärs insofern modifiziert, als gegen Ende der Tertiärzeit viele der gewaltigen Edentaten
bis Mexiko
[* 80] und Florida vorgedrungen sind.
Von fossilen Seesäugetieren ist verhältnismäßig wenig bekannt. Robben
[* 81] treten erst sehr spät auf und schließen sich sehr
eng an die lebenden an. Sie dürfen wohl als Nachkommen von Kreodonten (Mesonyx) betrachtet werden, welche sich dem Wasserleben
angepaßt haben. Dagegen ist die Herkunft der Wale
[* 82] und Seekühe noch in vollständiges Dunkel gehüllt.
Die ältesten fossilen Seekühe (Sirenen) finden sich im Oligocän am Rhein und in Frankreich. Sie stehen der lebenden GattungHalicore, dem Dugong, am nächsten.
Die Placentalier stammen wohl insgesamt von Formen ab, welche im Puercobed von Nordamerika vorkommen. Ein Teil dieser alten
Typen wandert nach Europa aus, und hier erfolgt die Entwickelung der Hirsche, Schweine und andrer Paarhufer
sowie der echten Karnivoren, Insektivoren und Nager;
Nordamerika dagegen ist die Heimat der Kreodonten und der meisten Einpaarhufer,
namentlich der Pferde;
Tapire und Rhinozeroten verlegen erst gegen Mitte der Tertiärzeit ihren Wohnsitz nach der Alten Welt,
während die Pferde nur von Zeit zu Zeit Vertreter nach der östlichen Hemisphäre entsenden;
Ebenso waren die Affen und Halbaffen ursprünglich dort zu Hause.
Echte Raubtiere erscheinen daselbst erst im Miocän und kehren auch größtenteils bald wieder nach der Alten Welt zurück,
freilich in sehr veränderter Form, z. B. als echte Hunde und Hyänen, während die Zibetkatzen, Marder und
Bären ausschließlich altweltliche Formen darstellen. Die Stammesgeschichte der Elefanten und Affen ist noch ziemlich dunkel.
Die erstern treten nahezu gleichzeitig in beiden Hemisphären auf.
IhreAhnen sind wohl in Kondylarthren zu suchen. Die Halbaffen verbreiten sich schon frühzeitig von Nordamerika aus nach allen
Weltteilen. Die Paviane gehen jedenfalls auf die nordamerikanischen Hyopsodiden zurück. Von den südamerikanischen Platyrrhinen
sowie von den Anthropomorphen kennt man im ältern Tertiär noch keine Vertreter. Beide wurzeln jedoch sicher in einer gemeinsamen
Stammform, die ihrerseits wieder auf einen halbaffenähnlichen Typus zurückgeht. Die Ahnen dieser Affen sowie jene der Elefanten¶