Baryumnitrat dargestelltes
Baryumoxyd in stehenden
Retorten auf etwa 800° erhitzt und kohlensäurefreie trockne
Luft unter
einem
Druck von einer
Atmosphäre hindurchgepreßt. Der
Baryt verwandelt sich hierbei in
Baryumsuperoxyd. Nach genügender Sauerstoffaufnahme
wird der
Druck vermindert, bis eine Luftverdünnung, entsprechend 700
mm Quecksilbersäule, entsteht, wobei der aufgenommene
S. wieder abgegeben wird. Die ganze
Operation der
Aufnahme und
Abgabe von S. dauert etwa 10
Minuten und kann
an einem
Tage 100mal wiederholt werden.
Die erstern schließen sich, abgesehen von der auffallend hohen Zahl der Backenzähne, sehr eng an die noch lebenden Insektivoren
und
Beutelratten an, einige erinnern auch an den australischen Myrmecobius und sind auch zum Teil wohl
wirkliche
Beuteltiere.
[* 6] Die letztern dagegen zeigen einen ungemein komplizierten
Bau der Backenzähne, aus zahlreichen, in zwei
oder drei
Reihen angeordneten
Höckern bestehend, während die Schneidezähne mit jenen der pflanzenfressenden
Beuteltiere
(Känguruhs)
übereinstimmen.
Diese altertümlichen Pflanzenfresser werden als Multituberkulaten bezeichnet und dürfen wohl als Monotremen betrachtet
werden, denn auch das lebende
Schnabeltier
[* 7] besitzt in der
Jugend ganz ebensolche Backenzähne. Die letzten
dieser Multituberkulaten kennt man aus dem
Eocän und zwar aus dem Puercobed von
New Mexico und von
Reims
[* 8] sowie aus Argentinien,
hier jedoch zweifellos aus einer viel jüngern
Ablagerung. Für die Tertiärzeit kommen zwei Hauptentwickelungszentren der
S. in Betracht, nämlich Mitteleuropa und das westliche
Nordamerika. In
Nordamerika ist eine ununterbrochene
zeitliche Aufeinanderfolge der einzelnen
Faunen zu beobachten und mithin die fortschreitende allmähliche
Entwickelung sehr
vieler Säugetierstämme aufs genaueste zu verfolgen. Aber auch
Europa
[* 9] bietet in dieser Hinsicht für viele
Formen recht schlagende
Beispiele.
Die ältesten TertiärbildungenNordamerikas enthalten fünfzehige
Huftiere mit bunodontem
Gebiß, die hintern
Backenzähne noch aus
Höckern bestehend, die vordern sehr einfach gebaut; die
Schneide- und Eckzähne wie bei
Fleischfressern
gestaltet. Immerhin lassen sich jedoch schon unter diesen primitiven
Huftieren (Kondylarthren) die beiden
Gruppen der Unpaar-
und Paarhufer erkennen. Zugleich schließen sich diese Kondylarthren auch in ihrer ganzen
Organisation
sehr innig an die primitiven
Fleischfresser (Kreodonten) an, welche sich von
den echten
Karnivoren nur durch die Gleichartigkeit
und hohe Zahl der hintern Backenzähne sowie durch gewisse Verhältnisse im
Bau der Handwurzel unterscheiden.
Ebenso gehen sicher auch die
Insektenfresser,
[* 10]
Halbaffen
[* 11] und
Affen,
[* 12] vermutlich auch die Nager und selbst
die Edentaten auf Kreodonten zurück, und die letztern erscheinen mithin als der generalisierte
Typus aller landbewohnenden
Placentalier.
Halbaffen und affenähnliche
Formen treten allerdings auch bereits im Puercobed auf, die große
Teilung der Kreodonten
in die genannten
Gruppen muß mithin schon zu Ende der Kreidezeit stattgefunden haben.
Eine der Puercofauna sehr ähnliche Tiergesellschaft treffen wir auch in
Europa, in der Gegend von
Reims,
doch fehlen hier die fünfzehigen
Huftiere, die Kondylarthren, auch hat fast keine der hier vorkommenden
Formen Beziehungen
zu jüngern Säugetiertypen, nur der bärenartige Kreodont Arctocyon erhält sich noch eine kurze Zeit lang in
Europa.
Alle S. der spätern Tertiärzeit stammen wohl von
Typen des nordamerikanischen Puercobed.
In
Nordamerika hat man die auf das Puercobed folgenden
Ablagerungen als Wasatch-, Bridger-, Uinta-,
White River-,
John Day-,
Loupforks- und Equusbed unterschieden. Die letztgenannte
Ablagerung gehört schon dem
Diluvium
[* 13] an. Im allgemeinen ist jede
einzelne der in diesen
Horizonten vorkommenden
Faunen weiter nichts als die direkte Fortsetzung der vorausgehenden
Tiergesellschaft, wobei die
Glieder
[* 14] der einzelnen Säugetierstämme sich immer mehr jener
Organisation nähern, welche sie
in der Gegenwart zur
Schau tragen. So erfahren die
Huftiere, die als Kondylarthren noch fünf
Zehen und niedrige, aus
Höckern
bestehende Backenzähne besessen haben, eine allmähliche
Reduktion der Zehenzahl und eine
Erhöhung der
Zahnkrone, wobei die Kaufläche selbst eben wird.
Dieser Vorgang ist namentlich schön zu beobachten bei den
Pferden. Zuerst wird die Zahl der
Zehen auf vier am Vorder- und
drei am Hinterfuß beschränkt (Orotherium), und die vordern Backenzähne nehmen allmählich die Gestalt vonMolaren
an (Epihippus), dann verliert auch det Vorderfuß den vierten
Finger (Anchitherium), dann wird die Zahnkrone immer höher
und die Mittelzehe immer kräftiger, während die Seitenzehen sich zu bloßen dünnen Anhängseln umgestalten (Protohippus);
die Seitenzehen verlieren später ihre Fingerglieder (Pliohippus) und verschwinden zuletzt fast vollständig
(Equus).
Gleich dem Pferdestamm zeigen auch die Rhinozeroten die
Reduktion der Zehenzahl, zuerst vorn vier und hinten
drei (Amynodon), sowie die allmähliche
Komplikation der vordern Backenzähne (Diceratherium, Aphelops). Sie erscheinen in
Nordamerika nur wenig später als die
Pferde,
[* 15] mit ihnen zugleich treten daselbst auch
Tapire (Hyrachius, Systemodon) auf, sie
verlegen aber dann von Mitte der Tertiärzeit ihren
Wohnsitz nach der
Alten Welt, während die
Pferde bis
ins
Diluvium vorwiegend in
Nordamerika verweilen und nur von Zeit zu Zeit einzelne Vertreter nach der
Alten Welt entsenden,
die jedoch daselbst stets früher oder später wieder gänzlich erlöschen.
Tapire kehren erst im
Pliocän wieder nach
Amerika
[* 16] zurück. In der Zwischenzeit werden sie gewissermaßen ersetzt durch die schlanken, dreizehigen Triplopus
und Hyracodon, deren Backenzähne jedoch den
Bau der Rhinozeroszähne zur
Schau tragen.
Ein ausgestorbener, für
Nordamerika sehr wichtiger Unpaarhuferstamm ist jener der Brontotheriiden. Diese beginnen gleichzeitig
mit den
Pferden,
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mehr
Rhinozeroten und Tapiren im Wasatch- und Bridgerbed und enden mit dem White Riverbed, wo sie die Dimensionen von Elefanten erreichten.
In ihrem Habitus erinnern diese Tiere am ehesten an das Nashorn. Sie hatten ebenfalls kräftige Hörner, doch standen dieselben
nicht hinter-, sondern nebeneinander. Die Zehenzahl ist vorn vier, hinten drei. Die größten Tiere des
Eocäns waren die Dinoceraten
[* 18] (Nashorngröße). Die Vorderextremität hat Ähnlichkeit
[* 19] mit Rhinozeros, die Hinterextremität
mit Elefant,
[* 20] doch ist die Zehenzahl auch vorn fünf.
Ein abenteuerliches Aussehen erlangten diese Tiere durch die Anwesenheit von drei Paar knöchernen Hornzapfen auf Nasenbein,
Oberkiefer und Scheitelbeinen. Das Gehirn
[* 21] war im Verhältnis zum Schädel auffallend klein und dabei noch
ganz reptilienähnlich (Hinterhirn vollkommen frei, Großhirn fast vollständig glatt). Die Backenzähne tragen nach innen
konvergierende Joche. Die vordern Backenzähne sind zum großen Teil schon molarähnlich wie bei den geologisch jüngern Unpaarhufern.
Die Dinoceraten stammen von den Pantolambda des Puercobed, welche eine Abteilung der Kondylarthren darstellen.
Pantolambda hat den ursprünglichsten Zahnbau von allen Huftieren. Die obern Backenzähne bestehen aus zwei Außen- und einem
Innenhöcker, die untern aus Vorder-, Außen- und Innenhöcker nebst einem niedrigen Absatz. Dieser Trituberkular-, resp.
Tuberkularsektorialtypus ist unter den Raubtieren und Insektenfressern noch jetzt zu finden, und sein Vorkommen bei jenem
alten Huftier beweist, daß auch die Huftiere von Fleischfressern abstammen, um so mehr, als auch das Skelett,
[* 22] namentlich die
Gestalt der Endphalangen (Hufe), von dem der Fleischfresser nur wenig abweicht.
Von Pantolambda geht auch Coryphodon aus, das jedoch im Gegensatz zu den Dinoceraten keine Hornzapfen trägt und auch noch
einfach gebaute vordere Backenzähne (Prämolaren) besitzt. Die Paarhufer sind bis zum Obermiocän in
Nordamerika fast bloß durch die gänzlich erloschene Gruppe der Oreodontiden und durch Tylopoden (Kamele
[* 23] und Lamas) repräsentiert.
Die Oreodontiden beginnen im Uintabed mit dem Protoreodon, das auch noch an der Hand
[* 24] einen fünften Finger besitzt.
Sonst ist die Zehenzahl vier. In der Größe sowie im Skelett stimmen die Oreodontiden so ziemlich mit
den Schweinen überein, doch bestehen die Backenzähne nicht aus Höckern, sondern aus Halbmonden wie bei den Wiederkäuern.
Auffallend ist bei den Oreodontiden die Verkürzung der Gesichtspartie. Im Johndaybed stirbt dieser Stamm aus, dessen ganze
Organisation auf eine aquatile Lebensweise schließen läßt. Die Tylopoden erscheinen zuerst im
Bridgerbed als vierzehiger Pantolestes und im Uintabed als Leptrotragulus mit vier Zehen vorn und zwei Zehen am Hinterfuß.
Im White Riverbed (Poëbrotherium) sind zwar auch am Vorderfuß die Seitenzehen verschwunden, die Metapodien der mittlern
bleiben aber noch immer getrennt. Im Loupforks (Procamelus, Protauchenia) und Johndaybed verschmelzen
die Mittelfußknochen zu einem einfachen Rohr.
Sie werden bis dahin gewissermaßen ersetzt durch Achaenodon im Bridger- und Hyopotamus und Entelodon
im White Riverbed. Alle drei zeichnen sich durch gewaltige Dimensionen aus und erinnern somit mehr an das Flußpferd. Die beiden
letztern sind jedoch europäische Typen, der erstere erlischt sehr bald wieder vollständig. Seine Organisation, Gebiß und
Kiefergelenk sprechen deutlich für seine Abstammung von Fleischfressern. Die Fleischfresser sind im ältern
Tertiär von Nordamerika fast nur durch Kreodonten repräsentiert, die hier allerdings einen ansehnlichen Formenreichtum entfalten.
Am wichtigsten von diesen Formen ist die langlebige Gattung Oxyaena.
Neben den Kreodonten lebten von Fleischfressern nur die Gattungen Miacis und Ditymictis. Die letztere schließt sich im Zahnbau
und der Zahnzahl an die Zibetkatzen, die erstere an die Hunde
[* 29] an. Im White Riverbed erscheint die bis dahin
ausschließlich auf Europa beschränkte Kreodontengattung Hyaenodon; gleichzeitig treten daselbst auch zahlreiche katzen-
und hundeähnliche Formen auf, welche bis dahin ebenfalls in Europa zu Hause waren. Unter den erstern sind namentlich die Dinictis,
unter den letztern die Temnocyon, Amphicyon und Oligobunis bemerkenswert.
Auch eine marderähnliche Form erscheint zu dieser Zeit in Nordamerika. Im Obermiocän finden sich die ältesten bekannten
Vertreter des Hyänenstammes, Hyaenocyon; die Zahl der Zähne
[* 30] ist hier noch größer als bei Hyaena, auch haben die hintern
Backenzähne noch einen viel kompliziertern Bau und zeigen somit, daß dieser Typus von Zibetkatzen ähnlichen
Karnivoren abstammt. Die Bären und der größte Teil der Marder
[* 31] ist wohl erst zu Ende der Tertiärzeit nach Nordamerika gekommen.
FossileFledermäuse und Insektenfresser kennt man nur ganz wenige aus Nordamerika. Unter den letztern sind nur die Iktopsiden
nennenswert, insofern sie vermutlich auf die gleiche Stammform zurückgehen wie die Igel und die lebenden
Gymnura. Doch haben sie selbst keine Nachkommen in der Gegenwart hinterlassen.
Die Nager sind im ältern Tertiär von Nordamerika bloß durch den murmeltierähnlichen Plesiarctomys vertreten. Im Miocän
erscheinen Biber, Hasen, Stachelschweine, Mäuse und verschiedene Formen, welche sich dort, freilich zum Teil
in veränderter Gestalt, auch bis zur Gegenwart erhalten haben.
Affen und Halbaffen spielen im ältern Tertiär von Nordamerika eine große Rolle. Die erstern (Hyopsodiden) dürfen als Ahnen
der Paviane und Meerkatzen betrachtet werden; sie haben jedoch noch eine höhere Zahnzahl. Auch haben die Backenzähne derselben
ganz die gleichen Veränderungen erlitten wie jene der ältern Paarhufer, nämlich Verschmelzung gewisser
Höcker. Im Miöcän ^[richtig: Miocän] verschwinden die letzten Affen in Nordamerika.
Die älteste säugetierführende Ablagerung des europäischen Tertiärs, Gegend von Reims, enthält Multituberkulaten, eigenartige
Insektivoren (Plesiadapis etc.) und mehrere Fleischfresser (Kreodonten), aber noch keine Huftiere. Solche erscheinen erst später
in Europa und zwar im Londonthon, an einigen Orten in Frankreich (Soissons, Issel, Argenton) und in den SchweizerBohnerzen. Die
letztern schließen mehrere Formen ein, die allenfalls als Kondylarthren gedeutet werden dürfen, unter ihnen ist insbesondere
ein Phenacodus (?) bemerkenswert. Das entschiedene Übergewicht haben die
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