Auvergne
(spr. owérnj), Landschaft im Innern von Frankreich, zwischen den alten Provinzen Bourbonnais, Marche, Limousin, Guienne, Languedoc und Lyonnais gelegen, ungefähr 13,760 qkm (250 QM.) groß mit ca. 800,000 Einw., führte früher den Titel einer Grafschaft und war bis zur Revolution eine besondere Provinz, aus welcher die beiden Departements Cantal und Puy de Dôme gebildet wurden. (Näheres s. unter den beiden Departements und Frankreich.) Die Auvergnaten sind ein Gebirgsvolk, arm, unwissend und roh, aber rechtschaffen, gastfrei und unverdrossen fleißig.
Sie leben in elenden Holzhütten und haben ein südländisches, aber häßliches Äußere; man kann sie als noch sehr ungemischte Kelten ansehen. Das schwere Erdreich bearbeiten sie mit dem südlichen räderlosen Pflug, [* 3] der kaum den Boden ritzt, und ihre langsamen Ochsen halten sie mit dem ihnen selbst unverständlichen Zuruf: »Sta bos!« an. Viele wandern alljährlich, meist im Herbst, in die Fremde und bringen im Frühjahr ihre Ersparnisse, aber wenig Ideen in die Heimat zurück;
Bevölkerungsstatistisc

* 4
Bevölkerung. doch ist jetzt permanente
Auswanderung häufiger, und die
Bevölkerung
[* 4] der Auvergne
vermindert sich daher stark. Auvergne
ist das
Land der alten
Arverner.
Diese waren früher das mächtigste
Volk in
Gallien, im zweiten
Punischen
Krieg
Bundesgenossen
Karthagos und beherrschten
im 2. Jahrh.
v. Chr. unter ihrem König Celtillus fast ganz
Gallien und
Aquitanien.
Ihre Hauptstadt war Gergovia. Von den
Römern
wurden sie zuerst unter
Domitius Ahenobarbus und
Fabius
Maximus 121 geschlagen, dann durch
Cäsar nach Besiegung
des
Vercingetorix 52 unterworfen. Das Land Auvergne
wurde darauf als Teil von Aquitania römische
Provinz, behielt jedoch einige
Privilegien; die Hauptstadt
Augustonemetum
(Clermont) erhielt römisches
Bürgerrecht. Um 415
n. Chr. nahmen die Westgoten die
in
Besitz, wurden aber 507 von den
Franken daraus vertrieben. Im J. 630 kam Auvergne
an den
Herzog Boggis von
Aquitanien und stand nun unter
Grafen, welche von den
Herzögen von
Aquitanien eingesetzt wurden.
Infolge des
Kriegs zwischen dem
Herzog Waifar von
Aquitanien und dem Frankenkönig
Pippin wurde Auvergne
768 wieder unmittelbare fränkische
Provinz.
Karl d. Gr. setzte Bertmond (774) als
Grafen über Auvergne.
Diesem folgte der merowingische
Prinz Jeterius
(778), Enkel
Eudos von
Aquitanien. Seit 864 stand das Land unter erblichen
Grafen, als deren erster
Bernhard genannt wird, und
wurde den
Herzögen von
Aquitanien oder
Guienne lehnspflichtig. Seit 1115 zerfiel es in zwei Teile, die
Grafschaft Auvergne
und
Dauphiné d'A. (den nördlichen Teil).
Auwers - Aval

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Seite 2.175.
Graf
Guido II. wurde 1209 vom König
Philipp II. von
Frankreich als Verbündeter der
Engländer vertrieben, Auvergne
als Kronlehen eingezogen
und
Guido von
Dampierre damit belehnt. Am Ende des 13. Jahrh. kam die
Grafschaft Auvergne
an das
Haus La
Tour, welches sich seitdem
La
Tour d'A. nannte. Das
Dauphiné ging 1428 durch
Heirat an die
Familie
Montpensier, einen
Zweig der
Bourbonen,
über.
Ludwig XII. ließ dies 1505 auch nach Erlöschen des männlichen
Zweigs der
Montpensiers mit dem
Tod
Peters II. (1503)
der
Erbtochter desselben,
Susanna,
¶
mehr
Gemahlin des Connetable Karl von Bourbon. Nach deren Tod machte König Franz' I. Mutter Luise von Savoyen Ansprüche auf das Dauphiné,
das nach Karls Abfall mit der Krone vereinigt wurde. Die Erbin des La Tour, Margarete de la Tour, heiratete 1518 Lorenzo de' Medici,
Herzog von Urbino. Ihre Tochter Katharina von Medici schenkte die Grafschaft Auvergne
dem Herzog von Angoulême, Karls
IX. natürlichem Sohn. Margarete von Valois, Tochter Katharinas, focht diese Schenkung an, und das Parlament sprach ihr 1606 den
Besitz von Auvergne
auch zu, worauf sie 1610 die Auvergne an Ludwig XIII. abtrat.
Vgl. Imberdis, Histoire générale de l'A. (Par. 1868, 2 Bde.);