Gürteltier
(Dasypus L.), Säugetiergattung aus der
Ordnung der
Zahnlücker
[* 2]
(Edentata) und der
Familie
der Gürteltiere
(Dasypodidae), plumpe
Tiere mit gestrecktem, langschnauzigem
Kopf, großen Schweinsohren, langem, starkem
Schwanz, kurzen
Füßen, sehr starken Grabklauen und auf dem
Rücken mit einem
Panzer aus Knochenplatten, welche in Gürtelreihen
geordnet sind. Die mittelsten
Gürtel
[* 3] bestehen aus länglich-viereckigen
Platten, das
Schulter- und Kreuzschild
aus Querreihen vier- oder sechseckiger
Platten, der Scheitelpanzer aus fünf- oder sechseckigen
Platten.
Gurten - Güßfeldt

* 6
Seite 7.937.Die Unterseite des Körpers ist mit borstenartigen Haaren bedeckt, und solche Borsten stehen auch zwischen den Platten. In den Kiefern stehen schwache, komprimierte, wurzellose Zähne [* 4] in sehr schwankender Zahl, während die Vorderzähne fehlen. Die Mundspalte ist mäßig groß, die Zunge spitz, nicht weit vorstreckbar. Ihre Heimat ist das südliche Amerika. [* 5] Sie leben einsam in Ebenen und an Waldrändern, halten sich am Tag in selbstgegrabenen Höhlen verborgen und nähren sich besonders von Ameisen ¶
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und andern Insekten, [* 7] Würmern und Schnecken, [* 8] fressen aber in der Not auch Vegetabilien und Aas. Sie bewegen sich langsam und träge, graben aber sehr geschickt und flüchten bei der Verfolgung sofort in die Erde. Sie sind harmlos, stumpfsinnig und gehen gänzlicher Ausrottung entgegen, zumal die Jungen außerordentlich langsam wachsen und allen Feinden wehrlos preisgegeben sind. Die zur Untergattung Euphractes Wagl. gehörenden Armadille (Tatu) haben einen platten, breiten, gepanzerten Kopf, eine verlängerte Nase, [* 9] 6-7 Knochengürtel, einen ziemlich behaarten Rücken, fünfzehige Füße, leben in selbstgegrabenen Höhlen unter Ameisen- und Termitenhaufen und wechseln den Bau, sobald der betreffende Haufe ausgenutzt ist.
Man jagt sie, weil sie durch ihre Höhlenbauten die Wege für Reiter unsicher machen, und des wohlschmeckenden
Fleisches halber. Aus dem Panzer fertigen die Indianer Paraguays Körbe. Hierher gehören das borstige Armadill oder das Sechsbindengürteltier
(Dasypus [E.] sexcinctus Desm.), welches mit dem 20 cm langen Schwanz 50-60 cm lang wird, und das Dreibinden-
oder Kugelgürteltier
(Dasypus tricinctus), welches mit dem kurzen Schwanz 45 cm lang ist und häufig als Spielzeug für die
Kinder in der Gefangenschaft gehalten wird (s. Tafel »Zahnlücker«).
Brasilien

* 10
Brasilien.
Das Riesengürteltier
(D. [Prionodontes] gigas Cuv.) wird über 1 m lang mit etwa 50 cm langem, gepanzertem Schwanz, 12-13 beweglichen
Knochengürteln auf dem Rücken, gewaltigen Krallen an den unbeweglichen Zehen der Vorderfüße, breiten,
flachen, fast hufförmigen Nägeln an den Hinterzehen, ist bis auf den weißlichen Kopf, den Schwanz und eine Seitenbinde schwarz
und lebt wie die andern Arten. Es findet sich in Brasilien,
[* 10] vielleicht in ganz Südamerika,
[* 11] und bewohnt Höhlen unter
den Wurzeln alter Bäume. Die fossile Gattung Glyptodon Ow. mit Gürteltier
clavipes Ow., welches die Größe des Nashorns erreicht, aus Knochenhöhlen
Brasiliens, bildet einen Übergang zur Familie der Riesenfaultiere (s. Megatherium).