Klarheit des
Vortrags sowie durch parlamentarischen
Takt aus und verfocht mutig durch mehrere
Anträge die
Rechte der Versammlung
dem
Ministerium gegenüber. Als es nach der
Erhebung im März 1848 die öffentliche Meinung zu versöhnen galt, erhielt Hansemann das
Portefeuille der
Finanzen. Nach
Camphausens Rücktritt (25. Juni) bildete er mitAuerswald,
Kühlwetter u. a.
ein neues
Kabinett, das aber schon 28. Sept. wieder zurücktrat. Denn wenn er auch durch seine ausgezeichnete Finanzverwaltung
in stürmischer Zeit dem
Staatshaushalt den
Kredit zu erhalten wußte, so gelang ihm doch das schwierigere
Werk, den
Ausbau der
Verfassung friedlich durchzuführen, sowenig wie seinen Vorgängern. In der deutschen
Frage wollte er bloß
einen politisch-kommerziellen
Verband
[* 2] nach Art des
Zollvereins, keinen förmlichen
Bundesstaat, und er widersprach daher ebensowohl
der deutschen
Reichsverfassung vom wie der
Union. Seine
Ansichten über diesen
Punkt legte er in den
Schriften: »Die
deutsche Verfassungsfrage« (Frankf. 1848),
»Die deutsche
Verfassung vom 28. März 1849« (Berl. 1849) und »Das
preußische und deutsche Verfassungswerk« (das. 1850) nieder. Nach seinem Rücktritt vom
Ministerium ward Hansemann zum
Chef der Preußischen
Bank und der
Seehandlung ernannt. Als Mitglied der Ersten
Kammer unterstützte er
das
MinisteriumBrandenburg-Manteuffel in dessen
Streben nach Wiederherstellung der gesetzlichen
Ordnung, sah sich aber bald
durch das damals immer mehr zur Geltung kommende Regierungssystem zur
Opposition gedrängt. Die
Folge davon war seine Entlassung
als Bankdirektor (im März 1851). Er gründete hierauf die
Berliner
[* 3] Diskontogesellschaft, die er zu einem der bedeutendsten
Bankinstitute
Deutschlands
[* 4] erhob. In der merkantilen
Welt sehr angesehen, führte er 1862 den Vorsitz auf
dem
MünchenerHandelstag. Hansemann starb in
Schlangenbad. -
Sein Sohn
Adolf, geb. zu
Aachen,
[* 5] seit 1857 Mitinhaber
und nach des
VatersTodeDirektor der
Diskontobank, wurde 1872 in den Adelstand erhoben;
nimmt Hansen einen ehrenvollen Platz ein. Eine Sammlung seiner
Schriften erschien zu
Bergen
[* 8] 1841-43. Seine
»Novellen og Fortaellinger« gab
Schwach
(Christ. 1855-58, 8 Bde.) heraus.
»Fundamenta nova investigationis orbitae verae, quam luna
perlustrat« (Gotha 1838),
auf
Grund deren die
»Tables de la lune construites d'après le principe newtonien de la gravitation
universelle« (Lond. 1857) entworfen wurden, welche den
Lauf desMondes mit einer bis dahin für unerreichbar erachteten Genauigkeit
darstellen;
»Darlegung der theoretischen Berechnung der in den
Mondtafeln
angewandten
Störungen« (Leipz. 1862 u. 1864, 2
Tle.);
»Geodätische Untersuchungen« (das. 1865, 1868 u. 1869);
»Bestimmung des Längenunterschiedes zwischen den
Sternwarten
[* 18] zu Gotha und
Leipzig«
[* 19] (unter seiner Mitwirkung ausgeführt von
Auwers und
Bruhns, das. 1865);
Mit Olufsen
bearbeitete er die
»Tables du soleil, exécutées d'après les ordres de la société royale des sciences
à Copenhague« (Kopenh. 1854, Supplem. 1857).
3)
Konstantin, dän.
Maler, geb. zu
Rom,
[* 20] wo sich sein
Vater, der Porträtmaler
Hans Hansen, damals aufhielt, war anfangs
zum
Architekten bestimmt, widmete sich aber bald der
Malerei an der
Akademie unter
Eckersberg. Er malte zunächst ausschließlich
Stoffe aus dem täglichen
Leben und zahlreiche
Porträte.
[* 21] 1835 ging er nach
Rom, wo er neun Jahre blieb und
italienische
Genre- und Architekturbilder malte. Nach seiner Heimkehr begann er die Ausführung der in
Italien
[* 22] entworfenen
Skizzen zur
Dekoration der Vorhalle der
Universität, woran er zehn Jahre arbeitete. Bei dem Umbau des königlichen
Theaters teilte er sich mit
Jensen in die
Dekoration des Zuschauerraums. Ein Hauptbild ist sein gesetzgebender
Reichstag mit
mehreren
HundertPorträten. Hansen zeigte in seinen besten Bildern einen feinen
Sinn für die geistige
Wirkung und eine sehr entwickelte
Technik. Nach
MarstrandsTod wurde er Vizedirektor der
Akademie; starb
Rudkjöbing, 1835 Schuhmachermeister daselbst, siedelte 1838 nach Slagelse und 1841 nach Fredericia über, gab, nachdem er 1842 die
Herausgabe des »Almuevennen« (»Volksfreund«)
begonnen, sein Handwerk auf und ging nach Kopenhagen,
[* 25] wo er zeitweilig Redakteur des »Faedreland« war. An der politischen Bewegung
der 40er Jahre nahm er lebhaften Anteil und ward 1848 von Rudkjöbing in den KonstituierendenReichstag gewählt;
seitdem gehörte er ununterbrochen der Volksvertretung an, in welcher er die Seele der sogen. Linken, der demokratischen Bauernpartei,
war und mit Erfolg die Herrschaft der auf der hauptstädtischen Bevölkerung
[* 26] beruhenden nationalliberalen Partei bekämpfte.
Nachdem seine Partei die Majorität im Folkething erlangt, ward er Präsident desselben. Wie er selbst seine
mangelhafte Jugenderziehung durch rastlosen Fleiß überwunden, so suchte er auch den Bauernstand geistig und materiell zu
heben. Als Vorsitzender zweier Versicherungsgesellschaften ließ er sich aber verleiten, zu eignem Vorteil und für Parteizwecke
nach und nach 190,000 Kronen
[* 27] zu unterschlagen. Als das Verbrechen 1877 entdeckt wurde, gestand es Hansen bei
der ersten gerichtlichen Vernehmung ein, nahm sich aber dann das Leben.
Mit diesem wirkte eine lange Zeit vereint, so an dem Bau der 1849 vollendeten evangelischen Kirche zu Gumpendorf und der 1853-58
im byzantinisch-maurischen Stil erbauten Synagoge in der Leopoldstadt. Selbständig trat Hansen zuerst auf bei dem
Bau des in demselben Stil ausgeführten Waffenmuseums des Arsenals in Wien. Diese Periode seiner Thätigkeit kennzeichnet sich
durch eine Vorliebe für frühmittelalterliche Stile und Anwendung farbigen Materials. Andre Bauwerke byzantinischen Stils von
ihm sind der Friedhof der Wiener evangelischen Gemeinde mit seiner Kapelle, der Neubau des am Fleischmarkt gelegenen Pfarr-
und Schulgebäudes und die Kuppelkirche der nichtunierten Griechen in Wien (1858). In denJahren 1860 und 1861 hielt er sich
wieder in Athen auf, wo ihm BaronSina den Bau der griechischen Akademie der Wissenschaftenübertragen hatte.
Nach seinen Plänen entstanden in Wien seit 1860 das evangelische Schulhaus, der Heinrichshof, dem neuen
Opernhaus gegenüber, ein kolossales, palastartiges Mietshaus, der durch glänzende Ausführung ausgezeichnete Palast des
ErzherzogsWilhelm und das Gebäude der Gesellschaft österreichischer Musikfreunde. Diese Werke zeigen einen eigentümlichen,
der Renaissance am nächsten verwandten Stil, welcher in studierter Strenge eine Anpassung der griechischen Formen an das moderne
Bedürfnis des nordischen Lebens versucht.
die
Akademie der bildenden Künste (beide in italienischer Renaissance) und das Parlamentsgebäude (seine edelste und harmonievollste
Schöpfung im Anschluß an hellenische Bauformen), fallen. Zuletzt hat er ein Restaurationsprojekt für das abgebrannte
SchloßChristiansborg in Kopenhagen ausgearbeitet. Weniger glücklich ist Hansen im kunstgewerblichen Fache gewesen, indem ein allzu
strenges Trachten nach sogen. klassischer Korrektheit zuweilen mit den Anforderungen der Phantasie sowie der praktischen Verwendbarkeit
der Geräte nicht im Einklang stand. Das Bedeutendste in diesem Fach leistete er in der innern Dekoration und Ausstattung des
Palastes des Bankiers Todesco.