länger. Die gefangenen
Rebellen wurden vielfach rottenweise mit
Kanonen niedergeschossen, zahlreiche
Führer hingerichtet,
der Scheinherrschaft des
Großmoguls ein Ende gemacht. (Vgl.
Kaye, History of the
Sepoy war, Lond. 1864-80, 3 Bde.)
Doch widmeten sich nun die
Vizekönige vorzugsweise der innern
Verwaltung und der Regelung des Steuerwesens. Die mehrmals auftretende
Hungersnot (1873-74 in
Bihar, 1877-78 in
Dekhan) raffte viele
Menschen dahin, wurde aber von der
Regierung
nach Möglichkeit gemildert; fast 3
Milliarden Mk. verausgabte sie seit 1873 zur die Linderung derselben und bestimmte 1877,
daß besondere
Steuerzuschläge erhoben und ihr
Ertrag als Hilfsfonds für
Hungersnot kapitalisiert werden solle (vgl. Digby,
The famine campaign in Southern
India, Lond. 1878, 2 Bde.). Die
englische Herrschaft befestigte sich unter diesen Umständen immer mehr, wie der glänzende Empfang bewies,
den derPrinz von Wales bei seiner Rundreise in Ostindien
[* 2] 1875-76 fand.
Sie sind in der
Regel
gut bemannt und meistens mit einigen
Kanonen ausgerüstet, um sich gegen Seeräuber, welche in manchen
Gegenden noch
vorkommen, verteidigen zu können.
Volk in
Sibirien, ugrisch-finnischen Ursprungs, dessen Verbreitungskreis am untern Ob und
Jenissei südlich
fast bis nachTobolsk und
Tomsk, nördlich über den 65. Breitengrad hinausreicht, längs des Ob sogar
über den 67. Breitengrad sich ausdehnt. Gleichwohl ist ihre Zahl gering, sie wird auf 23,000 geschätzt. Die (s.
Tafel
»AsiatischeVölker«,
[* 8] Fig. 6) sind von mittlerm Wuchs und bei guter
Nahrung ebenso kräftig wie die
Russen; in der
Regel ist die Hautfarbe dunkel und das
Haar
[* 9] pechschwarz.
Das Hauptbekleidungsstück ist die Chaliza, ein weiter, sackartiger
Pelz, der mit der Haarseite nach innen getragen wird.
Über diesen ziehen sie im
Winter einen bis an die
Kniee reichenden
Pelz,
Parka, mit der Haarseite nach außen und in eineKapuze
endend.
Ihre sehr unsaubern
Wohnungen bestehen im
Norden
[* 10] aus einem mit Birkenrinde oder
Fellen bedeckten Stangengerüst, im
Süden
aus vierseitigen Balkengebäuden, die äußerlich häufig einer russischen Bauernstube gleichen.
Sie leben hauptsächlich vom Fischfang und von der
Jagd auf Pelztiere. Das
Fleisch verzehren sie meist roh, und ein jedes
Tier ist ihnen mundrecht; ihre
Werkzeuge
[* 11] fertigen sie noch aus
Knochen
[* 12] und
Stein, wie im Steinzeitalter. Eine
den Ostjaken eigentümliche
Industrie ist die Anfertigung einer vorzüglichen, feinen sowohl als groben
Leinwand aus
Brennesseln,
die bei ihnen mannshoch wachsen. Die
Frau wird gekauft und immer als unrein angesehen; trotzdem ist ihre Behandlung bei
der Sanftmut der Ostjaken keine schlechte.
Sie zerfallen in eine
MengeGeschlechter oder
Stämme, an deren
Spitze ein Ältester steht (Starschina), der für Aufrechterhaltung
der
Ordnung zu sorgen hat. Getauft sind sie seit mehr als 100
Jahren; gleichwohl steht das
Heidentum in vollster
Blüte
[* 13] bei ihnen,
ihre Götzenbilder werden in besondern
Jurten aufbewahrt. Sie sind militärfrei, entrichten aber der russischen
Regierung eine
Steuer (Jassok), die früher in
Pelzwerk,
[* 14] jetzt in
Geld eingefordert wird, die sie aber bei ihrer großen
Armut
kaum zu zahlen im stande sind, da die
Ausbeute der
Jagd immer schwieriger und geringer wird.
Als die
KosakenSibirien eroberten, konnten die Ostjaken ihnen förmliche
Heere entgegenstellen. Sie hatten damals
eine nationale
Organisation und wohnten in regelmäßig angelegten
Städten. Allein bei dem 1501 unternommenen Kriegszug zerstörten
die
Russen 41 dieser
Plätze; man sieht noch heute die Reste einiger derselben im
DistriktObdorsk. Jetzt wohnen sie in elenden
Dörfern, dem Trunk ergeben und an Zahl schnell abnehmend, da die
Ehen wenig fruchtbar, die Kindersterblichkeit
eine sehr große ist und
Hungersnot das
Volk oft heimsucht. Die
Sprache
[* 15] der Ostjaken gehört zu der finnisch-ugrischen
Gruppe des uralaltaischen
Sprachstammes. Eine
Grammatik derselben verfaßte
Castrén (2. Aufl. von
Schiefner, Petersb. 1858).
Vgl.
Finsch, Reise
nach Westsibirien (Berl. 1876).
die östliche Hälfte der ehemaligen
ProvinzPreußen,
[* 17] die von 1878 an
eine eigne
Provinz bildet, grenzt im N. an die
Ostsee und Rußland, im
Osten und
S. an das russische
Polen
und im
W. an
Westpreußen und hat einen Flächenraum von 36,980 qkm (671,63 QM.).
¶
Die Provinz liegt im Norddeutschen Tiefland, ist aber durchaus keine Ebene, sondern bietet eine
große Abwechselung von Hügelland und ebenen Flächen dar. Von W. nach Osten durchzieht sie in der südlichen Hälfte der
Uralisch-Baltische Landrücken in großer Breite
[* 27] als Ostpreußische Seenplatte, die gegen die nördliche Küstenebene etwa
mit der Linie abfällt, welche die StädteFrauenburg, Allenburg und Stallupönen verbindet. In diesem Rand
liegen der Schloßberg westlich von Preußisch-Eylau (216 m), der Kucklinsberg bei Darkehmen (164 m) und die Plickener Berge,
südlich von Gumbinnen
[* 28] (118 m). Im S. dacht sich die Seenplatte zu einer ebenen Landschaft ab, die an Waldungen
und Sumpfstrichen reich ist und sich weit nach Polen hinein ausdehnt. In dieser Abdachung sind die Goldberge (235 m), am südlichen
Rande der Forst
[* 29] von Napiwoda und der Damerau (208 m), nördlich von Ortelsburg, bemerkenswert.
Auf der Höhe des Landrückens sind wiederum drei Hochflächen zu unterscheiden. Die erste liegt südlich
von Osterode
[* 30] und von den Seen des Oberländischen Kanals und hat in der Kernsdorfer Höhe ihren höchsten Gipfel (313 m);
die
zweite, zwischen den Seen an der obern Alle und den MasurischenSeen, ist außerordentlich reich an Seen und erhebt sich im Voigtsdorfer
Berg, östlich vom Großen Lauternsee, zu 221 m Höhe;
die dritte endlich, im Osten der MasurischenSeen, bildet
einen flach gewölbten Rücken, auf dessen Seiten im S. und N. auf niedern Platten ansehnliche Waldungen liegen;
die wichtigsten
Höhenpunkte sind hier: der Pillacker Berg (219 m), die GoldaperBerge (272 m), der SeeskerBerg (310 m) und
der Woitowosberg an der Grenze östlich von Goldap (283 m).
In der Küstenebene treten noch einzelne beträchtliche Erhebungen
hervor, so der Signalberg am rechten Memelufer bei Ragnit (80 m), der Galtgarben (110 m) und der Kleine Hausenberg (90 m) im
Samland etc. Unterhalb Tilsit
[* 31] erstreckt sich die fruchtbare TilsiterNiederung (s. Tilsit). Kahle, 5062 m ansteigende
Dünenketten ziehen sich an der Küste entlang. Die größte Einbuchtung der Ostsee, die Danziger Bucht, hat zur Ostpreußen geringere
Bedeutung, da sie nur den nordöstlichsten Teil der Frischen Nehrung und die Westküste des Samlandes berührt.
Die sehr zahlreichen Landseen der Provinz bilden mehrere Gruppen. Die Masurische
Seengruppe
(s. Masuren), im südlichen Teil des Regierungsbezirks Gumbinnen, enthält zunächst den Rosch- und den
Spirdingsee mit zahlreichen Verzweigungen, den Löwentin- und Mauersee, alle vier durch die Masurische Wasserstraße verbunden;
ferner sind daselbst: der Mucker-, Nieder-, Arys-, Lyk-, Große Sellment-, Raygrod-, Laszmiaden- und Szonstagsee, die kleinere
Seengruppe bei der Oberförsterei Rothebude und vereinzelt auf der polnischen Grenze der Wysztyter See, aus dem die Pissa entspringt.
Das Klima
[* 38] ist gesund, aber rauher als in irgend einem andern deutschen Lande (Durchschnittstemperatur
auf dem Landrücken 6,3,° nahe der Küste 6,7° C., die mittlere Temperatur des Januars 4,7 C.). Die jährliche
Regenmenge beträgt etwa 53-69 cm.
Der Großgrundbesitz ist unter den sechs nordöstlichen Provinzen des preußischen Staats hier und in Westpreußen am wenigsten
vertreten; auf denselben kommen, wenn man die Grundstücke von mehr als 150 Hektar dazu rechnet, in beiden Provinzen 44 Proz.,
dagegen auf den eigentlichen Bauernstand mit Grundstücken von 880 Hektar 45 Proz. von der Fläche des Grundbesitzes
überhaupt. Von der Gesamtfläche der Provinz entfallen 51,8 Proz. auf Acker und Gärten, 12,7 auf Wiesen, 10,8 auf Weiden, 17,9
Proz. auf Waldungen.
Die größten Ackerflächen haben die Kreise
[* 42] der Küstenebenen südlich vom Pregel. Dieses Gebiet ist zugleich auch das fruchtbarste
der ganzen Provinz, der Thonboden leidet aber mehrfach durch Mangel an Entwässerung und durch ungünstige
klimatische Einflüsse. Das schlechteste Ackerland findet sich in der südlichen Abdachung der Seenplatte; nicht minder ungünstig
sind die Bodenverhältnisse im N. vom Memelthal, von Tilsit bis Memel, wo umfangreiche Landstriche nur als Weideländereien
benutzt werden. Roggen, Hafer,
[* 43] Weizen und die Kartoffeln sind die Hauptfrüchte des Feldes; mehrfach wird
noch die graue Erbse angebaut. Garten- und Obstbau werden in mehreren Kreisen der Mitte und im Memelthal getrieben; sehr gering
¶