Dekhan
(Deccan, v. sanskr. Dakschinā, die »rechte, d. h. südliche, Weltgegend«),
der südliche Teil von
Vorderindien, welcher im N. von
Hindostan, im übrigen vom
Meer
(Arabischen
Meer und
Indischen
Ozean) begrenzt wird und südlich im
Kap Komorin ausläuft (s.
Karte
»Ostindien«).
[* 3] Genauer
umfaßt Dekhan
das
Dreieck,
[* 4] das im N. von der südlich der
Tapti streichenden
Kette und ihrer Fortsetzung, dem Hügelland am rechten
Ufer der
Godaweri entlang, im O. von den östlichen
Ghats, im W. von den Westghats begrenzt wird, im S.
gegen die
Gebirge auf der Südspitze
Indiens in der Phalgat genannten
Senkung endet, welche die
Eisenbahn von
Madras
[* 5] nach
Kalikat
durchzieht. Es ist ein nach O. sich abdachendes
Tafelland, rauh und stark gewellt im W., mit ausgedehnten
Ebenen im O. Das
Hochland hat im W. eine
Höhe von 1000-1300 m, im
Zentrum von 500-600 m.
Alle
Flüsse
[* 6] entspringen in den westlichen
Ghats, nehmen ihren
Lauf nach O. und münden in den Bengalischen
Meerbusen.
Der
Boden besteht mit Ausnahme der zwischendurch vorkommenden alluvialen und diluvialen
Ablagerungen ziemlich allgemein aus
einer schwarzen
Erde (Zersetzungsprodukt des für Dekhan
charakteristischen
Trapps) oder aus einem verwitterten
roten
Laterit. Beide sind fruchtbar, obwohl so verschieden in ihren
Eigenschaften, wie schwerer und leichter
Boden sein können.
Zur Ertragsfähigkeit braucht der
Boden
Bewässerung; zahlreich sind
Teiche und Bewässerungsanlagen aus laufenden
Flüssen.
Ungewöhnliche Trockenheit verursachte 1876-77 vollständigen Mißwachs; die
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mehr
Regierung verausgabte für Armenanstalten 195 Mill. Mk., und dennoch starben 1,340,000 Menschen buchstäblich Hungers oder erlagen Krankheiten infolge Schwächung des Körpers durch vorausgegangene Entbehrungen. Das Klima [* 8] im D. ist wärmer als im nördlichen Indien;
es wird durch die Isothermen von 27,3 bis 27,8° C. bezeichnet;
mit je 162 m nimmt die Wärme [* 9] um ca. ½° C. ab.
Der Winter ist wegen der Klarheit der Nächte frischer, als die Höhe allein es erwarten läßt. In politischer
Beziehung gehört Dekhan
gegenwärtig zum Teil zu den Zentralprovinzen und den Präsidentschaften Bombay
[* 10] und Madras;
weite Gebieten beherrschen der Nizam von Haidarabad und der Radscha von Maissur.
Die Küste längs des westlichen Ghatgrenzgebirges
heißt Konkon; hier besitzen die Portugiesen Goa. Die Bevölkerung
[* 11] des Dekhan
bilden Marathen, Telugu und Reste der muskelstarken
Gruppe der ostindischen Urbewohner Bhil und Kol.-
In der Geschichte Indiens hat das Dekhan
erst in den letzten Jahrhunderten vorübergehend einen entscheidenden Einfluß geltend
gemacht. Vom 3. bis 14. Jahrh. waren die Könige von Orissa die Machthaber im Land. In der ersten Hälfte des 14. Jahrh. begründete
dann Allah ud Din die Herrschaft der Muselmanen über Dekhan
, und muselmanische Dynastien nahmen die Stelle der Hindufürsten ein,
die sich nur in wenigen Staaten zu erhalten vermochten. Von größerer Bedeutung wurde der von Siwadschi
(einem kleinen Landbesitzer, der sich zum glücklichen Kämpfer gegen den Großmogul Aurengzib emporschwang) 1676 gestiftete
Staat der Marathen (s. d.). Dieselben traten 1774 als Gegner der Engländer auf; 1782 kam es zum vorläufigen Frieden, 1818 wurde
das Marathenreich im D. dem englischen Gebiet einverleibt.