Titel
Viktorĭa,
Melasma - Melbourne

* 3
Melbourne. 1) Viktoria
I. Alexandrine,
Königin von
Großbritannien
[* 2] und
Irland, geb. einzige Tochter des
Herzogs
von
Kent und der
Prinzessin
Luise Viktoria
von
Sachsen-Koburg, verwitweten Fürstin von
Leiningen (gest.
Durch den
Tod ihres
Vaters des
Bruders König
Wilhelms IV., ward Viktoria
nächste Erbin des britischen
Throns. Unter
der Leitung der Herzogin von
Northumberland empfing sie
Unterricht in den ernsten
Wissenschaften ihres künftigen
Berufs; auch
erwarb sie sich in der
Musik und besonders in der
Botanik Kenntnisse.
Lord Melbourne [* 3] trug ihr das englische Staatsrecht, Geschichte und die englische Regierungspraxis vor und zwar vom Standpunkt der Whigs. Als Wilhelm IV. starb, ward als Königin ausgerufen und gekrönt. Unter den vielen Freiern um ihre Hand [* 4] bevorzugte sie, der Neigung ihres Herzens folgend, den Prinzen Albert von Sachsen-Koburg (s. Albert 6). Ihre Regierung begann mit einem Whigministerium, und nur ungern entließ sie ihre freisinnigen Ratgeber, als diese die Mehrheit im Unterhaus verloren.
Doch fügte sie sich williger als irgend ein englischer Herrscher vor ihr den Anforderungen des streng parlamentarischen Regierungssystems und willigte sogar nach anfänglichem Widerstreben darin ein, auch die ersten von Damen bekleideten Hofämter dem Wechsel der Parteien im Ministerium zu unterwerfen. Ungeachtet dieser Gefügigkeit hat indessen die Königin an der Regierung des Landes und namentlich an der auswärtigen Politik stets einen lebhaften, wenn auch nicht immer deutlich erkennbaren Anteil genommen.
Solange
Prinz
Albert lebte, ward ihr Einfluß in deutschfreundlichem
Sinn geltend gemacht und hinderte z. B. die Einmischung
Englands in den deutsch dänischen
Krieg von 1848. Wesentlich ihr
Wunsch bewog
Disraeli 1876, ein
Gesetz vorzuschlagen, durch
welches ihr die Ermächtigung erteilt wurde, sich den
Titel »Empress of
India«
(Kaiserin von
Indien) beizulegen,
den sie durch
Proklamation vom 1. Mai annahm. Überhaupt stimmten die
Neigungen der im Anfang ihrer
Regierung entschieden whiggistischen
Königin in späterer Zeit und namentlich seit dem Erstarken des
Radikalismus mehr mit den
Grundsätzen der konservativen
Partei
und namentlich dem von ihr zum
Grafen von
Beaconsfield erhobenen
Disraeli überein, dessen orientalische
Politik ihre volle
Sympathie hatte. Am feierte sie unter großen Festlichkeiten und mit hohem
Glanz ihr 50jähriges
Regierungsjubiläum. Aus ihrer
Ehe entsprangen neun
Kinder: die Kronprinzessin Viktoria
(s. den folgenden
Artikel), geb.
vermählt seit mit dem
Kronprinzen
Friedrich
Wilhelm von
Preußen,
[* 5] spätern
Kaiser
Friedrich III.;
der Prinz von Wales, Albert Eduard (s. Albert 7), geb. vermählt seit mit Alexandra, Tochter des Königs Christian von Dänemark; [* 6]
Viktoriafälle des Samb

* 7
Seite 16.205.Prinzessin Alice (s. d.), geb. ¶
mehr
vermählt seit mit dem Großherzog Ludwig von Hessen, [* 8] gest.
Prinz Alfred (s. d. 2), Herzog von Edinburg, [* 9] geb. vermählt seit mit der Großfürstin Maria von Rußland;
Prinzessin Helene, geb. vermählt seit mit dem Herzog Christian von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg;
Prinzessin Luise, geb. vermählt seit mit dem Marquis of Lorne, Sohn des Herzogs von Argyll;
Prinz Arthur, Herzog von Connaught, geb. vermählt seit mit der Prinzessin Luise Margarete, Tochter des Prinzen Friedrich Karl von Preußen;
Prinz Leopold (s. d. 12), Herzog von Albany, geb. vermählt mit der Prinzessin Helene von Waldeck, [* 10] gest.
Prinzessin Beatrix, geb. vermählt mit dem Prinzen Heinrich von Battenberg.
Der Tod ihres geliebten Gemahls der diese glückliche Ehe trennte, versetzte in die tiefste Trauer, der sie sich jahrelang fast ausschließlich hingab. Zur Erinnerung an ihren Gemahl schrieb sie: »Early life of the Prince Consort« (deutsch, Gotha [* 11] 1867) und »Leaves from the journal of our life in the Highlands« (deutsch, Braunschw. 1868),
dem sich »More leaves from the journal of a life in the Highlands«, 1862-82 (Lond. 1884; deutsch, Stuttg. 1884) anschlossen.
Vgl. Mac Carthy, History of our own times (Lond. 1879-80, 4 Bde.);
Ward, The reign of Queen Viktoria
(das. 1887, 2 Bde.);
Greville, Journal of the reign of Queen Viktoria
(das. 1887, 2 Bde.);
Barnett Smith, Life of Her majesty Queen Viktoria
(das. 1886).
Königreich Sachsen

* 12
Sachsen. 2) Viktoria
Adelheid Marie Luise, deutsche Kaiserin und Königin von Preußen, Princeß Royal von Großbritannien und Irland, Herzogin zu
Sachsen,
[* 12] geb. älteste Tochter des Prinzen Albert und der Königin Viktoria
von Großbritannien, verlobte sich 1856 mit
dem damaligen Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen und ward mit demselben vermählt; durch die Thronbesteigung ihres
Schwiegervaters König Wilhelm I. ward sie 1861 Kronprinzessin. Vortrefflich erzogen und unterrichtet, begabt und thatkräftig,
widmete sie sich außer den Sorgen für Haus und Familie der Pflege der Kunst, namentlich im Gewerbe, malte
selbst und beförderte die Gründung des Kunstgewerbemuseums in Berlin.
[* 13] In politischen und kirchlichen Dingen huldigte sie freisinnigen
Ansichten. Als ihr Gemahl 1887 erkrankte, begleitete sie ihn nach Italien,
[* 14] kehrte mit ihm von da, als Kaiser Wilhelm starb
und Kaiser Friedrich III. den Thron
[* 15] bestieg, nach Charlottenburg
[* 16] zurück und stand ihm bis zu seinem
Tod als treue Pflegerin zur Seite. Nachdem sie Witwe geworden nahm sie den Namen Kaiserin Friedrich an.