Geschlechtsorgane statt. Erstere entstehen als kleine,
ca. 0,009-0,012mm messende
Zellen und erzeugen durch
Teilung 8-32 männliche
Geschlechtszellen
(Spermatozoiden), die schmal birnenförmig gestaltet und am breiten Ende blaßgrünlich gefärbt sind, außerdem
einen beweglichen
Schnabel mit zwei langen
Wimpern und einen roten
Fleck an der
Spitze haben; sie treten in zusammenhängenden
Bündeln am hintern Ende der Mutterkugel aus und haben die Aufgabe, in die weiblichen
Geschlechtsorgane einzudringen
und sie
zu befruchten.
Letztere bestehen aus einer dunkelgrünen
Eizelle
(Ei)
[* 1] mit Gallertmembran und entwickeln sich nach der
Befruchtung
[* 2] zu schmutzig
rotbraunen kugeligen
Oosporen, die durch
Keimung ein neues Pflänzchen liefern. Die Geschlechtsverteilung ist
viel mannigfaltiger, als früher angenommen ist.
Stein gibt außer ungeschlechtlichen
Kolonien nur rein weibliche (mit einigen
Eiern) und rein männliche (mit zahlreichen Spermatozoidenbündeln) an und hält demnach Volvox aureus für diözisch.
Kirchner fand
Familien, die befruchtete Oogonien besaßen und später außerdem Antheridien entwickelten, so daß Proterogynie
vorliegt;
Klein endlich beobachtete acht verschiedene
Kombinationen der
Reproduktionsorgane, nämlich außer
gemischten, gleichzeitig mit vegetativen und geschlechtlichen Vermehrungsorganen ausgestatteten
Kolonien rein männliche,
rein weibliche, vorwiegend weibliche und monözisch proterogyne Zellfamilien. In der
Regel findet die
Entwickelung nach reichlicher
ungeschlechtlicher
Vermehrung im Frühjahr durch diözische Geschlechtskolonien ihren
Abschluß; aber daneben treten zahlreiche,
zunächst ungeschlechtlich sich vermehrende Sommerreihen auf, die dann in solche mit gemischt männlichem
Charakter übergehen; zuletzt tritt dann auch hier eine Oosporenkolonie auf.
Mit Einschluß des von
Kirchner aufgefundenen
Falles ist der
Generationswechsel von Volvox aureus somit ein dreifacher. Welche der
Entwickelungsreihen eingeschlagen wird, scheint von Standortsverhältnissen und von der
Jahreszeit abzuhängen. Auch
der bisher als monözisch betrachtete Volvox globator hat verwickeltere Geschlechtsverhältnisse, als bisher angenommen
wurde.
Physiologisch erscheint die Volvoxkolonie als Ernährungsgenossenschaft, in welcher wie in einem Bienenvolk eine gewisse
Anzahl von Individuen, die dafür die
Vermehrung der Art ausschließlich übernehmen, von der
Arbeit der übrigen leben.
Wie dort
Königin undDrohnen von den Arbeitsbienen gefüttert werden, so werden hier die ungeschlechtlichen
Tochterkugeln, die
Eier
[* 3] und die
Spermatozoiden von den vegetativen, sich dabei erschöpfenden
Zellen ernährt. Die
Frage, ob
Volvox eine
Alge oder ein
Tier ist, erscheint insofern müßig, als derselbe sowohl zu unzweifelhaften
Algen
[* 4] als ebensolchen
Flagellaten
in deutlicher
Verwandtschaft steht und ein absolutes
Kriterium für die Bindeglieder beider nicht aufzufinden
ist.
in der
Psychologie das in unserm
Bewußtsein erzeugte
Bild eines Gegenstandes. Bezieht sich die Vorstellung auf einen
wirklichen Gegenstand, so heißt sie
Wahrnehmung oder
Anschauung; ist ihr
Objekt ein bloß gedachtes, so
wird sie Phantasievorstellung oder Vorstellung im engern
Sinne genannt. Zwischen
Wahrnehmung und Vorstellung bestehen beim gesunden
Menschen scharfe
Grenzen
[* 5] und sowohl qualitative als quantitative Unterschiede, gleichwie auf dem Gebiet innerer
Erfahrung das wirkliche Erlebnis
(Freude,
Schreck) von der künstlichen
Nachbildung
(etwa seitens des Schauspielers) sich nicht nur der Gefühlsstärke,
sondern auch der Gefühlsbeschaffenheit nach unterscheidet.
Aber jede Vorstellung führt auf eine
Wahrnehmung zurück. Entweder ist sie ganz eine Wiederholung früherer
Wahrnehmung, oder ihre
einfachen
Bestandteile sind Abbilder früherer einfacher
Empfindungen (s. d.); denn selbst die ausschweifendste
Phantasie vermag
keine Vorstellung zu ersinnen, die nicht entweder als
Ganzes in der Wirklichkeit existiere oder wenigstens in ihren Teilen thatsächlich
gegeben sei. Am nächsten stehen der
Wahrnehmung die
Vorstellungen, welche sich unmittelbar an sie anschließen, wie die Vorstellung
des
Schmerzes an die
Wahrnehmung einer chirurgischen
Operation
(Erinnerungsnachbilder, apperzeptive Vorstellungsbilder). Je mehr
andre
Vorstellungen sich zwischen einen Sinneseindruck und seine
Reproduktion einschieben, desto mehr verblaßt die
Reproduktion,
d. h. die betreffende Vorstellung. Im allgemeinen nun unterscheiden sich einfache
Vorstellungen von
Empfindungen, bez. Vorstellungskomplexe
von
Wahrnehmungen in folgenden vier
Punkten:
1) Vorstellungsbilder sind für gewöhnlich schwächer, undeutlicher als die entsprechenden
Empfindungen. Ein bloß vorgestellter
Ton ist eine zweifellos schwächere seelische Zuständlichkeit als derselbe
Ton, wenn er wirklich gehört wird. Indessen ist
dieser Intensitätsunterschied bei Individuen mit lebhafter Vorstellungsthätigkeit, also etwa bei
Kindern,
Frauen, Künstlern,
ein nicht sehr erheblicher, während er bei
Menschen mit vorwiegend abstrakter Geistesthätigkeit einen ziemlich hohen
Grad
erreicht. Abgesehen von solchen individuellen Verschiedenheiten hängt die
Stärke
[* 6] der
Vorstellungen von
zwei Umständen ab. Es ist a) eine Vorstellung um so intensiver, mit je größerm
Interesse der Gegenstand der ihr zu
Grunde liegenden
Sinneswahrnehmung erfaßt wurde, und b) je öfter diese Sinneswahrnehmung auftrat.
2) Jede Vorstellung ist von einem
Gefühl der Spontaneität, jede
Empfindung von einem
Gefühl des
Zwanges begleitet.
So oft eine in das Phantasiespiel oder in die Denkthätigkeit eingreift, scheint sie aus dem eignen Innern spontan emporzusteigen
und sich willig der psychischen Aktivität zu unterwerfen.
Empfindungen werden uns von außen aufgedrungen und fügen sich
nicht unsern
Wünschen: das
Rot, das ich sehe, zwingt sich mir als etwas Unveränderliches auf.
Vorstellungen
fühle ich als mein
Eigentum, das in mir erzeugt und von mir zu beherrschen ist; fehlt das erste Merkmal, d. h.
wird eine Vorstellung auf einen andern
Urheber als die eigne
Person bezogen, so nennt man das psychische oder
Pseudo-Halluzination, fehlt
das zweite Merkmal, d. h. ist die Vorstellung nicht nach Belieben abzuändern und zu
verscheuchen, so spricht man von
Zwangsvorstellungen.
4) Den
Vorstellungen fehlt die begleitende Muskelempfindung, die mit der Thätigkeit eines jeden Sinnesapparates, demnach
mit allen
Empfindungen verbunden ist. Jede Sinnesempfindung wird von Nebenempfindungen begleitet, die
in den
Bewegungen des betreffenden
Organs (z. B. in Augenbewegungen) ihren
Grund haben und ebendorthin von dem
Bewußtsein lokalisiert
werden; hingegen ergänzt sich die Vorstellungsthätigkeit durch allgemeine
Spannungen der Kopfmuskulatur, die sich nicht
auf den
Ort eines besondern Sinnesapparats konzentrieren.
So viel von dem, was die innere
Erfahrung über das
Wesen der
Vorstellungen aussagt. Es entsteht nunmehr
die Aufgabe, den Zusammenhang der
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